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Extra - Matt HdeS Großtllhamtr UnterhaltNgs- und Anztigcblattes. Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick L Starke) in Großenbain. Ausgegeben Sonnabend, den LH. Juni 1888, Nachmittags 4 Uhr*. Beim Tode Sr. Majestät des Aaisers Friedrich. Oft zuckt des Blitzes Strahl vom Wolkenhimmel nieder Und sucht zum Opfer sich der Eichen besten Stamm, Zerschmetternd seines schmucken Baues frische Glieder, Sie, die im Lebensgrün sonst prangten wundersam. So schwang des kalten Todes Knochenhand, die harte, Der Hippe Schärfe auf ein edles Heldenhaupt; O deutsches Volk, der Landesmarken treue Warte, Sie wurde bitter dir entrissen, dir geraubt. Das sonnenmilde, blaue Auge ist gebrochen, In dem sich herrlich spiegelte ein deutsches Herz; Und starre, ernste Todesblässe hält umzogen Das edle Angesicht, geliebet allerwärts. Germania, laß deiner Wehmuth Thräne rinnen Und lege klagend an Kriemhildens Trauerkleid: Dein theurer, tapfrer Siegfried ging von hinnen, Der edle, heldenkühne Recke in dem Streit! Du hast gefeiert Ihn in Seinem Siegesglücke, Doch mehr bewundert Ihn in Seiner herben Noth, Weil du geschaut, wie Er der bösen Krankheit Tücke Mit deutschem Mannesmuth ertrug bis in den Tod. Drum laß auch dir von Ihm die goldene Lehre sagen, Die jüngst Sein welker Mund noch mahnend aufgestellt: „O lerne leiden, ohne deinen Schmer? M Klagen!" — So überwindest du die Stürme dieser Welt! Du wolltest, edler Friedrich, einen Frühling bringen, Dem Vaterland bewahren seinen Ruhmesglanz; — Nun müssen wir von Neuem Trauerlieder singen Und Frühlingsblumen winden Dir zum — Todtenkranz! O schlummere sanft, wir gönnen Dir den ew'gen Frieden, Um welchen Du, von Schmerz durchtobt, oft selbst gesteht. Ja, Gottes Engel mögen Dir im Himmel bieten Die goldene Lorbeerkrone, welche nie vergeht! Ferd. Jähmchen. MMnlmMMg. Nachdem es dem Allmächtigen"ge- fallen hat, Se. Majestät den Deutschen Kaiser Friedrich III., König von Pren- tzen rc. re. re. aus dem irdischen Leben abzurufen, haben Se. Majestät der König zn befehlen geruht, dah 1> tägliches kTrauerlauten Mittags von 12 bis 1 lthr in der Dauer einer Woche, vom Todestage an gerechnet, z 2) Abkundigung des Trauerfail es von den Kanzeln herab j bis- zur er folgten Beisetzung, 3) Einstellung von Kirchenmusik mit Instrumentalbegleitung innerhalb derselben Frist, 4) die Einstellung öffentlicher Lust barkeiten und Musik bis zur er folgten Beisetzung stattzufinden, auch MW 5) alle Behörden auf die Dauer von I4 Tagen vom Tage des Ablebens an schwarzer Siegel sich zu be dienen haben. Dresden, den 15. Funi 1888. Sännntk'iiPe -Ministerien. Graf von MKrice. von Nostitz-Wallwitz, v. Kerker. Freiherr von Könneritz. Hertzschuch. Kaiser Friedrich Kaiser Friedrich ist todt! Eingegangen zu seinem kaiserlichen Vater in selige Gefilde ist Deutschlands Stolz, des deutschen Volkes Freude, des Deutschen Reiches und des deutschen Volkes wärmster Freund, todt ist Kaiser Friedrich der Gute, der Edle, der Hochherzige, der schwer Geprüfte. Wohl beugen wir schwache Sterbliche uns in Demuth vor des Höchsten unerforschlichem Rathschluß, wohl hat uns die lange Leidenszeit des großen Todten all mählich auf den herben Schicksalsschlag vorbereitet, — und doch, da das Gefürchtete zur traurigen Wahrheit geworden, bäumt es sich wild auf in unserem treuen deutschen Herzen, das bittere Gefühl: So früh hinweggerafft in des Lebens voller Kraft und Blüthe, so früh uns entrissen, Du edler deutscher Mann, der Du zum Volke und im Volke standest, so bald, nur allzubald dem Throne für immer fern, den Du erst jüngst bestiegen, durchdrungen voll und ganz von des Herrschers schönster Pflicht, Dein Volk glücklich zu machen! AU' unsere Gebete, unser Flehen und Hoffen, sie haben uns das theure Leben um eine kurze Spanne Zeit verlängert, aber sie haben es uns nicht erhalten. Wir beugen uns vor dessen Thron, der höher steht, als alle Throne dieser Erde; aber mit der Manneszähre quillt herauf das trostlose, verzweifelnde