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spielten ebenfalls die „Reine Hortense", aber in einer Art und Weise, daß man glauben konnte, man habe e» mit Kannibalen zu thun. Glücklicher Weise spielten die Musikbanden der regulären Armee nochmals nach den Turco». Der Eindruck wäre sonst ein gar zu afrikanischer gewesen. Der Kaiser und die Kaiserin schauten sehr heiter darein. Der Kaiserin schien besonders die Musik der Turco» zu gefallen. London, 31. Decbr. Einen Blick in da» sociale Treiben der Weltstadt London lassen un» nachstehende Zeilen werfen, welche vor den Feiertagen von der Themse - aus an den Staatsanzeiger für ^„Würtemberg" gerichtet, worden: „Christmaö — d. h. Weihnachten -'MM vor der Thür, an welchem die eine Hälfte der Nation sich ü MM^Zopf trinkt und die andere sich den Magen verdirbt, wo das ^gräuliche Wetter des Jahres und der Himmel die FMe der Dinte ' trägt, wo die meisten jener unheimlichen Packete, in Lumpen oder in die „Time»" gewickelt, an Gartenzäunen von der Polizei aufge- lesrn werden und erdrosselte Säuglinge enthalten, wo diejenigen Armen am bittersten darben, für welche die Nation alljährlich 6 Mill."Pfd. St. an Armensteuern zusammensorgt. Aber das Geld ' geht den Weg alle» Geldes und die Armen bleiben und mehren sich. — 1. Januar. Die Journale bringen folgenden rührenden Zug der Königin Victoria. Durch das Ableben des Königs Leo pold fällt Claremont an die Krone England» zurück, und die eng- , lisch« Verfassung verbietet, daß die Herrengüter an Fremde vermie- thet oder überlassen werden. Die Königin Marie Amalie, die Wittwe Loui» Philipp», hatte seit 1848 ihr Asyl auf dem Schlosse aefunden, und bereitet sich jetzt nach dem Tode ihres Schwieger söhne» vor, eine andere Residenz zu suchen. Bevor noch die ersten Schritte dazu gethan waren, ließ die Königin Victoria sie bitten, Claremont nicht zu verlassen und dort die Gastfreundschaft nicht eine» wandelbaren Ministeriums, sondern die der Königin anzuneh men. Claremont, ließ die Königin Victoria sagen, sei für sie selbst, wie für die Gräfin v. Neuilly voll der theuersten Erinnerungen. Sie, die Königin, habe daselbst mit dem Prinzen, den sie beweine, die schöne erste Zeit ihrer Derheirathung verlebt. Deshalb wünsche sie Privatbesitzerin diese» KrvnguteS zu werden; sie beabsichtige nun, dasselbe -egen ein Privatgut von gleichem Werthe einzutauschen und wolle ein deSfallsige« Gesetz dem Parlamente in der nächsten Ses sion vorlegen. Sie hoffe, daß das Gesetz einen wohlwollenden Em pfang finden werde, und alsdann werd» sie es sein, und nicht der Staat, die der Königin Marie Amalie ein ruhiges Obdach anbiete. Die Wittwe Louis Philipps ist von dieser zarten Aufmerksamkeit auf'» Tiefste gerührt gewesen, und wiewohl sie sich noch nicht ent schieden hat, so darf man wohl annehmen, daß sie ein Anerbieten nicht von sich weisen wird, was von so edlen Gesinnungen Zeugniß giebt. New-Aork, 15. Decbr. Aus den Zeugenbeweisen, welche eine besonder» dazu niedergesetzte Commission in Boston gegenwärtig . aufnimmt, erhellt, daß im vorigen Jahre in Folge von Aufrufen in verschiedenen deutschen Blättern, unter andern in der „Hambur ger Reform" und den „Hamb. Nachrichten", eine große Anzahl Auswanderer sich veranlaßt gesehen hat, als Arbeiter und unter einladend lautenden Bedingungen