Volltext Seite (XML)
6 Akademie-Echo Hochschullehrer im Interview Klub Drushby Kennen Sie den Klub der Freund schaft im Haus der deutsch-sowje tischen Freundschaft Dresden (Blockhaus)? In der Regel treffen sich am dritten Donnerstag eines jeden Monats um 19.30 Uhr DDR- Bürger und Sowjetbürger zu einer thematischen Gesprächsrunde (in russisch). Von der Vielfalt der The men mag das folgende Angebot ei nen Eindruck vermitteln: 17. Mai „Einig über den Sinn des Lebens" 21. Juni „Wissenschaftlich-tech nischer Fortschritt und Kultur“ 20. September „Zur Entwicklung und Lebensweise nationaler Min derheiten in der Sowjetunion (So wjetdeutsche)" 18. Oktober und 15. November Teilnahme der Freunde des Klubs am Abend der Freundschaft im Puschkinhaus - eine Gemein schaftsveranstaltung mit sowjeti schen Freunden, die zur Zeit in Dresden tätig sind. Musik, Inter views, Film, Tanz, gastronomische Versorgung. Beginn ist jeweils 17Uhr und das Ende gegen 21 Uhr. Der Unkostenbeitrag für diese Ver anstaltung beträgt 10 Mark. Ihre Teilnahme melden Sie bitte an den Freund Arlt, Tel. 4635490. 20. Dezember „Meine Heimat Aserbaidshan“ Kommen Sie und verschaffen Sie sich einen persönlichen Eindruck. Es gibt keine eingeschriebenen Klubmitglieder. Wem es gefällt, Russisch zu hören und vielleicht auch mitzureden, ist immer einge laden. Es wäre wünschenswert, daß sich im nächsten Jahr auch die Medizinische Akademie Dresden mit einem Referenten vorstellt. Welches DSF-Kollektiv macht ein entsprechendes Angebot? Fedor Arlt, Leiter des Klubs „Drushby" Nachruf Am 22. April verstarb unser Kol lege Joachim Lipkow im Alter von 44 Jahren. Seit 1971 arbeitete er an der Me dizinischen Akademie Dresden als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Wir verlieren in ihm einen enga gierten und fachlich versierten Kol legen. Die Mitarbeiterinnen und Mitar beiter des Instituts für medizinische Informationsverarbeitung werden sein Andenken in Ehren halten. Genossin Professor Walter (sitzend) berät sich mit Kollegin Hoeft aus ihrem Institut. Foto: Naumann Umwelt, Gesundheit und un sere Verantwortung Interview mit Genossin MR Prof. Dr. sc. med. Renate Wal ter, Direktor des Instituts für Allgemeine und Kommunal hygiene Im September 1982 erfolgte Ihre Berufung an die Medizinische Akademie Dresden und gleichzeitig die Ernennung zum Di rektor des Instituts für Allgemeine und Kommunalhygiene. Genossin Professor, wo waren Sie vorher tätig? In Berlin. Ich hatte den Auftrag eine For schungsstelle für Wasservirologie als Au ßenstelle des Forschungsinstitutes für Hy giene und Mikrobiologie Bad Elster aufzu bauen und zu leiten. Wir begannen im Januar 1971, und es gelang unserem klei nen Kollektiv, die Forschungsstelle zu ei ner guten internationalen Anerkennung zu führen. Welcher Thematik galt In Berlin Ihr be sonderes Interesse? Unsere besondere Aufmerksamkeit galt der Epidemiologie umweltbedingter Er- Kränkungen, Krankheiten also, die durch Umweltbelastungen ausgelöst oder ver stärkt werden. Die Methodik dieser Epide miologie ist sehr kompliziert und auch in anderen Ländern erst in der Entwicklungs phase. Auf diesem Gebiet Fortschritte zu erreichen, war auch das Ziel einer WHO- Arbeitsgruppe, in der ich mitarbeitete. Nun also Dresden. Finden Sie hier gute Möglichkeiten, diese Forschungsarbeiten fortzusetzen. In Dresden gibt es mehrere Institutio nen und wissenschaftliche Arbeitsgrup pen, mit denen unser Institut für Allge meine und Kommunalhygiene gut zusam menarbeitet. Das sind vor allem die Sek tion Wasserwesen der Technischen Uni versität, das Forschungszentrum für Was sertechnik und das Institut für Kommunal wirtschaft. Schon während meiner Tätig keit in Berlin gehörten Mitarbeiter dieser Bereiche zu meinen wissenschaftlichen Partnern. Jetzt ist die gemeinsame Arbeit effektiver geworden. Besonders mit der TU Dresden ist die Zusammenarbeit auf dem Gebiet Ökologie kontinuierlich und erfolgversprechend. Auch die geografi sche Lage reizte mich, nach Dresden zu gehen. Es gibt eine konzentrierte For schung zur Elbe mit hohem interdisziplinä rem Verflechtungsgrad. Die Forschung steht unter dem Leitgedanken „Sozialis mus und Umwelt. Rationelle Wassernut zung im oberen Elbtal". All das ist natürlich faszinierend für jemand, der sich mit die sen Fragen befaßt. Welche Bedeutung haben die Ergeb nisse Ihrer Arbeit für die Bevölkerung und den Umweltschutz? Die Bevölkerung mit hygienisch ein wandfreiem Trinkwasser zu versorgen, ist auch aus virologischer