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DEUTSCHER PAPIERVEREIN Schutz-Verein für Papier- und Schreibwaren-Industrie und Handel. Geschäftsstelle: Hamburg XI, Hahntrapp 3 Vereinsorgan: Papier-Zeitung unentgeltlich für die Mitglieder 35. Generalversammlung in Leipzig Sonnabend, 23. Mai, im Hauptrestaurant der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Schluß zu Nr. 50, S. 1707 Gesellige Veranstaltungen Himmelfahrt, der Reisetag zur Generalversammlung des Deutschen Papier-Vereins, brachte denjenigen Mitgliedern, welhe schon nachmittags eintrafen, einen besonderen Genuß, da sie einer erhebenden Gesangsaufführung im Völkerschlacht-Denkmal beiwohnen konnten. Nach einer Streife durch die Bugra fanden sich die Teilnehmer der Generalversammlung nach und nach im goldenen Saal des Kristall-Palastes ein; es war wirklich eine Freude, wie die altbekannten Getreuen der verschiedenen Zweigvereine sich die Hand drückten, wieder ein Jahr glücklich überwunden hatten. Herr Gravenhorst nahm zuerst zur Be grüßung das Wort, hieß die Anwesenden willkommen und ge dachte besonders der Verdienste des Herrn F. W. Richter, Leipzig, der mit viel Mühe und Arbeit die Tagung vorbereitete. Herr Richter dankte für die Ehrung und führte aus, daß er sehr gern gearbeitet hätte, er würde sich freuen, wenn alle Teilnehmer angenehme Erinnerungen an Leipzig mitnehmen würden. Dann wurde gemeinschaftlich nachstehendes Begrüßungslied gesungen. Den Gästen sei freudig dies Lied heut geweih’t, Wir heißen sie herzlich „Willkommen“, Denn Pleiße-Athen hat oft festliche Zeit Und Gäste sind gern aufgenommen. Wess’ Stammes sie sind ? Kann die Frage nicht sein — Die Eintracht, sie soll uns vereinen, Der Stärkste ist nichts, steht im Kampf er allein, Mag er noch so gerüstet erscheinen. Im gleichen Streben ■—■ reichet alle Euch die Hand, Fester stets knüpfe sich unser Freundschaftsband! Papier ist geduldig — ein uraltes Wort — „Papierene Weisheit ist billig!“ — Doch „praktische Weisheit ist sicherer Hort" Den Lehrsatz erkennen wir willig. Drum hat unser Streben stets praktischen Wert Und rüstig wir weiter nun bauen, Gleich andern sind auch wir mit manchem beschwert. Doch wanket nicht unser Vertrauen. Reicht zum Gelingen — alle Euch die Hand, Fester und fester knüpf’ sich das Freundschaftsband. Wer immer hält rüstigen Schritt mit der Zeit, Mit vorwärts gerichtetem Blicke, Der ist auch zum Wohl uns’res Werkes bereit, Er braucht keines anderen Krücke. So unser Verein, der mit siegender Kraft Dem Einzelnen nützt und dem Ganzen Das Beste erstrebt und das Gute stets schafft, In’s Herz tat die Dankbarkeit pflanzen. Haltet die Treue — reichet alle Euch die Hand, Fester stets knüpfe sich unser Freundschaftsband. Der Freundschaft sei freudig das Lied auch geweiht, Der edlen, der hehren, der schönen, Euch alten, die stetig zur Freundschaft bereit Mit der Last des Berufs zu versöhnen. Denn Freundschaft gibt Frieden, macht einig und stark, Knüpft fester und inniger die Bande; Drum nochmals „Willkommen" auf Leipziger Mark, „Willkommen" im sächsischen Lande. Im festen Streben — reichet alle Euch die Hand, In Leipzig knüpfe fester sich das Band. In später Stunde trennte man sich. Während am Morgen des 22. Mai die Mitglieder des Vor standes im. Sachsenhof tagten, unternahmen die übrigen Teil nehmer an der Versammlung und die Damen unter kundiger Führung einen Rundgang durch die Ausstellung. Die Firma Karl Krause hatte zur Besichtigung ihrer Sonderausstellung besonders eingeladen und führte diese in vollem Betriebe vor, Nachmittags 123 Uhr fänden sich dann alle Teilnehmer der Versammlung im Hauptrestaurant der Ausstellung zum gemein samen Mittagsmahl zusammen, das in sehr angeregter Stimmung verlief. Diejenigen, welche die Besichtigung des Völkerschlacht- Denkmals am Himmelfahrtstage noch nicht mitgemacht hatten, holten das Versäumte im Laufe des Nachmittags nach. Am Abend wurde dann das gesellige Beisammensein im Vergnügungs park der Ausstellung fortgesetzt. Die Hauptversammlung am folgenden Tage wurde durch eine Frühstückspause unterbrochen, in welcher sich die Damen zu den Teilnehmern der Versammlung gesellten. Am Abend fand im Hauptrestaurant der Ausstellung ein Festessen statt, das aufs beste zubereitet und mit zahlreichen Reden gewürzt war. Nachdem Herr Gravenhorst die Teilnehmer und Gäste begrüßt und ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den König von Sachsen und den Kaiser ausgebracht hatte, überbrachte Herr Heymann nachstehenden poetischen Gruß der Stadt Nürnberg. Gruß von Nürnberg an Leipzig Alljährlich, wenn es sproßt und grünt im Hage, Die Amsel singt, es schlägt die Nachtigall, Wenn König Lenz ist wiederum eingezogen, Die Vögel jubilieren überall! cr Wenns wieder lockt, gen Berg und Tal zu wandern, Im frischen Grün, bei hellem Sonnenschein, Dann rüstet sich in allen deutschen Gauen Zur Frühjahrsreise der Papier-Verein. Auch ich bin schon manch’ Jährchen mitgezogen, Und bin auch heute wiederum dabei; Wenn auch in letzter Zeit ich manchmal glaubte, Daß mit dem Reisen es zu Ende sei. Ein Sprichwort sagt: „Vom Ruhen kommt das Rosten“ Doch rosten will ich meiner Treu’ noch nicht. So hab ich denn die Reise unternommen, Sie war und ist mir eine angenehme Pflicht. Nach Leipzig ist diesmal der Ruf ergangen, Aus jener Stadt, die erst im vor’gen Jahr Die Blicke aller Welt auf sich gezogen, Weil sie der Schauplatz großer Dinge war. Das Denkmal draußen, wuchtig und erhaben Errichtet ist es wohl für alle Zeit! - Ein Sinnbild sei es deutscher Größe, Für deutsche Macht und deutsche Einigkeit. Historisch ist hier ringsherum der Boden, Der blutgetränkt die große Völkerschlacht einst sah, Das heiße Ringen um die Siegespalme, Das einzig steht in der Geschichte da. Groß war die Zeit und würdig auch die Feier, Die der Erinnerung jener Tage galt, Und mächtig hat die Freude, die Begeisterung In allen deutschen Gauen wiederhallt. Doch wenn auch ich als alter Veterane Gem hieher kam, das Denkmal noch zu schaun, Dem Riesenwerk Bewunderung zu zollen, Und mich an seinem Anblick zu erbauen, So kam ich doch in allererster Linie Als Veteran von dem Papierverein, Und bringe Grüße aus dem Bayern lande. Es grüßt durch mich des Reiches Schatzkästlein