sich nach Boston einzuschiffen. Daß diese Lent» al» Arbeiter und nicht als Soldaten engagirt wor den sind, geht au» dem Wortlaute der Contracte hervor. Dennoch nahm man keinen Anstand, daß diese Auswanderer nach ihrer An kunft in Amerika al» Sclaven behandelt und verhandelt wurden; daß e» ihnen nicht erlaubt war, ihre respectiven Consuln zu sehen, daß sie von Polizisten mit geladenen Revolvern Tag und Nacht bewacht wurden, und daß^, schließlich noions volens und um der Qual ein Ende zu machen, sie als Volontärs in die Armee traten. Die Stadt Boston und der Staat Massachuset» bezahlten eine Prämie von 750 Doll, für Volontärs und die Regierung beim Eintritt 100 Doll. Die letztere Summe erhielten die armen Be trogenen und die 750 Doll, flossen in die Taschen der Menschen händler. — 23. Decbr. Allen Anzeichen gemäß hat man im Congreß zu Washington nach Neujahr sehr lebhaften und wichtigen Debatte« entgegrnzusehrn. Die Ueberlegenheit der Radicalen stellt sich immer mehr heraus. Von den 18S Mitgliedern, welche augenblicklich im Hause der Repräsentanten sitzen, rechnet man nur 41 zur demokra tischen Partei und von dem Rest, 144, scheinen kaum 2 Dutzend auf den Namen von „konservativen" Republikanern Anspruch zu erheben. Im Senate sind die Parteiverhältnisse noch nicht scharf genug ausgesprochen, um mit Bestimmtheit das Schicksal dieser oder jener Resolution vorauSzusagen. Dem Repräsentantenhause legte Farnsworth au- Illinois am 13. Decbr. eine Resolution vor, welche für die farbigen Soldaten, die den Kampf gegen die Rebellion mit- aefochten, alle bürgerlichen Rechte verlangte, da die Steuern und sonstige persönliche Verpflichtungen, einschließlich der eventuellen Heranziehung zum Militärdienste, ohne Unterschied der Farbe von den Bereinigten Staaten auferlegt würde»; und da fernerhin mit der Sprache und den Institutionen de» Lande» nicht vertraute Aus länder nach kurzem Dienste in der Unionsarme« das volle Bürger recht erhalten hätten. Ein demokratischer Gegner, Chanler au« New-Aork, behauptete, ein solcher Antrag könne nur die Parteien noch mehr verfeinden; die Herrschaft der weißen Race müsse auf recht erhalten werden und die Stellung des Schwarzen sei derjeni gen des Weißen nicht gleich und könne e» nicht sein. Eine Mo tion, die Resolution »<I acta zu legen, fiel jeddch durch, und der FarnSworth'sche Antrag wurde einem Sonderausschüsse überwiesen. Auf Nnstehen Boutwells au» MassachusetS wurde der richterliche Comite beauftragt, das Für und Wider eine« Amendements zur Constitution, durch welches die Aufstellung eine» Unterschiedes in Farbe oder Race bei der Regelung der Wahlrechtsbestimmungen den einzelnen Staaten verboten werde, in Erwägung zu ziehen. — Dem Berichte des Marinesecretärs, Mr. Welles, an den Congreß entnehmen wir Folgendes: Beim Ausbruch der RMllion waren im Seedienst 7600 Man»; am Schluffe de- Krieges 51,500 Mann. Beim Ausbruch des Krieges waren in den Schiffsbauhöfen 3844 Handwerker, Mechaniker und Arbeiter angestellt; die Zahl dieser wurde auf 16,880 vermehrt. Zu diesen komMen noch die Tausende, Welche in Privatschiffsbauhöfen beschäftigt gewesen sind. Es find während der Kriegsjahre von diesen Leuten 208 Fahrzeuge begon nen und meist für den Dienst fertig gemacht worden. Die Regie rung hat während dieser Periode nur Dampfer