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820 Kriegsaussichten für unsere Stadt beginnen, sich in drohender Weise fühlbar zu machen. Die Weberei liegt bedeutend darnieder und der «rbeitSmangel hat bereits in einer Ausdehnung um sich ge griffen, daß mehrere Familienväter kamen, die Stadtbehörde per sönlich um Beschäftigung zu bitten. Der Stadtrath dürfte bei jetziger Calamität nicht, wie eS vor mehreren Jahren der Fall war, in der Lage sein, einige tausend Thaler auf Kosten der Commune blo» au» Rücksicht der Arbeillosen zu verbauen. ES bleibt drn Ar men augenblicklich etwas Anderes nickt übrig, als die Mildthätiz« keit anzuflchen, was auf den umliegenden Dörfern sehr vielfach auch geschieht. Ferner ist zu berichten, gleichsam daS Unglück zu erhöhen, daß am Sonnabend, Vormittag» gegen 11 Uhr, in dem großen Spinnerei gebäude zu Sachseoburg Feuer au-brach, welches beinahe daS ganze Innere der Fabrik vernichtete. Der Werlh der Maschinen, die unbrauchbar geworden find, beträgt nach glaubmürdiaer Quelle über RMO Titln. We wer vernahmen. halte der jetzige Besitzer die- sethew hei den erschwerenden Beringungen, die seine Aufnahme er möglichten, noch nicht verstchern können. Somit ist nicht allein der Herr, sondern mit ihm auch die brodlosen Arbeiter bitter zu be- stagen. ES regt sich hier in den gedrückten Arbeiterschichten der einzig« Wunsch, daß e» der hohen StaatSregierung wenigstens bald möglich werde, den sistirtrn Bahnbau wieder aufzunehmen. Gott gebe e». Jetzt fehlt dazu leider jede Aussicht. Zum Schluffe sei erwähnt, wie auch unter der hiesigen Be völkerung die Salzfrage in den Vordergrund getreten war und die Befürchtungen, das Salz gehe im Preise bedeutend in die Höhe, ziemlich allgemein wurde. Sogar schenkten Leichtgläubige noch ganz anderen Schrecknissen Gehör, ähnlich, wie in Meißen vor Kurzem der Fall eintrat, wo man auch meinte, daS neue preußische Salz sei vergiftet und demzufolge das Publikum vou dieser erneuten Sendung keinen Gebrauch machen wollte. V ermischter;. * Im Jahre 1864 betrug die gesammte Steuermasse der 49 euro päischen Staaten ungefähr 11,006 Millionen Franks. Davon kommen auf Frankreich 2075, England 1750, Rußland 1500, Oesterreich 1290, Italien 935, Spanien 800, Preußen 534 Millionen. Von dieser ungeheueren Summe wurden ungefähr 5000 Mill, für di« stehenden Heere (man erschrickt immer von Neuem!), 1800 für die Beamten, und Millionen für den öffentlichen Unterricht verwendet. Der Ueberrest diente nach Abschlag der Civillisten und der Zinsen zur Tilgung der Staatsschulden (die aber immer mehr anwachsen), zum Betriebe der Bergwerke und Fabriken des Staats, zur Herstellung der Münzen, zum Betriebe des Tabaks« und Salz-MonopolS, daher zum Theil zu Dingen, die besser der Privat-Industrie überlassen werben könnten. Im Jahre 1854 betrug die Steuersumme 6250 Mill., in 10 Jahren ist sie also um 4750 Mill, gestiegen. * In Wien vergiftete sich am 1. Mai der bekannte Cafetier Grinsteidl, Besitzer eines der größten, nahe der Hofburg belegenen Cafe'S, in welchem seiner großen Menge Zeitungen wegen die Jour, «allsten Wien- zu verkehren pflegen, mit Cyankali. Grinsteidl, ein Mann, besten jährliche Nettoeinnahme zwischen 20,000 und 25,000 fl. betrag, hatte vor einiger Zeit zum zweiten Male Bankerott gemacht und ward, nachdem er das erste Mal sehr glimpflich davongekommen war, dießmal, wo sein lüderlicheS Leben vor dem Gerichtshöfe ohne Schonung aufgedeckt wurde, zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt. Um dieser verhältnißmäßig geringen Strafe zu entgehen, griff er, al« der GerichtSbotc kam, ihn abzuholen, zum Gifte. Neueste Post. Dresden, 11. Mai. Das „Dresdner Journal" publicirt eine Verordnung des Gesammtministerium», welche zum 