Volltext Seite (XML)
Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgericht- z« Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brands M 53 ««scheint jeden Wochentag früh V U. Insrrate werdm bl« Nachm. Z Uhr für die nächste Nr angenommen Donnerstag, den 8. März prei« oierreilaori. LU Ngi. 2n«na«> werden die gespaltene gelle oder deren Raum mit b Pf. berechne«. IE Tagesgeschichte. Dresden, 5. März. (D. I.) Gestern Abend hat bei dem hiesigen königl. baierischen Gesandten, Freih. v. Gise, eine franzö sische Theatervorstellung stattgefunden, welche Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin, Prinz und Frau Prinzessin Georg und Prinzessin Amalie, sowie Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen mit Allerhöchst- und Höchstihrer Gegenwart zu beehren geruhten. Berlin, 5. März. Ueber die am 28. Februar unter dem Vorsitze des König« abgehaltene Conseilsitzung will man wissen: Das Staatsoberhaupt wünschte die Ansicht über das Verhältniß Preußens zu Oesterreich zu vernehmen. Weitaus die Mehrzahl hätte sich für den Bruch ausgesprochen. Unter denen, welche da gegen gewesen, nennt Man den Kronprinzen und den Gouverneur von Manteuffel. Auch soll v. d. Goltz die Stimmung in Paris al« nicht günstig für die Kriegspolitik anschen. (Bian hält es auch für möglich, daß sich Goltz als Friedensminister aufspare.) Der König habe Vie Ansichten angehört, sich die Entscheidung erst noch vorbehaltend. Beschlossen sei noch nicht«. — Trotz allen Dementis der Officiösen bleibt ein Berliner Lorrespondent der „Rhein. Ztg." dabei, die preußische Antwort auf die österreichische Abweisung vom 7. Februar sei am 24. Febr. von Berlin abgegangen. Der Correspondcnt schreibt: „Sie ist von dem Grafen Bismarck den übrigen Ministern erst mitgetheilt worden, nachdem der König sie genehmigt hatte. Die Minister haben sich verbindlich machen müssen, über den Inhalt der Note nicht weiter zu sprechen, bis dieselbe von dem preußischen Gesandten zu Wien'im dortigen auswärtigen Amt übergeben sein würde. Vor den Beamten des Ministeriums ist da« strengste Geheimniß gewahrt Wörden; der Bureauchef des Grafen Bismarck, Leg.-Rath v. Keudel, hat die Note selbst ausgefertigt und expedirt. So viel scheint fest zustehen, daß dieselbe ganz bestimmte Forderungen an Oesterreich stellt. Für den Fall der Ablehnung ist, wie man wissen will, die Mobilmachung beschlossen, und zwar soll zunächst die Aufstellung einer Armee an der schlesischen Grenze zu erwarten sein. In ministeriellen Kreisen ist von Verabredungen zwischen dem Kaiser von Frankreich und dem Grafen Goltz nichts bekannt. Bei Hofe soll die Ueberzeugung vorherrschen, daß das ganze preußische Volk mit der auswärtigen Politik einverstanden sei und die Fortschritts partei nur deshalb nicht gewagt habe, die schleswig-holsteinische Frage in der Kammer zur Sprache zu bringen, weil sie dem Mi nisterium nicht da« Zugeständniß machen wollte, daß sie selbst für die Annexion der Herzogthümer begeistert sei. Die finanziellen Mittel der Regierung für militärische Bewegungen sind mit 50 Mill. Thaler vielleicht überschätzt, doch dürften sie diese Summe nahezu erreichen. Man spricht davon, daß für den Fall eines höheren Bedürfnisses die Patrioten dem Gouvernement bedeutende Geld summen freiwillig darbieten würden; man vertraut hierbei besonders auf die Mitglieder des Herrenhauses, die Kronshndici, die Land- räthe,e." — Nach einer Devesche der „B. B.