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. - - v > . V X - —— ähnliche GsWchte «u» Frankreich« Verzanaenheit. Der Pariser „Moniteur" krachte «Älich im Jahre 1811 folgende Rote: „Gestern im Palaste der Tuklerim reichte die Amme dem Könige von Rom zwei Stücke Aucker, ein Stück Colonialzucker und ein Stück Runkelrübenzucker. Se. kaiserliche Hoheit wies den Colo- »talzucker zurück und geruhte, das nationale Rübenproduct hinzu nehmen." — In Anbetracht des Umstande«, bah man vor b5 Jahren den Rübenzucker nur unvollkommen zu reinigen verstand, zeugt diese Notiz des „Moniteurs" von einem sehr schlechte« Geschmack des damals allerdings noch sehr jungen Königs. —,20. März. Der officiöse Berliner der „Börsenhalle" be- merkt, daß die preußischen Militärverhältnisse es der Regierung Möglich machen, jeden politischen Schritt mit der ruhigen und festen Überzeugung zu thuu, daß um. gegebenen Momente die gesummte preußische Armee binnen wenigen Tagen auf den Kriegsfuß gesetzt und dislocirt werden kann. Einer Armirung der schlesischen Festungen bedürfe es vor der Hand nicht. Die Sachlage sei nach wie vor eine überaus ernste. Die preußische Regierung sei be- -stimmt entschlossen, die definitive Lösung der schleswig holsteinischen Fragen nunmehr herbeizuführeu, in welcher Beziehung das Resultat veS Minister-Conseils vom 28. Februar nicht etwa ein negatives, fonden ein höchst positives gewesen , welches im richtigen Momente thatsächlich hervortreten werde. Die Gerüchte übrigens von der Hevorstchonden Recrutirung in Schleswig und einer Personaloer- ötlverung in der Gouverneurstelle de» Landes seien grundlos. — Der officiöse Wiener desselben Blattes meint, der letzte schlcswigsche Erlaß habe dem Faß den Boden anSgestoßen. Oesterreich werde einem Kriege nicht ausweichen und eine Intervention der fremden Mächte, die nachgerade zur „unausbleiblichen Eventualität" geworden fei, nicht zurückweisen. An Nachgiebigkeit den Forderungen Preußens gegenüber denke man in Wien nicht. Köln, 18. März. Eine Anzahl gezogener FestungSgeschütze ist von Köln nach den schlesischen Festungen abgegangen. (K. Bl.) - Königsberg, 1b. März. l,Pr >L. A) Unter „Mittheilungen au- der Provinzialverwaltung" wird in dem heutigen Amtrblatt der Königsberger Regierung über „Veteranenunterstützungen" be richtet : Die Anzahl der hilfsbedürftigen Kriegsveteranen unser« Bezirk« beträgt noch 2372, wovon 29 der Kriegsperiode 1806/12 ilngehöten, und 2343 an den Kriegen von 18I3/I5 Theil genommen hatten. Hiervon haben resp. 20 und 1223 Veteranen lebenslang« Uche Unterstützungen von 1 und 2 Thalern monatlich erhalten, wogegen die noch sehr ansehnliche Zahl der übrigen Veteranen nur Mit außerordentlichen Unterstützungen von 3 und 4 Thalern bedacht werden kotmte. Bre-la«, 15. März. (B. Bl.) Unter der Rubrik „Verord nungen und Erlasse der Behörden" berichtet das Programm der Realschule zum heiligen Geist: „10. April. DaS königliche Pro« , vinzialschulcollegium setzt in Kenntniß, daß der Secundaner P. auf einem schlesischen Provinzlalghmnasinm wegen gänzlichen Mangels an Ehrerbietung gegen die allerhöchste Person Sr. Majestät nicht nur verwiesen, sondern demselben auch der Wiedereintritt in jede andere höhere Lehranstalt der Provinz verschlossen worden." Marienburg. Am 8. März, an welchem Tage der Abge« ordnete vr.'Johann Jacobh zu Königsberg seine sechsmonatliche Hast abgebüßt