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Nr. 29/1914 PAPIER-ZEITUNG 985 Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik . Eigenbericht In welchen engen Beziehungen die Presse und die Leitung der Bugra zueinander stehen, das beweist wohl am besten'die Anwesen heit der zahlreichen Pressevertreter bei der gemeinsamen Be sichtigung des Geländes am 4. April. Das Direktorium der Aus- 'Stellung hatte sie am genannten Tage zu sich gebeten, um sie an Ort und Stelle vom gewaltigen Umfang und vom Fortschreiten des Unternehmens zu überzeugen. Ueber 100 Herren aus allen Teilen Deutschlands waren hierbei anwesend, die, in mehreren Gruppen geteilt, unter der sachkundigen Führung der Ausstellungsleitung die Bauten besichtigten und wohl ohne Ausnahme einen guten Ein druck gewonnen haben. Obwohl das Gelände noch beträchtliche Umwälzungen erfahren wird und manches noch unfertig daliegt, besteht doch die Ueberzeugung, daß unter der Führung der zahl reichen Baumeister mit ihren nach Hunderten zählenden Arbeitern die Ausstellung soweit fertig wird, daß sie am 6. Mai eröffnet werden kann. Die Arbeit hat durch den Abbruch verschiedener Gebäude der vorjährigen Baufach-Ausstellung arge Verzögerung erfahren. Teilweise konnte mit den neuen Bauten erst Ende Februar begonnen werden, mit welchem Zeitverlust nicht von Anfang an gerechnet worden war. Auch bereitet die Beschaffung der Ausstellungs gegenstände mancherlei ■ Schwierigkeiten, denn es soll keine tote Aufstapelung werden, sondern ein lebendiger Organismus, der mit verständlicher Sprache zum Besucher redet und dessen anregender Wirkung sich niemand entziehen wird können, der zur Besichtigung in die Räumlichkeiten eintritt. In die Gruppen der einzelnen Aus steller werden historische und technisch-belehrende Abteilungen so eingefügt, daß man die Entwicklung der verschiedenen Berufs zweige von den ältesten Verfahren bis zu den Neuerungen der Jetztzeit verfolgen kann. Die Verlegung des Haupteinganges nach der Straße des 18. Ok tobers, im Hintergründe das gewaltige Völkerschlachtdenkmal, bedeutet eine Verbesserung gegenüber der vorjährigen Bau-Aus stellung. Auch der zweite Eingang von der Reitzenheiner Straße aus, an dem die Verwaltungsgebäude stehen, erhält anderes Aus sehen. Von hier aus gelangt man auf die Straße der Nationen, zu deren beiden Seifen die Gebäude des Auslandes, das sich in seltener Vollzähligkeit an der Ausstellung beteiligt, ihren Platz finden. Die Staatsgebäude Italiens, Frankreichs, Englands, Oesterreichs und Sachsens sind äußerlich fast vollendet und für den Baustil der be treffenden Länder recht bezeichnend. In der Fertigstellung am weitesten zurück liegt das russische Staatsgebäude, zu dem jetzt mit den ersten Arbeiten begonnen wird. Die übrigen Staaten werden in dem etwas zurückliegenden allgemeinen Auslands-Pavillon unter gebracht. Am anderen Ende der Völkerstraße liegt die Halle der Kultur. Mehr als 600 Gelehrte des In- und Auslandes werden hier unter Leitung des Geheimrats Lamprecht in umfassender Weise die Entwicklung des Buchgewerbes und der Graphik im Laufe der Jahrtausende vorführen. Die Ausstellungsgegenstände, die hierzu täglich eintreffen, sind durch hochherzige Stiftungen bereits jetzt Eigentum des geplanten Buchgewerbemuseums geworden. Einen besonderen Anziehungspunkt wird das Industrieviertel links vom Haupteingange bilden, in dem die alte Haynsburger Papiermühle in Tätigkeit sein und Büttenpapiere nach alter Weise schöpfen wird. Dahinter erhebt sich ein festes Gebäude für den Betrieb einer modernen Papierfabrik. Hand- und Maschinenpapiere sollen an Ort und Stelle teils auf Handpressen alter Bauart, teils in einer modernen Zeitungsdruckerei verarbeitet werden. Das Haus der Frau, die Pavillons für die Fachpresse, für Steno graphie und Photographie dürfen ebensowenig vergessen werden, wie die drei gewaltigen Maschinenhallen, deren Gesamtgröße und Raumverhältnisse, wie es heißt, bisher von keiner Ausstellung er reicht worden sind. Im entgegengesetzten Teile des Geländes wird die Sonderausstellung „Der Student“ im Akademischen Viertel ihre Unterkunft finden. Hier wird in Anlehnung an „Alt-Heidel- berg" eine Stätte geschaffen, die ein Sammelpunkt der studentischen Korporationen bilden wird und zu frohem geselligem Treiben beste Gelegenheit bietet. • Trotz des vielen Unfertigen und der flüchtigen Durcheilung des Geländes hörte man bei den Erschienenen nur Worte der An erkennung und Freude über das große Werk, das hier in ungefähr . vier Wochen der Oeffentlichkeit übergeben werden soll. Nach Beendigung des Rundganges fuhren die Herren nach dem Deutschen