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Bauten zur Emission eine» in welcher Form immer auftretenden Staatspapiergeldes zu schreiten." Pesth, 23. Januar. „Lloyd" berichtet über die im Hotel „Europa" unter Klauzal'S Präsidium abgehaltene Conftrenz von 180 Deakisten. Zunächst beantragte Deal, daß im Unterhaus- bald eine Commission zur Ausarbeitung eine« AdreßentwurfeS gewählt werde; dieselbe soll aus 30 Mitgliedern von allen Schattirungen bestehen. Ferner empfahl Deal die Constituirung von neun Com missionen, und zwar: für die gemeinsamen Angelegenheiten, für die Angelegenheiten des Hauses, für die Revision des Wahlgesetzes, für die Codification, für die Organisirung des Municipal- und Ge« meindewesenS, für die volkswirthschaftlichen Interessen, für die Nationalitätenfrage, für daS Unterrichtswesen und für die Institute für Künste. Alle Anträge wurden angenommen. München, 21. Januar. (A. Z.) Die irdische Hülle des StäatSministerS Herrn v. Koch wurde soeben zu Grabe getragen. ES war ein so zahlreiches Leichenbegängniß, wie seit Jahren kein» hier mehr stattfand. Dem mit Blumen und dem verdienten Lorbeerkranz geschmückten Sarg folgten nach den Verwandten de» Verstorbenen zunächst als Abgesandte Sr. Majestät de» Königs: der Oberstkämmerer Graf v. Pocci und der Generaladjutant Sr. Majestät, Generallieutenant Frhr. v. d. Tann, hierauf die Herren Staatsminister und Staatsräthe, eine lange Reihe Beamten und Vertreter aller kgl. Stellen und Behörden des Staats, besonders zahlreich die Professoren der Universität, welchen sich die Abord nung der Verbindung der Studirenden angeschlossen, dann die Deputationen des Offiziercorps der Landwehr, die Gemeindecolle- gien der Residenz rc., wie überhaupt Personen aus allen Ständen in sehr großer Anzahl. Eine lange Reihe herrschaftlicher Diener, sowie Lakaien des Königs und der Prinzen, brennende Wachskerzen tragend, hatten den Leichenzug eröffnet, der sich durch eine zu beiden Seiten des Weges dichtgedrängte, tiesergriffene Volksmenge bewegte. Es war ein Ehrenmann in des Wortes vollster Bedeu tung, den wir heute zu Grabe trugen. Aus Thüringen, 20. Januar. (F. I.) Meiningen und Altenburg haben eine Convention zunächst auf die Dauer von 10 Jahren abgeschlossen, wonach zu den Patronatspfarrerstellen die Präsentation geeigneter Canditaten aus beiden Staatsgebieten gegenseitig zulässig sein soll. Kassel, 21. Jan. Der Kurfürst soll sich in der letzten Zeit sehr angelegentlich mit der Frage beschäftigt haben, auf welche Weise der Eintritt des Prinzen von Hanau in die kurhesfische Stände versammlung zu verhindern sei. Die Minister, welche in dieser Beziehung Mittel an die Hand geben sollten, haben 'sich dazu außer Stande erklärt. Das Wetter scheint in Folge dessen etwa» stürmisch geworden zu sein. Prinz Moritz ist bereits hier eingetroffen. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, daß wir in Kassel noch das Wunder erleben, daß der eigene Sohn des Kurfürsten sich gegen dessen Re-' gierung erklärt. (Fr. J-) Altona, 22. Januar. (S.-H. Z.) Gutem Vernehmen nach lautet die Anschuldigung, welche dem neuen Processe gegen den Redacteur May zu Grunde liegt, auf Beleidigung des Ministeriums In Preußen. Dieses Vergehen soll angeblich in verschiedenen Artikeln der „Schle-wig-Holsteinischen Zeitung" zu jener Zett, al» dieselbe noch unter Redaction des Herrn May erschien, also vor seiner gewaltsamen Wegführung, verübt worden sein. Eine Anklage in dieser Richtung wollte der Oberstaatsanwalt schon früher er heben; auch machte derselbe, wie bekannt, am 6. October, nachdem die Freisprechung bezüglich der Anklage wegen Majestätsbeleidiguna^ erfolgt war, den Versuch, das Perleberger Kreisgericht zu bewegen/ Herrn May trotz der Freisprechung aus Grund der vorbehaltenen Anklage wegen Ministerbeleidigung noch fernerhin gefangen zu halten, — welche Zumuthung indessen als durchaus mit den Ge setzen im Widerspruche von dem Perleberger Kreisgerichte damals abgewiesen wurde. Wir können heute hieran die Mittheilung knüpfen, daß einer völlig verbürgten Nachricht zufolge trotz der Ab weisung de» Perleberger Kreisgerichts der Oberstaatsanwalt damals, nachdem Herr May bereits aus dem Gefängnisse entlassen war, Maßnahmen getrosten hatte, seine Wiederverhaftung zu erwirken, die indessen dadurch vereitelt wurde, daß Herr May schleunigst Perleberg verlassen hatte, um auf wenig befahrenen Wegen die hannöversche Grenze zu erreichen. Aus Schleswig-Holstein, 22. Januar. (H. C.) Nur Leute, welche stch außer allen Zusammenhang mit ihren Landsleuten und den dieselben leitenden Ideen gebracht haben, können ein so aben teuerliches Märchen, wie dasjenige von der beabsichtigten Verzicht leistung Herzog Friedrich'« zu Gunsten seine» Bruders, ernsthaft nehmen und ihm weitere Verbreitung — sogar telegraphisch In der „Wes.