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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand M MU ! «SN'chkMt jckm Wochentag such v u. , . , Prei« vicittljährl. so Stgr. Inserat« M MV I /LI I Inserate werden bi« Nachen. 3 Uhr DltNstaa, vtN 1 !k. JUNl werden die gespaltene Zeile oder deren I KLIHIH » fur dic iE«Rr.-n»cn»mmcn. Rmm mit S Pf. berechnet. Tagesgeschichte. Dresden, 18. Juni. Se. K. Hoheit der Kronprinz hat die Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in Strehlen, Sc. K. Hoheit der Prinz Georg im hiesigen Feldschlößchcn zugebracht. — Se. Exccllcnz der Herr Staatsministcr Frhr. v. Beust hatte sich am Mittag dcö 16. Juni von hier zunächst nach Pirna begeben, woselbst er die Ankunft Sr. Maj. des Königs erwartet hat, nm sich mit dein Legationsrath v. Zobel dem königl. Gefolge an zuschließen-, daS königl. Hoflager befand sich in der Nacht vom 16 znm 17. Jnni in Gicßcnstein bei Bergießhübcl. — Herr v. d. Schulenburg, der bisherige kgl. preußische Ge sandte am kgl. sächsischen Hose, hat sich dem Vernehmen nach zu Wagen bis auf das kgl. preußische Territorium begeben, um daselbst die Bahn nach Berlin zu gewinnen. — Das Oberkommando über die sächsische Armee wird, wie man hört, dem Kronprinzen übertragen, dem der Chef des General stabs, v. Fabrice, zur Seite steht. — Heute werden wir wahrscheinlich die preußischen Truppen in Dresden haben, gestern waren dieselben in den NachmittagS- stundcn bereits in Cölln bei Meißen. Unterhalb Meißens, wahr scheinlich in der Nähe dcS Schlosses Hirschstein, ist von den Preußen eine Schiffbrücke über die Elbe geschlagen worden, auf welcher Ulanen und andere Waffengattungen vom linken auf das rechte Elbufcr rückten. Bon Meißen setzten gegen 2 Uhr in Schiffen und allerhand Fahrzeugen Jäger nach Cölln, besetzten den Bahnhof, indem sie die abfahrcn wollenden Passagiere ans den Wartesalons vertrieben, und bemächtigte» sich sofort dcS Tclcgraphcnzimmers. Det Bahnhofsinspcctor hatte sich vorher geweigert, den 2 Uhr 40 Min. Zug vor der fahrplanmäßigen Zeit abgehen zu lassen. Außer dem rückten zahlreiche Schaaren von Husaren, Ulanen und Infanterie in der Gegend nach Willödrnff aus Meißen. Wir hören übrigens, daß die preußischen Truppen, znmcist Rheinländer, in ihrem Verkehr mit dem Publicum freundlich auftretcn und in ihren Ansprüchen nicht die Grenzen der Billigkeit überschreiten. — Die Sprengung der Meißner Elbbrückc Freitag d. 15. Juni in der Nacht '/<12 Uhr geschah, wie unS ein Augenzeuge mitthcilt, auf folgende Art. An dem Pfeiler, welcher daö Holzfachwcrk der beiden weitesten Bogen trug, hatten die Pionniere einen blechernen Pulverkastcn fast ganz unbemerkt versenkt und schon Abends gegen halb 8 Uhr wurde das Ueberschrciten der Brücke sehr beschränkt und nur Passanten gestattet, die mit dem Bahnzng von Dresden kamen. Mit großer Spannung, ähnlich derjenigen, wie sie am 13. März 1813 stattfand, wo der Marschall Davoust die Meißner Brücke abbrenncn ließ, wurde von der Einwohnerschaft die Sprengung erwartet. Man zählte Stunden und Minuten, denn man gab sich dem Glauben hin, daß ein entsetzlicher und erschütternder Knall stattfinden werde. Die Zünder waren indessen gelegt worden und aus Vorsicht zwei Stück, falls der Eine versagen könnte. Es er tönte ein Hornsignal, nach dem sich ein Pionnier mit einer Laterne in der Hand nach der Brücke verfügte. Bald darauf erklang das Signal, der Brand an den Zünder war gelegt und der Soldat ging rasch zurück, weil die Brenndauer deü Zünders bis zur Mine eine Minute währt. Das dritte Signal ertönte und kurz nach demselben hob sich der mittlere Brückcnthcil, umgeben von einer Ranchwolke in die Höhe nnd brach mit einem mehr dumpfen Knall zusammen, der aber von dein Gckrach des Zusammensturzes übertönt wurde. Das Ganze war das Werk eines