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Akademie-Echo Medizinhistorische Gedenktage im Februar Der Ketzer von Jena Arzt, Naturforscher, Darwinist und Philosoph Ernst Heinrich Philipp August Haeckel (1834-1919) Die Abstammungslehre besitzt in der Entwicklungsgeschichte eine außeror dentliche Bedeutung. Einer ihrer glühend sten Verfechter war E. H. Ph. A. Haeckel, dessen Geburtstag sich am 16. Februar zum 150. Male jährt. In Potsdam geboren und in Merseburg aufgewachsen, lernte er von seinem Privatlehrer Beobachten, Erkennen und Systematisieren. Das Her barium wurde seine erste methodische Ar beit. Haeckel studierte auf Geheiß seines Va ters und gegen seinen Willen seit 1852 in Berlin, Würzburg und Wien Medizin, wo bei er 1856 für kurze Zeit bei R. Virchow (1821-1902) assistierte. Er lernte sehr viel von A. v. Humboldt (1769-1859), M. Schleiden (1804-1881) und J.-B. de La- marck (1744-1829). Haeckel promovierte 1857 in Berlin, bestand dort mit gutem Er gebnis 1858 das Staatsexamen und erhielt die Approbation als praktischer Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer. Während des Studiums wandte sich Haeckel unter dem Einfluß von A. v. Kölliker (1817-1905), F. Leydig (1821-1908) und besonders J. P. Müller (1801-1858) der vergleichenden Anatomie und Zoologie zu. Er habilitierte sich 1861 in Jena als Pri vatdozent für Zoologie, wurde ein Jahr später ao. Professor der vergleichenden Anatomie und trat 1865 als Ordinarius für Zoologie in die philosophische Fakultät der Universität zu Jena über, der er bis 1908 treu blieb. Ernst Haeckel lehnte eh renvolle Berufungen (Würzburg, Wien, Straßburg und Bonn) ab. Haeckel war einer der Neugestalter der Biologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahr hunderts. Er forschte nach Gesetzmäßig keiten und Ordnungen, entwickelte und formulierte sie. Frühzeitig erkannte er die Bedeutung der Lehre von Charles Darwin (1809-1882) und wurde bald zu einem lei denschaftlichen Verfechter der Evolu tionstheorie in Deutschland, die von ihm unter Berücksichtigung ihrer weltan schaulichen Konsequenzen in wesentli chen Punkten weiterentwickelt wurde. Mit seiner Überzeugungs- und Moneren theorie sowie durch sein „biogenetisches Grundgesetz" suchte er die Abstam mungslehre, die er auch auf die Entwick lung des Menschen ausdehnte, weiter zu untermauern („Natürliche Schöpfungsge schichte", Anthropogenie oder Entwick lungsgeschichte des Menschen", „Prinzi pien der generellen Morphologie der Or ganismen"). In Erweiterung des Entwick lungsgedankens zu einer Weltanschau ung („Welträtsel") begründete Haeckel seinen Monismus als „Band zwischen Reli gion und Wissenschaft". Als Schüler von J. Müller und R. Virchow gestaltete er die Phylogenetik (vergleichende Abstam mungslehre) als eigenen Forschungs zweig. Seine speziellen Forschungen gal ten den niederen Meerestieren. In der generellen Morphologie der Or ganismen veröffentlichte Haeckel erstma lig Stammbaumentwürfe des gesamten or ganischen Bereiches sowie eine Hypo these über die Entstehung der ersten Lebe wesen aus anorganischer Materie (Anto genie). Mit dem Monismus strebte er eine dogmenfreie Weltanschauung an. Haek- kel war kein dialektischer Materialist, son dern blieb auf dem Boden des naturwis senschaftlichen (mechanischen) Materia lismus stehen, obwohl sein Denken be reits dialektische Züge aufwies. Als Mate rialist und Atheist wurde er durch seine wissenschaftlichen Arbeiten und sein ent schiedenes Eintreten für die Abstam mungslehre schließlich vom Klerus als „Auswurf der deutschen Wissenschaft be ¬ zeichnet und damit zum Ketzer von Jena. In seiner Radiolarien-Monographie be mühte sich Haeckel, in einer „genealogi schen Verwandschaftstabelle" die ver schiedenen natürlichen Gruppen von Ra- diolarien (Strahlentierchen) durch die ebenfalls sehr zahlreichen Übergangsfor men miteinander zu verbinden und die Be ziehungen durch eine Kette verwandter Glieder bis auf eine „Urform" zurückzu führen, von der sich „möglicherweise" alle übrigen ableiten lassen. Damit stellte er sich als einer der wenigen von vornher ein auf die Seite Darwins. Er lehnte jedoch die Ansicht Darwins über einen besonde ren Schöpfungsakt ab und ging bei der Entstehung von einer einfachen Zelle aus. Zu seinen Schülern zählten solch bedeu tende Wissenschaftler wie A. Dohrn