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94 Sachsen. — Bei dem fortdauernden Streit, ob Einberufung der schles« wig - holstein'schen Landesvertretung oder nicht, dürfte folgender Erlaß des Freiherrn v. Gablenz genügenden Anhalt geben. Derselbe lautet wörtlich: „Kiel, 11. Januar. In der 28. Sitzung Kiel, 12. Januar. (Kiel. Ztg.) Infolge eines in der Nacht vom 24. auf den 25. December angeblich von Matrosen der preu ßischen Marine verübten Frevels an den Bänken der Wasserallee ist seitens des königlichen Marinestations-Commandos bis zur Er mittelung der Thater den sämmtlichen Mannschaften das Gehen an Land untersagt und den Wachen und Patrouillen der Befehl er« theilt worden, jeden Matrosen zu arretiren, der ohne Legitimation am Lande getroffen wird. — In dem uns soeben zugehenden Circular Nr. 3 der schleswig'schen Postdirection an sämmtliche Postanstalten des HerzogthumS Schleswig finden wir zum ersten Male eine „allerhöchste Verordnung", betreffend den Wegfall der sogenannten Comptoirgebühren, des Versiegelns und Nachzählens, unterzeichnet von Sr. Mas. dem Könige Wilhelm von Preußen und gegengezeichnet von dem k. preußischen Ministerpräsidenten und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, v. Bismarck. Wir können uns nicht anders denken, als daß man diesen Fall herbeigesucht hat, um der schleswig'schen Bevölkerung die Ausführung der Souveräne- tätSrechte im Herzogthum durch den König von Preußen recht zu Gemüthe zu führen; was indeß kaum nothwendig gewesen sein wird, da die neueren Ernennungen ja schon dem Brauche früherer Provisorien zuwider durch den König selbst vollzogen worden sind. Classen-Kappelmann im Namen de« ComitöS der Fortschrittspartei eine Versammlung abgehalten, welche so zahlreich besucht war, daß die Bürger die Räume bis zum setzten Platze besetzten. Es galt, eine Petition an paS Abgeordnetenhaus um Wahrung der verfas sungsmäßigen Rechte zu diScutiren. Den Stoff dazu bot das im vorigen Sommer hier avgehaltene rheinisch - westphälische Abgeord netenfest und die gegen dasselbe ergriffenen Maßregeln. Der Vor sitzende, Herr Classen, verlas eine von ihm verfaßte Petition, welche ca. 8 Bogen Schreibpapier, eng beschrieben, umfaßt. Dieselbe re- präsentirt eine umfassende Darstellung des MleS und sämmtliche mit den Behörden gewechselten Remonstrationen nebst den Verfü gungen. Am Schluffe sagt die Petition: „Es möge das Abgeord netenhaus die Beschwerde prüfen und dahin wirken, daß der Arti kel 29 der beschworenen Verfassung: „„alle Preußen sind berech tigt, sich vhne vorgängige obrigkeitliche Erlaubniß friedlich und ohne Waffen in geschlossenen Räumen zu versammeln"", von den StaatL« bechnten gewahrt und geschützt und keineswegs beliebig mißachtet Herde." Die Petition wurde einstimmig angenommen und zum Schluß dem Abgeordnetenhause ein dreifaches Hoch ausgebracht. Wien. Däs „Wiener Fremdenbl." schreibt: Am 9. d. Abends kam nach dem allgemeinen Krankenhaus mit Droschke ein ca. 58 Jähre alter, elegant gekleideter Herr gefahren, begab sich in den ersten Hof/ zog ein Pistol hervor und schoß sich damit durch den Kopf. Außer einiger Baarschaft fand man bei ihm zwei Pet schafte, eines mit der Inschrift: Läuarä Lmil Lekert, königl. sächs. Notar, und das andere: Gottlob