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Academia Medicinae Dresdensis Nachdem der Entwurf der Satzung be reits in der Humanitas Nr. 26/1989 veröf fentlicht wurde, informieren wir nachste hend über den Entwurf der Wahlord nung. 1. Wahlen in der DDR-Sektion der IPPNW finden im Rhythmus von 3 Jahren statt. 2. Die Leitungsgremien der DDR-Sektion der IPPNW werden durch Delegierten versammlungen gewählt: • Die Bezirksdelegiertenversammlung wählt das Bezirkskomitee und die Dele gierten zur zentralen Delegiertenver sammlung der DDR-Sektion der IPPNW • Die zentrale Delegiertenversammlung wählt das Plenum der DDR-Sektion der IPPNW • Das Plenum wählt das Präsidium und den Vorsitzenden der DDR-Sektion der IPPNW 3. Wahlen der Delegierten zu den Be zirksdelegiertenversammlungen 3.1. Die Delegierten zu den Bezirksdele giertenversammlungen werden auf Wahl versammlungen der Mitglieder eines Kreises bzw. Stadtbezirkes oder einer medizinischen Hochschuleinrichtung ge wählt. 3.2. Die Wahlversammlung wird durch das Bezirkskomitee einberufen. Die Zahl der Delegierten wird entsprechend der Mitgliederstärke vor der Wahl bekannt gegeben. Gewählt als Delegierte sind die Mitglieder, die die meisten Stimmen der anwesenden Mitglieder auf sich verei nen. Es ist möglich, bei begründetem Fehlen auch abwesende Mitglieder zu wählen. 3.4. Die Mitglieder - Studenten der Me dizin und Stomatologie - wählen auf ei genen Wahlversammlungen ihres Berei ches Medizin bzw. Medizinische Akade- Entwurf der Wahlordnung der IPPNW Zur Diskussion gestellt mie die Delegierten zur Bezirksdelegier tenversammlung. Sie nominieren ihren Kandidaten als Studentenvertreter des Bezirkskomitees. 4. Bezirksdelegiertenversammlung 4.1. Die Bezirksdelegiertenversammlung wählt das Bezirkskomitee und die Dele gierten zur Zentralen Delegiertenver sammlung der DDR-Sektion der IPPNW. 4.2. Die Bezirksdelegiertenversammlung wird nach Abschluß der Wahlversamm lungen in den Kreisen durch das Bezirks komitee einberufen. 4.3. Die Bezirksdelegiertenversammlung ist beschlußfähig, wenn mehr als die Hälfte der gewählten Delegierten anwe send sind. Ist das nicht der Fall, muß die Versammlung neu einberufen werden. 4.4. Über die Stärke des zu wählenden Bezirkskomitees entscheidet die Bezirks delegiertenversammlung. Sie sollte maxi mal 20 Mitglieder nicht überschreiten, wobei jede medizinische Hochschulein richtung mit mindestens einem studenti schen Mitglied vertreten sein sollte. 4.5. Der Delegiertenschlüssel für die zentrale Delegiertenversammlung der DDR-Sektion der IPPNW beträgt ein De legierter auf dreißig Mitglieder. 4.6. Das Recht auf Unterbreitung von Kandidatenvorschlägen für das Bezirks komitee bzw. die zentrale Delegierten versammlung hat jeder Delegierte der Bezirksdelegiertenversammlung und das Bezirkskomitee. 4.7. Gewählt sind die Kandidaten, die auf sich die meisten Stimmen der anwesen den Delegierten vereinigen. 4.8. Das Bezirkskomitee wählt in einer konstituierenden Sitzung den Vorsitzen den des Bezirkskomitees und seine Stell vertreter. 5. Zentrale Delegiertenversammlung der DDR-Sektion der IPPNW 5.1. Die zentrale Delegiertenversamm- lung wählt das Plenum der DDR-Sektion der IPPNW. 5.2. Sie wird durch das Präsidium nach Abschluß der Bezirksdelegiertenver sammlungen einberufen. 5.3. Die zentrale Delegiertenversamm lung ist beschlußfähig, wenn mehr als die Hälfte der gewählten Delegierten anwe send ist. 5.4. Über die Stärke des Plenums ent scheidet die zentrale Delegiertenver sammlung. Das Plenum sollte nicht stär ker als 100 Mitglieder sein. 5.5. Bei der Aufstellung der Kandidaten ist zu gewährleisten, daß aus jedem Be zirk mindestens drei Mitglieder des Ple nums sowie von jeder Medizinischen Akademie bzw. Bereich Medizin der Uni versitäten mindestens ein Student nomi niert wird. 5.6. Als gewählt gelten diejenigen Kandi daten, die unter den genannten Voraus setzungen einer Vertretung aller Bezirke und der Studenten aller medizinischen Hochschuleinrichtungen die meisten Stimmen auf sich vereinigen. 