Sicht sehr wichtig. Es ist zu verhindern, daß Viren, besonders Erreger der Gastroenteritis in das Trink wasser gelangen. Deshalb sind virologi sche Gewässergüteanalysen unerläßlich. Derartige Analysen sind vor allem auch bei der Rekonstruktion von Wasserwer ken und bei der Erschließung neuer Was serquellen für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung wichtig. Ein anderes Beispiel. Bedeutungsvoll ist die Entwicklung neuer Verfahren der Hy- gienisierung von Klärschlämmen. Diese Schlämme enthalten humanpathogene Vi ren in hoher Konzentration. Um die Um welt vor der Kontamination mit diesen Krankheitserregern bei der Verwendung von Klärschlämme in der Landwirtschaft zu schützen, müssen virologische Testun gen in die Güteprüfungen einbezogen werden. Das gleiche trifft für die Entwick lung ökonomischer Verfahren zur hygieni schen Beseitigung von Fäkalien zu. Arbeiten Sie mit den örtlichen Staatsor ganen zusammen? Von den Aufgaben her gibt es eine Reihe Berührungspunkte, gemeinsame Ziele. Ich habe in Berlin schon gute Erfah rungen gesammelt, indem ich Gelegen heit hatte, intensiv bei der Rekonstruktion des Wasserwerkes Friedrichshagen mitzu wirken. Auch in Dresden wird die Zusam menarbeit mit den örtlichen Staatsorga nen in der nächsten Zeit sicherlich enger werden. In welcher Weise sind die Studenten In die Lösung der Aufgaben des Instituts ein bezogen? Am zentralen Jugendobjekt Dresdner Hochschulen „Sozialismus und Umwelt" ist die Akademie mit zwei Studenten betei ligt. Das Institut hat auch ein eigenes Ju gendobjekt, in dem vier Studenten des III. Studienjahres arbeiten. Sein Thema: „Umweltbedingungen und Gesundheits zustand in einem industriellen Ballungsge biet". Die Arbeiten haben erst begonnen, so daß wir auf der diesjährigen Leistungs schau noch keine Ergebnisse vorweisen konnten. Vielleicht 1985. Haben Sie Verbindung zu einer sowjeti schen Einrichtung? Eine enge freundschaftliche Zusam menarbeit verbindet mich seit zehn Jahren mit dem Moskauer Institut für Allgemeine und Kommunalhygiene der Akademie der Medizinischen Wissenschaften der UdSSR. Dort ist die Forschungsrichtung Virusökologie auf einem hochentwickel ten Stand. Sehr kollegial wurde ich damals aufgenommen. Eigentlich ist es die Zu sammenarbeit mit den Moskauer Wissen schaftlern, die sich entscheidend auf die Entwicklung der Forschung bei uns aus wirkte und selbstverständlich auch auf meine eigene Entwicklung. Welche Fremdsprachen sprechen Sie? Russich und Englisch. Wer sich konti nuierliche internationale Gemeinschafts arbeit wünscht, muß in der Lage sein, Fachgespräche ohne Dolmetscher führen zu können. Sie halten Gastvorlesungen Im Aus land, wo zum Beispiel? Seit vier Jahren halte ich regelmäßig Gastvorlesungen zu Fragen der Wasser- und Bodenvirologie an der Universität in Wien. Eng ist der Zusammenhang zwischen Umweltschutz und Schutz des Friedens. Wie ist Ihre Auffassung dazu? Frieden ist das Wichtigste. Meine, un sere tägliche Arbeit im Institut, unser uner müdliches Forschen dient der Verbesse rung der Umwelt. Zu einem hohen kultu rellen Lebensniveau gehört auch eine ge sunde, saubere Umwelt, und die Anstren gungen vieler Kollektive dienen diesem Ziel. Doch jede Art von Krieg, vor allem aber die bakteriologische und chemische Kriegsführung, gefährdet die Umwelt in höchstem Maße. Denken wir nur an die Zerstörung der Natur in Vietnam durch die USA. Deshalb ist meine Auffassung, daß unsere wissenschaftliche Arbeit vor allem dann sinnvoll ist, wenn wir uns gleichzei tig für die Erhaltung des Friedens einset zen. Das sind wir auch den kommenden Generaonen schuldig. Erst vor wenigen Wochen richtete das Komitee „Ärzte der DDR zur Verhütung eines Nuklearkrieges" ein Schreiben an Erich Honecker, in dem es heißt: „Nur in der Einheit von Frieden und Sozialismus können die Ärzte ihre hu manistischen Verpflichtungen und ihre berufsethischen Ideale uneingeschränkt im Interesse der Gesundheit und des Glücks der Menschheit verwirklichen." Dem stimme ich völlig zu. Ich bin auch fest davon überzeugt, daß die Freundschaft unter den Völkern ein Weg ist, den Frie den noch besser zu festigen. Deshalb ar beite ich seit vielen Jahren aktiv in der Liga für Völkerfreundschaft mit, und zwar im Freundschaftskomitee DDR-USA. Genossin Professor Walter, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ih nen für Ihre weitere Arbeit zum Wohle ei ner schönen, sauberen Umwelt viel Er folg. Mit Genossin Professor Walter sprach Renate Schulze