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Steinkreuze - legendenumwobene Zeugnisse des Mittelalters In der Ober- und Niederlausitz, in der Altmark und im Elbsandsteingebirge, aber auch in einer Reihe anderer Land striche unserer Heimat sind mittelalterli che Steinkreuze zu entdecken. Oft in un wegsamen, abgelegenen Wald- und Hei degebieten, von Unkraut und Strauch werk überwuchert, von Legenden und Sagen umwoben, fanden sie in der Ver gangenheit wenig allgemeines Interesse. Heute sehen nicht nur Denkmalpfleger und Heimatforscher in ihnen bedeutungs volle Zeugen der mittelalterlichen Recht sprechung und der Glaubensvorstellung unserer Vorfahren. Viele Steinkreuze sind im Lauf der Jahrhunderte beschädigt oder völlig zerstört worden, manchmal werden noch welche bei Erdarbeiten und Gebäudeabrissen entdeckt, häufig tragen sie unverständliche Inschriften und Sym bole, deren Sinn uns verschlossen bleibt. Trotzdem ist an ihnen nichts Geheimnis volles. Ihr Ursprung erklärt sich mit Hilfe der in mehreren Archiven vorhandenen so genannten Sühneurkunden. Hierin wurde vor langen Zeiten festgelegt, daß das Setzen eines steinernen Kreuzes, im Zusammenhang mit anderen Maßnah men, als Sühneleistung zu erfolgen habe. Damit wurden vorzugsweise Kapitalver brechen wie Mord oder Totschlag ge sühnt und zugleich der Nachwelt vom Er eignis und dessen Ahndung und Buße Kenntnis gegeben. Solche Sühnemaß nahmen waren zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert offensichtlich nichts allzu Ungewöhnliches, man verband dies oft mit materiellen Entschädigungen für be troffene Hinterbliebene, reinen Geldstra fen, Wallfahrten und ähnlichem. Die Er richtung der auch deshalb oft als Sühne kreuze bezeichneten Steinmale war je doch weniger eine Sühnemaßnahme für ein Verbrechen und Mittel der langzeiti gen Kenntnisgabe, sondern primär eine in den seinerzeitigen Glaubensvorstellun gen verwurzelte Errichtung eines Seelen males, waren doch Tötungen Rechtsan gelegenheiten mit gewissermaßen priva ¬ tem Charakter. Mit der Einführung der „Peinlichen Hals-Gerichtsordnung Kaiser Karl V. und des Heiligen Römischen Rei ches" von 1532 trugen derartige Hand lungen erst gesellschaftlichen Charakter und wurden als Angriff auf die öffentliche Ordnung gewertet und entsprechend be straft. Die Sühnemaßnahmen veränder ten sich zudem erheblich unter dem Ein fluß der Reformation, die in ihren Auswirkungen den mittelalterlichen Glau bensgrundsätzen und Moralvorstellun gen ebenfalls viele Grundlagen entzog. Da aber auch bei Unglücksfällen oder im Ergebnis von besonderen Naturereig nissen Familienangehörige solche Stein kreuze setzen ließen, sind diese also nicht absolut nur als Sühnemale anzuse hen. Der Brauch der Errichtung von Steinkreuzen ist deshalb in seinen geisti gen Ursprüngen vielschichtig, nicht zu letzt sollten sie die Vorüberkommenden zu Gebeten für das Seelenheil jener ver anlassen, die, ohne den religiösen Riten der Zeit entsprochen zu haben, aus dem Leben geschieden waren. Natürlich kön nen auch noch andere Gründe zur Auf stellung von Steinkreuzen geführt haben. Die Inschrift eines Steinkreuzes in Havel berg läßt beispielsweise den begründe ten Schluß zu, daß es ehedem ein Kenn zeichen des richtigen Weges zum Wall fahrtsort in Wilsnack war. Ebenso sind uns im zeitgenössischen Schriftgut der Archive