Buebgewerbehause, wo sie der zweite Vorsitzende des Direktoriums, Herr Verlagsbuchhändler Arndt Meyer, in Vertretung des erkrankten Dr. L. Volkmann begrüßte und für ihr Erscheinen dankte. Im An schluß daran gab Herr Museumsdirektor Dr. Schramm einige Hin weise auf das geplante Buchgewerbemuseum, zu dem noch im laufenden Jahre auf dem Gelände Ecke Hospital- und Platostraße der Grundstein gelegt werden soll. Die Fortsetzung und den Schluß der Zusammenkunft bildete ein von dem Direktorium der Aus stellung gestiftetes gemeinsames Mahl im Festsaal der Buchhändler börse, wobei der Presse-Ausschuß durch Herrn Wilhelm Bär und die Stadt Leipzig durch Herrn Bürgermeister Dr. Weber die Erschienenen begrüßten. Ferner berichtete, der kauf männische Direktor der Ausstellung, Herr Friedrich Leege, daß der Garantiefonds der Ausstellung 2 Millionen M. betrage. Die Aus gaben waren im Jahre 1911 auf 1% Millionen M. veranschlagt, in zwischen ist die Summe auf 6% Millionen M. gestiegen, dt. Plakate auf der Bugra Die Leipziger Buchgewerbeausstellung bringt in der Gruppe „Reklame“ auch eine Plakatschau, die vom Verein der Plakat freunde in Charlottenburg aus den Beständen der Sammlungen seines ersten Vorsitzenden, Dr. Hans Sachs, veranstaltet wird. Die künstlerische Leitung dieser Ausstellung liegt in den Händen des Ehrenmitgliedes des Vereins, Lucian Bernhard. Die Plakatschau wird das Künstlerplakat aller Länder vorführen seit 1866, in welchem Jahr Cheret nach Paris kam und seine ersten Plakate herausbrachte. Auch wird der Verein für die kulturhistorische Abteilung der Bugra, die unter Leitung von Geheimrat Professor Lamprecht steht, eine kleinere besondere Zusammenstellung von Plakaten liefern. Die neugegründete Ortsgruppe Leipzig des Vereins der Plakatfreunde wird die Arbeiten leiten. Mehrlieferung von Schneideschrift-Plakaten Berichtigung zu Nr. 27 S. 918 Auf Ihren Wunsch erteilte ich Ihnen eine Auskunft, die (in folge eines Setzfehlers. Schriftleitung) zum Teil falsch wiedergegeben wurde. Ich sage ausdrücklich: „Um einem Einwande der Kund schaft, den ich an sich für ungesetzlich halte, zu begegnen usw.“, während Sie drucken „den ich ja für berechtigt halte“. Ich bitte im Interesse des Fragestellers um Berichtigung. F. Schweizerischer Lithographenbund (Hrbeiter-Verband) In dem vom Zentralvorstand erstatteten, vornehm ausge statteten 26. Jahresbericht wird betont, daß das Jahr 1913 auch für das schweizerische Lithographie- und Steindruckgewerbe ein Krisenjahr gewesen ist. Die Arbeitslosigkeit und damit der Kranken stand nahm zeitweilig einen beängstigenden Umfang an. Im Be richtsjahr waren 99 Mitglieder in 115 Fällen durchschnittlich während 26 Tagen arbeitslos, die Zahl der Krankheitsfälle stieg iin Jahre 1913 auf 211, während sie im Jahre 1912 nur 159 betrug. Die Zahl der Gehilfen-Mitglieder ist von 933 auf 984 gestiegen und die der Lehrlinge von 98 auf 115. Die 984 Gehilfenmitglieder setzen sich zusammen aus 291 Lithographen, 466 Steindruckern, 140 Chemigraphen, 42 Lichtdruckern (einschließlich Reproduktions photographen für Lichtdruck) und 45 Porträtphotographen, Stoff- druckem, Buchbindern und Steinschleifern. 557 Mitglieder aus der Schweiz, 322 aus Deutschland, 46 aus Italien, 40 aus Oester reich, 5 aus Frankreich, 3 aus Dänemark,' 3 aus Schweden und 8 aus verschiedenen anderen Staaten. Den Jahreseinnahmen von 88 704,15 Frank stehen 58 401; 16 Frank Ausgaben gegenüber, so daß im Berichtsjahre ein Ueberschuß von 30 302,99 Frank erzielt wurde. Mit diesem stieg das Verbandsvermögen am Jahresschluß auf 238 884,19 Frank. Die Invalidenkasse hatte noch keine Aus gaben. Für das ganze schweizerische Gebiet sind die Lohn- und Arbeits verhältnisse durch einen Zentraltarif aller Berufsangehörigen in der Lithographie, im Stein-, Licht-, Stahl- und Kupferdruck sowie in der Chemigraphie geordnet, dank dem Entgegenkommen der Geschäftsinhaber. Die Verhältnisse sind mustergültig und streng verbindlich geregelt. Dem Jahresbericht ist der Bericht über die Tätigkeit des Tarif amtes im Jahre 1913 sowie ein Verzeichnis der tariftreuen und der nicht tariftreuen Firmen sowie auch der nicht tariftreuen Gehilfen angehängt. Der Arbeitsnachweis hat gut gewirkt; die Zahl der vermittelten Stellen ist wieder gestiegen. * * * Bibliothek des Kgl. Kunstgewerbe-Museums in Berlin. Im Aus stellungsräume ist im April die 1840 erschienene Original-Pracht ausgabe der ,, Werke Friedrichs des Großen“ mit den Holzschnitten von Menzel, ein Geschenk des Kaisers an die Bibliothek, ausge stellt. Die Ausstellung ist wochentäglich von 10 Uhr früh bis 10 Uhr abends unentgeltlich geöffnet.