hatte, wurde hier ein beglückwünschendes Telegramm an ihn aufgegeben, dessen Annahme der expedirende Telegraphen- Beamte al« unthunlich ablehnte. Der Absender wendete sich an den nächsten Vorgesetzten, welcher denn erklärte, der Absendung des Telegramms stände gesetzlich durchaus Nichts im Wege und daher die Absendung anordnete. Der betreffende Expedient hat nun gegen feinen Vorgesetzten eine Beschwerde eingeleitet. AM 9. d. MtS. kam zu Wien der Proccß gegen Markl wegen der der Creditanstalt zugefügten Defraudation zur Verhandlung. Der Angeklagte, welcher als Kassirer der Anstalt angestellt war, hat nach der Behauptung der Anklage 452,320 Gulden unterschlagen. Er legte bet der Verhandlung ein offenes Geständniß ab und ant wortete auf die Frage des Präsidenten, was ihn zum Verbrechen bewogen, Folgendes: Im Jahre 1858 bei Gelegenheit eines Jncasso von Wechseln bemerkte ich ein Deficit von 900 fl., über dessen Ursprung ich keine Auskunft zn geben vermag. Um das Deficit zu decken, begann ich an der Börse zu spielen, verlor aber im Laufe der Zeit bis zum Jahre 1864 6000 fl. Im Jahre 1864 sah ich Mich genöthigt, da ich das im Besitze, meiner Mutter befindliche Vermögen nicht angreifen wollte, aus der Couponkasse 2000 fl. zu eütwenden. Ich deckte jedoch da» Deficit wieder. Da wurde ich durch eine Annonce, in welcher eine Spielmethode angegeben war, veranlaßt, mir die Methode kommen zu lassen. Dies veranlaßte «ich zum systematischen Lottericsplel, denn ich lebte der Ueberzeugung, auf diese Weise reich werden zu müssen. Allein meine Einsätze waren von vornherein zu hoch, «im rcussiren zu könne». Die Be« 02 —; — . tM« wurde» immex größer, sie verdoppelten sich. Zu Ende de« Jahre« 1834, ich glaube am 27. December, hatte ich bereits ein Deficit von 89,000 fl. Am Schluß des Jahre« 1864 waren es 90,000 fl. Im Laufe des Jahres erreichte die Summe bereit« die Höhe von 270,000 fl. Zu Ende des Jahres 1865 schön 420,000 fl das Uebrige brauchte ich im Jahre 1866. Markl hat im Ganzen 1,365,281 fl. an Einsätzen in der Lotterie gewagt und im Ganzen 914,736 fl. gewonnen. Er wurde, unter Annahme mildernder Umstände, zu visd.,Jahren schweren Kerkers und zur Zahlung von 183,OM Gulden verurtheilt. Der Proceß hat nicht nur in Oester reich, sondern überall, wo mit den Papieren der Creditanstalt ge handelt wird, ungeheure Sensation erregt, da er die Sorglosigkeit und Nachlässt zkeil^der Credit-AnstaltS-Berwaltung in'« grellste Licht setzt. Markl, der als junger.Mensch von 21 Jahren den Kassirer« posten erhiel , wäre viell"icht nie zum Verbrecher geworden, wenn er eine gewissenhafte Controle über sich gehabt hätte und wenn er nicht durch daö Beispiel der Anstalts-Vorgesetzten zu leichtsinnigem Spiele verleitet worden wäre. Der jugendliche Verbrecher erregks deshalb sowohl durch sein offenes Geständniß, als durch seine Reue das Mitleid des Publikums, während über seine Revisoren und Directoren der Anstalt Spott und Ingrimm laut wurden. Die Presse sagt ganz richtig: „wirksamer als Alles, was gesagt wurde, ist das schweigende Urtheil, da« auf den Lippen aller Anwesende« schwebte — vom Richter bis zum Angeklagten und dem -staunend«» Zuhörer — da« schweigende und doch so beredte Urtheil über eine Anstalt, in welcher ein solches Verbrechen möglich war. — 17. Mirz. Sntdsn der Köniz von Preußen, sagt die „N. Fr. Pr.", eine Verordnung gefertigt, deren den Mitbesitzer