Eckert, k. k. Notar. „Sollte das jener Advocüt Eckert aus Döbeln sein, der in den fünfziger Jahren durch die „Freimüthige Sachsenz." so viel von sich reden machte?" — 14. Jan. Die „Wiener Abendpost" bestätigt, daß eine zweite Kaiserreise nach Ungarn bevörstehe, glaubt jedoch bemerken zu müssen, daß bei den mit den Hofreisedisposilionen betrauten Or- "gänen bis jetzt über Tag und Stunde noch nichts festgesetzt sei. — ./ Herr Präsident l)r. Freiherr v. Raule ist nach Dresden abgereist, Um die unter seinem Vorsitze tagende Bundesconserenz für ein deut sches Obligationenrecht wieder zu eröffnen. Das Gesetz wird in zweiter Lesuüg berathen und dürfte im Juli d. I. voltzndet werden. Gotha, 9. Jan. (Weim. Ztg.) Das Officiercorps hat seit mehreren Decennien sein „Casino" im „Gasthofe zum Schützen" gehabt. Vor einigen Tagen traf es sich aber, daß ein Lieutenant den Wirth beleidigte (er soll ihm ein Punschglas an den Kopf ge- . worfen haben), der sich darauf in energischer Weise äußerte. Der Lieutenant sprang auf und griff nach seinem Degen, und nur die Dazwischenkunft Anderer verhütete weitere Rencontres. Der Wirth hat dem Officiercorps sogleich das Local gekündigt und ist auch dabei beharrt, trotzdem mehrere der hier sehr beliebten Stabsoffi- .clere die Rücknahme der Kündigung zu erlangen und die Sache Überhaupt zu vermitteln suchten. auf den Kaiser von Oesterreich übergeMgen ist, jedoch muß die Wahl de» Zeitpunktes für die Berufung Her Stände noch weiterer Erwägung Vorbehalten bleiben und kann der gegenwärtige Augen blick also dazu nicht geeignet erscheinen.- Seiner Zeit werden die Allerhöchsten Regierungen gern bereit sein, der Hohen Bundesver sammlung, sobald die Sache so weit gediehen sein wird, weitere Mittheilungen zukommen zu lassen. Nach öffentlichen Mittheilungen sollen aber jetzt an verschiedenen Orten im Herzogthum Petitionen wegen beschleunigter Einberufung der Landesvertretung vorbereitet werden. Mit Rücksicht auf vorstehende Erklärung und da sich die Verhältnisse — die mir bekannt — seither noch nicht verändert haben, muß ich mich daher zu der Eröffnung veranlaßt finden, daß ich solchen Bestrebungen im Lande meine wirksame Beibülfe zu gewähren außer Stande bin und demnach derartige gegttttbcrrttge voraussichtlich erfolglose entgegen zu nehmen behindM-sklv-MÜrKk. Ich ersuche , die Landesregierung, Vorstehendes unverzüglich zur öffentlichen Kunde zu bringen. - Rom, 6. Januar. (O. P.) E« ist volle Thatsache, daß der heilige Stuhl in Frankreich Truppen anwerben läßt, aber nicht, wie man in die Welt hinauöschreibt, 4000 Mann, sondern höchsten« 1000 Mann, welche aber ganz in da« päpstliche Militär eingereiht werden ; auch aus Deutschland wurden vor kurzer Zeit 200 Ange worbene hierher geschickt. - New-Aork, 30. December. Die diplomatische CorresjjoWhz mit Frankreich wegen Mexico'S wird dem Eongreß sofort Nach seinem Wiederzusammentritte vorgelegt werden. Die „New-Dork Times" glaubt versichern zu köUüen, dieselbe werde beweisen, daß die Regierung zu keiner Zeit an dä« AlWben der MöUroEoctrtn gedacht habe, vielmehr stets bestrebt gewesen sei, sie praktisch zu verwirklichen, aber zugleich dem Lände die Kosten elüeS neuen Krieges zu ersparen. Die Angelegenheit, sägt das der Regierung nahestehende Blatt hinzu, wird nun dem Congresse zur Erwägting gestellt, und wenn derselbe der Ansicht ist, daß man äuf die Gefahr eines Krieges hin eine raschere Lösung des Problems'herbeiführen soll, so wird ihm kein Hinderniß in den Weg gelegt werden. — (N.