6. Wahl des Präsidiums und des Vorsit zenden der DDR-Sektion der IPPNW 6.1. Im Anschluß an die Wahl des Ple nums erfolgt die Wahl des Vorsitzenden und des Präsidiums der DDR-Sektion der IPPNW 6.2. Die Wahl des Vorsitzenden erfolgt direkt durch das Plenum. Gewählt ist der jenige Kandidat, der die meisten Stim men der Mehrheit der anwesenden Mit-' glieder des Plenums auf sich vereint. Kommt eine solche Mehrheit im ersten Wahlgang nicht zustande, entscheidet eine Stichwahl zwischen den zwei Kandi daten mit den meisten Stimmen. 6.3. Die Wahl des Präsidiums erfolgt nach Beschlußfassung über seine Stärke. Sie sollte maximal 20 Mitglieder betra gen. 6.4. Dem Präsidium gehört ex officio ein Studentenvertreter an, der durch die stu dentischen Mitglieder des Plenums ge wählt wird. 6.5. Als Mitglied ist gewählt, wer die meisten Stimmen der anwesenden Mit glieder des Plenums auf sich vereint. Bei Stimmengleichheit für den letzten Platz des Präsidiums erfolgt eine Stichwahl zwischen den betreffenden Kandidaten. 6.6. Das Präsidium wählt in einer konsti tuierenden Sitzung die stellvertretenden Vorsitzenden und den Verantwortlichen Sekretär und beruft den International Councillor, die Deputy International Councillors und den Deputy Student Councillor der DDR-Sektion der IPPNW. Angst als Mittel des Wahlkampfes (Fortsetzung von Seite 6) Vollstrecker und zur Unselbständigkeit erzogen, die so viele psychisch defor mierte, feindbild-gewohnte und damit de mokratie-unfähige in ihren Reihen weiß? Das neue Selbstbewußtsein findet me diengesteuerte Zustimmung löst aber im Volk Mißtrauen aus und erzeugt Kälte schauer. Erinnerungen an alte Muster werden wach. Muß man das Fernsehen jetzt zuneh mend wieder parteilich lenken? Sind Mei nungsumfragen und breiträumige Mittei lungen über die scheinbar mit Abstand größte Beliebtheit der SED-PDS gegen über einem so gedemütigten Volk psy chologisch vertretbar, falls überhaupt glaubwürdig? Was versucht man da mit dem zukünftigen Wähler? Schlimm und unglaublich sind die neo nazistischen und antisowjetischen An ¬ schläge der jüngsten Zeit. Die Kriminal polizei hat sie unverzüglich aufzuklären, wer immer auch dahintersteckt. Aber ist es richtig, diese Ausschreitungen von Mi noritäten zum Gegenstand von Massen demonstrationen zu machen, sie quasi als Wahlkampfthema aufzuwerten und damit den Verursachern den gewünschten Öf fentlichkeitserfolg zu gewähren? Könnte es nicht Mode werden, daß sich unbe sonnene und richtungslose jugendliche Opponenten erst dadurch angesteckt füh len. Wir sind doch kein Land voller Neo nazis, Fremdenhasser und Revanchisten! Das dominierende gesellschaftliche Be wußtsein ist unabhängig von der Stellung zur SED-PDS zutiefst antifaschistisch ge prägt. Wird durch die Überhöhungen dieser Erscheinungen nicht Angst ge schürt? Liegt da nicht gleich die unausge sprochene Forderung nach einem neuen Sicherheitsamt in der Luft, ehe das alte sinnvoll demontiert ist? Besteht nicht die Gefahr der Polarisierung unserer Gesell schaft? Was kriminell ist, sollte als sol ches behandelt werden. Die Psyche des Volkes reagiert sensibel und differen ziert. Angst und Unsicherheit entstehen erneut, wenn jetzt bereits rechte Nischen ausgemacht werden und der linke Füh rungsanspruch mit antifaschistischer Tra dition begründet wird. Wenn im Wahlkampf keine Fairneß er kennbar wird und Profilierungen an den Grundproblemen vorbeigehen, auf deren Lösungen sich die Hoffnungen richten, dann werden wohl weiterhin eher mehr als weniger unserer Mitmenschen die Heilung ihrer Wunden im anderen Deutschland suchen. Prof. Dr. sc. med. Martin Müller, Direktor des Institutes für Pathologische Anatomie Rettet das Dresdner Schloß! Der geplante Wiederaufbau des Dresdner Schlosses ist seit Jahren im Blickpunkt der Öffentlichkeit. 