herausfordernder Charaeter rücksichtslos proclamirt wird; seitdem Preußen offen zum Kriege rüstet und die unheimliche Rührigkeit seiner Etappencommandanwn in Holstein auf den Plan einer Voll« stopfung der Etappenstraßen mit preußischen Truppen und einer thatsächlichen Occupation Holsteins unter den Augen der öster reichischen Truppen hinweist; seitdem in Berlin das schleichend« Attentat gegen den Condominns vtniilirt wird — seitdem muß mau von dieser Seite auf jeden Slreich gefaßt sein und kann ein Nichts drn verheerenden Brand entzünden. D>e Brigade Kalik wird aber ihre Stellung gegen jede Uebermacht zu behaupten wissen, und der erste Schuß, der sich an der schleswig-holsteinischen Grenze entladet, engagirt unwiderruflich die militärische Ehre und entfesselt diesen unberechenbaren Krieg. Unberechenbar sagen wir, denn käme es da zu, er würde auf beiden Seiten mit einer Erbitterung und einer Zähigkeit geführt werden, wie kein anderer Krieg. Er würde nicht sieben Jahre dauern, wie der Kampf uin Schlesien, und nicht vier, wie der amerikanische Bürgerkrieg, denn i» Europa ist es bei der Beschaffenheit des Terrains und bei den Mitteln, über welche die ringenven Parteien verfügen, nicht inehr möglich, jahrelange Kriege zu führen; aber ein Schlag nach dem andern würde mit nieder schmetternder Wucht geführt werden, die Hecresmassen würden mit einer wahren BernichtnngSwmh aneinanderprallen, und der Kampf würde durch einen Ingrimm und eine Schonungslosigkeit gekennzeichnet werden, wie sie Europa seit den großen napoleonischen Schlachten nicht mehr gesehen hat. Der voranSsichtliche Ent- scheidungskampf würde in der sächsischen Ebene stattfinden. — 18. Marz. Die „Reform" bringt einen Aufsatz Über con' stituttonelle FreilM, dem wir nachstehende Stellen entnehmen: Die Völker Oesterreichs sind bloS in der Idee der Freiheit einig, sobald sie aber an die Realisirung dieser Joce gehen, ja nur von ihr sprechen, nur an sie denken, so tritt sofort di« verworrenste und verwirrendste Uneinigkeit zu Tage. In der Theorie sind die Völker Oesterreichs wahre FreihettSenthusiasten, nirgend« wird so viel von Freiheit gesprochen und gesungen, nirgends wird der Con- stitutionalismus so oft proclamirt und als Fahne vorgetragen, wie in Oesterreich. Wenn eS aber gilt, die Freiheit als staatliche Jn- stituticn zu organisiren, wenn es gilt, de« ConstitutionalismuS praclisch anszuübm, so haben sich bisher die Völker Oesterreichs, jedes für sich allein und noch mehr in Bezug auf ihr unzertrenn liche» Zusammensein, als unpraclisch, ja geradezu al« unfähig be wiesen. Wenn man fortwährend die aufrichtigste monarchische Ge- sinnung bekennt» dabei an den Monarchen Forderungen stellt, welche nicht einmal der Präsident der nordamerikanischcn Republik erfüllen würde, so verfällt man in eine schreiende Inconsequenz, so offenbart man die bedenklichste Verkennung der thatsächlichen Verhältnisse und RechtSanschaunugen, so provocirt man einen Kampf, wie «r t« einem constitutionellen Staate gar nie Vorkommen soll. Durch eine solche Politik dec Zwietracht, des bornirtestcu Separatismus, de» engherzigsten Egoismus, der theoretischen Ueoertreibung und practischen Unlüchligkeit arbeitet mau gerade dem in die Hände, was man fürchtet, nämlich — dem Absolutismus. — 19. März. Laut der „N. Fr. Pr." wird Frhr. v. Manteuffel in besonderer Mission hier erwartet. Äaö „Fremdeublatt" erfährt,