23. Mai «inen außerordentlichen Landtag einberuft. Weiter enthält die» Journal einen Ministerialerlaß an die Leipziger Kreisdirection, worin die Vorstellung des Leipziger Stadtrath» in der Rüstungangelegenheit als eine Ueberschreitung der stadträthlichen Competenz bezeichnet und der Stadtrath für unberechtigt erklärt wird, Namen« de» sächsischen Volks zu sprechen. Die Regierung habe zum Sachsen volke besseres Vertrauen. München, 11. Mai. Die officielle „Bahersche Zeitung" meldet: Die Regierung hat in Erwägung der ernsten politischen Lage die sofortige Mobilmachung der Armee und die Einberufung des Landtags zum 22. d. M. beschlossen. Stuttgart, 10. Mai. Eine königl. Verordnung vom gestrigen Tage verfügt die zwangsweise Remontirung von Pferden zum Militärdienste. Wiesbaden, 8. Mai. Die beurlaubten Soldaten beider Re gimenter Nassaus sind, wie die „Mittelrh. Ztg." meldet, einberufen. Aus Konstantinopel soll ein Großwesirschreiben eingegangen sein, welches mit Gewaltmaßregeln droht, wenn die Numänier sortfahren, gegen die Convention und den Conferenzbeschluß auf einem fremden Fürsten zu bestehen. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Wolf. Ort-kalender. Lassa des DarlehnS-Verein; Schloßplatz Nr. 23», 1. Etage. Freiberger AlterthumS-Museum — im Kaufhaus 1. Etage. Sparkasse täglich geöffnet von Nachmittag- 2 bis 5 Uhr. Leihkaffe geöffnet Montags, Mittwoch-, Freitag- und Sonnabend» in den Vormittagsstunden. - Staats-Telegraphen-Burcau täglich geöffnet von früh 8 bis Abends 9 Uhr. Thermometerstand: heute Morgen 7 Uhr 9 Grad Wärme, k. Bekanntmachung. Für die königlich sächsische Armee wird die sofortige Einstellung einer größeren Anzahl Reit- und Zugpferde erforderlich. Man hofft, diese Pferde mittelst freien Einkaufs zu erlangen, und sollen behufs dessen an nachgenannten Tagen und Orten, und zwar von stütz 8 Uhr an, Märkte abgehaltcn werden. In Dresden, Neustädter Reiter-Kaserne, vom 9. Mai an biä auf weistre Anordnung; den 11. und 12. Mai u. c. in Pirna, Zittau, Camenz, Meißen, Chemnitz, Penig, Pegau, Oschatz; den 14. und 15. Mai a. c. in Freiberg, Löbau, Großenhain, Döbeln, Mittweida, Rochlitz, Borna, Wurzen; den 18. und 17. Mai a. c. in Nossen, Bautzen, Riesa, Roßwein, Leisnig, Grimma, Kohren, Leipzig. Die Verkäufer werden aufgefordert, ihre Pferde den zum Einkauf beauftragten Commissionen vorzustellen. Als annehmbar wird jedes Pferd betrachtet, welches, Stute oder Wallach, mindestens 11 Viertel 2 Zoll hoch, gesund und für den Dienst in der Armee brauchbar, und nicht unter 5 und nicht über 10 Jahre alt ist. Wegen etwaigen, nach der Uebernahme zum Vorschein kommenden Mängeln und Krankheiten gelangen die einschlagenden landesgesetzlichen Bestimmungen zur Anwendung. Dresden, am 5. Mai 1866. KriegS-Mini st erium. v. Rabrnhorst. Neidling. Bekanntmachung. Nachdem Herr Ernst Fritdrich Theodor PeterS aus Chemnitz die von ihm beabsichtigte Errichtung einer chemischen Fabrik auf Parzelle 400 des Flurbuchs für Hilbersdorf — dem Gehänge des rechten Muldenufers zwischen dem Hütten-Bahnhofe und dem Hohen Hofe — allhier angemeldet hat, so wird dieß nach tz. 26 de« GewerbegesctzeS vom 15. October 1861 mit dem Bemerken, daß nähere Angaben über bauliche Einrichtung und beabsichtigte Fabrikate der projectirten Gewerbeanlage durch mündliche Nachfrage bei unterzeichneter Behörde zu erlangen sind, hierdurch öfstntlich bekannt gemacht, und zwar unter der an Jedermann gerichteten Aufforderung, ttwaige Einwendungen gegen jenes Vorhaben innerhalb einer, für alle nicht auf Privatrechlstiteln beruhenden Einsprüche vräclusivev Frist von 4 Wochen, und längstens den 10. Juni d. I., " hier anzubringen. Freiberg, den 11. Mat 1866. DaS Königliche Gerichtsamt daselbst. I. A. Bochmann, Ass.