Volltext Seite (XML)
Als am 7. September 1954 die Medizini sche Akademie in Dresden gegründet wurde, waren zu diesem denkwürdigen Festakt im Großen Haus der Staatstheater beide Verfasser als ärztliche Mitarbeiter der Kinderklinik zugegen, die heute noch in dieser Klinik arbeiten und deren Ent wicklung mehr als 30Jahre miterleben und mitgestalten konnten. Ein Rückblick auf diese Zeit verdeutlicht die Wandlung der Klinik und des Patien tengutes in den vergangenen drei Dezen nien. Die Kinderklinik des damaligen Stadt krankenhauses Johannstadt stand 1954 un ter der Leitung von Dr. Marianne Zwin genberger, die im Jahre 1947 die Nach folge von Professor Hans Bahrdt angetre ten hatte. Die Klinik, deren Funktionsge bäude (Haus 19, jetzige Chirurgische Kli nik) am 13. Februar völlig zerstört und deren Bettenhaus (die heutige Klinik) aus gebrannt war, befand sich 1947 noch im Wiederaufbau. Frau Dr. Zwingenberger konzentrierte deshalb ihre Aktivitäten vor rangig auf die Fortsetzung dieses Aufbau werkes, um den Anforderungen der medi zinischen Betreuung für die gesamte her anwachsende Generation Dresdens ge recht werden zu können, zumal die ältere Kinderheilanstalt Dresdens in der ehemali gen Chemnitzer Straße (jetzt F.-C.-Weiß- kopf-Straße) am 13. Februar 1945 total zer stört worden war. Oberärzte der Kinderkli nik am Stadtkrankenhaus Johannstadt 1954 waren Frau Dr. Schmeiser, die Ehe frau des langjährigen, verdienstvollen Chefarztes des Krankenhauses Dresden- Neustadt, sowie Frau Dr. Hörmann, die Ehefrau des 1. Oberarztes von Professor Crecelius, des damaligen Direktors der Medizinischen Klinik des Stadtkranken hauses Dresden-Johannstadt. Beide hatten in der stets überbelegten Klinik ein großes Arbeitspensum zu bewältigen. Im Jahre 1954 war der Kinderklinik nur noch die Teilklinik Oberloschwitz ange schlossen, die seit 1945 als Ausweichklinik in dem ehemaligen Privatsanatorium von Dr. Möller eingerichtet war. In diesem Haus befanden sich 150 Betten, so daß die Gesamtbettenzahl der Kinderklinik etwa 400 betrug. Die andere Ausweichklinik in Reinhardtsgrimma, die ausschließlich der Behandlung tuberkulosekranker Kinder gedient hatte, war im Jahre 1953 aufgelöst Die Kinderklinik zur Zeit der Gründung der Akademie Zwei Professoren erinnern sich worden. Aus diesem Grunde ergab sich die Notwendigkeit, die Behandlung von Kindern mit Tuberkulose in der Teilklinik Oberloschwitz zu konzentrieren. Es stan den damals etwa 100 Betten zur Verfü gung, von denen die Hälfte von Kindern mit Primärtuberkulose der Lungen und die andere Hälfte von Kindern mit Generalisa tionsformen derTuberkulose (Miliartuber kulose, Meningitis tuberculosa und Skelet tuberkulöse) belegt waren. Eine dritte Sta tion mit 50 Betten war für allgemeine Kinderkrankheiten, vorwiegend Pneumo nien und Nierenerkrankungen, eingerich- tetworden. Von 1953 bis 1955 wurde diese Teilklinik vom Verfasser als Oberarzt be treut. Er hatte seine Bemühungen beson ders darauf gerichtet, die Behandlungser- gebnisse von Kindern mit tuberkulöser Hirnhautentzündung, von denen jedes Jahr mehr als 50 aufgenommen werden mußten, zu verbessern. Dies wurde durch die Einführung des INH in die Tuberkulo sebehandlung im Jahre 1952 ermöglicht (H.-J. Dietzsch: Ergebnisse und Erfahrun gen bei der kombinierten Streptomycin- Isonikotinsäurehydrazid-Behandlung der Meningitis tuberculosa im Kindesalter, Dt. Gesundh.