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Tageblatt. Amt-blatt de« Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadttäche zu Freiberg, Sayda u. Brand.' ^°28. Erscheint jeden Wochentag stich S U. Anserate werden R« Slachm. r Uhr für dl« nächst« Nr. angenommen. Sonnabend, den 3. Februar Pr«t» vlerteljährl. Zü Ngr. Aaseran «erden die gespaltene Zeil« oder deren Raum mit s Pf. berechnet. 188«. >> !.k TagesgeschLchle. Berlin, 31. Jan. Da» Kammergericht stützt, wie es heißt, seinen Beschluß in Sachen de» Redacteur« May in Altona auf den in Preußen am 10. Juni 1854 publicirten Beschluß der BundeSver« Muulung vom 26. Januar desselben Jahre« wegen gegenseitiger Auslieferung von Personen, welche wegen gemeiner Verbrechen oder Vergehen zur Untersuchung gezogen worden find. — Die Wiener „N. Fr. Pr." bemerkt hierauf: „Es hat seine Richtigkeit, daß Hol stein Bundesland ist, und daß der Bundesbrschluß vom 10. Juni 1854 dort in Kraft stand bi« zur Gasteiner-Convention. Nach der Auslegung aber, welche eben diese Ueberetnkunft dem durch den Wiener Friedensvertrag constituirten Mitbesitze der zwei Groß mächte gegeben hat, ist, so lange das durch den Gasteiner Vertrag geschaffene Provisorium dauert, die Eigenschaft Holsteins als Bun desland und somit die Wirksamkeit der Bundesgesetze daselbst sus- pendirt. Provisorischer Souverän von Holstein ist der Kaiser von Oesterreich, und der angezogene Bundesbeschluß findet auf Holstein so wenig eine Anwendung, als auf das der provisorischen Sou veränität Preußen« unterworfene Schleswig. Nicht wir sind e«, die diese Doctrin aufstellen; auf Grund der in Gastein getroffenen Vereinbarungen wurde bi» jetzt von Preußen sowohl, al« von Oesterreich jede Competenz des Bunde« in Schleswig-Holstein ge radezu in Abrede gestellt, und Preußen kann daher nicht auf Grund eine« Bunde«gesetze« die Auslieferung Mays verlangen. — Selbst in Berlin und Königsberg, wo in Preßprocessen etwa« geleistet wird, fiel e» auf, daß die Staatsanwälte in zwei gewöhnlichen Preßprocefsen gegen Redacteure nicht nur Gefängniß- strafe, sondern auch Entziehung der bürgerlichen Ehrenrechte, die durch nicht« begründet war, beantragten. Beide Gerichte, sowohl dä« Kammergericht in Berlin, wie da« Stadtgericht in Königs berg, wiesen den letzteren Theil der Anträge mit einer gewissen Schärfe zurück und bestraften so eine unschickliche Geschmeidigkeit und Gehässigkeit. , Bonn, 29. Jan. Wie die „Bonner Zeitung" meldet, ist der junge Engländer, welcher vor einiger Zeit vom hiesigen Zuchtpolizei- gericht« wegen einer gegen einen hiesigen jungen Arzt im Theater gebäude verübten Körperverletzung zu viermonatlichem Gefängniß verurtheilt wurde, laut einer Nachricht des britischen Gesandten in Berlin von Sr. Majestät dem Könige begnadigt worden, muß aber auf die Dauer der ihm erlassenen Strafhaft seinen AufenthälkWer- halb Bonn wählen. Die Begnadigung erfolgte auf ein Gnaden gesuch, welche» die hier wohnenden Engländer zu Gunsten ihres verurtheilten jungen Landsmannes bei Sr. Majestät eingereicht hatten. Pesth. Die Wiener „Pr." widmet dem Einzuge des Kaiser paare« in Pesth einen tiefempfundenen Artikel. Sie sagt: „Die Wogen der Jubelbewegung, der sich die Hauptstadt de» Ungarlan de» in diesem Augenblicke hingiebt, schlagen bereit» an unser Ufer. Nationen können keine schöneren Feste feiern, als wenn sie ihre Mil- lionen Hände vertrauensvoll zur Rechten de» Monarchen entgegen« stttckrn. Umgekehrt giebt e» kein schönere« Bild, al» wenn ein Re gent, in der Fülle seiner Machtvollkommenheit stehend, freiwillig in die Mitte seiner Unterthanen tritt und ihnen kostbare Gewäh- ruugen darbringt. Jederzeit haben wir den kaiserlichen Gedanken hoch gehalten, welcher die wechselseitige Verständigung der Nationen Oesterreich« al» Ziel festsetzte. Und wäre da» Wort: „Frei ist die Bahn", nicht gerade in dem September. Manifeste aulgesprochen und da« Recht der Vereinbarung zunächst nyt lier transleithanischen Volksvertretung zugemessen worden, so häum wir unsere vollste und herzlichste Zustimmung gewiß nicht verfugen können. Es thut > uns weh, daß der Pesther