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Ha» Kesttz über die Koalitionen, da» einigt Bedenken wachge- rusen hatte, »st feiten der Regierung mit einer großen Unparteilichkeit und mit Mäßigung feiten der Betheiligten- zur Ausführung gekommen. Hie so intelligente arbeitende Klaffe hat begriffen, daß je größere Er- l«ichterungen man ihr gewährt, um ihre Interessen zu berathen, desto größer auch die Verpflichtung für sie wäre, die Freiheiten eine« jeden Einzelnen und die Sicherheit der Gesammtheit zu achten. Die über die Cooperativgesellschasten angestellten Untersuchungen haben dargethan, wie gerecht die Grundlagen des Gesetze« waren, welche« ihnen über diesen wichtigen. Gegenstand vorgelegt worden ist. Diese« Gesetz wird die Errichtung zahlreicher Genossenschaften zum Besten der Arbeit und der Vorsorge gestatten. Um deren Entwickelung zu be günstigen, habe ich beschlossen, daß da« Vereinigungsrecht allen Denen ' gewährt werden solle, welche, mit Ausschluß der Politik, über ihre ' industriellen oder ihre commerziellen Interessen berathen wollen. Dieses « Recht soll nur durch die Garantien, welche die öffentliche Ordnung er- t heischt, beschränkt werden. ' Der Zustand unserer Finanzen wird Ihnen zeigen, daß, wenn die j Einnahmen in aufsteigender Progression begriffen find, die Ausgaben 1 jur Verminderung neigen. In dem neuen Budget find die unvorher, j gesehenen oder außerordentlichen Hilfsquellen durch normale und per- s manente ersetzt. Das Gesetz über die Amortlsirung, welches ihnen vor- < gelegt werden wird, stattet diese Institution- mit bestimmten Einkünften gu- und bietet den Gläubigern des Staat« neue Bürgschaften. Da« t Gleichgewicht de« Budget« ist gesichert und ein Ueberschuß an Ein- « nahmen erzielt worden. Um zu diesem Resultate zu., gelange», haben ! dem größten Theile der öffentlichen VerwaltungSzweige Ersparungen auf erlegt werden müssen, unter Anderm dem KriegSdepartement. Da die l Armee sich auf dem FriedenSfuße befindet, gab e« nur die «ine Alter- < native, die Eadre« oder den Effectivbestand zu reduciren. Diese letztere c Maßregel war undurchführbar, denn die Regimenter hatten kaum eine t genügendt Anzahl von Soldaten. Im Interesse de« Volke« wäre e« l sogar gerathen gewesen, dieselben zu vermehren. Durch Aushebung der l Eadre« von 220 Compagnien, 48 Schwadronen und 40 Batterien, und « durch gleichzeitige Vertheilung der Soldaten aus die übr'igbleibenden r Compagnien und Schwadronen, haben wir unsere Regimenter eher ge« i stärkt, al« geschwächt. Al« natürlicher Schutzherr der Interessen der ' Armee würde ich zu diese» Reduktionen meine Zustimmung nicht gegeben haben, wenn dieselben unsere militärische Organisation hätten schädigen »der die Existenz von Männern hätte brechen sollen, deren Dienste und Hingebung zu würdigen ich Gelegenheit hatte. Die Stellung n In -mite aller Offiziere, deren Truppentheile aufgehoben worden find, stellt Niemande« Zukunft in Gefahr, und die Eröffnung der BerwaltungS- qarriör« für Offiziere und Unteroffiziere, welche sich mit dem Zeit punkte ihrer Dienstentlassung nähern, wird binnen Kurzem den regel mäßigen Gang de« Avancement« wiederherstellen. Alle Interessen Werken demnach geborgen sein und da« Balerland wird sich nicht un- hankbar gegen Diejenigen erwiesen haben, welche für dasselbe ihr Blut hergießen Die Budget« der öffentlichen Arbeiten und de« Unterrichtswesen« haben keine Verminderung erlitten. Es erschien zweckmäßig, den großen Unternehmungen de« Staats ihre fruchtbringende Thätigkeit, . und ßem