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getödtet, 167 verwundet, von denen 15 in der Hand de- FeindeS blteben. Die Unsrigen machten von den Oesterreichern den Ober lieutenant Grafen zur Lippe und 9 Mann zu Gefangenen. In Oswienczim sind 4 österreichische Offiziere und etwa 30 Mann Oesterreicher und 1 Offizier mit 25 Mann von den Unsrigen be graben worden. Infolge des Gefechts hat der Feind gestern Os wienczim geräumt und die ganze Besatzung aus dieser starken Position nach Krakau zurückgezogen. — Diese Mitiheilung wird in der „Ndd. A. Ztg." durch den Brief eines Landwchrmannes ergänzt, in welchem e« heißt: „Nachdem wir am 26. um 3 Uhr Nachmittags (in Stärke von 4'/, Bataillonen Landwehr (L 600 Mann), 1 Jäger compagnie (150 Mann), 6 Schwadronen Landwehrulanen und Husaren, 2 Compagnien 62 er Linie (» 250 Mann) und zwei ge zogenen Geschützen) per Wagen 2 Meilen gefahren, marschirten wir noch 3 Stunden bis in« Bivouac. Gestern früh '/,4 Uhr brachen wir nach der österreichischen Grenze auf, erreichten sie '/,6 Uhr. Um '^6 Uhr fiel der erste Schuß. Unsre sämmtliche Infanterie, Cavallerie und Artillerie rückte zugleich gegen den Feind, der bei Babice (vor Oswienczim) stand. Des Feindes Vorposten zogen sich Anfangs zurück, bis wir nach Oswienczim hineingekommen waren. Vergebens stürmte die Linie 5 mal und die Landwehr 3 mal den Oswienczimer Bahnhof. Vom Feuer 10 österreichischer Geschütze wurden wir zurückgeworfen. Nach zweistündigem Kampfe mußten wir dem dreifach überlegenen Feinde, der übrigens gut bewaffnet und ausgezeichnet postirt war, weichen. ES geschah in vollständiger Ordnung und unverfolgt. Unsre Landwehrulanen kämpften famos Uj'd haben den österreichischen Husaren in mehreren Attaquen große Verluste beigcbracbt. DaS Breslauer Bataillon hat nur wenige Verwundete, die andern, besonders das 62. Infanterie-, 38., 23 und 62. Landwehrbataillon ziemlich bedeutende Verluste erlitten, auch mehrere Offiziere; von dortigen Bekannten sind die Grafen Lottum, Königsdorfs und Ballestrem verwundet." — Der „Pr. St.-A." meldet: Ueber die Eapitulation der hannöverschen Truppen liegen heute mehrere Mittheilungen vor: Nachdem am 27. die hannöversche Armee ein ernsthafte« Gefecht mit den Truppen des Generals v. Flies bestanden, schickte Se. Majestät der König von Hannover den General Arnschild in das Hauptquartier des Generals v. Flies, um neue Verhandlungen einzuleiten. Se. Majestät der König beauftragte demzufolge seinen Generaladjutanten, den Gencrallieutenant Freiherrn v. Manteuffel, die Verhandlungen zu führen und den hannöverschen Truppen in Ansehung ihrer tapfern Haltung folgende Bedingungen zu gewähren: ») Se. Majestät der König von Hannover mit Sr. königlichen Hoheit dem Kronprinzen und beliebig auszuwählendem Gefolge nehmen ihren Aufenthalt nach freier Wahl außerhalb des Königreichs Hannover. Sr. Majestät Privatvermögen bleibt zu dessen Verfügung; b) Offiziere und Beamte der hannöverschen Armee versprechen auf Ehrenwort, gegen Preußen nicht zu dienen, behalten Waffen, Gepäck und Pferde, sowie demnächst Gehalt und Competenzen, und treten der preußischen Administration deS Königreichs Hannover gegenüber in dieselben Rechte und An sprüche, welche ihnen bisher der königlich hannöverschen Re gierung gegenüber zustanden; o) Unteroffiziere und Gemeine in der königlich hannöverschen Armee liefern Waffen, Pferde und Munition an die von Sr. Majestät dem König von Hannover zu bestimmenden Offiziere und Beamten und begeben sich in die von Preußen zu bestimmenden Echelons mittelst Eisenbahn in ihre Hrimalh mit dem Versprechen, gegen Preußen nicht zu dienen; ä) Waffen, Pferde und sonstiges Kriegsmaterial der hannöver schen Armee werden von besagten Offizieren und Beamten an preußische Commissare übergeben. Diese Bedingungen sind von Sr. Maj. dem Könige von Han nover angenommen worden. — Der „St.-A." sagt hierbei: „Die hohe Selbstverläugnung, mit welcher die hannöversche Armee, treu dem geleisteten Eide, ihr hartes LooS getragen, muß ihr die Ach tung der preußischen Armee sichern." Aus Wiesbaden theilen Berliner Blätter mit, daß die Ver waltung der Spielbank das Geschäft bereits am Montag freiwillig eingestellt und die Gelder nach Frankreich gebracht hat. Nassau. Am 28. Juni sind die Preußen hier eingerückt. EmL. Hier wurde am 28. Juni Mittags gegen 12 Uhr auf Befehl deS die preußischen Truppen commandirenden Majors die Spielbank geschloffen; ein Husaren - Osficier machte diese Aufforde rung zuerst in deutscher und sodann in französischer Sprache; er machte aber ferner Gebrauch von sofortiger Schließung, da einer der Bankangestellten „les trvis termers" (die drei letzten Drehun