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Nr. 79/1912 PAPIER-ZEITUNG 2833 führlieh geantwortet und eine Abschrift ihrer Antwort dem Geschäftsführer gesandt. Die Antwort deckt sich mit den An sichten, die im Geschäftsbericht ausgeführt sind. Redner fragt, ob die fünf handelspolitischen Gesichtspunkte, die im Geschäfts bericht aufgestellt sind, ausreichen oder ob noch weitere Ge- sichtspunkte nötig sind, damit alle Mitglieder eine Richtschnur haben. Der Vorstand habe einen handelspolitischen Ausschuß eingesetzt, bestehend aus den Herren Lehmann, Buchholtz so wie dem Geschäftsführer. Auch der Verein Deutscher Papier fabrikanten, mit dem wir in Fühlung bleiben wollen, hat einen handelspolitischen Ausschuß eingesetzt. Beide Ausschüsse haben noch nicht getagt, wollen sich aber verständigen. Redner bittet Herrn Schelhaas, der Vorstandsmitglied der Deutschen Papierfabrikanten ist, um Auskunft darüber, wie die gegenseitige Verständigung beider Ausschüsse am besten erfolgen sollte. Herr Generaldirektor Nabbat führt aus, man müsse dafür sorgen, daß es nicht wieder so komme wie beim Abschluß der letzten Handelsverträge, wo der Vertreter der Pappenfabrikation im wirtschaftlichen Ausschuß das Gegenteil von dem verlangte, was die Pappenfabrikanten wünschten. Oesterreich erhebt höhere Zölle für Pappe als Deutschland, und diese für die deut schen Pappenfabrikanten schädliche Maßnahme Oesterreichs .wurde von Deutschland zugestanden im Austausch dafür, daß Oesterreich in bezug auf die Getreidezölle gewisses Entgegen kommen an den Tag legte. Die Pappen dürfen fortan nicht als Kompensation herhalten. Redner empfiehlt dafür zu wirken, daß alle deutschen Handelskammern über Pappenzölle gleich mäßig an die Behörden berichten. Auf Antrag mehrerer Mitglieder wird beschlossen, die Ant wort der Norddeutschen Lederpappen-Fabriken Akt.-Ges. auf die Anfrage der Sorauer Handelskammer auf Vereinskosten vervielfältigen zu lassen und jedem Mitglied einen Abzug zu senden. Herr Schelhaas. begrüßt den Verein im Namen des Vor standes Deutscher Papierfabrikanten und hofft, daß die Arbeit des Vereins dauernd und segensreich sich gestalte und beide Vereine gut zusammenarbeiten werden. Zu den fünf handels politischen Gesichtspunkten des Geschäftsberichts sei nichts hinzuzufügen. Redner gibt vertrauliche Anregungen darüber, welche Taktik der Verein bei der Festsetzung der Zölle insbe sondere für Strohpappe in den künftigen Zolltarifen ein halten soll. Herr Clemm führt an, daß finländische Hochglanz-Leder pappe zu Unrecht zum Zollsatz von 1 M. 50 Pf. die 100 kg ein geführt wird, denn nach dem Zolltarif müssen derartig geglättete Pappen 6 M. die 100 kg Zoll bezahlen. Herr Obenauf führt Fälle an, in welchen gleiche ausländische Pappe bei den verschiedenen Zollämtern verschieden verzollt wurde, und wo Beschwerden Erfolg hatten. Er empfiehlt, daß alle Zollfragen durch den Verein behandelt werden. Ein Mitglied regt an, Herrn Generaldirektor Nabbat in den zollpolitischen Ausschuß des Vereins zuzuwählen, weil er auf diesem Gebiete besonders bewandert sei. Diese Anregung wird von anderer Seite unterstützt und beschlossen, die Mitglieder zahl des zollpolitischen Ausschusses auf fünf zu erhöhen. Die Herren Direktoren Nabbat und Clemm werden in den Ausschuß zugewählt. Herr Schelhaas regt auch an, Herrn Generaldirektor Nabbat bei nächster Gelegenheit in den Vorstand zu wählen. (Zu- Stimmung) 7. Allgemeine Aussprache und freie Anträge. Ein Mitglied erwähnte, dem Centralverband Deutscher Industrieller sei in der Tagespresse vorgeworfen worden, daß er nur die schwere Industrie vertrete und in zärtlichen Beziehungen zum Bund der Landwirte stehe. Die Kartonnagenindustrie, die Hauptabnehmerin der Braunpappenfabrikation, sei jedoch auf die Ausfuhr angewiesen, stehe also als Verarbeitungsindustrie im Gegensatz zu den Bestrebungen des Centralverbandes. Redner bittet hierüber um Auskunft. Herr Dr. von Stojentin, Vertreter des Centralverbandes Deutscher Industrieller, erwidert hierauf, daß von den 197 Ver bänden, die dem Centralverband angehören, nur 37 der schweren Industrie, alle anderen aber der Verarbeitungsindustrie zuzu zählen seien. Diese Zahlen allein beweisen die Haltlosigkeit der. vom Vorredner erwähnten Behauptung. Wer sich für die Tätigkeit des Centralverbandes interessiere, könne eine vor kurzem erschienene Abhandlung darüber erhalten. Gerade für die verarbeitende Industrie habe