Wort aus der gequälten Brust: O wäre er uns doch erhalten ge blieben! Die Hand des Schicksals lastet schwer auf Deutschland und auf seinem Kaiserhanse. Noch ist die Wunde nicht ver narbt, die uns Kaiser Wilhelms, des greisen Heldenkaisers Tod geschlagen, und schon fordert das unerbittliche Fatum auch das Leben des Heldensohnes, des Mannes, der als stolzer, ritterlicher Held neben seinem kaiserlichen Vater Deutschlands höchstes Gut mit erkämpft hat: Deutschlands Einheit, Deutsch lands Freiheit. Das große Werk, das Kaiser Wilhelm als Schutz- und Schirmherr treu gewahrt hat, das Kaiser Friedrich so gern noch manches Jahr behütet hätte als Friedensfürst, es besteht und wird weiter bestehen von Generation zu Generation, so lange des Kaiserhauses kraftvoller Stamm neue Reiser trägt; doch ihn, den stattlichsten der Kämpfer alle, ihn, der auf blutigem Schlachtgefilde Deutschlands tapfere Söhne zu ruhmvollen Großthaten begeisterte, hat tückische Krankheit gefällt. Zu stark, zu furchtbar, zu niederdrückend ist der Thatsachen Gegensatz, als daß sich heute das patriotische deutsche Herz in Ruhe und Ergebenheit fassen könnte. Ohn mächtig zwar ist des Staubgeborenen Schmer; dem Rathschluß des Schicksals gegenüber, aber gewaltig, überströmend, un endlich ist dieser Schmerz an der Bahre des allgeliebten Kaisers. Wir haben ihn verloren, unseren Fritz, wie ihn des Volkes Mund so gern genannt und wie er sich so gern in dem Be wußtsein seiner nahen Zugehörigkeit zum Volke nennen gehört. Wenig nur hatte der Schwerkranke, so ernst er eS auch mit seinen Herrscherpflichten nahm, Gelegenheit, in der kurzen Spanne seiner Regierung durch die That zu beweisen, daß es für ihn der Lebensberuf sei, sein Volk glücklich zu machen. Aber in dem Wenigen, das Kaiser Friedrichs Regierung auS- füllt, athmet die Liebe und Sorge für das Volk, zeigt sich der hochherzige, wohlthätige, edle Charakter des Kaisers, strahlt die warme Herzenssonne kaiserlicher Huld uns Allen entgegen, Allen, die wir dem kaiserlichen Herzen gleich nahe standen, Allen, die wir deutsch denken, deutsch fühlen. „Er hat das Volk, das Volk hat ihn verstanden!" In den wenigen ein fachen und schmucklosen Worten liegt Alles, was dieses innige Verhältniß zwischen Fürst und Volk, wie es zwischen Kaiser Friedrich und dem deutschen Volke bestand, charakterisiren kann. Er hat das Volk verstanden damals, als es galt, die heimischen Penaten vor fremden Eindringlingen zu schützen, er hat das deutsche Volk verstanden, als es ihm zu seiner Silberhochzeit Millionen Grüße und Wünsche darbrachte, er hat die freudigen Mienen und Blicke verstanden, wenn er sich in seiner bekannten Leutseligkeit als deutscher Kronprinz unter das Volk mischte, und er verstand nicht minder die Theilnahme des Volkes in seiner schweren Leidenszeit, wie die Freudengrüße, die ihm als deutscher Kaiser zu Theil wurden, so oft er sich seinem getreuen Volke zeigte. Er hat sein Volk verstanden in Freud' und Leid, und sein Volk hat ihn verstanden, als es seinem Fritz zujubelte und als es die bangen Blicke nach dem fernen Italien richtete. Das Volk hat es begriffen in der der Volks seele eigenthümlichen Feinfühligkeit, daß dieser deutsche Mann es stets und immer mit ihm gut gemeint hat, daß er ganz und gar nach dem Vorbilde seines großen Vaters sein Leben in den Dienst des Vaterlandes gestellt hatte. Und weil das Volk das weiß, deshalb zuckt heute unverkennbares, tiefes Weh durch Aller Herzen, für das es heute, im Augenblicke des hereinbrechenden nationalen Unglücks, noch keinen Trost giebt. Auch heute nicht, eben so wenig wie beim Tode des un vergeßlichen Kaiser Wilhelm, ist es deutsche Art, in einem Athemzuge zu rufen: „Der König ist todt, es lebe der König!" Aber wenn es Etwas giebt, das unseren Schmerz zu mildern vermag, so ist es das junge, blühende Reis vom Hohenzollern- stamme, auf das sich im Angesichte des blassen Todes unsere Blicke richten. In Ehrfurcht und Ergebenheit, in Treue und angestammter Liebe zum Hohenzollernhause nahen wir dem