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2960 PAPIER-ZEITUNG Nr. 82/1912 Geschäfts-Nadirichten Wir bitten unsere geschätzten Bezieher, uns von jeder Veränderung Kenntnis zu geben, die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen Dem Bericht der Winterschen Papierfabriken in Hamburg über das Geschäftsjahr 1911/12 entnehmen wir folgendes: Durch fortgesetzte Verbesserungen in unseren Betrieben, die weitere Erhöhung der Erzeugung ermöglichten, sowie durch äußerste Sparsamkeit gelang es, die gedrückten Verkaufspreise, höheren Löhne und gesteigerten Unkosten, sowie Rohstoffpreise etwas aus zugleichen. Stark mindernd für das Betriebsergebnis war der un- gemein hohe Strohpreis, verursacht durch den ungünstigen Ausfall der vorjährigen Ernte. Die Papierfabrikation unserer Fabriken betrug zusammen 12 425 092 kg im Werte von 4 327 127 M., gegen 12 081 211 kg im Werte von 4 248 375 M. im Vorjahre. An Zellstoff erzeugte Fulda in diesem Jahre 2 261 550 kg im Werte von 373 732 Mark, gegen 2 208 843 kg im Werte von 364 285 M. im Vorjahre. Unsere verfügbaren Mittel betragen 1 830 235 M., unsere Verbind- lichkeiten dagegen 1 274 347 M. Für das Ergebnis des kommenden Geschäftsjahres dürfte der niedrigere Strohpreis günstig in E.. scheinung treten, doch werden anderseits die Ausgaben für sonstige Rohstoffe sowie für Löhne und Kohlen, ferner auch die allgemeinen Unkosten Steigerung'erfahren. Die Papierpreise sind noch immer ungünstig, und entsprechende Verständigung der beteiligten Fabriken ist dringend wünschenswert. Wir hoffen, auch im neuen Geschäfts jahr ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen zu können. Hauptziffern der Bilanz (abgerundet). Aktiva: Grundstück 518 700M„ Gebäude 1242500M., Maschinen 1861 600M„ Anschluß gleisanlage Wertheim und Niederkaufungen 1000 M., Inventur vorräte der 4 Fabriken 993 000 M., Forderungen in laufender Rechnung 647 800 M., Wechsel 11 500 M., Effekten 37 600 M., Bankguthaben und Bargeld 51 300 M., vorausbezahlte Feuer versicherungsprämien 12 200 M. Passiva : Aktienkapital 1 950 000 M., Teilschuldverschreibungen 1 361 000 M., Hypotheken Wertheim 155 100 M., Restkaufsumme für angekauftes Grundstück in Altkloster 12 000 M., Reservefonds 195 000 M., Delkredere- und Spezialreserve 100 000 M., Dispositions fonds 100 000 M., Talonsteuer-Rückstellung 5000 M., Rückstellung für noch einzulösende Kupons usw. und für Unfallversicherung 38 200 M., nicht erhobene Dividende 800 M., Verbindlichkeiten 820 600 M., laufende Akzepte 406 400 M., Arbeiter-Unterstützung 8400 M., Reingewinn 224 900 M., (Gewinn-Verteilung: 4 v. H. Dividende 78 000 M., Vergütung an den Aufsichtsrat 14 000 M., vertragsmäßige Tantiemen 12 000 M., Extraabschreibung auf Ma schinen 46 500 M., Rückstellung für Talonsteuer 5000 M., Zu weisung zur Arbeiter-Unterstützung 4000 M., Vortrag auf 1912/13 65 500 M.). Gewinn- und Verlustkonto. Soll: Materialien, Löhne, Fuhrwerk, Reparaturen, Beleuchtung, Versicherungen usw. 4 095 900 M., Handlungsunkosten 173 400 M., Wechseldiskont und Provision 53 100 M., Prioritäts- und Hypothekzinsen 71 300 M., Beiträge zur Kranken- und Unfall-Versicherung 32 700 M., Beiträge zur Alters- und Invaliditäts-Versicherung 8400 M., Abschreibungen 145 000 