Dokumente erhalten geblieben, die von der Setzung von Steinkreuzen im Zusammenhang mit Grenzziehungen und Streit um Territorialbesitz berichten. Nach den bisherigen Forschungen kann als urkundlich ältester Nachweis jenes Sühneurteil angesehen werden, welches am 1. Juli 1335 von den Städten Berlin und Cöln das Steinkreuzsetzen für den getöteten Propst Nicolaus von Bernau an dem Ort des Geschehens fordert. Alle an deren uns erhaltenen dokumentarischen Belege über die Errichtung von Stein kreuzen sind danach datiert. Als für die Errichtung von Mord-, Un glücks- und Sühnekreuzen besonders ge ¬ eignete Orte erschienen unseren Altvor deren Wegegabelungen, Straßenkreu zungen, Hohlwege und ähnliche mar kante Geländepunkte. Auch auf mittelal terlichen Gemälden und Graphiken zu entdeckende Steinkreuze bestätigen dies. Die Widrigkeiten der Zeitläufe haben al lerdings gelegentlich auch zu Umsetzun gen der Denkmale geführt; die gesell schaftliche Entwicklung schuf neue Wege und Straßen, die Steinkreuze fielen dem Vergessen anheim. Damit sind ande rerseits aber noch immer Möglichkeiten der Neu- und Wiederentdeckung gege ben. Zur Bezeichnung ist noch erwäh nenswert, daß es allgemein üblich ge worden ist, aus Stein geformten Kreuzen die eine Bezeichnung zuzuordnen und als Kreuzsteine frei in der Landschaft ste hende Steine mit eingemeißelten oder er haben gearbeiteten Kreuzdarstellungen zu bezeichnen. Auf den thüringischen Raum beschränken sich die gotischen Kreuzformen, und in Mecklenburg sind diese historischen Mahnmale als Stein oder Mordwangen bekannt, allerdings in anderer Form. Auf einem beträchtlichen Teil der Steinkreuze können wir Jahreszahlen, Buchstaben, häufiger aber stilisierte Dar stellungen von mittelalterlichen Waffen oder Werkzeugen entdecken. Allerdings geben uns manche Symbole, deren Sinn gehalt verlorengegangen ist, vielfach heute hinsichtlich ihrer Deutung Rätsel auf. Ebenso gibt es nur selten Erklärun gen für die gelegentlich in Gruppen von mehreren Exemplaren anzutreffenden Steinkreuze. Sie zählen in ihrer Gesamt heit in unserem Land zu den von Staat und Gesellschaft geschützten Bodenalter tümern und sind als wertvolles Kulturgut und materielles Zeugnis der Denkweise und Geisteswelt vergangener Gesell schaftsformationen uns allen anvertraut. Steinkreuze für die uns folgenden Gene rationen zu sichern und ihre Substanz zu erhalten ist gesamtgesellschaftliches An liegen und bedarf der Hilfe und Unter stützung des einzelnen. Georg Daniel Rekorde, Einmaligkeiten, Kuriositäten In Uthleben, Kreis Nordhausen, gibt es Straßen mit den Namen Linkes und Rech tes Hosenbein. * Die älteste erhaltene gedruckte Zei tung, die es in Berlin gab, stammt aus dem Jahr 1626 und nannte sich „Ordinär- und Postzeitung" oder noch offizieller „Berlin: Einkommende Ordinari Postzei tungen * In Wasungen, Kreis Meiningen, be steht die älteste Karnevalstradition. Der Beginn geht auf das Jahr 1524 zurück, so daß 1989 bereits die 455. Karnevalssaison gefeiert wurde. ♦ Renate Kück, Mitarbeiterin im Rostok- ker Schiffahrtmuseum, hat eine Haar länge von 1,70 m. * Die erste deutsche Zigarettenfabrik entstand 1862 in Dresden als Filiale einer russischen Fabrik. SienstjwGilöen im DezemGer 45 Jahre Agnes Dier, Arbeiterin in der Dienstlei stung, Klinik für Urologie 40 Jahre Horst Gebauer, Leiter des Obermei sterbereiches 2, Klinik für Orthopädie Dzidra Platais, Bearbeiter für Aufnahme und Entlassung, Klinik für Radiologie 30 Jahre MR Prof. Dr. Manfred Arnold, Hoch schullehrer, Poliklinik für Zahnerhaltung 25 Jahre Dipl.