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ACADEM1A MEDICINAE DRESDENSIS 1. Jahrgang Nr. 19/22. Oktober 1990 Preis 10 Pfennig Hochschulzeitung der Akademie „Carl Gustav Carus" Erklärung zur deutschen Einheit Anläßlich der deutschen Einigung am 3. Oktober 1990 hat das Präsidium des Deutschen Hochschulverbandes erklärt: Deutschland ist nach seiner mehr als 40 Jahre währenden Teilung in sei ner staatlichen Einheit wiederherge stellt. In diesem Ereignis erfüllen sich die wagemutigen Hoffnungen jenes revolutionären Aufbruchs, mit dem die Menschen im östlichen Teil Deutschlands in einzigartiger Fried fertigkeit ein Herrschaftssystem zum Einsturz gebracht haben, das in seiner Prophetie der Weltbeglückung betrü gerisch und in den Mitteln seiner poli tischen Durchsetzung verbrecherisch gewesen ist. Das Vermächtnis dieses Aufbruchs gilt es zu bewahren. Mit der Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands wer den die Universitäten als Einrichtun gen der Wissenschaft und der Kultur an ihre Verantwortung für das staatli che Gemeinwesen erinnert. Mit der politischen und rechtlichen Zusam menfügung seiner Teile ist die Eini gung Deutschlands nicht abgeschlos sen. Aufgabe der Zukunft wird es daher sein, in der Auseinanderset zung mit einer 42jährigen Geschichte der Teilung die Einigung Deutsch lands auch als Problem der Kultur zu begreifen. Bei der Bewältigung dieser Aufgabe haben die Universitäten ei nen maßgeblichen Beitrag zu leisten. Die schweren Zerstörungen, die das untergegangene Herrschaftssy stem des real existierenden Sozialis mus hinterlassen hat, haben auch die Universitäten hart getroffen. Die Par lamente und Regierungen, die im Bund sowie in den Ländern für die Universitäten und die Wissenschaft verantwortlich sind, müssen diesem Tatbestand Rechnung tragen, um sie zu befähigen, als gleichwertige Part ner an der Entwicklung und dem freien Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse teilzunehmen, der die Universitäten in Europa und in dem freien Teil der Welt miteinander ver bindet. Der Deutsche Hochschulverband wird sich auch weiterhin bemühen, die Richtlinien für ein solches Sofort programm zu erarbeiten, um dadurch Parlamente und Regierungen in der Erfüllung ihrer .schweren Aufgabe zum Wohl der Universitäten und ihrer Wissenschaft zu unterstützen. Nachdem Ralf Schmieder mit seinem Richtspruch das Bauwerk preiste, oblag es Magnifizenz mit der nötigen Anzahl von Axtschlägen einen Nagel in den Balken zu schlagen. Das mittlere Foto entstand im September. Die Zierde der Richtkrone fehlt hier noch. Auch die Gäste zu diesem Fest ließen es sich nicht nehmen bis auf das Dach des Hauses zu klettern, um beim Hissen der Richtkrone dabei zu sein. Leider war der Wettergott auf dieses freudige Ereignis in keiner Weise eingestellt. Foto: Bachmann Die Richtkrone ist aufgesetzt Zu einem historischen Zeitpunkt haben wir uns eingefunden, um die Richtkrone auf ein Gebäude aufzustellen, welches im Freistaat Sachsen in der Bundesrepublik Deutschland entsteht. Der Direktor für Technik, Herr Göpel, erläuterte den anwesenden Gästen die Entstehungsgeschichte des für unsere Akademie so wichtigen Bauwerkes. „Als im Dezember 1986 in der Klinik für Chirurgie durch eine Havarie die OP-Säle’ nicht mehr benutzbar waren, wurde u. a. der Beschluß gefaßt, an dieser Stelle ei nen Operationstrakt mit integriertem Bet tenhaus zu bauen. Längst fällig, mehr mals verschoben, wurde mit großem Enthusiasmus die Planung und Projektie rung des größten Vorhabens in der Ge schichte dieser medizinischen Einrich tung begonnen. Viele Betriebe und Einrichtungen gingen mit Mut und Risiko an die Erfüllung dieser so komplizierten Aufgabe. Der Aufbaustab legte vier Mo nate später, am 1. Juli 1987 die Aufgaben stellung als Grundlage für die Projektie rung und Realisierung vor. Zielstrebig wurde im August 1988 die Grundsatzent scheidung mit einem Kostenvoranschlag von rund 70 Mio M gefällt und im Herbst mit den komplizierten Bauvorbereitungen begonnen. Durch Fleiß und gute Arbeitsleistungen des VTK konnte planmäßig im Juni 1989 der Grundstein gelegt werden. Im De zember war dann Montagebeginn. In diesem Gebäude werden auf einer Nutzfläche von 6 757 m 2 11 Operations säle errichtet für die Disziplinen Chirur gie, Orthopädie, Traumatologie, Neuro chirurgie, Kiefer und Gesichtschirurgie und Notfallchirurgie. Im Erdgeschoß wird eine interdisziplinäre ITS und eine hoch moderne Rettungsstelle entstehen, wäh rend im Keller die für das Haus so wich tige Zentralsterilisation und eine Betten aufbereitung gebaut wird. Das Haus wird durch Brücken und Ver binder mit der jetzigen Chirurgie, der Orthopädie und dem noch zu bauen den Bettentrakt verbunden. Mit modernsten medizin-technischen Know-how ausgerüstet - wir wollen nicht vergessen, daß das erst durch die Wende möglich wurde - werden wesentliche Voraussetzungen geschaffen, daß in der Stadt Dresden und im Land Sachsen die spezialisierten und hochspezialisierten medizinischen Betreuungsleistungen zum Wohlbefinden der Menschen aufrechter halten, gesichert und gesteigert werden." Herr Göpel dankte allen beteiligten Be trieben für das Gelingen dieses Bauwer kes und Magnifizenz Prof. Knoch für sein besonderes Engagement bei der Siche rung des Vorhabens bei Land und Regie rung. Noch gibt es bis zur Fertigstellung 1992 viel zu tun. Packen wir es an!