Volltext Seite (XML)
Tageblatt 18M O S7 Tagesgeschichte Erschein, ,edrn wvchmmg fmh » U. FnstraX werden bl« Nachm. Z Uhr für dl« nlichfte Nr angenommen. Berlin» 86. AM. Die Militärverwaltung kereitet zufolge einer lange vor Entstehung der Kriegsgerüchte eingegangencn königl. Ordre vom 15. Februar d. I.» die in diesem Jahre statlfindenden Uebungen der Landwehr vor. In 4 bis 6 Wochen werden gegen 40,000 Mann Landwehr- zu Urkunden zusammengezogen werden, und zwar 27,000 Mann Linieninfanterie, während den Rest Ca» Valerie, Jäger und Train bilden. unterzubringen. — Da« Wiener Cabinet hat an das preußische Cabinet und an die andern auswärtigen Mächte eine Circulardepesche gerichtet, in welcher e« von den durch die Vorgänge in Italien nothwendig gewordenen militärischen Rüstungen Miltheilung macht und zugleich, daß Oesterreich, in vollem Vertrauen auf da« Wort des Königs von Preußen, militärische Vorkehrungen gegen Preußen hin für überflüssig erachte. — Die „Badische LanbeSztg." erklärt sich in die Lage versetzt, die Depesche de« Grafen Mensdorff an den Grafen v. Karolyi in Berlin vom 18. April zu veröffentlichen. Sie lautet: Wien, den 18. April 1SKS. Hochgeborner Graf! Erhaltenem Auftrage gemäß hat Freiherr v. Werther mir die abschriftlich anliegende Erwiderung de- königl. preußischen CabinetS, datirt Berlin, IS. d. M., auf die Depesche, die ich am 7. an Ew. Excellenz zu richten die Ehre hatte, mitgetheilt. Wie dem königl. Kabinett nicht entgangen sein wird, hat diese unsere Aeußerung vom 7. ihre wesentlichste Bedeutung von der Schluß« folgerung entlehnt, daß nach der von den beiden hohen Souveränen wechselseitig ertheilten Versicherung keine Offensive zu beabsichtigen, jeder Grunhfür militärische Vorbereitung-Maßregeln weggefallen und jede Erörterung über die Priorität der etwa bereit- vorgenommenen Rüstungen müßig geworden sei. Die Rückäußerung de- Hin. Grafen v. Bismarck sitzt demungeachtet diese Erörterung fort. Se. Maj. der Kaiser, unser allergnädigster Herr, vermögen hierin nicht da» richtige Mittel zu er« blicken, zu der so nothwendigen Klärung der Sachlage zu gelangen, und Allerhöchstditselben haben mich daher ermächtigt, den nachstehenden Vor« schlag den Entschließungen der Regierung Sr. Maj. des Königs von Preußen anheimzustellen. Daß in Oesterreich einige TruppendiSloeationen stattgefunden und mehrere Truppenkörper sich nach unserer nordwestlichen Grenze bewegt haben, ist der königl. Regierung durch die ihr von mir selbst offen und direct gemachten Mittheilungen bekannt. Se. Maj. der Kaiser erklären sich hiermit bereit, durch einen am 25. d. M. zu erlassenden Befehl " .diese, wie die königl. Regierung glaubt, eine Kriegsbereitschaft gegen Preußen fördernden DiSlocationen rückgängig zu machen, sowie die darauf bezüglichen Maßregeln einzustellen, wenn Se. Majestät von dem Berliner Host dl« btstimlut« Zusage erhalten, däß an dewstlbin oder doch am ,, nachfolgenden Tage eine königliche Ordre den früheren regelmäßigen s" Friedenestand dersinigen HeereSlheile wieder herstelleit werde, welch« seit dem 27. v. M. einen erhöhten Stand angenommen haben. Durch dieses Anerbieten glaubt die kaiserliche Regierung Alketz, was von ihrem Willen abhängt, zu thun, um dem stattgehabten AüS- Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda ü. Brand. Wien, 24. April. (Abdp.) Die heutigen Morgenblätter wußten von einem Einfalle italienischer Freischaaren bei Rovigo zu er» zählen und waren von den Detail« so genau unterrichtet, daß sie selbst da« Regiment, welche« die Freischärler zurückgeworfen, und die -Zahl der Verwundeten und Todten anzugeben wußten. Wie aber Nachmittag« osficiell mitgetheilt wird, ist die ganze Geschichte er» funden, und in Regierungskreisen gar keine Mittheilung eingelaufen, daß dort überhaupt etwa« Ungewöhnliches vorgefallen sei. Der Ursprung dieser Nachricht ist im