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API ER-VERARBEI TUNG BUC HGE ER BE^S Papicr-Jndustric-Vercin EV. "w B ER LIN .9. LINKSTP.22 weeeeaagaa Die vertraulichen Listen 4976 bis 4999 nebst Listen-Vor drucken wurden am 2. April an die Mitglieder versandt. Berliner Buchgewerbe-Saal Am 1. Oster-Feiertag bleibt der Buchgewerbe-Saal ge schlossen. Berliner Typographische Gesellschaft Die Sitzung am Dienstag, 31. März, war von 70 Mitgliedern und 11 Gästen besucht, welche mit lebhaftem Interesse vor Sitzungs beginn die zahlreichen, zum Vortrag des Abends gehörigen Druck sachen vielerlei Art besichtigten, die Herr Josef Gaa im Buch gewerbesaale gut geordnet ausstellte. Umschläge, Prospekte, Briefköpfe, Zeitungsseiten des Inlands und Auslands mit Anzeigen und Text ringsum an den Wänden, ausgelegte Zeitungen aus Deutsch land, Oesterreich, Frankreich, aus Holland, Spanien und Italien, aus Amerika, Südafrika und Japan boten ein anregendes Bild. Der Vorsitzende Herr Könitzer machte zunächst bekannt, daß von der technischen Kommission für ein ausgeschiedenes Mitglied Herr Konrad Blommen zugewählt sei; zur Mitgliedschaft der Ge sellschaft angemeldet hat sich Herr Martin Müller, Buchhandlungs gehilfe i. H. Julius Springer, Verlag; aus Prag sandte Herr Georg Wagner Reisegrüße an die Gesellschaft; ferner wurde auf das Früh jahrsprogramm der Freien Hochschule und darauf hingewiesen, daß zu der nächsten Sitzung am 21. April Herr Dr. F. Ferrol einen Vortrag über sein neues Rechnungsverfahren zugesagt habe. Der zweite Vorsitzende Herr Erler meldete folgende Eingänge: Von Gebr. Klingspor, Offenbach a. M., Peter Behrens-Mediaeval; ferner auf Ansuchen zur Ausfüllung von Lücken in den Sammlungen der Gesellschaft Probeblätter von Schriftgießerei Flinsch, Frankfurt am Main, und C. F. Rühl, Leipzig. Die Firma Max Krause, Berlin, sandte ferner farbige Postpapiere mit richtig stehenden Wasser zeichen und dazu passende Briefumschläge in einer Probemappe. Sodann sprach Herr Faktor Josef Gaa über „Gezeichnete oder gesetzte Drucksachen?“ Er wies zunächst unter Zitierung längerer Auslassungen eines Hof tischlermeisters Kimbel in der Seherischen Tagespresse über das gleiche Thema darauf hin,’ daß die in den letzten Jahrzehnten ge steigerte handwerkliche Schulung und Erziehung nicht frei von Nebenwirkungen sei, die jeder, der es mit dem Handwerk und zu mal dem Kunsthandwerk gut meint, aufrichtig beklagen müsse. Herr Kimbel schilderte verschiedene Schattenseiten der heutigen hand werklichen Schulung und Erziehung in den Lehrwerkstätten z. B. an den Kunstgewerbeschulen, die vielfach dazu beitrügen, einen im Grunde unfähigen Dilettantismus in den kunsthandwerklichen Betrieb hineinzuziehen und anderseits Geschäftsleute in das Kunst handwerk brächten, die die soziale Stellung der Handwerksmeister nur zu erschweren geeignet seien. Eine lehrreiche Auslassung im gleichen Sinne, so führte Herr Gaa aus, seien die vor etwa einem halben Jahre in der Papier-Zeitung an dieser Stelle veröffentlichten Artikel „Ein Wort zur Umkehr“, und weiterhin auf die heutige Lage im Buchdruck näher eingehend, bedauerte er, daß die end gültige Bestimmung über die Drucksachen oft in Händen sei, die von unserm schönen Kunsthandwerk nichts verständen; stellen weise übe ein ausgeartetes Buchkünstler- und Zeichnerproletariat neben den wirklich durchgebildeten und gediegenen Kräften im Ge werbe einen Einfluß aus, der entschieden zu bekämpfen sei. Tüchtige Photographen, Zeichner und Aetzer seien die kommenden Männer und Helfer im Buchdruck, die den Akzidenzsetzern und Faktoren zur Seite stehen könnten. Aber dem übermäßig viel Gezeichneten solle man Einhalt tun und namentlich gezeichnete Schrift möglichst vermeiden. Herr Gaa redete dem Satz und den rein typographischen Arbeiten das Wort; im modernen Betriebe sei es leider oft umgekehrt. Der hier und da schon gehörte Ruf: „Fort mit den Künstlern, zurück zum Satz!