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Akademie-Echo Zwei Dresdner sind die Schöpfer unseres Staatswappens Wie unser Staatsemblem entstanden ist Sicher kennen sehr wenige die Entste hungsgeschichte unseres Staatswappens, und daß die Schöpfer Dresdner sind, dar auf können wir besonders stolz sein. 1951 hatte unsere DDR bereits die er sten Erfolge errungen. Der Zweijahres plan 1949/50 wurde vorfristig erfüllt. Mit dem vom III. Parteitag vorgeschlagenen Fünfjahrplan ging die DDR zur langfristi gen Wirtschaftsplanung über. Vorrangige Aufgabe war die Errichtung einer lei stungsfähigen schwerindustriellen Basis. Dabei nahm die Wettbewerbsbewegung sozialistischen Charakter an. Wilhelm Pieck äußerte 1949: „Wir brau chen ein repräsentatives Staatswappen, besser als die bisherige Form des schwar zen Hammers auf rotem Grund, umrahmt vom goldenen Ährenkranz." Er beauf tragte Otto Grotewohl, sich mit dieser Auf gabe zu beschäftigen, der zu dessen Lö sung anerkannte Spezialisten zu Rate zog. So kam es, daß Professor Herbert Gute An fang 1951, damals Rektor der Hochschule für Angewandte Kunst Berlin-Weißensee, einen Anruf aus dem Büro des Minister präsidenten erhielt. Er wurde beauftragt, in Kürze mit ersten Gedanken für ein neues Staatsemblem der DDR vorzuspre chen. Genosse Gute und sein Freund und Kampfgefährte Martin Hänisch, beide aus Dresden, waren Mitglieder der ASSO (As soziation revolutionärer bildender Künst ler Deutschlands), antifaschistische Wi ¬ derstandskämpfer und anerkannte Grafi ker. Sie übernahmen den Auftrag gern, da sie bereits erfolgreich eine Reihe von Symbolen für die neue Ordnung geschaf fen hatten. Im Gespräch mit dem Minister präsidenten erhielten beide Genossen den Auftrag, ein Staatswappen zu schaffen, das die DDR eindeutig als sozialistischen Staat charakterisiert und das sich unver ¬ wechselbar einreiht in die Wappen der an deren befreundeten Volksdemokratien. Die Lösung des Auftrags nahm das Jahr 1951 in Anspruch. Gute und Hänisch waren sich klar, daß der Hammer die Arbeiterklasse als füh rende Kraft am besten symbolisiert. Die Vorstellungen, die verbündete Klasse der Bauern neben dem Ährenkranz auch durch eine Früchtegirlande darzustellen, wurde nicht verwirklicht. Mühe bereitete das Finden eines geeigneten Symbols für die Intelligenz. Das Buch mußte aus Ge staltungsgründen abgelehnt werden, ebenso das Brandenburger Tor mit der Quadriga. Schließlich wurde der Zirkel als Sinnbild für die schöpferische Intelligenz der DDR gewählt. Gedanken, z. B. das Symbol der VEBs als Eckpunkte für eine schwarz-rot-gol dene Fahnengirlande zu nutzen, mußte aufgegeben werden. Sonst wäre eine zu große Ähnlichkeit mit dem chinesischen Staatswappen entstanden. Der Entwurf wurde im Herbst 1951 dem Ministerpräsi denten übergeben. Nach Veränderung ei niger grafischer Details durch Professor K. Wittkugel wurde 1952 das Staatsem blem für die Öffentlichkeit zugänglich ge macht. Martin Hänisch sagt heute: „Daß das Emblem einmal eine so große Bedeutung erhalten könnte, war uns damals nicht be wußt. Wir freuen uns natürlich darüber. Das hat weniger mit unserer Arbeit zu tun, sondern mit dem Staat, der dahinter steht." Noch heute wirkt Martin Hänisch als Dozent an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Zu einer seiner jüng sten Arbeiten zählt z. B. die Gedenkplatte an der Dresdner Frauenkirche, die am Vorabend des VII. Pioniertreffens mit ei nem Ehrenappell von Hunderten Pionie ren eingeweiht wurde. Carla Siebenschuh Medizinhistorische Gedenktage Ein Arzt des Volkes Ernst Ludwig Heim (1747-1834) Vor nunmehr 150 Jahren, am 15. Sep tember 1834, verstarb Ernst Ludwig Heim in Berlin. Viele Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung begleiteten ihn auf seinem letzten Weg und waren von tiefer Trauer erfaßt. In den Jahren seiner Tätigkeit als praktischer Arzt (1783-1832) hatte er das Vertrauen der Berliner Bevöl kerung gewonnen, die ihm, ihrem „Papa Heim“, wie sie ihn nannte, stets Zunei gung bezeugte. Heim wurde am 22. Juli 1747 