der Centralverband in letzter Zeit viel getan. Der Vorsitzende stellt zur Aussprache, wo und wann die nächste Generalversammlung stattfinden soll. Es wird hervor gehoben, daß nach den Satzungen die Generalversammlung im Mai oder Juni stattfinden soll, und aus Zweckmäßigkeits gründen wird der Antrag angenommen, die nächste General versammlung im Anschluß an die Versammlungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten und der Papiermacher-Berufs genossenschaft im Juni nächsten Jahres in Dresden abzuhalten. Hierauf folgt über die Bedeutung des Zentralverbandes deutscher Kartonnagenfabrikanten eine vertrauliche Aussprache. Sodann wird angeregt, der Vorstand möge sich so bald wie möglich mit der Ausarbeitung von Verkaufsbedingungen für Pappen beschäftigen, denn diese Arbeit verspreche unmittel baren Nutzen, während es bei den Kartellbestrebungen fraglich ist, ob sie zustande kommen. Der Vorsitzende sagt zu, daß in der nächsten Generalversammlung dem Verein der Entwurf von Verkaufsbedingungen vorgelegt werden-soll. Hierauf schließt der Vorsitzende um 2% Uhr die Versammlung, auf welche gemeinsames Frühstück der Teilnehmer im Savoy- Hotel folgte. Die technische Verwertung der Celluloseablaugen Das zweite Morgenblatt der Frankfurter Zeitung vom 16. September 1912 enthält einen Aufastz mit obigem Titel, wel cher vom Verein Deutscher Zellstoffabrikanten wie folgt be richtigt wird. Es ist da zunächst gesagt: „Die Ablaugen der Zell stoffabriken verursachten infolge ihres Gehaltes an schwefliger Säure biologische Schädigungen der Flußläufe, was vielfach zu Klagen und Schadensersatzansprüchen Anlaß gegeben habe.” Hiermit dürfte doch wohl etwas zu viel behauptet sein. Wenn die Ablaugen genügend verdünnt werden, treten bekanntlich Schä digungen der erwähnten Art nicht ein. Nur dort, wo Fabriken an ungenügenden Vorflutern liegen, haben sich solche Schwierig keiten herausgestellt. Die Bedeutung, welche der Verfasser des Artikels dem „Zell pech” für die Zellstoffindustrie beimißt, ist bei weitem nicht so groß, wie sie geschildert wird. Der erwähnten Anlage im Rhein land ist es vor allem deswegen möglich gewesen, ihre Ablaugen als Brikettierungsmittel zu verwerten, da hinter ihr kapital kräftige Unternehmer stehen, die ein besonderes Interesse daran haben, bei der Erz- und Kohlengewinnung entstehende Abfall produkte unter Verwendung der Ablauge als Bindemittel noch nutzbar zu machen. Dann ist hier noch zu berücksichtigen, daß die geographische Lage des rheinischen Werkes besonders günstig ist: Es kann das Zellpech an die in unmittelbarer Nähe befind lichen Bergwerke absetzen, sodaß die Transportspesen fast keine Rolle spielen. Wie völlig anders liegen in dieser Hinsicht die Ver hältnisse bei solchen Zellstoffabriken, welche die Ablaugen erst weit verschicken müssen! Sie würden ganz erheblich höhere Ausgaben für Fracht usw. haben und deshalb nicht in der Lage sein, an die Verarbeitung der Ablaugen zu Zellpech heranzugehen. Die Verarbeitung sämtlicher in Deutschland erzeugten Zellstoff ablaugen zu Zellpech wäre aber vor allem deswegen ein Ding der Unmöglichkeit, da es an dem erforderlichen Absatz gebiet fehlt. Auf den Gedanken, durch Eindampfen der Sulfitzellulose laugen ein festes Produkt zu gewinnen, ist man übrigens nicht erst neuerdings gekommen; Versuche dieser Art liegen bereits viele Jahre zurück. Ueberhaupt wird seit Jahrzehnten auf dem Gebiet der Ablaugenverwertung von Gelehrten und Erfindern sowie von verschiedenen Fabriken fleißig gearbeitet. Ob die in dem Artikel der Frankfurter Zeitung erwähnten Kestnerschen Apparate gerade die geeignetsten zur Eindampfung der Laugen sind, möchten wir dahingestellt sein lassen; von sachverständiger Seite werden sie als ungenügend für Sulfitablaugeneindampfung bezeichnet. Die Anpreisung derselben in dem Artikel der Frank furter Zeitung kann deshalb leicht zu dem zugleich falschen Glauben führen, daß die Ablaugenfrage für die Zellstoffindustrie nunmehr gelöst sei. Dies ist aber bei weitem noch nicht der Fall. Selbst dort, wo eine Verwendung der Ablaugen stattfindet, deckt der für die fertigen Produkte erzielte Erlös nicht einmal die Her stellungskosten. Der Kestnersche Apparat ist selbst in seiner neuesten Abart für die Eindampfung der Sulfitablaugen noch gar nicht erprobt. Tüchtige Fachleute sind der Ansicht, daß seine Verwendung für Sulfit ablaugen in der Praxis überhaupt nicht durchführbar sein wird.