-Wesen 10 [1955], 167-182). Es konnte in dieser Publikation gezeigt wer den, daß die Heilungsquote, die bei alleini ger Streptomycintherapie nur 44 Prozent betragen hatte, auf 79 Prozent erhöht wor den war. Im Haupthaus der Kinderklinik in Jo hannstadt war die Sterblichkeit der Säug linge in dieser Zeit vorwiegend durch schwerste Durchfallserkrankungen (Toxi kosen) sowie durch eine gefährliche und hochinfektiöse Lungenentzündung (inter stitielle plasmazelluläre Pneumonie) bela stet. Letztere betraf als Hausinfektion be sonders ehemalige Frühgeborene, so daß mühevolle Aufzuchtserfolge nicht selten wieder zunichte gemacht wurden. Der Er reger dieser Pneumonieform, Pneumocy stis Carinii, war erst im Jahre 1953 von dem tschechischen Mikrobiologen VA NEK entdeckt worden, was jedoch zu nächst angezweifelt wurde. Da das Anti biotikum Chloramphenicol bei uns 1952 neu in die Behandlung schwerer Infektio nen eingeführt wurde, war es die Aufgabe des Mitautors, dieses Antibiotikum bei der Pneumocystis-Pneumonie zu erproben. Die gegenüber bisherigen Therapiemög lichkeiten deutlich besseren Ergebnisse wurden in der Zeitschrift: „Kinderärztliche Praxis" publiziert (K. Lorenz: Über die Be handlung der interstitiellen, plasmazellulä ren Pneumonie mit Chloramphenicol, Kin- derärztl. Prax. 21 [1953], 193-200). Um die Infektionsketten zu unterbrechen, war es außerdem erforderlich, die gesamte Früh geborenenstation auf ein anderes Stock werk zu verlagern und das Pflegepersonal auszutauschen. Mit dieser Maßnahme und der Einführung der Ultraviolett-Raum bestrahlung konnte weiteren epidemiear tigen Ausbreitungen dieser Hausinfektion wirksam begegnet werden. Nach der Gründung der Medizinischen Akademie in Dresden war auch die Errich tung eines Lehrstuhles für Kinderheil kunde notwendig geworden. Die Lehrver anstaltungen in diesem Fach sollten im Jahre 1955 beginnen. Auf den neugeschaf fenen Lehrstuhl wurde Prof. Dr. Dr. Georg Oskar Harnapp aus Leipzig berufen, der die Vorlesungstätigkeit im Jahre 1955 von Leipzig aus wahrnahm. Frau Dr. Zwingen berger übergab das Direktorat der Klinik am Ende des Jahres 1955 an Prof. Har napp. Sie übernahm danach als erste Chefärztin die neuerrichtete Kinderklinik am damaligen Stadtkrankenhaus Dres den-Neustadt, nachdem die Teilklinik Oberloschwitz im Dezember 1955 abgege ben und als interne Klinik für Erwachsene umgewandelt worden war. Die Kinder mit tuberkulösen Erkrankungen, deren Zahl dank der Tuberkulose-Schutzimpfung zu rückgegangen war, konnten in der Haupt klinik auf der Station K7 untergebracht werden. Der Ausbau dieser Station auf dem ehemaligen Dachgarten des Westflü gels der Kinderklinik war von Frau Dr. Zwingenberger in den Jahren 1953 bis 1955 realisiert worden. Unter dem Direk torat von Professor Harnapp wurde dann vom Jahre 1956 an die personellen und materiellen Voraussetzungen für die Lehre und Forschung geschaffen und da mit die Umwandlung der ehemals städti schen Kinderklinik Johannstadt in eine lei stungsfähige Hochschulklinik vollzo gen. H.-J. Dietzsch K. Lorenz Hoher syrischer Besuch in der Kinderklinik Am 10. August besuchten der Minister für das Hoch- und Fachschulwesender Sy rischen Arabischen Republik, Herr Profes sor Ziad Shoueiki, der gleichzeitig Rektor der Universität Damaskus ist, sowie der Dekan der Pharmazeutischen Fakultät der Universität Damaskus, Herr Professor El- Ghani Maabared, während ihres Aufent haltes in Dresden die Kinderklinik unserer Akademie. Das Bild zeigt die Gäste mit dem Prorek tor für Erziehung und Ausbildung, Genos sen Professor Arnold, und dem Klinikdi rektor. Professor Shoueiki (2. von links) ist selbst Pädiater und Spezialist für Hämato logie und Onkologie. Er interessierte sich besonders eingehend über die Behand lung leukämiekranker Kinder in unserer Klinik. OMR Prof. Dr. sc. med. Dietzsch Foto: Dipl.-Med. Paditz Nachruf Es verstarben die Mitglieder unse rer Veteranen-AGO Lothar Böhme von 1958 bis 1975 Pfleger in der Chirurgischen Klinik Dora Sander von 1953 bis 1979 Stationsgehilfin in der Hautklinik Leonore Frohberg von 1964 bis 1975 Sekretärin in der Neurologisch-Psychiatrischen Kli nik Wir werden unseren ehemali gen Kolleginnen und Kollegen stets ein ehrendes Gedenken be wahren.