-Z." bestätigt das in Wien erscheinende „Vaterland" in officiöser Weise, daß der preußische Ge sandte Baron v. Werther die Instruction erhalten habe, der öster- reichischen Regierung den Vorschlag zu machen, unbeschadet des Mit besitzrechtes, die Verwaltung von Holstein an Preußen zu übertragen. Nach allen aus Wien hier eintreffenden Nachrichten scheint man aber dort gar keine Lust zu haben, auf einen solchen Vorschlag etn- zugehen. , ^71 ^^r ofsiciöse Wiener Corresp. der „Börsenh." laubt nicht an die Absicht Preußens, den Gasteiner Vertrag kündigen zu wollen, weil derselbe ohne Zustimmung Oesterreichs gar nicht gekündigt werden könne und Letztere« sich nicht dazu verstehen werde. Ueber- die« werde eine solche Maßregel Preußen« nicht etwa ein Schritt zum Dcfinitivum, sondern zum Kriege zwischen beiden Großmächten um ihre Existenz sein. — Etwa 60 Mitglieder des Herrenhauses haben Bertin nicht verlassen können, ohne dem König in einer Adresse zu erklären, daß sie mit der Politik seiner Minister in allen Dingen einverstanden sind und ihren College» im Abgeordnetenhause alle« Schlimm« uachzusagen, was ihnen die Minister vorgesagt Haden. Schließ lich erlauben sie sich, den König daran zu erinnern, daß die Majestät da« Schwert trage zur Strafe über die Uebelthäter. Unter den Unterzeichnern ist Hans v. Rochow, der Hinckeldey erschossen hat. — Ueber Herrn Generalconsul ä. D. Sturz, welcher sich seit einigen Monaten in Amerika befindet, erhalten wir Kunde au« einem amerikanischen Blatte, welche« uns vorliegt. Der „Philadelphia Demokrat" vom l. Febr. d. I. berichtet nämlich, daß Hr. Sturz sich M Zeit in Philadelphia befinde und knüpft daran «ine biogra phische Skizze von dem „rühmlichst bekannten Agitator für eine Besserung der Lage der deutschen Auswanderer in Brasilien und gegen fernere Auswanderung nach jenem Lande, so lange da« „Par- ceria" oder Halbpachtshstem dauere." Da« Blatt theilt dann wei ter über den Zweck de« augenblicklichen Aufenthaltes de« Hrn. Sturz mit, daß derselbe die Verhältnisse der Vereinigten Staaten, welche er „jetzt für das einzige günstige Land für die deutsche Auswan derung Halle", gründlich kennen zu lernen suche, um sie alsdana gewissenhaft nach seiner Rückkehr nach Deutschland, zu schildern. Indem das Blatt sich mit der Hoffnung schmeichel^ Herr Sturz werde darüber nur Günstiges berichten können, wünscht es zugleich den Vereinigten Staaten Glück, im Interesse der deutschen Aus wanderung nach der Union eine solche Berühmtheit und Autorität in der Auswanderungsfrage in Deutschland, wie Herr Sturz ein« sei, vielleicht für immer gewonnen zu haben. — Es verdient gewiß Hohe Anerkennung, wenn Herr Sturz im Interesse der nationalen Sache, die ihn ganz beseelt, noch im vorgerückten Greisenalter die Reise über den Ocean unternommen hat — so viel wir wissen, trat er dieselbe im Anfang des Winter« bei sehr ungünstiger Jah reszeit an — um den glücklicheren Bereich des Welttheil«, den er ' im rüstigen ManneSalter einst von Süden bi« Norden durchstreifte, nach einer ruhmvollen geschichtlichen Epoche und unter sich umge- stallenden politisch-socialen Verhältnissen von Neuem persönlich ken nen zu lernen. — Wie wir hören, beabsichtigt Herr Sturz im Frühling d. I. nach Deutschland resp. Berlin zurückzukehren. Köln, 4. März. Am Nachmittage versammelten sich im gro ßen Gürzenichsaale 4000 Personen, so daß der Saal bis zum letz- ten Stehplatz besetzt war. Die Versammlung galt der Begrüßung der Abgeordneten, darunter die Herren Assessor Lung, AppellationS- gerichtsrath Leue, vr. Fühling, Roggen, Friedensrichter Fischbach von Bensberg, LucaS von Mühlheim a. Rh. und Schümann von der Mosel, hinter denen der Appellationsgerichtsrath v. Ammon Platz nahm. Herr Classen-Kappelmann, den man zum Vorsitze«» den wählte, eröffnete die Versammlung mit einer entsprechenden Ansprache und schloß mit einem Hoch auf die liberale Majorität des Abgeordnetenhauses, worauf Herr Roggen den Dank für den herzlichen Empfang aussprach und damit die Mahnung »ur Aus dauer verband. Herr Assessor Jung sprach von der Aufgabe der Volksvertretung, ferner von der SchleSwig-Holsteinfrage und dem gegenwärtigen Säbelgerassel. ES sei wohl möglich, daß da- erste und zweite Aufgebot einberufen werde, vielleicht auch ein Krieg er folge; aber die Zustimmung de« Volkes bleibe zu Hause. Zum Schluß mahnte er zur Ausdauer, worauf die Versammlung aber mals ein Hoch auf die Abgeordneten ausbrachte. Herr Leue inter-