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Akademie-Echo 7 Medizinhistorische Gedenktage Patriot, Kommandeur und Förderer eines organisierten Sanitätsdienstes Adolf Ludwig Wilhelm Freiherr von Lützow (1762-1834) Das Lied über „Lützows wilde, verwe gene Jagd", Text: Theodor Körner (1791-1813), Musik: Carl Maria von We ber (1786-1826) kennt wohl jeder. Weni ger bekannt ist der legendäre Freikorps- führer der Befreiungskriege von 1813 - 1815 als Förderer eines organisierten Sani tätsdienstes in seinen Einheiten selbst. Als Sohn eines preußischen Generalma- jors in Berlin geboren, trat er bereits mit 13 Jahren in die Armee ein, war mit 16 Jah ren Fähnrich und mit 18 Jahren Leutnant. Im Kampf gegen Napoleon (1769-1821) wurde er am 14. Oktober 1806 in der Schlacht bei Auerstedt verwundet und schlug sich nach Kolberg (Kolobrzeg) durch. Bereits in diesem Gefecht erkannte er die Unzulänglichkeit des Sanitätswe sens der preußischen Armee. Am 28. April 1809 verließ er mit Ferdi nand von Schill (1774-1809) an der Spitze des 2. Brandenburgischen Husarenregi ments Berlin, um das Signal für eine allge meine Volkserhebung zu geben. Da er bei einem Gefecht bei Dodendorf am 5. Mai 1809 bereits verwundet wurde, konnte er an den weiteren Kämpfen nicht mehr teil nehmen und überlebte dadurch die Ver nichtung der Schulischen Einheiten in Stralsund (1809). Seine Kampferfahrun gen, die Militärreformen Gerhard von Scharnhorsts (1755-1813) sowie letztlich die Niederlage Napoleons in Rußland fe stigten bei ihm den Gedanken, ein Frei korps zu schaffen, das enge Bindungen zu den Volksmassen hatte. Am 18. Februar 1813 wurde ihm vom preußischen König Friedrich Wilhelm HL (1770-1840) mit Unterstützung Scharn horsts (Chef des Allgemeinen Kriegsde partements) die Erlaubnis zur Aufstellung eines „Königlich-Preußischen-Freikorps" erteilt. Dieses sollte aus einer Kompanie in der Stärke von 200 Mann und einer Eska dron Kavallierie von 150 Mann bestehen. Der Andrang nach der Ankündigung im „Goldenen Zepter" in Breslau (Wroctaw) war so groß, daß am 17. März 1813 bereits zum Freikorps 4 Kompanien Infanterie mit 10 Offizieren, 56 Oberjägern, 627 Jägern, 12 Spielleuten, ein leitender Chirurg und militärmedizinisches Personal sowie zwei Eskadronen Kavallerie mit 5 Offizieren, 26 Oberjägern, 204 Jägern und 6 Trompe tern gehörten. Solche Volkshelden wie der Turnvater Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) und sein Freund Friedrich Friesen (1784-1814), die Dichter Joseph von Eichendorff (1788-1857), Theodor Körner und Ele onore Prochaska (1785-1813) gehörten zu den Lützowern. Die schwarzen Uniformen, die roten Aufschläge und die goldenen Knöpfe er gaben jenes Schwarz-Rot-Gold, das im 19. Jahrhundert das Symbol der Kämpfe für einen bürgerlich-demokratischen deutschen Nationalstaat war. So verkör perte seine „Schwarze Schar" zugleich die Bewegung gegen die feudalabsolutisti sche Zersplitterung Deutschlands sowie die Napoleonische Fremdherrschaft. Be zeichnend war, daß das Korps nicht auf den König, sondern auf das Vaterland ver eidigt wurde. Das Freikorps operierte erfolgreich, bis es entgegen den preußisch-russisch-fran zösischen Waffenstillstandsverhandlun gen am 17. Juni 1813 bei Kitzen von zehn fach überlegenen französisch-württem- bergischen Truppen vernichtend geschla gen wurde. Lützow entkam schwer ver wundet mit einigen Kampfgefährten. Das Korps wurde neu formiert und der Nordarmee unterstellt. Lützow erlitt in Frankreich erneut eine schwere Verwun dung und geriet in Gefangenschaft. Nach seiner Befreiung und Rückkehr wurde das dem preußischen Adel verhaßte Freikorps aufgelöst und aus den verbliebenen Re sten das 25. Infanterieregiment und das 6. Ulanenregiment, dessen Kommandeur Lützow wurde, gebildet. 1814 wurde er zum Oberstleutnant, 1815 zum Oberst und 1822 zum General major befördert. Letztlich war er Chef ei ner Kavalleriebrigade in Münster. Bis zu seinem Tode wurde der feurige Patriot Lüt zow von den reaktionären Adelskreisen mit Mißtrauen betrachtet. Seine Populari tät beim Volke und die Förderung von Ver besserungen in der preußischen Armee si cherten ihm jedoch seinen Platz in dieser Armee. So erwarb er sich besondere Ver dienste bei der Durchsetzung von Verbes serungen des Medizinischen Dienstes in den von ihm geführten Einheiten und Re gimentern, da er durch seine Verwundun gen die Mängel auf diesem Gebiet in der preußischen Armee erkannte. Lützow unterstützte die bei ihm dienen den Militärärzte und übernahm in seinen Einheiten Neuerungen für die medizini sche Sicherstellung, teils sogar aus der französischen Armee. Zu den bekannte sten Ärzten und Militärärzten dieser Zeit gehörten u. a. Christian Johann Reil (1759-1813) und Johann Franz Wenzel Kri mer (1795-1834), denen in der vorliegen den Arbeit gleichfalls gedacht werden sollte. Reil studierte in Göttingen und Halle Medizin und arbeitete nach seiner Promo tion als praktischer Arzt in Norden/Ost- friesland. 