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1696 PAPIER-ZEITUNG Nr. 50/1914 Der Papiermaschinensaal ist so vorzüglich gelüftet, daß trotz der großen Wassermengen, die hier verdampft werden, kein Dunst zu sehen und keine Hitze zu spüren ist. Ein Ventilator treibt vorgewärmte Frischluft durch weite geschlitzte Blechrohre, die unter der Decke hängen. Die durch die Schlitze austretende warme, trockene Luft nimmt die Feuchtigkeit, die aus dem Papier getrieben wird, in sich auf und zieht durch kurze, weite Schlote ab. Neue Streicherei. (M) Nachdem die maschinenbreiten Rollen auf Umrollmaschinen in für die Streichmaschinen passende schmälere Rollen ge schnitten sind, wandern sie nach der Streicherei. Hier werden sie auf den Streichmaschinen mit der in der Farbküche bereiteten Streichmasse versehen. Um diese Maße auf dem Papier so weit zu trocknen, daß sie die zum Bilden von Hängen in der Trock nerei nötigen Stäbe ohne Gefahr des Schmierens tragen können, wird die Papierbahn durch einen hohen, flachen Blechschc.cht nach oben geführt und von beiden-Seiten heiße, vor dem Erwärmen durch die Fabrik geführt und liefern die ankommenden Güter gleich an der erforderlichen Stelle ab, nehmen ferner das fertig gepackte Papier von der in entsprechender Höhe liegenden Rampe des Packereiraumes auf. Anschluß der Fabrik an den Bahnhof Pirna ist geplant. Der weitere Rundgang durch die Fabrik führte u. a. zum gut eingerichteten Laboratorium durch die geräumige mecha nische Werkstätte mit vollkommensten Werkzeugmaschinen zum Abdrehen, Hobeln, Bohren und Fräsen selbst der größten Werkstücke, mit Pooleschen Schleifmaschinen für die Kalander walzen, Kupfer- und gewöhnlicher Schmiede mit Rauchabzug, Einrichtung zum autogenen Schneiden und Schweißen von Stahl usw. Ferner durch das wohlgeordnete und mannigfaltige Lager von Fabrikbedarf aller Art, Sieben, Filzen, Maschinen- Ersatzstücken, Modellen usw. Jede Abteilung hat ihre Kleider ablage- und Waschräume für die Arbeiter, Brausebäder sind für die Arbeiter eingerichtet. Größte Ordnung und Sauberkeit, herr schen überall. Bild 7. Sortiersaal filtrierte Luft darauf geblasen. Nach Verlassen des Trocken schachts geht die Papierbahn auf den Hängetrockner über, der sie in mäßig erwärmter Luft ohne Umkehr zum Stab-Ableger und Aufroller führt. Die beiderseits gestrichenen Rollen kommen aus der Streicherei nach dem mehrere Stockwerke tiefer gelegenen Feuchtkeller und von hier nach dem in gleicher Höhe mit den Papiermaschinen liegenden Kalandersaal N. In dieser äußerst wichtigen Abteilung wird dem Kunstdruckpapier die erforderliche Glätte gegeben. Mehrere 11- und 16-walzige Kalander von der Breite der Streichmaschinen, durchweg mit elektrischem Einzel antrieb, sind hier in Tätigkeit, und Raum für weitere ist vor handen, nach deren Aufstellung der Dresdener Streicherei-Betrieb allmählich hierher übergeführt werden soll. Besonders bemerkens wert sind die riesigen 16-walzigen 2,1 m breiten Kalander von Karl Krause in Leipzig, wie sie in solcher Größe noch nie für an dere gebaut wurden. Ein solcher Kalander ist auf dem Stand von Karl Krause in der Bugra, Maschinenhalle I, zu sehen. Diese Kalander sind für die Bedienungsmannschaft mit elektrischem Fahrstuhl versehen, der den Kalanderführer auf Wunsch vorn oder hinten bis zur obersten Walze bringt. Eine Anzahl Quer schneider teilen das Papier in Bogen von gewünschter Größe, und diese werden durch zahlreiche Sortiererinnen gründlich von Ausschußbogen und Bogen zweiter Wahl befreit. An die Sor tierung schließen sich die Packerei und der Versand an. Voll spurige Bahngeleise_sind vom Bahnhof Heidenau aus mitten Die Fabrik beschäftigt zurzeit samt der Dresdner Anlage 1000 Arbeiter und Angestellte, darunter drei Chemiker, und stellt täglich rund 75 000 kg fertige Chromo- und Kunstdruck- Papiere her. Nach beendigter Besichtigung erläuterte Herr Kommerzien rat Hugo Schmeil in seinem Kontor an Hand des Fabrikplanes die Gesichtspunkte, die ihn beim Neubau leiteten. Es soll durch aus nicht der Markt überflutet und die große Leistungsfähigkeit der neuen Anlage sofort voll ausgenützt, vielmehr die Erzeugung der Aufnahmefähigkeit des Marktes angepaßt werden. Dieser habe sich in den letzten Wochen schon gebessert. Nicht durch Preisunterbietung — zu solcher sei bei den hohen Rohstoffpreisen keine Veranlassung — sondern durch Güte, Zuverlässigkeit und Gleichmäßigkeit der Ware wolle die Firma ihren bisherigen Ab nehmern neue zugesellen. Die Lage der Fabrik an Wasser und Bahn, unweit der großen Verbrauchsmittelpunkte Leipzig und Berlin, schaffe ihr gute Entwicklungsmöglichkeiten, und der Neu bau sei ein weiterer Schritt zu dem Ziele, an Leistungsfähigkeit voranzustehen. Die Möglichkeit weiterer Ausdehnung werde dieses Ziel auch in Zukunft erreichen lassen. Mit der Ueberzeugung, eine der vollkommensten Neuanlagen gesehen zu haben, verließ ich diese Stätte wohldurchdachter, emsiger Arbeit. S. Ferenczi