M., Reingewinn 224 900 M. Haben: Vortrag aus 1911 99 000 M., Erzeugung vom 1. Juli 1911 bis 30. Juni 1912 4 700 900 M., vereinnahmt durch Hausmieten, Landverpachtungen usw. 4800 M. Inhaberin der Lumpengroßhandlung DanielHepp in Aschaffen burg ist nach dem Tode des bisherigen Inhabers Daniel Hepp dessen Witwe Frau Anna Maria Hepp. K. Thode'sehe Papierfabrik, Aktiengesellschaft in Hainsberg. Der Vorstand Herr Direktor Friedberg Ferdinand Knörich ist ausgeschieden. Die Herrn Betriebsleiter Carl August Henker erteilte Prokura ist erloschen. Zum Vorstand wurde Herr Richard Carl Willy Schuster in Dresden bestellt. Dem Papier techniker Herrn Johann Baptist Jörg wurde Prokura erteilt. Martinswerk G. Meißner in Berka a. J. Der bisherige In haber, Pappenfabrikant Reinhold Friedrich Ludwig Brederecke in Bad Berka, ist ausgeschieden, und Herr Horst Himer ist jetziger Inhaber des unter der bisherigen Firma fortgeführten Geschäfts. Wm. Heuner-Greeven, Pappenfabrik in Langenberg, Rhld. Das Geschäft ist zur Fortsetzung unter unveränderter Firma auf den Pappenfabrikanten Herrn Wilhelm Heuner übergegangen. Herr Max Prawitz hat in Dresden-A. 19, Frankenstr. 6, eine Papiergroßhandlung eröffnet und verbindet damit gleich zeitig die Vertretung von Papier- und Pappenfabriken. Die Firma Benno Ragaller, Papiergroßhandlung in München, Baaderstr. 42, lautet in Zukunft B. Pagaller & Co., Papier großhandlung und Papierwarenfabrik. Herr Friedrich Max Wippold ist als Gesellschafter aus der Firma Frohn & Wippold, Luxuspapierwarengroßhandlung in Leipzig, Brandvorwerkstr. 47, ausgeschieden. K. Maschinenbau-Akt.-Ges. vorm. Starke & Hoffmann in Hirsch berg i. Schl. Das Unternehmen beantragt für 1911/12 wieder die Verteilung einer Dividende von 3 v. H. Der Rechenschafts bericht führt aus, daß in den Verkaufspreisen gegen das Vor jahr eine kleine Besserung ein trat; auch der Umsatz stieg um etwa 18 v. H. Die hierdurch erzielten Verdienste wurden aber durch die Erhöhung der Löhne und Gehälter, die allein etwa 15 000 M. mehr erforderten, sowie durch die Inanspruchnahme eines Bankkredites aufgezehrt, der hauptsächlich infolge der geforderten langfristigen Zielgewährung notwendig wurde. In das neue Geschäftsjahr übernahm das Werk einen genügenden Auftragsbestand; es war bisher voll beschäftigt. + Am 18. September starb in Docelles, Vosges, Frankreich, der Papierfabrikant Herr Louis Boucher, Besitzer der Papier fabrik Grand Meix, im Alter von 54 Jahren. Er war der Bruder des Papierfabrikanten und ehemaligen französischen Handels ministers Henry Boucher und hat die Papierfabrik Grand Meix in dreißigjähriger Tätigkeit zu großer Bedeutung gebracht. Vertretung. Herr R. Klinkowstroem hat mit 1. Oktober seine Vertretung für die Firma Seiden- und Cigarettenpapier- Fabrik Schoeller & Hoesch G. m. b. H. in Gernsbach, Großh. Baden, niedergelegt. Die Firma hat mit der Vertretung ihrer Interessen am Dresdener Platze und im sächsischen Bezirk Herrn Walter Knobbe in Dresden-A., Nürnberger Str. 53, betraut. Stiftung. Aus Anlaß ihres 75 jährigen Bestehens stiftete die Firma C. G. Haubold fr., G. m. b. H., Maschinenfabrik in Chemnitz, zum Unterstützungsfonds für Beamte und Arbeiter weitere 75 000 M. Eg. (Vogtl. Anz.) Verurteilung. Der