-I. H.-Z.) Die Gebeine Abraham Lincoln's sind aus dem alten Gewölbe auf dem Oak-Ridge-Friedhöfe in Springfield nach dem neuen, besonders für sie gebauten gebracht worden.- Bei diesem neuen Gewölbe soll sich bekanntlich das Monument erheben. Besondere Feierlichkeiten fanden bei der Translocätion nicht statt. Anwesend waren Frau Lincoln, Robert Lincoln, einige Mitglieder der Lincoln-Association und die Directoren der Friedhofs-Gesellschaft. Feierlichkeiten unterblieben auf den ausdrücklichen Wunsch der Frau Lincoln. — 75 Beamte des Finanzministeriums erhielten am letzten Sonnabend die Anzeige, daß ihre Amtszeit mit diesem Monat er lösche. Unfähigkeit war in den meisten Fällen der Entlassungsgründ. Freiberg. Am 13. Januar hat sich der ledige 30 Jahre alte Bergarbeiter Carl Heinrich Schreiber in Halsbach durch Et- hängen entleibt. -j- Dresden, 15. Jan. Heute Abend kurz vor '/,42 Wr traf Se. Majestät von München kommend auf dem hiesigen Leipziger' Bahnhofe ein, wo er von Ihrer Majestät der Königin Wittwe, dem Kronprinzen und Prinzen Georg, sowie von den Spitzen der Staats- und städt. Behörden empfangen wurde. Se. Majestät, wandte sich sofort an den anwesenden Präsident vr. Walther, mit welchem er einige Worte wechselte. — Herr Staatsminister Freiherr v. Beust eröffnete die heute Vormittag 11 Uhr im Ständehaus^usamMN- getretene VertrancnScommission. Sie besteht aus fünf Mitgliedern der ersten und zehn Mitgliedern der zweiten Kammer. Au» der ersten Kammer sind in dieselbe berufen: Oberbürgermeister Pfotenhauer, Bürgermeister Koch (Leipzig),' Kammerherr: ,v. Erdmannsdorff, Kammerherr v. Zehmen und Bürgermeister Müller (Chemnitz). Aus der zweiten Kämmer nehmen an den Berathungen Theil die Abgeordneten:. 1)r,, Hertel, „pr, Loth, Martini, v. Nostiz-Wallwitz, Fahnaüer, Koch (Buchholz), Oehmichey, Sachße, Günther und Seiler. Das Ministerium des Jpnrrn wird hei den Verhandlungen durch Herrn Stqatsminister v, Pnist,. wirkt, n. o» vlt 60. Geh. Rath Kohlfchütter und Regierungsrath Meusel vertreten sem. der Bundesversammlung vom 18. November vor. Jr. ist von den Die Commission hat die Aufgabe, die Gesetzgebung über dje StoM- Bundestagsgesandten Oesterreichs und Preußens namens ihrer Re- Verwaltung in ihren einzelnen Zweigen mit der Absicht.perVerein« aierungen folgende Erklärung abgegeben worden: „Bereits haben fachung des Geschäftsbetriebe» zu revidiren und durch Erweiterung früher die Regierungen von Oesterreich und Preußen die Absicht der Befugniß zur Selbstverwaltung namentlich für Gemeinden und ausgesprochen, auf eine Berufung der Ständeversammlung de« durch Instruction für die Verwaltungsbeamten auf Vermindere HerzogthumS Holstein Bedacht nehmen zn wollen". Es ist in der Aufgaben für die StaakSvexwaltung und die Zahl her Staats« diesen Intentionen auch jetzt eine Aenderung nicht eingetreten, nach« eingestellten hinzuwirken. Wie dqS heutige „Dr. Journ." versichert, dem die Ausübung der SouveränetätSrechte im Herzogthum Holstein würden die Verhandlungen derselben Über diese Grenzen nicht hinaus-