-Ztg." — geben. Die Herren hören wohl seit einiger Zeit die Glocken läuten, wissen aber nicht, wo pe hängen. Wenn Eng land in der schleswig-holsteinischen Frage, die leider, Dank der Politik de« Herrn v. Bismarck, wieder zu einer europäischen Ange- legenheit geworden ist, daS Wort ergriffen hat, oder ergreifen sollte, so darf man wohl überzeugt sein, daß es nur zu Gunsten de» alten und einzig echten schleswig-holsteinischen Bolksprogramme«, in dem Herzog Friedrich nun einmal eine unwandelbare Stelle inne hat,. geschehen sei oder werde. Pari», 22. Januar. Der Kaiser hat soeben die gesetzgebende Session mit folgender Rede eröffnet: Meine Herren Senatoren! Meine Herren Deputirten! Die Eröffnung der legislativen Session gestattet mir periodisch. Ihnen die Situation des Kaiserreiches auSeinanderzusetzen und Ihnen- meine Gedanken anszudrücken. Wie in den vorhergehenden Jahren, will ich gemeinschaftlich mit Ihnen die Hauptfragen Prüfe«, welche nufer Vaterland und das Ausland interessiren. Der Friede scheint überall gesichert zu sein; denn überall sucht man nach Mitteln, um die Schwierigkeiten auf gütliche Weise zu lösen, anstatt sie durch die Waffen zu durchschneiden. Die Begegnung der englischen und französischen Flotten in den selben Häfen hat gezeigt, daß die auf dem Schlachtselde entstandenen Beziehungen nicht entkräftet worden sind. Die Zeit hat die Eintracht der beiden Länder nur noch mehr verkittet. In Bezng auf Deutschland ist eS meine Absicht, fortdauernd eine Politik der Neutralität beizubehalten, welche, wenn sie un» auch nicht hindert, uns bisweilen zu betrüben oder zu erfreuest, un» dennoch den Fragen, bei welchen unsere Interessen nicht unmittelbar engagirt find, fern bleiben läßt. Italien, welche» von fast allen Mächten Europa'» anerkannt ist, hat durch Inauguration seiner Hauptstadt im Mittelpunkte der Halb insel seine Einheit befestigt. Wir haben Grund, auf die gewissenhafte Erfüllung der Convention vom 15. September seinerseits und auf die unerläßliche A«fr:chterhaltung der Macht de» heiligen Vater- zu zählen. Die Bandt, welche uns an Spanien und Portugal knüpfen, haben sich durch die letztersolgten Zusammenkünfte mit den Souveränen dieser beiden Königreiche noch mehr befestigt. Sie haben mit mir den allgemeinen Unwillen getheilt, welcher durch die Ermordung de- Präsidenten Lincoln hervorgerüfen wurde, und in jüngster Zeit Hot der Tod de- König» der Belgier einstimmige- Bedauern verursacht. In Mexiko consolidirt sich die durch den Willen de» Volke» be gründete Regierung ; die Dissidenten, besiegt und zerstreut, haben keine Führer mehr, die nationalen Truppen haben ihre Tapferkeit bewiesen, und da» Land hat Bürgschaften für Ordnung und Sicherheit gefunden, welche seine Hilfsquellen entwickelt und seinen Handel mit Frankreich allein von 21 auf 77 Mill. Fr. gehoben habe«. Unsere Expedition naht sich, wie ich diese Hoffnung im letzten Jahre ausgesprochen habt, ihrem Ziele. , Ich verständige mich mit dem Kaiser Maximilian über die Festsetzung eine» Zeitpunktes für die Rückberusung unserer Truppen, damit ihre Rückkehr sich bewerkstelligen lasse, ohne die Interessen Frank reichs zu compromittiren, zu deren Vertheidigung wir in jene fetnen Lande gegangen sind. DaS au» einem furchtbarer Kampfe siegreich hervorgegangene Nord- Amerika hat die frühere Union wiederhergestellt und in feierlicher Weise die Abschaffung der Sclaverei proclamirt. Frankreich, welche» keine edle Seite seiner Geschichte vergißt, hegt für da» Gedeihen der großen amerikanischen Republik und für die Aufrechterhaltung der fast hundert jährigen freundschaftlichen Beziehungen aufrichtige Wünsche. Die Auf regung, welche in den Vereinigten Staaten durch die Gegenwart unsrer Truppen auf dem mexikanischen Boden hervorgerüfen worden ist, wird sich beschwichtigen vor der Offenheit unserer Erklärungen. DaS ameri kanische Volk wird begreifen, daß unsere Expedition, zu deren Theil- nähme wir es geladen hatten, seinen Interessen nicht entgegenstand. Zwei aus ihre Unabhängiakeit in gleichem Maße wachsame Rationen müssen jeden Schritt vermeiden, welcher ihre Würde und ihre Ehre verpfänden könnte. Die Ruhe, welche nicht aufgehört hat, im Innern zu herrschen, hat mir gestattet, Algerien einen Besuch zu machen, wo meine Gegen wart, so hoffe ich, für die Sicherstellung der Interessen und die An näherung der Racen nicht unnütz gewesen sein wird. Meine Entfernung auS Frankreich hat überdies bewiesen, daß ich durch ein rechtschaffene» Herz und einen hochfinnigen Geist vertreten werden konnte. Inmitten einer befriedigten und vertrauensvollen Bevölkerung be währen sich unsere Institutionen. Die Munieipalwahlcn find in größter Ordnung und vollster Freiheit von Statten gegangen. Da der Maire der Vertreter der Centralgewalt innerhalb der Gemeinde sein soll, so hat die Constitution mir da» Recht übertragen, denselben unter alle» Mitbürgern zu wählen. Indessen hat die Wahl einsicht-voller, er gebener Männer mir gestattet, fast überall den Maire den Mitgliedern der Municipalräthe zu entnehmen.