Papierhülsenfabrikant Friedrich^ Pritzsche in München-Gladbach, der an den Ersten Staatsanwalt Mantell, den Staatsanwalt Burchardt und den Landgerichtsdirektor Paucksch Bomben geschickt hatte, die durch einen Zufall nicht losgingen, wurde am 8. Oktober vom Schwurgericht nach siebentägiger Ver handlung zu zehn Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt. Arbeitsstreit Der Ausstand der in Fabriken für Postversandschachteln be schäftigten Arbeiter in Berlin, s. Nr. 80 S. 2886, ist nach fünftägiger Dauer beendet: Zwischen Vertretern der Ausständigen und der Unternehmer wurde ein fester Tarifvertrag abgeschlossen, der bis zum 30. September 1915 Gültigkeit hat. Vereinbart wurde: Arbeits zeit wöchentlich 52 % Stunden für männliche und 50 Stunden für weibliche Arbeiter. Mindestlohn für geübte Nieter unter 19 Jahren 25 M., über 19 Jahren 32 M., für Leistennieter 33 M. Für Post zuschneider Anfangslohn 28 M., nach einem halben Jahre 32 M. Arbeiterinnen (nicht geübte) erhalten in den ersten drei Monaten 12 M., vom 4. bis 6. Monat 14 M., vom 7. bis 12. Monat 17 M. und nach dieser Zeit 18 M. Hilfsarbeiter erhalten im Alter unter 17 Jahren 12 M., im ersten Jahre 16 M., im zweiten 18 M., im dritten 20 M., im vierten 22 M. 50 Pf. und nach dieser Zeit 25 M.; Pappenträger 27 M. wöchentlich. Die Akkordpreise erfahren für glatte Ware Erhöhung um 10 v. H., für Leistenkasten um 5 v. H. Die Arbeite rinnen erhalten auf alle im Akkord zu verrichtenden Arbeiten einen Aufschlag von 5 v.-H. Der Vertrag regelt ferner das Ueberstunden- wesen. Bestehende, über den Tarif hinausgehende höhere Löhne, sowie bestehende bessere Arbeitsbedingungen, die in einzelnen Betrieben früher festgelegt waren, dürfen nicht verschlechtert werden. Alle, die den im Tarif festgesetzten Lohn bereits beziehen, erhalten eine Zulage, und zwar die Arbeiter und Arbeiterinnen je 1 M., die Postzuschneider und Lohnnieter je 2 M. wöchentlich. Zur Be sorgung der Geschäfte des Verbandes ist es den Arbeitern gestattet, eine Vertrauensperson zu bestimmen, die wegen dieser Tätigkeit nicht entlassen werden kann. Bei Bedarf von Arbeitskräften ist nur der Paritätische Facharbeitsnachweis für Buchbinder und verwandte Gewerbe in Anspruch zu nehmen. Streitigkeiten über Auslegung der Bestimmungen des Tarifes sind einem aus mindestens drei Arbeitgebern und drei Arbeitnehmern bestehenden Schiedsgericht zu unterbreiten, welches in drei Tagen entscheiden muß. Die während des Ausstandes eingestellten Arbeitswilligen werden ent lassen, so daß die Ausständigen ihre früheren Arbeitsplätze wieder einnehmen können. Die Arbeit ist bereits wieder aufgenommen * * * Nach 2% Monaten Dauer wurde der Arbeitsstreit in den Fabriken von Kymmene Aktiebolag, Finland (siehe zuletzt Nr. 79 Seite 2852), am 1. Oktober beigelegt. Dennoch dürfte die Firma nicht das ganze alte Personal wieder annehmen können, da sie in zwischen über 700 Arbeiter neu eingestellt hat. Ferner bewirkt auch der Brand der Zellstoffabrik von Woikka bei Harju, daß viele Arbeiter arbeitslos bleiben. Von den 12 Papiermaschinen der Firma sind gegenwärtig 6 in Betrieb. Bei Beendigung des Ausstands um faßte die Arbeitsstärke der Firma 1600 Mann, während sie sonst gewöhnlich 2800 Mann beträgt, bg. (Nach „Mercator”)