1787 wurde er Hochschullehrer der poliklinisch-internistischen Ausbil dung in Halle. Reil schrieb und unterbrei tete diverse Vorschläge zur Verbesserung des gesamten Krankenhauswesens sowie der medizinischen Ausbildung. Er setzte sich für die Einführung der Perkussion ein und fertigte grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der Hirnforschung. Ab 1810 war er in Berlin tätig und leitete 1813 das Lazarettwesen der Verbündeten in Leip zig. Militärmedizinisch erwarb er sich Ver dienste durch ein Denkschreiben an die vorgesetzte Verwaltung über die Zustände bei der Verwundetenbetreuung. Krimer, der bereits als 14jähriger ein feldärztliches Praktikum absolvierte und nach seinem Studium in Wien, 1813 dem Lützower Freikorps beitrat, wurde mit den gleichen Problemen konfrontiert. Als Feld arzt folgte er später der preußischen Ar mee während der Kampfhandlungen von Die „Schwarze Schar" verkörperte die Be wegung gegen die feudalabsolutistische Zersplitterung Deutschlands. Das Korps wurde auf das Vaterland vereidigt. Dresden, Kulm und Leipzig. Schließlich übernahm erzeitweilig die Leitung des Ty phusspitals in Stadtilm. 1814 zog er mit den verbündeten Truppen nach Frank reich und erlebte die Schlacht von Ligny/ Waterloo (1815). 1818 beendete er sein Studium in Halle mit der Promotion und wirkte ab 1820 in Bonn. Auf Grund seiner Erfahrungen auf den Schlachtfeldern der Befreiungskriege entwickelte er das erste Verbandspäck chen, das jeder Soldat mitzuführen hatte. Beide Mediziner haben auf Grund ihrer Erfahrungen, basierend auf den Erkennt nissen Lützows und anderer progressiver Feldherren von einer geordneten medizi nischen Sicherstellung, das Sanitätswesen im Freikorps und den anderen Truppen or ganisiert und beispielgebend gewirkt. Ih nen und Lützow gebührt mit Recht ein fe ster Platz in der Traditionspflege der DDR und der NVA. Lützows tiefe Liebe zur Hei mat, sein unerschrockener Kampf gegen Reaktion und für gesellschaftlichen Fort schritt, die Unterstützung einer geordne ten medizinischen Sicherstellung seiner Formationen, die Übernahme neuer Er kenntnisse aus Frankreich und die ent sprechende Wirkung auf die gesamte preußische Armee sichern ihm einen Eh renplatz in unserer Traditionslinie. Seit 1980 trägt ein Hubschrauberge schwader der NVA seinen Namen. Lüt zows Grab befindet sich auf dem ehemali gen Garnisonsfriedhof in Berlin. • Dr. Peter Haupt Abteilung für Militärmedizin Danke, Schwester Anita! Über 30 Jahre arbeitete Irmgard Kurnik auf der Station 9c der Medi zinischen Akademie Dresden. Mit Krankheiten geplagt, mußte sie in Rente gehen. Von ihrer Station 9c, besonders von Schwester Anita Schröder wurde sie jedoch nicht vergessen. Schwester Anita küm mert sich in ihrer Freizeit ständig um Frau Kurnik. Wenn sie gerufen wird, ist sie zur Stelle. Dadurch meistert Frau Kurnik die auftreten den Schwierigkeiten ihrer Krank heit leichter und fühlt sich auch weiterhin mit ihrer Station verbun den. Familie Kurnik möchte - beson ders auch aus Anlaß des Tages des Gesundheitswesens - Schwester Anita für ihre Hilfs- und Einsatzbe reitschaft ein großes Dankeschön sagen. Sie leistet echte sozialisti sche Hilfe. Für Familie Kurnik ist sie das Ideal einer Krankenschwester gegenüber Veteranen unserer Akademie, und sie wünschen sich, daß es so bleiben möge und diese vorbildliche Hilfsbereitschaft Schule macht. Nachruf Nach einem arbeitsreichen Le ben verstarb am 11. Oktober im AI • ter von 76 Jahren unser Mitarbei ter Franz Kempny Kollege Kempny war seit 1946 als Krankenpfleger in der Medizini schen Akademie und ab 1979 als Pförtner in der Orthopädischen Kli nik tätig. Trotz seines hohen Alters bat sich Kollege Kempny jederzeit mit großem Engagement für die Be lange der Klinik und zum Wohle der Patienten eingesetzt. Von seinen Mitarbeitern wurde er stets geachtet und für seine vor bildliche Einsatzbereitschaft ge schätzt. Wir werden seiner in Ehren ge denken. Die Mitarbeiter der Orthopädischen Klinik Herausgeber: SED-Hochschulparteilei- tung der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus” Dresden, 8019 Dresden, Fetscherstr. 74. Verantwortlicher Re dakteur: Ursula Berthold, Ruf: 4583468. Veröffentlicht unter Lizenz-Nr. 50 beim Rat des Bezirkes Dresden, Druck: III/ 9/288 Grafischer Großbetrieb Völker freundschaft Dresden, 8010 Dresden, Julian-Grimau-Alle. Ruf: 48640.