“ werde verständlich, wenn man sähe, wie die Zeichner häufig die Wirkung ihrer Produkte zum übrigen Satzbilde, zur harmonischen Einheitlichkeit des Ganzen übersähen. An zahlreichen Beispielen der ausgestellten Blätter erläuterte der Vortragende, nicht ohne humoristischen Einschlag, seine Ausführungen. Einer Serie Leistungen sogen. „Groteskzeichner“ blieb die eindringliche Wirkung auf den Beschauer nicht versagt. Die Selbständigkeit der Druckauffassung solle sich der gebildete Buchdrucker aber nicht verkümmern lassen. Die Ergebnisse seiner vergleichenden Studien faßte Herr Gaa noch in einigen interessanten Hinweisen auf die ausgelegten Zeitschriften aus Deutschland, England und Amerika (Ladies Home Journal u. a.) zusammen, die ein für das Ausland günstiges Ergebnis hatten und die noch weiterer Entwicklung be dürftige Klischeeausarbeitung bei uns betonten. Mit dem Vorschläge, die gesellschaftlichen Leseabende für Behandlung typographischer Fragen auszugestalten, schloß der anregende Vortrag. In der lebhaften Aussprache betonte Herr Erler, daß bei den vorgeführten Beispielen offenbar bessere Leistungen deutscher Druckkunst ausgelassen seien, um den Gegensatz mehr hervor zuheben, wie z. B. die Leipziger Illustrierte Zeitung. Das Düssel dorfer Sonderheft derselben gebe allerdings ein Beispiel für die Wirkung vieler zeichnerischer Vorlagen, aber an sich sei das kein Nachteil, wenn die Zeichner mit Verständnis und ausreichendem Können sich den Forderungen des Buchdrucks und seiner Technik anpaßten. Die heutige Aufgabe der graphischen Zeichner sei nicht wegzuleugnen, die Zeitströmungen mit ihrer Kunst zu begleiten und in dieser dem Druckgewerbe hilfreiche Hand zu bieten. Während Herr Schroeder die Akkuratesse beim Satz englisch-amerikanischer Zeitungen hervorhob, vermißte Herr Altmayer in der Ausstellung gut gesetzte Anzeigen; der Künstler leiste überhaupt vielfach Besseres als die ausgestellten Seiten zeigten. Herr Senff bemerkte vom Standpunkte des Bestellers im Buchdruck, daß doch unbestritten die Buchkünstler eine Fülle neuer Schriften geschaffen hätten, die in den Schriftproben zur Auswahl zugänglich seien. Es sei allerdings Pflicht zu unterscheiden, was brauchbar und unbrauchbar, um Gutes im Buchdruck bieten zu können. Herr Brandt, Herr Unruh und Herr Erler betonten neben den Verdiensten der zeichnenden Künstler die des Stempelschneiders und Schriftgießers bei Schaffung der Schriftgarnituren; Herr Köhler wies'bei dem jetzigen guten Material des Buchdruckers auf die Notwendigkeit der Erziehung der Akzidenz setzer hin, Herr Werra erklärte die Zusammenstellung der heutigen Ausstellung als aus dem Wunsche erwachsen, gewisse Auswüchse zu geißeln und erbat die Geltendmachung fachlichen Einflusses dahin, daß die Technik wieder mehr bevorzugt werde. Schließlich faßte der Vorsitzende Herr Könitzer die Eindrücke des Vortrags und der sich anschließenden Erörterungen zum Thema dahin zu sammen, daß die förderlichen Bestrebungen und guten Ergebnisse der Handwerker- und Kunstgewerbeschulen volle Anerkennung wie überall im Kunsthandwerk so auch im Buchdruck finden werden. Zu wünschen sei ein besseres gegenseitiges Verständnis, wenn z. B. die Aetzer noch nicht genügend mit dem Buchdrucker zusammengehen oder der Einfluß des Redakteurs in das Technische hinüberspiele und dergleichen. Die Befruchtung des ganzen Werkes durch gute Buchkünstler sei unverkennbar, und die Sorge um das Gewerbe, die Sorge um den Alltag dürften die stetige Weiterentwicklung der Kunst im Buchdruck nicht ersticken. Anschließend lenkte der Vorsitzende noch die Aufmerksamkeit der Versammlung auf die neueren Vorgänge bei der Berliner Fach schule für Buchdruckerlehrlinge; für die Aufstellung des Lehrplans den Fachleuten Gehör zu verschaffen, erscheint dringend erforderlich; eigentümlich berührt es, daß bei Heranziehung der Volksschul lehrer für diese Fachschule kein Berliner Buchdrucker mitzu- bestimmen berufen sei, während doch die Mittel der Gemeinde dafür aufgewendet werden. Der gegenwärtige Standpunkt der Schul verwaltung fordert, wie auch Herr Werra aus der Mitte der Ver sammlung bestätigte, in erster Linie von den Fachschullehrern pädagogische Kenntnisse. Schluß der Sitzung 312 Uhr; die nächste Sitzung findet am 21. April statt; der Leseabend am 14. April fällt aus. Deutscher Buchdrucker-Verein. Die Hauptversammlung findet am Sonntag, 14. Juni 1914, im großen Kongreßsaale der Inter nationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig statt. Außer den gewöhnlichen Gegenstän'den stehen auf der Tages ordnung: Vortrag über die Tarifbestrebungen im deutschen Buch druckgewerbe; Bericht über den Fonds für besondere Zwecke; Aussprache über den Deutschen Buchdruck-Preistarif.