I. Der Unterschied von Schaft- und Jacquardweberei. In der Schaftweberei mit Tritten ist man in der Vermehrung der Tritte beschränkt und daher auch in der Erzeugung von großen Muster rapporten. Man kann jedoch, wenn die Schaftstäbe dünn sind, wohl bis 45 Schäfte im Stuhl anbringen; dagegen ist die Zahl der Tritte bezüglich ihrer Festigkeit, Raumbeanspruchung und unpraktischen Arbeitsweise aus leicht einsehbaren Gründen begrenzt. Man versuchte daher eine Maschine zu construieren, welche durch einen einzigen Tritt bewegt, einen größeren Schuss und Kettrapport zuließ. Es entstand auf diese Weise die bekannte Schaftmaschine bis zu 40 und mehr Schäfte; man hat es also in der Gewalt, mit dieser Maschine in einem Raume von 40 Kettenfaden jede beliebige Kreuzung, resp. Figur oder Musterung hervorzubringen. Es worden jedoch Stoffe verlangt, zu deren Musterung mehr als 40 Faden erforderlich sind; zu diesem Zwecke wendet man eine Einrichtung an, welche von der Schaftvorrichtung verschieden ist und Schnurvorrichtung genannt wird. Man wendet dabei keine Schäfte mehr an, sondern lässt jede Helfe für sich arbeiten, oder verbindet einige untereinander, wenn das Muster einen Theil der Kette ausmacht, d. h. eine derartige Einrich tung gestattet, das Muster in größerem Maße, in größeren Rapporten über die Gewebebreite, in einigen Fällen sogar ein einziges Muster hervorzu bringen. II. Historisches über Musterweberei. Die verschiedenen Bewegungsarten, die man an einigen Orten und zu manchen Waren lange Zeit angewendet hat, sind nach der Reihe wie sie eingeführt und gangbar geworden, ungefähr folgende: 1. Durch Ziehen mit der Hand an Schnüren (eig. Zugstuhl) insbe sondere a) Der Kegelstuhl. b) Der Zampelstuhl. 2. Durch eine mechanische Vorrichtung (Musterstuhl, Mustermaschine) c) Die Trommelmaschine. d) Die Leinwandmaschine. e) Die Jacquardmaschine. II. Kinzer u. O. Fiedler, Technologie <1. Handweberei, II. 1