und Dampfpro peller mit Segelkraft gebaut. Gekauft wurden seit dem 4. März 186 t 418 Schifft, von denen 313 Dampfer waren. Diese Schiffe kosteten 18,366,682 Doll.; es wurden wieder verkauft 340 Schiffe, für welche die Regierung 5,621,800 Doll, löste. Mit der Unter drückung der Rebellion sind die auswärtigen Geschwader wieder hergestellt worden und bald wird unsere Flagge wieder auf allen Meeren wehen. Wir hatten im Jahre 1860 5 Geschwader auf auswärtigen Stationen mit 31 Schiffen und 445 Geschützen, und haben gegenwärtig auf denselben 36 Schiffe mit 347 Geschützen und 56 Haubitzen. Die Zahl der durch die föderale Flotte vom 1. Mai 1861 an bis Ende des Krieges gemachten Prisen und der Werth der von ihnen zerstörten Schiffe rc. beziffert sich folgender maßen: Seitdem wurden 1151 Prisen genommen, Nämlich 210 Dampfer, 569 Schooner, 139 Schaluppen, 13 Schiffe, 29 BrtggS und Brigantinen, 25 Barken, 2 Jachten, 139 kleine Boote, 6 Wid der- und Panzerschiffe, 10 Rebellenkanonenboote, Torpedoschiffe und armirte Schooner und 7 unbezeichnete Fahrzeuge. Auf eine oder die andere Art wurden während derselben Zeit zerstört: 85.Dam pfer, 114 Schooner, 32 Schaluppen, 2 Schiffe, 2 Briggs, ^Bar ken, 96 kleine Boote, 5 Widder«, 4 Panzerschiffe, 11 Kanonen boote rc. — im Ganzen 355. Der Betrag vom Erlös eondem- nirter Prisen war 22 Mill. Doll.; die Kosten 1*/, Mill. Doll.; die Prisengelder, welche vertheilt wurden, demnach 20*/, Mill. Doll. Den Werth der zerstörten Schiffe mit eingerechnet, beläuft der ganze Werth des während des Krieges zerstörten und meist.englischen Ei genthums sich auf die Summe von 31'/, Mill. Doll. — Dem Berichte des KriegssecretärS zu Folge wurden vom 30. Juni 1864 bi« zum Datum dieses Berichtes (22. November 1865) an die Re gulären und Volontäre 524,454,946 Doll, ausgezahlt. An 800,000 eingereihte Leute wurden 270,OM,000 Doll, bezahlt. Die ganze vom Armeezahlamt für die Dauer des Kriege-, nämlich vom 1. Juli 1861 bis 1. Juli 1865, verausgabte Summe beträgt 1,029,239,OM Doll. Die Kosten, welche diese Geldverau«gabung mit sich führte, beliefen sich auf 6,429,600 Doll, oder «/, von der ganzen vorgenannten Summe. Der Generalcommissar der Kriegsgefangenen meldet, daß zwischen »dem 1. Januar und 20. Oc tober 1865 in unsern Händen 98,302 Kriegsgefangene sich befun den, welche nunmehr sämmtlich entlassen sind; es capitulirten außer dem 174,223 Mann, die auf Parole entlassen wurden. Sachsen. - j- Dresden, 3. Januar. In der heutigen Sitzung de» Stadtverordneten-Collegium« wurden durch Herrn Bürgermeister Neubert die neugewählten Stadtverordneten eingeführt, nämlich die Herren: Leihbibliothekar Unruh, Professor 0r. Wigard, Kaufmann Klepperbcin, Hofrath Ackermann, Schuldirektor Berthelt, Bäcker meister Gregor^ Kaufmann Taggesell, Schornsteinfegermeister Anger, Cultus-Ministerial-Cassirer Hartwig, Mauermeister Gärtner, Buch- bindermeister Schütze, Dr. meä. Krug, Lohgerbermeister Schöniger, Schneidermeister Kolbeck, Redacteur Schmidt, Kaufmann Fincke, Adv. Gruner, Adv. Krippendorf, Schuhmachermeister Knöfel und Porzellanmaler Müller. In seiner EinführungPede wie« Herr Bürgermeister Neubert erstlich auf die Vermehrung der Rathsmit- alieder und dann auf die gestern vollzogene Jncorporirung der Landgemeinde Neudorf hin, durch welche letztere die Seelrnzahl