1985 wurde den Dresdnern und der kulturellen Welt auf dem Theaterplatz versprochen, daß sich 1990 wenigstens die Fassade dieses einzigartigen Baudenkmals der Renais sance in ihrer Schönheit präsentiert. Heute, nach mehr als vierjähriger schlep pender Bautätigkeit, bangen wir um den weiteren Verfall des Schlosses. Der Wie deraufbau ist kein Dresdner und kein sächsisches Ereignis. Es ist ein Ereignis von europäischem Rang. Zur Unterstüt zung des Wiederaufbaus ist eine Stiftung ins Leben gerufen worden. Beteiligen Sie sich an einer Spendenak tion auf das Konto 5161-34-50. Kennwort: Stiftung Dresdner Schloß. Noch bis zum 25. Februar wird in der Galerie Rähnitzgasse die erste Ausstel lung in unserem Lande mit Werken von (9om D,4D,4-ax 2um /Heister des Swrrealismws Max Ernst (1891-1976) gezeigt. Diese Ausstellung wurde vom Sprengel Mu seum Hannover zusammengestellt und zuvor schon in der Moritzburg Halle ge zeigt. Sie ist ein erfreuliches Ergebnis des Kulturabkommens zwischen der BRD und der DDR. Ich möchte allen Kunstinteres sierten den Besuch unbedingt empfeh len. Max Ernst in Dresden - das ist ein Er eignis. Endlich können wir großartige Werke des Surrealismus kennenlernen, jener so lange verfemten Kunstrichtung. Es galt ein enger Realismus-Begriff, der keinen Platz für eine kreative und phanta sievolle Kunst ließ, die das Über-Wirkli che darzustellen versucht (Sur, franz. =- Über). Engstirnige Kunst-Zensoren woll ten auch noch die Ausstellung verhin ¬ dern. Danken wir allen jenen, die dies verhindert haben. Der Rheinländer Max Ernst gehörte in den Jahren nach dem er sten Weltkrieg zu den Mitbegründern der provokativen Gruppe DADA in seiner Heimatstadt Köln. Seine Freunde nannten ihn daher damals den DADA-Max. Die Ausstellung zeigt mehrere Collagen (Klebe-Bilder) aus jener Zeit. Die Collage- Technik, das heißt das Zusammenfügen von vorher existierenden Materialien hat Max Ernst virtuos beherrscht. Holzstich- Illustrationen des späten 19. Jahrhunderts aus Trivialromanen und naturkundlichen Lehrbüchern fügte er in den 20er Jahren zu Illustrationsfolgen und Serien zusam men, die immer wieder neue Überra- schungs- und Verfremdungseffekte zei gen. Seit 1921 lebte Max Ernst in Frankreich. Er mußte 1941 in die USA emigrieren und kehrte 1953 in seine fran zösische Wahlheimat zurück. Max Ernst stand in enger Beziehung u. a. zu Hans Arp, Joan Miro, Man Ray, Andre Breton und Paul Eluard, Luis Bu nuel und Salvador Dali sowie Alberto Gia cometti. Er wirkte an vielen künstleri schen Experimenten und Gemeinschafts arbeiten mit und äußerte sich auch wiederholt selbst schriftlich zu seiner Kunst. Zu vielen Büchern - besonders seiner französischen Freunde - schuf er originelle Illustrationen. Er entwickelte selbständig die Techni ken der Frottage (Erzeugung von Struktu ren im Durchreibeverfahren) und Grat tage (Kammzug-Technik) und erprobte auch die Decalcomanie (eine Art Abriß verfahren, bei dem die flüssige Farbe baumähnliche Texturen bildet). Für alle diese verschiedenen Techniken der künstlerischen Arbeit zeigt die Ausstel lung charakteristische Beispiele. Daneben sind einige Gemälde und Pla stiken zu sehen sowie viele Grafiken (Li thographien, Radierungen und kombi nierte Sondertechniken). In einem her vorragend gedruckten und sehr informa tiven Katalog sind (fast) alle gezeigten Werke abgebildet. Die Ausstellung läßt den hohen künst lerischen Rang von Max Ernst erkennen und die innovative Kraft seines Schaf fens. Peter Wunderlich