Augenblickes und von der Art, daß viele Menschen in Meißen und nächster Nähe eigentlich gar nichts von dcr Sprengung vernommen hatten. Der Luftdruck ist weniger nach beiden Uferseiten, als elbaufwärts bemerkbar gewesen und die Gascandalaber unmittelbar an dem abgesprengten Theile der Brücke stehen unverletzt noch ganz ausrecht. Der gesprengte Pfeiler bildet jetzt einen niedrigen Schuttkegel und die Seiten des Fach werkes liegen im Wasser. Durch diesen Umstand ist die Elbe an dieser Stelle für die Schifffahrt vollständig gesperrt. Berlin, 15. Juni. Die „Nordd. Allg. Ztg." hat in ihrem heutigen Blatte eine neue Geographie eingeführt; sie sagt: „Die Ereignisse haben eine andere Eintheilung unseres Blattes nothwendig gemacht. Die besondere Rubrik sür die „schleswig-holsteinischen" Angelegenheiten ist „überflüssig" geworden. Der Leser findet die Nachrichten ans den Elbherzogthümern unter „Preußen" zusammen gestellt, und da nach der Sprengung des deutschen Bundes durch Oesterreich Deutschland einstweilen ein geographischer, aber kein politischer Begriff ist, so werden wir die Nachrichten aus den ehe maligen deutschen Bundesstaaten unter der Rubrik „Mitteleuropäische Staatengruppe" vereinigen. Berlin. 16. Juni. Der „StaatSanzeiger" bringt heute in seinem amtlichen Theile einen Aufruf zur Bertheidigung der von Preußen gegen seine Bundesgenoffen unternommenen Schritte, der wesentlich folgendermaßen laulet: „Nachdem der Deutsche Bund ein halbes Jahrhundert nicht die Einigkeit, sondern die Zerrissenheit Deutschlands dargestellt habe uud dadurch das Vertrauen der deutschen Nation verloren hatte, sollte er jüngst gemißbraucht werden, um Deutschland gegen ei» Bundesglied aufzurufen, welches durch den Vorschlag der Parla mentsberufung den ersten entscheidenden Schritt zur Befriedigung nationaler Forderungen gethan. Für den von Oesterreich erstrebten Krieg gegen Preußen fehle jeder Anhalt in der Bundesverfassung. Mit dem BundcSbeschluffe vom 14. Juni sei da» alte Bundesver- hältniß zerrissen. ' „Als Grundlage des Bundes bliebe nur die lebendig« Einheit der Nation. Es sei Pflicht der Regierungen wie des Bolle», hier für einen lebenskräftigen Ausdruck zu finden. Für Preußen ver binde sich damit die Pflicht der Bertheidigung seiner, durch den Bundesbeschluß vom 14. .Juni bedrohten Unabhängigleit. Da» preußische Volk biete hierzu seine Gesammtkraft auf, zugleich ent schlossen, für die, im Interesse Einzelner bisher gewaltsam ge hemmte nationale Entwickelung Deutschlands den Kampf aufzunehmen. Preußen habe nach der Bundesauflösung ein neues Bündniß auf die einfachen Bedingungen des gegenseitigen Schutzes und der Theil« nähme an den nationalen Bestrebungen hin angeboten. Dieses wurde abgelehnt. Feinde, sowie zweifelhafte Freundt könne Preußen jetzt an seinen Zwischengrenzen nicht dulden. „Die preußischen Truppen kämen nicht al« Feinde der Be völkerungen, mit deren Vertretern Preußen in der Nationalver sammlung die künftigen Geschicke Deutschlands zu berathen hoffe. Möge das deutsche Voll, auf dieses hohe Ziel hinblickend, Preußen vertrauend entgegenkommen und eine friedliche Entwickelung des Ge» sammtvaterlandes fördern und sichern helfen." (Obiger Aufruf wird von den preußischen Truppen auf fremdem Gebiet „zur Beruhigung" der Bevölkerung verbreitet werden.) Hannover, 16. Juni. Der König und der Kronprinz begaben sich heute Nacht zu der in Concentration begriffenen Armee. Die Königin und die Prinzessinnen bleiben hier. Man spricht von einer Ministerkrisis. Abg. Benningsen zog seinen Adreßentwurf nach scharfer Kritik des Regierungsverfahrens zurück. Die Ständr- versammlunz ist wegen der politischen Lage auf unbestimmte Zeit vertagt. Kiel, 14. Juni. Heute haben sämmtliche unter dem Range des Bürrauchefs stehenden, mit einer landesherrlichen Bestallung