-Psych. Wolfgang Naumann, Di plompsychologe, Institut für Arbeitsmedi zin Renate Otto, Sekretärin, Klinik für HNO-Krankheiten 20 Jahre Dagmar Sauer, Medizinisch-techni sche Fachassistentin für Klinische Che mie, Institut für Klinische Chemie und La- boratoriumsdiagnostik Gabriele Ziemann, Funktionsschwe ster, Zentrale Hochschulpoliklinik 15 Jahre Dr.-Ing. Lech Kulik, Fachingenieur, In stitut für Biomedizinische Technik Peter Sachse, Betriebshandwerker, Ab teilung für Technik 10 Jahre Jürgen Becher, Betriebshandwerker, Abteilung für Technik Dipl.-Ing. Frank Heyne, Diplominge nieur, Institut für Biomedizinische Tech nik Teresa Schöne, Erzieherin, Medizini sche Fachschule Wir danken allen Genannten für ihre langjährige Einsatzbereitschaft und wün schen weiterhin Gesundheit und Wohl ergehen. NEUES AUS DER BIBLIOTHEK Die Nobelpreisträgerin Pearl S. Buck schildert in ihrem Roman „Eine Liebesehe" die konfliktreiche Ehe zweier ungleicher Menschen, deren Liebe ihnen immer wieder über alles Trennende hinweg den Weg zueinan der weist. Es ist die Liebe zwischen dem begabten Maler William Barton und der jungen Farmerstochter Ruth. In den Mittelpunkt seines Romans „Der Stoff aus dem die Träume sind" stellt Johannes Mario Simmel den des illusionierten Starreporter Walter Ro land. Er gehört dem gigantischen Ap parat eines Zeitschriftenunterneh mens an, in dem raffinierte Macher skrupellos die Meinungen ihrer Leser manipulieren. „Alle Menschen werden Brüder" ist ebenfalls ein Roman von Simmel. Mit den Mitteln des Reißers, mit Crime und Sex erzeugt er auch hier Hochspannung. Schonungslos kon frontiert uns der Autor mit der Ver gangenheit und der Gegenwart unse res Volkes. „Herbstmilch" heißt der Titel der Lebenserinnerungen einer bayrischen Bäuerin, und sie werden einen großen Leserkreis finden. Das Fazit des rei chen aber auch schweren Lebens der Anna Wimschneider: „Wenn ich noch einmal zur Welt käme, eine Bäuerin würde ich nicht mehr werden." Immer wieder interessant zu lesen sind Erich von Dänikens Bücher. Durch „Erinnerung an die Zukunft" wurde er berühmt. Heftig umstritten sind seine Hypothesen. „Wir alle sind Kinder der Götter" beschäftigt sich mit Grabforschung. Der weltberühmte Verhaltensfor scher Konrad Lorenz hat seit seiner Kindheit stets Tiere um sich und be schäftigt sich hingebungsvoll mit ih nen. Sein Haus war jahrelang bevöl kert von höchst ungewöhnlichen Haustieren, von Graugänsen, Dohlen, Halbaffen. Seine Tiergeschichten ge hören längst zu den internationalen Bestsellern. „Er redet mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen" ist der Titel der mit Humor und Selbstironie erzählten Tiergeschichten. Herausgeber: Medizinische Akademie „Carl Gustav Carus" Dresden, Fetscher Straße 74, Dresden, 8019. Redakteur: Jour nalist Ursula Berthold. Dem Redaktionskol legium gehören an: Dipl. rer. pol. H. Eckert, Dr. phil. U. Lochmann, Doz. Dr. med. J. Schulze, Doz. Dr. med. G. Seba stian, Prof. Dr. med. P. Wunderlich. Ruf nummer der Redaktion ist 4 58 34 68. Druck III/9/288, Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH, Julian-Grimau-Allee, Dresden, 8012, Ruf: 4 86 40