und O. und R. Hertwig und H. Driesch. Auf vielen Reisen, die ihn rund um den Erdball führten, legte er sich eine sehr wertvolle und umfangreiche zoologische Sammlung an. Ergründete 1865 in Jena ein Zoologisches Institut und 1908 das erste Phyletische Museum (Museum für Ab stammungslehre). Haeckel war Mitglied der Deutschen und Internationalen Friedensgesellschaft gewesen, selbst aber Pazifist. Weiterhin gehörte er rund 90 in- und ausländischen wissenschaftlichen Gesellschaften und Akademien an, die ihm zum Teil hohe Aus zeichnungen verliehen. Die weitere Ent wicklung bewies die Richtigkeit seiner Theorien. Der populärste deutsche Naturforscher E. Haeckel starb am 9. August 1919 in Jena und bleibt mit seinen wissenschaftlichen Leistungen unvergessen. MR Prof. Dr. Hippe/OA Dr. Rehe Wir gratulieren Dienstjubiläen im Februar Brigitte Kauka, Zweitschwester, Kinderkli nik Hildegard Mehnert, Hilfsschwester, Chir urgische Klinik Rosemarie Rönitz, Stationsschwester, Neurologisch-Psychiatrische Klinik Ingrid Schulz, Krankenschwester, Polikli nik Ursula Spallek, Fachschwester für Anaes- thesie, Poliklinik 35 Jahre Marianne Böttcher, Sekretärin, Radiologi sche Klinik Gertrud Schwager, MT-Fachassistentin Institut für Klinische Chemie und Laborato riumsdiagnostik Siegfried Wittig, Küchenarbeiter, Abt. Wirtschaft und Speisenproduktion 30 Jahre Irmgard Kluge, Sekretärin, Kinderklinik 25 Jahre Elisabeth Eulenstein, Verwaltungsleiterin, Orthopädische Klinik Ruth Jauer, Leitende Fachassistentin, Insti tut für Klinische Chemie und Laborato riumsdiagnostik Lothar Kühn, Fachschullehrer, Medizini sche Fachschule Christine Rapmund, Fachphysiotherapeu tin, Poliklinik 20 Jahre Dr. rer. nat. Arnold Friedemann, Leiter der Abteilung für automatische Bildverar beitung, Institut für Pathologie OA Dr. med. Joachim Elsner, Institut für medizinische Informationsverarbeitung Margot Hähne, Krankenschwester im OP, Sektion Stomatologie Johanna Krause, FA für Krankenpflege, Po liklinik Renate Kutzner, Leiter für komplette GFR, GFÖ Alice Rüdrich, FAfür Krankenpflege, Poli klinik Gisela Saffer, Fachkinderkrankenschwe ster, Augenklinik Wir danken allen Kolleginnen und Kolle gen für die langjährige Mitarbeit und Ein satzbereitschaft und wünschen für das weitere Schaffen Gesundheit und Wohler gehen. Durch die Linse gesehen HGL, DSF und FDJ rufen auf zum Fotowettbe werb für alle Mitarbei ter und Studenten der MAD Zum Thema „30 Jahre Medizini sche Akademie" rufen wir zum gro ßen Fotowettbewerb auf und bitten um Einsendung Ihrer Fotoarbeiten schwarz-weiß und in Farbe. Wir wollen im Rahmen derTradi- tionspflege die Ereignisse im Leben und der Entwicklung der Medizini schen Akademie auch optisch er fassen. Neben Dokumenten über wis senschaftliche Höhepunkte und Veranstaltungen möchten wir den Alltag und das Leben in den Statio nen und Abteilungen, die Entwick lung der Akademie und einzelner Fachgebiete, Kollektive und Per sönlichkeiten der Akademie und die Zusammenarbeit mit Partnerin stitutionen im In- und Ausland im Bild festhalten. Auch gesellschaftli che, kulturelle und sportliche Er eignisse können dargestellt sein. Die Leistungen der wissenschaftli chen Fotografie sollten nicht ver gessen werden. Aus Ihren Einsendungen wird eine Fotoausstellung im Rahmen der Veranstaltungen zum 30. Jah restag der Medizinischen Akade mie gestaltet. Deshalb sollte das Bildformat mindestens 18 x 24 cm (keine Dias) betragen. Zur Beurtei lung werden außer der fotografi schen Qualität auch die Originalität und der dokumentarische Wert Ih rer Einsendungen herangezo gen. Für die besten Einsendungen ste hen Geldpreise in Höhe von 250 Mark, 150 Mark und 75 Mark sowie Buchpreise zur Verfü gung. Die Fotos sind bitte bis zum 31. August 1984 an den Vorsitzen den der Kulturkommission der HGL, OA Dr. Naumann, in das In stitut für Arbeitshygiene zu senden. Eventuelle Rückfragen sind bitte an OA Naumann, Tel. 2984, oder an den stellvertretenden Vorsitzen den der DSF, Dr. Höntsch, Tel. 2794, zu richten. Die Rückgabe der eingesandten Fotos wird zugesichert. Hochschul nachrichten Der Vorstand der Gesellschaft für Biomedizinische Technik und Informationsverarbeitung der DDR wählte Genossen Dr. sc. techn. J. Matauschek (Abt. Biosignalverar beitung der Chirurgischen Klinik) zum neuen Vorsitzenden der Ge sellschaft.