öffentlichen Unterrichte seiuen energischen Aufschwung zu er halten. Seit wenigen Monaten find, Dank der Aufopferung der Schullehrer, 13,000 neue Lehrcurse für Erwachsene in den Gemeinden de« Kaiserreichs eröffnet worden. Der Ackerbau hat seit 1852 große Fortschritte gemacht. Wenn derselbe augenblicklich unter den herabgedrückten Preisen der Cerealien zu leiden hat, so ist diese Entwerthung die unausbleibliche Folge de« ütberstuffe« der Ernten und nicht der Aufhebung der gleitenden Scala. Wirthschastliche Umgestaltungen fördern zwar da« allgemeine Gedeihen, können aber partiellen Verlegenheiten und zeitweiligen Störungen nicht vorbeugen. Ich habe es für nützlich gehalten, eine ernste Unter suchung über den Zustand und die Bedürfnisse de« Ackerbaues anstelle» zu lassen - Sie wird, davon bin ich überzeugt, die Principien der com« inerzielltn Freiheit bekräftigen, werthvolle Lehren liefern und da« Studium der Mittel erleichtern, welche zur Linderung localer Leiden oder zur Verwirklichung neuer Fortschritte geeignet sein können. Der Aufschwung unser« internationalen Verkehr« hat nicht nachgelassen, und der allgemeine Handel, welcher im vorigen Jahre mehr al« 7 Milliarden bekug, ist um 700 Millionen gestiegen. Inmitten diese« immer wachsenden Gedeihen« möchten unruhige Geister unter dem Vorwande, den freisinnigen Fortgang der Regierung zu beschleunigen, die Regierung am Fortschreiten behindern, dadurch, daß sie ihr alle Kraft und alle Initiative zu entziehen suchen. Sie bemächtigen sich eine« Worte«, da« ich dem Kaiser Napoleon entlehnte und verwechseln Unbeständigkeit mit Fortschritt. Al« der Kaiser die allmähliche Fortentwickelung der menschlichen Einrichtungen as« eine Nothwendigkeit hinstellte, wollte er damit sagen, baß di« einzig dauerhaften Aenderungen diejenigen find, welche mit der Heil durch Besserung der öffentlichen Sitten vor sich gehen. Diese Besserungtn werden aut Beschwichtigung der Seidenschasteü, , nicht aber au- unzeitiger Abänderung unsrer Staat-grundgesetze hervot- gehen. Welche Bortheilt kann e« in der That gewähren, am andern Morgen wiederaufnehimn, was man am Vorabend bei Seite warf? Die der «nnahmt durch da« Volk unterbreitete Verfassung von 1852 hat es sich zur Ausgabe gestellt, ein vernünftige« und aus da« richtige Gleichgewicht unter den verschiedenen Staatsgewalten wei-lich abge- wägte« System zu begründen. Sie hält fich in gleicher Entfernung von zwei extremen Situationen. Mit einer Kammer, welche Herrin über da« Schicksal der Minister wäre, bliebe die ausübende Gewalt ohne Autorität und Consequenz; diese würde aber ohne Controle sein, wenn eine au- Wahlen hervorgegangene Kammer nicht unabhängig und im Besitze rechtmäßiger Prärogative wäre. Unsre constitUtionellen Formen, welche eine gewisse Analogie mit denen der Vereinigtest Staaten darbieten, find nicht darum mangelhaft, weil sie von deüen Englands abweichen. Jede- Volk muß mit feinem Genius und seinen Traditionen übereinstimmende Einrichtungen haben. Sicherlich hat jede Negierung ihre Fehler; wenn ich aber einen Blick auf die Ver gangenheit zurückwerft, wünscht ich mir Glück dazu, nach vierzehn« jähriger Regierung Frankreich im Au-lande geachtet, im Innern ruhig, feine Gefängnisse leer von politischen Gefangenen, außerhalb seiner Grenzen keine Exilirten zu sehen. , Hat man nicht seit achtzig Jahren genugsam über Regierung«- theorien diScutirt? Ist e« heutzutage nicht nützlicher, praktisch« Mittel ausfindig zu machen, um da« moralische und materielle Loo« des Volkes besser zu