in Solz bei Meiningen als Sohn eines Pfarrers gebo ren. Nach einer allseitigen schulischen Ausbildung und durch die Einflußnahme des Vaters auf seine Bildung konnte er be reits im Alter von 16 Jahren an der Medizi nischen Fakultät der Universität Halle im matrikuliert werden. Durch eine im An schluß an das Studium durchgeführte Stu dienreise (1772-1775) nach Holland, Frankreich und England sammelte er not wendige Erfahrungen für die Tätigkeit als praktischer Arzt, die er in Spandau, einer derzeit selbständigen Stadt mit den dies bezüglichen Rechten und noch nicht zu Berlin gehörend, begann. Schnell erwarb er sich die Anerkennung der Bevölkerung und des Stadtrates, der ihn mit der Funk tion des Stadtphysikus beauftragte und ihm darüber hinaus die Medizinalaufsicht über das Havelland (Landkreis) übertrug. 1783 übersiedelte Heim in die damalige preußische Hauptstadt Berlin, wo er eine Privatpraxis eröffnete. Schon das Schild mit der Aufschrift „Arme werden kosten los behandelt" ließ die Unterschiede die ser ärztlichen Niederlassung zu anderen deutlich werden. Die Höhe des Honorars bestimmte Heim nach Besitz und Einkom men des Patienten. Arme und Bedürftige erhielten von ihm nicht nur kostenlose Re zepturen (mit dem Vermerk „pro pau- pere"), sondern auch Lebensmittel und eine finanzielle Unterstützung. Heim war ein ausgezeichneter Praktiker mit überdurchschnittlichen diagnosti schen Fähigkeiten. Seine universelle Bil dung und seine besondere Vorliebe für die Botanik (nach ihm benannte Pflanzen erinnern an ihn) waren der Grund für das Angebot der Universität in Frankfurt/Oder (1777), eine Professur zu übernehmen, was er ablehnte. Heim zählte zu den er sten Ärzten, die für die von Jenner (1749-1823) inaugurierte Pockenschutz impfung (1796) stritten. Seine Vermutung über den Zusammenhang zwischen Tier seuchen und Erkrankungen des Men schen, die erst Jahrzehnte später bestätigt wurde, ließ ihn veterinärmedizinische Kontrollfunktionen verkünden. Stets ach tete er seine Kollegen, darunter auch die Wundärzte, die er zu Rate zog, wenn er die Grenzen seines Handeln erkannte. In einer Zeit tiefer sozialer Widersprü che war Ernst Ludwig Heim in ärztlich-ethischer Hinsicht seiner Epoche weit vorausgeeilt. Mit Recht gehört er mit seinem Leben und Schaffen zu den Per sönlichkeiten, die in der Traditionspflege unserer Gesellschaftsordnung einen blei benden Platz besitzen. MR Prof. Dr. sc. med. Hippe OA Dr. med. Rehe Historische Carus- Poststempel der Medizinischen Akademie Dresden Die Medizinische Akademie Dresden trägt seit ihrer Eröffnung zusätzlich den verpflichtenden Na men des Dresdner gelehrten Na turforschers, Arztes, Philosophen und Künstlers Carl Gustav Carus (1789-1869). Er gehörte zu den glänzendsten Vertretern der Medi zin im gesellschaftlichen Leben des vorigen Jahrhunderts. So will es die Medizingeschichte wissen. Philatelisten sammeln in der Re gel Briefmarken, manche aber auch sogenannte Ganzsachen oder sogar Ganzsachen mit bestimmten, z. B. auf die Medizin bezogenen Poststempel. Darum hier ein ent sprechender Tip in Sachen Carus- Akademie. Anläßlich ihres 10jährigen Beste hens wurde an der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus" Dresden mehrere Monate lang ein Poststempel verwendet mit einer nach links blickenden Carus-Por- tätskizze und den Schriftzeilen: 10 Jahre Medizinische Akademie „Carl Gustav Carus" Dresden im rechten Teil des Stempelfeldes (Abb. 1). Ein anderer Stempel wurde 1969 anläßlich des 100. Todestages von Carus benutzt. Er zeigt in einer Ara beske die Schriftzeichen 28. Juli 1969 100. Todestag von C. G. Carus 1789-1869 und als Schriftblock darunter die Zeilen Medizinische Akademie „Carl Gustav Carus" Dresden (Abb. 2). Im selben Jahr stiftete der Rektor eine Carus-Plakette für Freunde und Förderer der Akademie. Schließlich wurde anläßlich des 25jährigen Bestehens der Akade mie 1979 ein Poststempel in Ge brauch genommen mit den Zei len 25 Jahre Medizinische Akademie Carl Gustav Carus Dresden (Abb. 3). H. E. Kleine-Natrop