Volltext Seite (XML)
Akademie-Echo Festsitzender Zahnersatz bedingt gute Mundhygiene Belgischer Wissenschaftler in der Sektion Stomatologie zu Gast In den vergangenen Jahren waren unter anderem Wissenschaftler aus der UdSSR, der Schweiz, der Ungarischen VR, Schwe den, der BRD, Japan und Berlin-West in der Sektion Stomatologie zu Gast und konnten sich mit den hier erbrachten Leistungen in Erziehung und Ausbildung, Forschung und medizinischer Betreuung bekannt ma chen. Gleichzeitig berichteten die auslän dischen Wissenschaftler in Vorlesungen und Seminaren über ihre Forschungsar beit. Mit Prof. Dr. Jan de Boever konnte Ende Mai nun ein Gast aus Gent - Belgien - be grüßt werden. Professor de Boever, der sich durch seine ungezwungene, mitunter auch humorvolle Vortragsweise schnell Sympathie erwarb, ist Direktor einer Ab teilung, die - für uns ungewöhnlich - zwei stomatologische Disziplinen mitein ander vereint: die Kronen- und Brücken prothetik und die Periodontologie. Im Rah men einer Gastvorlesung und eines Semi nars berichtete Prof, de Boever über die wissenschaftlichen Untersuchungen und die sich daraus entwickelnden Therapie konzepte in seiner Abteilung. In den Ausführungen über Vorbehand lung, eigentliche Therapie und Nachsorge betonte er die Notwendigkeit der Mitar beit des Patienten. Nach seinen Worten muß sich der Patient einen hochwertigen festsitzenden Zahnersatz erst „verdie nen", indem er über einen längeren Zeit raum hinweg unter fachlicher Anleitung eine ausgezeichnete Mundhygiene unter Beweis stellt. Prof, de Boever legte dar, daß in seiner Heimat vom Zahnarzt eine gewisse Er folgsgarantie verlangt wird, da vom Pa tienten für den Zahnersatz erhebliche fi nanzielle Mittel aufgewendet werden müs sen und würdigte gleichzeitig die Kosten freiheit für Zahnersatz in der DDR. Da für die Erfolgsaussichten, d. h. die Tragedauer, von festsitzendem Zahner satz, die individuelle Mundhygiene ein wichtiges Kriterium ist, muß sie unbedingt bei der Therapieplanung Berücksichti gung finden. Periodontologische und pro thetische Therapiemaßnahmen müssen sich gegenseitig ergänzen. So schafft z. B. die initiale Periodontaltherapie erst die Voraussetzungen für prothetische Maß nahmen, während der prothetische Ersatz dann periodontalprophylaktisch gestaltet sein muß. Prof, de Boever betonte, daß dazu unbe dingt die Anlage einer supragingivalen Präparationsgrenze ebenso gehört, wie die korrekte Gestaltung der Vestibulär- und Oralflächen ohne Überkontur und eine hygienefreundliche Approximal- raumgestaltung. Unter den genannten Voraussetzungen der Oralhygiene und der Gestaltung des Zahnersatzes haben auch ausgedehnte Restaurationen eine gute Langzeitprognose. In der Diskussion schilderte Professor de Boever, daß sich in seiner Einrichtung im Rahmen der Perio dontaltherapie die Relation wieder von der Periodontalchirurgie hin zu konservativen Professor Jan de Boever während seiner Gastvorlesung an der Sektion Stomatolo gie der MAD. Maßnahmen verschoben hat (Scaling, Wurzelglättung). In einer seminaristischen Veranstaltung beschäftigte sich Prof, de Boever mit der Funktionsanalyse. Bemerkenswert die von ihm gegebene Klassifikation in „okklusal passive" und „okklusal aktive" Patienten, wobei letztere für den Zahnarzt die Pro blemgruppe darstellen. Im Verlauf der an geregten Diskussion ging Prof, de Boever auf spezielle diagnostische und therapeu tische Maßnahmen, wie Gebißanalyse im Artikulator, Einschleiftherapie, Muskel übungen und die Verwendung von Auf bißschienen, ein. Abschließend kann gesagt werden, daß der Besuch von Prof, de Boever die Be kanntschaft mit einem sympatischen Wis senschaftler brachte, der stets um klini sche Relevanz der Forschungen bemüht ist. Es ist zu hoffen, daß wir Prof, de Boe ver anläßlich einer Tagung oder eines Symposions bald wieder einmal in der DDR begrüßen können. Dipl.