gestalten? Verwenden wir unsre Kräfte darauf, überall mit der Aufkläruug gesunde wirthschastliche Lehren, die Liebe zum Guten und religiöse Grundsätze zu verbreiten, lassen Sie uns durch die Freiheit der Tran»- actionen da- schwierige Problem einer gleichmäßigen Vertheilung der productiven Kräfte zu lösen suchen, und versuchen wir es, die Be dingungen der Arbeit auf dem Felde, wie in den Werkstätten zu ver-« bessern. Wenn alle Franzosen, welche heute mit politischen Rechteit au-gestattkt find, durch die Erziehung aufgeklärt sein werden, dann werden fie ohne Mühe die Wahrheit erkennen und fich nicht durch . trügerische Theorien verltiten lassen. Wenn fich allen Denjenigen, di« von der Hand in den Mund leben, die Möglichkeit bieten wird, die Vortheile, welche eine stetige Arbeit gewährt, zu genießen, dann werden fie die festen Stützen einer - Gesellschaft werden, welche ihnen für ihre. Wohlfahrt und ihre Würde Gewähr bietet — mit einem Horte, wenn Alle von Kindheit an jene Grundsätze de« Glauben« ^d^ dex^Mopal, welche den Menschen in seinen eigenen Augen erhebens isi fichausge- nommen haben werden, so werden fie inne werden-, -vH über dtp menschlichen Einficht, über den Anstrengungen der Wissenschaft und der Vernunft ein höchster Wille waltet, welcher die Geschicke der Einzelnen, sowie die der Rationen regelt. » — Die Kaiserrede hat einen entschieden schlechten Eindruck ge macht. Man sieht sehr heftigen Debatten im gesetzgebenden Körper entgegen, denn diese Rede ist nicht dazu angethan, die Gemüther der Opposition zu beschwichtigen. Amerika gegenüber befolgt der Kaiser die gleiche Taktik, welche Johnson ihm gegenüber beobachtet: er ist sehr versöhnlich in der Form, erklärt aber im Grunde, daß er von der bisherigen Politik nicht abweichen werde. Auch blickt eine kleine Drohung durch, wenn es heißt, Nationen , die auf ihre Unabhängigkeit eifersüchtig seien, müßten Alle- vermeiden, was ihre Würde und Ehre zu berühren geeignet sein könnte. Am schlimmsten jedoch wird die Stelle aufgenommen, in der sich Napoleon III. aus eine doktrinäre Abhandlung über den Parlamentarismus einläßt. — Der kaiserliche Prinz hat zum ersten Male der Kammererösfnung an der Seite seines Baters beigewohnt. Nach der Ceremoni« fuhren der Kaiser und die Kaiserin in offenem Wagen und „ohne Eskorte- über die Boulevards. — Der Bruch zwischen dem Papste und dem Czaren soll der französischen Regierung, wie es scheint, eine Handhabe bieten, um fich mit einem Schlage der Gunst des Papstes und der Polen wieder zu versichern und Rußland zu Leibe zu gehen. In Wien will man, wie der „Wanderer" erfährt, in diplomatischen Kreisen wissen, daß der Kaiser Napoleon al« Beschützer des Papstes aus treten und, Hand in Hand mit Cardinal Antonelli, die Erklärungen des heiligen Stuhles gegen Rußland fest unterstützen Md das Wiener Cabinet ausfordern wird, im gleichen Sinne gegen Rußland e einzuschreiten. Daß die klerikale Hofpartei in den Tuilerien dem l Kaiser Napoleon längst die Rolle eines modernen heiligen römischen . Kaifers zugedacht habe, der an der Spitze der katholischen Mächte e die Angelegenheiten der römischen Curie nach Innen und nach e Außen zu »erfechten hätte, ist ja eine alte Geschichte , und Ihre Majestät, Frau Eugenie, schwärmt gar sehr für diese fromme n Idee. Die Anstrengungen der letzten Jahre, Spanien und Portugal i, für diese Mission zu gewinnen, sind bekannt; die neuesten Be er mühungen und die aufrichtige Freundschaft der Habsburger gehören derfelben Richtung qm Da» Merkwürdigste dabei bleibt freilich,