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Nr. 82/1912, PAPIER-ZEITUNG 2945 Fettdichte Pappe Zur Frage 12238 in Nr. 79 Ich habe verschiedentlich graue Pappen, ebenso Leder- und andere gewöhnliche Pappenarten zu besonderen Zwecken einseitig fettdicht gemacht. Man kann diesen einseitigen Anstrich mit ver schiedenen Mitteln erreichen, es kommt nur darauf an, welchen Verwendungszwecken die mit fettigen Stoffen bestrichenen Pappen dienen sollen. Soll z. B. Pappe zu Schachteln verarbeitet werden, in welche Genußmittel für weite Beförderung verpackt werden, so muß der einseitige Anstrich geruchlos und selbst genießbar sein, damit er den empfindlichen Inhalt nicht beeinträchtigt. Ein solcher Fettanstrich besteht z. B. aus festen Fettstoffen wie reinem Bienen wachs, Talg (Rindertalg), Stearin, denen zwecks besserer Streichbar keit und Verteilung gute Oele zu gesetzt sind, etwa Olivenöl oder gutes Leinöl. Hauptbestandteil ist meist Bienenwachs.Dieses wird warm mit Talg, Oel, Stearin od. dgl. versetzt, es darf jedoch nie mehr flüssiger Fettstoff, also Oel z. B., zugegeben werden, als bis das Gemisch nach dem Erkalten starr wird. Dabei muß der erkaltete Anstrich fettig-fest und doch genügend elastisch sein, um sich mit der damit bestrichenen Pappe biegen und knicken zu lassen, ohne zu reißen oder zu brechen. Bienenwachs allein oder mit Stearin oder Talg wäre hierfür zu spröde. Das Bestreichen erfolgt z. B. auf Anleimmaschinen, in deren Behälter eine Heizschlange liegt, welche den Fettinhalt entsprechend flüssig erhält, auch die Uebertrags- und Auftragswalzen müssen beheizt werden. Man kann die warmstehende Masse auch von Hand mit flachem Pinsel auftragen, dabei soll die Pappe auf warmer Unterlage liegen, jedoch nicht zu warm werden, weil sonst der An strich leicht durchschlägt. Zu kaltes Streichen dagegen läßt den Anstrich zu schnell erstarren, bindet ihn schlecht an die Fläche und erschwert dessen gleichmäßige Verteilung. Es muß für jede Pappenart erprobt werden, welche Fette man wählt, und wie warm man arbeiten muß. Jede zu imprägnierende Pappe soll aus möglichst „schmierigem” Stoff bestehen, denn „rösche” Stoffe sind meist sehr saugfähig und ziehen den Fettanstrich zu begierig auf. Soll Pappe zum Verpacken von Stoffen, die nicht zum Genuß dienen, einseitig fettdicht gemacht werden, so kann man billigere Anstriche verwenden, die aus Firnis, französischem hellem Lack, venetianischem Terpentin oder Erdwachs (auch Ceresin genannt) bestehen, mitunter auch etwas Talg minderer Art oder Fischtran enthalten. Man stellt z. B. ein Gemisch aus venetianischem Terpentin, Tran und Firnis her, mit dem man die Pappe bestreicht. Auch dieser Fettaufstrich ist elastisch und erhärtet so, daß man damit imprägnierte Pappen biegen und knicken kann. Taucht man Pappe in die Fettstoffe und läßt sie dann erkalten, um sie nachher zu glätten, so erhält man vollkommen wasserdichte Stoffe, in solchen Fällen müssen die Pappen aber aus wenig „schmierigem” Stoff bestehen, damit sie das Tränkmittel gut an saugen. Bei einseitiger Streichung genügt Anstrich mit Pinsel auf Wärmeplatten als Unterlage. V. H. ♦ * * Ein einfacher und sicherer Weg zur Erlangung fettdichter Pappen ist folgender: Die Pappe in Bogen oder Rollen durch ein geheiztes Satinierwerk gleichzeitig mit einer Bahn Cellophane „adhesire” zu führen, wodurch die Cellophane (Zellulosehaut) sich fest mit der Pappe verbindet, und selbst heißes Fett, Oele u. dgl. nicht mehr hindurchläßt. M. (Cellophane wurde in unserer Nr. 78 auf S. 2802 beschrieben.) Poriger