FreudenchoruS- durch-melancholische Ac» corde getrübt wird, welche die Sistirung unsek« Bersassungsleben» hervorruft. Wir wären unwahr, wenn wir diesem Gefühle nicht Au«druck verliehen, und wir fürchten nicht, soweit unfrei geworden zu sein, um tüese Gefühlsregung unterdrücken zu müssen. Gab doch das September-Manifest selbst daS Allerhöchste Bedauern über die Sistirung kuud, und diese bemerkenSwerthe Verordnung bildet jedenfalls ein inniges Band zwischen dem Jdeengange de« Herr« schers und der deutschen Völker Oesterreichs." — Der Artikel wen« det sich nun zu der Thatsache j dqß mit dem Kaiser zugleich die Kaiserin erscheint, und hofft, daß daraus die Ungarn erhöhte« Per trauen schöpfen werden. „Möge die Friedenssaat, die derzeit zu Pesth-Ofen ausgestreut wird, nicht unter dem Reife harter staats rechtlicher DiScusstonen verkümmern, welche eine kalte Märznacht bringen kann, so dürfte sie gewärtig sein, ihrem Begehren nach gro ßen gemeinsamen Freiheiten kein ernstes Hinderniß entstehen zu sehen." So anziehend und schön.dieser Gedanke erscheint, so können wir leider nicht verhehlen, daß Alle», wa» wir hi» jetzt von Ungarn zu hören bekommen und wa« dort geschah, noch gar keine Bürgschaft definitiver Einigung bietet. Die gemeinsame Behandlung gemein samer Angelegenheiten erscheint dort noch immer al« ein Uebel, zwar als ein größere» Uebel, al» wenn in Folge starrer Unnach giebigkeit eine gefährliche Reaction heraufheschworen würde; aber wir dächten, wenn der Pesther Landtag daran geht, die gemein schaftlichen Angelegenheiten zu orburn, er die» nicht al» eine leidige Nothwendigkeit, sondern al» eine erhebende freudige Aufgabe be trachten sollte! — Leider ist in der That keine Aussicht vorhanden, daß der ungarische Landtag seine Aufgabe in diesem Sinne er fassen wird. München. Da» Ableben des königl. baierischen CultuSmiui« ster» v. Koch giebt dem „Fr I." Gelegenheit, einen Blick auf die dermalige Lage in Baiern zu werfen und e» thut die» nach einer kurzen Einleitung, in welcher e» die Ernennung de« Verewigte« auch zum Minister de» Innern erwähnt, mit folgenden Worten: „Der König entfernte den Mann, in dem er den Künstler ehrte; aber er zog um so näher an sich heran den Mann, in dem da» Princip der Reform einen in sich klaren und willenSkrästigen Ver treter hatte. Indem der jugendliche Monarch an diesem Manne festhielt, gab er einen Beweis von politischem Scharfblick und ener gischer Festigkeit, der die schönsten Hoffnungen für die Zukunft er« weckte. Der politische Scharfblick bekundete sich in der Einsicht, daß Baiern mit dem October-Schlendrian brechen und einen Schritt vorwärts auf dem Wege politischer Reform thun müsse, wie in der richtigen Würdigung des Mannes, der die Aufgabe in die Hand zu nehmen hatte. Die Festigkeit de» Willen» beurkundete sich in der Raschheit und Entschiedenheit, mit der er den Wann seine» BertrauenS an den Ort stellte, wo die Kampfer für da» Abgelebte ihn am unliebsten sahen. All' daS bürgte dafür, daß die ideale Richtung des königlichen Jüngling» nicht angekränkelt war von der Blässe einer geistesunklaren, zerfahrenen Romantik, sondern daß der Ekel an geistloser Trivialität, deren Sümpfe die Throne ost um geben, einen festen Kern, einen starken Halt in entschieden ausge prägter Charakterstärke habe, die sich nicht» auf« noch abdrängeu M ließ, wo e» mehr galt, al» das Opfer einer künstlerischen Neigung zu bringen, wo e» galt, die Heiligthümer de» Staate» gegen boeo- tischen Stumpfsinn und schleichendes Ränkespiel zu schützen. E» erklärt sich, wie, nachdem der König Klarheit in die Lage gebracht, das Netz, da« ihn fesseln sollte, zerrissen hatte, man sich auf'» Neue frohen Hoffnungen hingab, daß da» Reformwerk, in'« Stocken ge- rathen, wieder in Fluß gebracht werde. Da streckte den Mann, der die Jntrigue nicht Men konnte, die Hand de» Tode« zu Bo den ! Die Feinde der Richtung, die er vertrat, athmen wieder auf, den» eS ist schwer, ihn zu ersetzen. Kein Zweifel, daß alle An strengungen gemacht werden, die zwei erledigten Ministerien mit Männrrn der alten Schule zu besetzen; aber der Köllig wird sich