-Stomat. Rottgardt Medizinhistorische Gedenktage Entdeckung des Erregers des Wundstarrkrampfes Vor nunmehr 100 Jahren gelang es dem damaligen Medizinstudenten und späte ren Internisten Arthur Nicolaier (1862-1945), den Erreger des Tetanus, ei ner gefürchteten und schon lange bekann ten Wundinfektion, zu entdecken und zu beschreiben. Nicolaierführte seine Versu che am Hygienischen Institut in Göttingen durch, das unter der Leitung von Flügge (1847-1923) stand, der durch die Einfüh rung des nach ihm benannten Formalin- Verdampfungsapparates entscheidend die wissenschaftlich begründete Desinfek tionslehre bereicherte (1898). Nicolaier veröffentlichte seine Resultate in der Dissertationsschrift „Beiträge zur Äthiologie des Wundstarrkrampfes" (Göt tingen 1885). Seine Arbeit bildete die Vor aussetzung für die Gewinnung der Teta nuserreger als Reinkultur im Jahre 1889 durch Klitasato (1852-1931) und die durch Behring (1854-1917) erprobte Serumbe handlung (1890-1892). Einer gefährlichen Wundinfektion wur den so schrittweise Schranken gesetzt, de ren häufiges Auftreten besonders im Krieg bekannt war. Die Klärung der Ätiologie gab dann auch die Möglichkeit, eine Erklä rung dafür zu finden. So spielen der Stel ¬ lungskrieg (Bodenverseuchung mit Te tanuserregern, der enge Kontakt mit Pfer den (Artillerie, Kavallerie), die Unterbrin gung (Viehställe), die Zunahme der Beklei dungsverschmutzung (Erde, Staub), Män gel in der persönlichen Hygiene (Unmög lichkeit regelmäßiger Ganzkörperwa schungen), Verwundungen der Extremi täten (insbesondere der unteren Extremi täten), Einwirkung von Rauhgeschossen auf den Organismus (Splitter von Bomben und Granaten) sowie unsachgemäße bzw. die verzögerte Wundbehandlung die ent scheidende Rolle für das vermehrte Auf treten. Die Entdeckung der Tetanuserreger muß besonders hoch eingeschätzt wer den, da sie von einem Medizinstudenten vollbracht wurde. Sie ordnet sich in die Fälle bakteriologischer Forschungsergeb ¬ nisse der damaligen Zeit ein, von denen al lein nur die Entdeckung und endgültige Be schreibung der Erreger der Cholera asia- tica durch Koch (1843-1910), die Gewin nung der Reinkultur der Typhuserreger durch Gaffky (1850-1918), an der auch Eberth (1835-1926) beteiligt war und die Gewinnung der Reinkultur der Diphte- rieerreger durch Loeffler (1853-1915) in das Jahr 1884 fallen. Wenn es in den vergangenen Jahrzehn ten in zunehmendem Maße gelang, den Tetanus systematisch zurückzudrängen, dann sollten wir Arthur Nicolaier geden ken, der diese Entwicklung möglich wer den ließ. Dieser bekannte Internist wurde eines der unzähligen Opfer des zweiten Weltkrieges und gilt seit 1945 als verschol len. MR Prof. Dr. sc. med. Hippe, OA Dr. med. Rehe Sektion Wandern/ Bergsteigen lädt ein: Zum Grenzwinkel am Steinberg Wer einmal den hintersten Win kel der Sächsischen Schweiz ken nenlernen möchte, der wandert mit uns am Sonntag, dem 29. Juli zum Grenzwinkel am Steinberg. Wir fahren mit Sonntagsrück fahrkarte Bad Schandau mit dem Zug 7.26 Uhr ab Dresden-Haupt bahnhof nach Bad Schandau und benutzen von dort den Bus nach Hinterhermsdorf. Von hier steigen wir mit schöner Aussicht zunächst hinan zum Weifberg und erreichen von dort das obere Heidelbachtal, dem wir abwärts bis zur Ober- Mühlefolgen. Von hier geht es steil hinauf zum Steinberg. In nördli cher Richtungabsteigend erreichen wir die Alte Kalkstraße und kom men schließlich hinunter in das stille, wenig besuchte Weißbach tal. Der Weißbach bildet auf einer langen Strecke die Grenze zur ÖSSR, und wir wandern in seinem Engtal abwärts bis zur Einmündung in die Kirnitzsch, die vom Nachbar land herüberkommt. Sie ist nun mehr unser Begleiter bis wir - an der Nieder-Mühle vorbei - den Ab zweig von Reißers Grund errei chen. Nun stiegen wir hinan nach dem Ortsteil Neudorf, können aber auch - wenn wir günstig in der Zeit liegen - noch einen kleinen Um weg über die Dachsenhöhlen ma chen, bevor wir endgültig nach Hinterhermsdorf zurückkehren. A. Hengst, Sektion Wandern/Bergsteigen Nachruf Am 15. Juni verstarb unser lang jähriger Mitarbeiter Kurt Fleischer Kollege Fleischer war von 1951 bis 1983 in unserer Abteilung als Orthopädiemechaniker tätig. Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren. Kollektiv der Abt. Technische Orthopädie der Orthopädischen Klinik Herausgeber: SED-Hochschulparteilei tung der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus" Dresden, Fet- scherstr. 74. Verantwortlicher Redak teur: Ursula Berthold, Ruf: 4583468. Veröffentlicht unter Lizenz-Nr. 50 beim Rat des Bezirkes Dresden, Druck: III/9/288 Grafischer Großbetrieb Völ kerfreundschaft Dresden, 8010 Dres den, Julian-Grimau-Allee. Ruf: 48640.