Stereotypieguß Zu S. 2839 in Nr. 79 Porige Güsse entstehen nicht nur aus verunreinigtem, sonder auch aus überhitztem und zu heiß gegossenem Metall. Ein Stück in das flüssige Gießmetall getauchtes Rotationsdruckpapier soll sich leicht bräunen, dann ist die Temperatur richtig. Porige Stellen im Bilde kann der Flachstereotypeur vermeiden, wenn er den Satz an der Eingußstelle mit 5 — 8 Konkordanz (10—15 cm) breitem Stereotypie-Stegvorschlag versieht und die Matrize um so viel länger hält. Ferner sollen die Winkel nicht auf der Matrize, sondern die Matrize auf den vorher in richtiger Matrizengröße gestellten Gießwinkel gelegt werden. Entstehen trotzdem Löcher, so gieße der Stereotypeur verkehrt, und die Poren zeigen sich dann auf der Rückseite des Bildes, das Schriftbild selbst bleibt tadellos Tund verrät die porigen Stellen auf der Rückseite nicht. Ist das Metall verkrätzt und verunreinigt, so setze man, bevor man Zinn oder Antimon zuteilt, Holzkohle oder Reinigungspulver zu und glühe das Metall vorher gut aus. Der Rundstereotypeur kann sich helfen, indem er die Gieß flasche so schräg stellt, daß der Anguß fast senkrecht zu stehen kommt. Dieses Hilfsmittel zur Verhütung porigen Gusses hat sich insbesondere bei Instrumenten mit kleinem Anguß sehr gut be währt. Ferner entstehen porige Stellen und graue Flächen sehr leicht, wenn die Schriftseite der Matrize mit Fingerschweiß be haftet ist, oder wenn das Metall im Innern bis erbsengroße Löcher zeigt, oder wenn das Gießinstrument überhitzt ist, was in der Werk stereotypie ebenso oft vorkommt wie in der Rundstereotypie. Beim Gießen einer größeren Anzahl Platten nimmt nämlich das Instrument bald so hohen Hitzegrad an, daß der Guß nicht erkalten will, und man oft 4 — 5 Minuten warten muß, bevor man das Instrument öffnen kann. Man verhütet hierbei porigen Guß, wenn lan kälter und sehr langsam lit hohem Fall gießt. Wird das Flach- oder Rundgießinstrument zu heiß, so wird der Gießlöffel oder die Pfanne so zeitig mit Metall gefüllt, daß er vor dem Gießen breiig wird, aber noch gut fließt, auch wenn es beginnt am Löffel haften zu bleiben. Das Metall im Kessel wird bei hoher Feuerung durch Oeffnen der Ofentür abgekühlt, man vermeidet dadurch auch Schaum auf dem Kessel. P. E. Aus den Typographischen Gesellschaften Leipzig. Typographische Gesellschaft. Am 18. September wurde über den vierten Internationalen Kongreß für Kunstunterricht, Zeichnen und angewandte Kunst und die erste internationale Sonderausstellung für Schrift in Dresden berichtet. Die Herren Direktor Friedemann, Zeichenlehrer B. Lorenz, Fachlehrer H. Kupfer und E. Wetzig waren im Auftrage des Vereins Leipziger Buch druckerei-Besitzer und im Interesse der Buchdrucker-Lehranstalt in Dresden gewesen und teilten sich nun in den umfangreichen Stoff. Zunächst sprach Herr Direktor Friedemann über die Ein teilung der Ausstellung. In der Zeit vom 4. bis 25. August war das umfangreiche Material in drei großen Hallen untergebracht und nach Sachgebieten geordnet. Jeder Staat hatte für sich ausgestellt und eine Menge vorzüglicher Leistungen zusammengebracht, die einen Ueberblick sehr erschwerten. Ein anderer Uebelstand bestand darin, daß jedes freie Plätzchen ausgenutzt wurde, was die Wirkung der einzelnen Arbeiten beeinträchtigte. Ein umfangreicher Führer, dessen Titelblatt von unserem Mitglied Herm Lorenz stammt, sollte den Rundgang erleichtern. In der ersten Halle waren die sächsischen Fach- und Gewerbeschulen und die deutschen Kunst- gewerbeschulen vereinigt, in der zweiten fand man die internationale Schriftausstellung, und in der dritten zeigte das Ausland seine besten Leistungen. Herr Wetzig schilderte die Beteiligung der graphischen Hochschulen in Hamburg, Leipzig und Budapest und der reinen Fachschulen in Dresden, Leipzig, Nürnberg und Zittau. Von den erstgenannten Unterrichtsstätten zeichneten sich die Kgl. Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig durch ihre künstlerische Gleichmäßigkeit aus. Auch Hamburg trat in bester Weise hervor. Die beiden Gruppen werden auf jeden Besücher nur einen guten Eindruck gemacht haben. Unter den Fachschulen vermißte man München, Stuttgart und Berlin, dagegen waren Amerika und England vertreten. Herr Kupfer berichtete über die Anregungen, die ein Drucker bei einer solchen Ausstellung ge winnen kann. Begreiflicherweise sind sie nicht groß, aber doch waren es zwei Gesichtspunkte, die ihn interessierten, und zwar das Empfinden für Licht- und Schattenperspektive und J die prächtigen, den Geschmack bildenden Farbenzusammenstellungen. Auch die ausgestellten Schreibutensilien und Papiere fanden Er wähnung. Der vierte Beteiligte, Herr Zeichenlehrer Lorenz, sprach über den mit der Ausstellung verbundenen Kongreß vom 12. bis 18. August. Ihn hatten besonders die zahlreichen Vorträge ge fesselt, die von Jonstone in London, Prof. v. Larisch in Wien, Guhl mann in Hamburg u. a. gehalten wurden und in denen wiederholt die An icht zum Ausdruck kam, daß das Schriftschreiben ein selb ständiger vom Zeichnen vollständig unabhängiger Unterrichts stoff sei. An die Ausführungen dieser Redner knüpfte sich noch eine kurze Aussprache, in der der vorteilhafte Einfluß des Schrift schreibens auf den Geschmack des Buchdruckers anerkannt wurde, wobei die in den graphischen Vereinen gehaltenen Kurse wesentlich dazu beitragen. Das Entwerfen von neuen Schriften soll man aber den dazu berufenen Künstlern überlassen. Leider waren diein Dresden ausgestellten Sachen noch nicht wieder eingetroffen, so daß die Vorführung unterbleiben mußte, dt. Bibel-Ausstellung in Stuttgart. Im Anschluß anTdie Hundert jahrfeier der Privileg. Württemb.%Bibelanstalt wurde eine Aus stellung von Bibeln und Bibelteilen in der König-Karl-Halle des Landesgewerbe-Museums in Stuttgart eröffnet, wie sie so umfang reich und mannigfaltig wohl noch selten zu sehen war. Von Hand schriften und Faksimiles, welche mit ihren vielfarbigen gemalten Bildern und Initialen die Vorläufer des Buch- und Bibeldrucks bilden, bis zu den Drucken berühmter Buchdrucker voriger Jahr hunderte aus den verschiedensten Druckorten und den Drucken der Neuzeit ist eine Ausstellung geworden, .welche nicht nur auf Theologen und Bücherliebhaber sondern namentlich auch auf Buch drucker große Anziehungskraft ausüben wird. In allen Formaten und wohl in allen Sprachen, so namentlich in Hebräisch, Lateinisch, Griechisch, Französisch, Englisch und Deutsch präsentieren sich die Bibelausgaben mit und ohne Bilder in Holzschnitt und Kupfer, mit prächtigen gemalten und gedruckten farbigen Initialen und Kopfleisten. Auch Polyglotten und Blindenbibeln sind ausgestellt. Außer der Württembergischen Bibelanstalt sind die Landesbibliothek und auch andere als Aussteller vertreten, so die Britische und Aus ländische Bibelgesellschaft mit Bibeln in mehr als 100 Sprachen und Ausgaben der Oxford University-Press. In einem Kasten findet man die 1717 zu Oxford gedruckte Holy-Bibel, welche mit 55 cm Höhe das größte Stück aus der Württembergischen Landes bibliothek ist und daneben eine kleine lateinische Bibel, vielleicht 5 cm hoch, fürs Vergrößerungsglas. — S —