gen der Roulette) anlündigle. Florenz. Die „K. Z." schreibt: Die Berechnungen über die Stärke der in der Schlacht bei Custozza im Feuer gewesenen Truppen sind eben nur Comhjnationen voll Widersprüche. Victor Emanuel war mit 100,000 bis 150,000 Mann ins FestuugSviereck gerückt, die allerdings schließlich so ziemlich alle im Gedränge, doch nicht im Handgemenge waren. Die österreichische Armee besteht aus zwei Corps, jedes zu vier Divisionen, die aber bis zu 120,000 Combattantrn gebracht sein sollen. Die Streitkräfte mögen im Ganzen im Feuer gleich gewesen sein. Die Zahl der kampfunfähig gewordenen Italiener schätzt die „France", ohne daß sie die Basts oder Quelle ihrer An gaben bezeichnet, auf 10,000, bei den Oesterreichern auf 6000 Mann, die beiderseitigen Gefangenen eingeschlosfen. Der Hauptverlust trifft die Division Cerale vom Corps Durando, das die Rettung de« linken Flügels theuer erkaufte. Was die Haltung der jungen italie nischen Armee betrifft, so rühmt die „France", sie habe sich bet Custozza „der Helden würdig gezeigt, welche vor sieben Jahren an demselben Tage bei San-Martino, das ihr Solferino war, geblieben, find." Daß sie für ihre Sache zu sterben wissen, haben die Italiener bewiesen; den Beweis, daß sie für dieselbe auch zu siegen verstehen/ sind sie der Welt noch schuldig. Daß die Italiener sich bei Goito und Solferino verschanzen, geschieht nm vorsichtshalber, nicht weil sie dort Halt zu machen gedenken. Die Oesterreicher haben keine Anstalt gemacht, über den Mincio zu rücken; sie scheinen jetzt Cialdini einen ähnlichen Empfang wie Lamarmora bereiten zu wollen. Von Cialdini aber fehlt heute bis zur Stunde noch jede verläßliche Kunde, desgleichen von der Flotte. — 25. Juni. Die Bevölkerung ist, schreibt man der „Köln. Ztg.", infolge der Nachricht von der für uns so unglücklich aus gefallenen Schlacht bei Custozza ernst, aber gefaßt. Die Fahnen und Kränze sind von den Häusern verschwunden, man gelangt zu dem Bewußtsein, daß man der Phantasie etwas zu viel Spielraum gelassen und sich als einen glänzend erleuchteten Triumphzug vor gestellt, was ein blutiges, ernstes Werk ist. Nicht zum ersten Male sind die Italiener zu Schaden gekommen, weil sie die Starke ihres Feindes unterschätzt hatten. Man fängt jetzt an, den Feldzugsplan zu kritisiren. Lamarmora hatte seinen Plan vielleicht zu kühn an gelegt, aber eS scheint auch, daß der Versuch zur Ausführung durch den kriegerischen Ungestüm und die Ungeduld de« Königs sich noch kühner gestaltet hat. Vorläufig sind nur von der Flotte und von Garibaldi vereinzelte Waffenthaten zu erwarten. Die reguläre Armee wird, trotz mancher officiellen Ankündigung, in Unthättgkeit bleiben, bis man über den neuen Angriffsplan vollkommen im Reinen ist. Loudon. Der Streit zwischen den Feilenarbeitern und Fabrikanten in Sheffield, der 16 Wochen gewährt, ist endlich zu Ende und die ersteren haben seit gestern wieder die Arbeit aufge nommen, unter den frühern Bedingungen, nur daß die Arbeitgeber versprochen, die Forderungen der verschiedenen Abtheilungen einzeln in Erwägung ziehen zu wollen. Die Verluste dieser Arbeitsein stellung sollen allein auf Seiten der Arbeiter 70 — 80,000 Lstrl. betragen; von den Fabrikanten sind mehrere dadurch zum Bankerott gebracht worden. Sachsen. Leipzig, 1. Juli. Dis „Deutsche Allgemeine Zeitung" bringt die erfreuliche Mittheilung, daß auf der bayrischen Bahn von heute an wieder vier regelmäßige Personenzüge nach Altenburg und Zwickau von hier aus gehen. — Das „Leipz. Tagebl." giebt im Hinblick auf den Mangel an baaren Umlaufsmitteln und in Befürchtung, daß die verheißene Emission von 2 Mill, sächs. Kassenanweisungen keine genügende Ab hilfe schaffen, für die Ultimoliquidation das AuSkunftsmittel, daß preußische Kassenanweisungen von der hiesigen Handelswelt wie ein gesetzliches Zahlungsmittel angenommen werden; nicht auf höhere Anordnung, sondern vermöge einfacher Erklärung der hiesigen Geld institute (soweit ihre Statuten dies zulassen) und der größeren Bank häuser, daß sie dieselben bis auf Weiteres als Wechselzahlung an nehmen wollen. — Aus einem Berichte der „Lpz. Ztg." vom 13. Juni, den diesjährigen „Hundemarkt zu Apolda" am 30. Mai betreffend, er sehen wir, daß 368 Hunde (78 Jagd-, 46 Pudels 27 Wasser-, 19 Fleischer-, 4 Schäfer-, 125 Luxus- und 69 Haushunde) zugeführt worden waren. Der eigentliche Marktverkehr war diesmal unbe deutend, indessen wurden doch verhältnißmäßig gute Preise, beson der« für Luxushunde, bezahlt. Auswärtige größere Händler, sowie ferne Käufer, als Jäger rc., waren in geringerer Menge am Markte anwesend, was in der Lalamität der Zeiten seinen Grund haben wird. (vr. Nachr.)