Cafä Daum zu suchen, wo viele Offiziere der hiesigen Garnison und nicht wenige Journalisten zu» sammenkommen. Ein Offizier erzählte die erwähnte Freischaaren geschichte einigen begierig lauschenden Correspondenten, welche nicht akuten, daß e« sich um einen „gediegenen Aufsitzer" handelte, so gleich davon eilten, um die Sensationsnachricht in den Journalen (Die preußische AntwortSdrpesche de» Grafen Bismarck Vota 21. April an den preußischen Gesandten in Wien haben Wit be reits gestern milgrthrilt.) — Wie die Abreise des Erzherzog» Albrecht, ist auch di« An kunft Benedek'» auf unbestimmte Zeit vertagt. Privatnachrichten aus Italien stellen die dortigen Rüstungen al» geringfügiger dar. Sondrrburg, 20. April. Der 18. April wurde von denäuf der Insel garnisonirenden preußischen Truppen durch einen feltt» lichen Gottesdienst auf den Düppeler Höhen begangen. Det Mi litärprediger Frank hielt am Monument eine Rede, worauf der üb liche Salut über die Gräber der Gefallenen abgefeuert wurde, welche von den Damen aus Sonderburg und Augustenburg reich bekränzt worden waren. Außer dem Militär waren der Amtmann, der Bür germeister und der Magistrat SonderburgS, sowie eine Anzahl Ei- vilpersonen, Herren und Damen, au« Sonderburg und Augusten burg anwesend. Am Nachmittage hatte das hiesige Officielcorp« ein Festdiner im „Holsteinischen Hause" veranstaltet. Bern, 22. April. Al« ein taurigeS Zeichen der Bildüng der unteren Klassen rügt die „Berner Presse", daß im Laufe dör drei ersten Monate dieses Jahre» im Canton Bern nicht weniger al« 9 Todlschläge und lebensgefährliche Körperverletzungen dem Straf richter überwiesen wurden, worin sogar einer der brutalsten mnd an Bestialität streifenden Fälle, der sich vor einigen Tagen hier in Bern ereignet hat, und dessen Urheber nicht einmal der sogenannten unteren Klasse angehört, sondern Student und der Sohn eine« Berner RegierungSrathe« ist, nicht nnt inbegriffen ist. In einer Wirthschaft mit anderen Studenten am Biertisch sitzend, ruft diestr noble Bursche seinen Commilitonen plötzlich, zu: „Gebt Acht, de« ersten, der in das Zimmer tritt, schlage mit dem Sessel nieder! und wirklich folgte den Worten sofort die That. Ein junger Kauf« mann ward da« Opfer dieser Brutalität. Der junge Kaufmann, welchem die Hirnschale zerschmettert wurde, liegt im Spital auf den Tod darnieder und der Student geht noch auf freien Füßen unter den Arkaden Bern« spazieren; er ist ja der Sohn eine» Regierungsraths. — Nachschrift. Laut dem hiesigen Jntelligenzblatt hat gestern Abend hier in Bern schon wieder ein Todtschlag statt- gesunden. Ein Küfergesellr erschlug seinen Kameraden im Streit mit einem Beil. Der Thäter ist verhaftet. Wit da» genannte Blatt wissen will, soll nun auch jener Student, der Sohn de» Rerierungsrath« Scherz (der Name wird genannt) in Haft gesetzt worden sein. (K. Z.) Pari», 24. April. (K. Z ) Bestem wurde im geheimen So mit« vom gesetzgebenden Körper da« Gesetz über Vermehrung de» Polizeibudget« der Stadt Pari« um 400,000 Frc». für Stadtser« geanten berathen. Pari« hat gegenwärtig 3740 Stadtsergränten, die zehn Stunden effectiven Dienst und nur die dritte Nacht fac- > tisch Ruhe haben. Dem Sölde uachztrfälküHe tu vier Elasten, tausche friedlicher Erklärungen die demselben entsprechende thatsächtiche Folge zu verschaffe.,. Ew. Ercellenz wollen sich unverweilt in diesem Sinne gegen den königlichen Herrn Ministerpräsidenten au-spreche«, und das AuSkunstSmitlel, welches die gegenwärtige Depesche parbietet, bei Mittheilung derselben jener ernstlichen Würdigung anemdfehle», auf welche wir für diesen neuen Beweis der- Friedensliebe Oesterreich» he« zweifellosesten Anspruch erheben dürfen. - t-üf Empfangen x. p- MenSdorff^, Sr. des Hrn. Grafen v. K-rolyi Ercellenz. , muz „ „ ,, Vin» to Sonnabend, den 28. Apnl wn»m dt.,ewa,em.Z«i>. * Raum mit 5 Vf. berechnet. ,,