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1630 PAPIER-ZEITUNG Nr. 48/1914 Der Kaiser als Aussteller auf der Bugra Soeben ist, wie die Berl. Börsen-Zeitung berichtet, ein ausführlich beschreibender Katalog der Sonderausstellung der Kgl. Hausbibliothek in Berlin auf der Leipziger Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik im Verlage des Kaiser Wilhelm-Dankes erschienen. Diese Sonderausstellung ist mit Genehmigung und unter Förderung des Kaisers veranstaltet worden. Die Auswahl und Anwerbung der über 2000 zur Ansicht gebrachten Bücher lag in den Händen des Königlichen Hausbibliothekars Dr. Bogdan Krieger, der, im Verein mit Dr. G. A. E. Bogeng, auch den Katalog verfaßt hat. Der Grundgedanke, der in ihrer Art einzigen Sonderausstellung War, solche Bücher aus Hohenzollernbesitz zur Ausstellung _zu bringen, die in geschichtlicher, literarischer, künstlerischer und buchgewerblicher Hinsicht allgemeines Interesse für sich in An spruch nehmen können. So wird sie dem Historiker wie dem Literaten, dem Bibliophilen wie dem im Buchgewerbe Tätigen Anregung und Belehrung bieten. Die drei Hauptgruppen der Ausstellung sind: historische Hohenzollernbibliotheken, Bücher aus dem persön lichen Besitz des Kaisers und einzelne Kostbarkeiten und Selten heiten der Hausbibliothek, die unter bestimmten Gesichtspunkten ausgewählt wurden. Aus den Bibliotheken Friedrichs des Großen, Friedrich Wilhelms III., der Königin Luise und Friedrich Wilhelms IV. sind in vier Originalbücherschränken solche Bücher ausgestellt, die die literarische Geschmacksrichtung dieser Fürstlichkeiten am besten kennzeichnen und ihre geistige Umwelt bildeten. Bei der Zusammenstellung der in der Königlichen Hausbibliothek vor handenen Bücher des Kaisers sind diejenigen Wissenschaftszweige berücksichtigt worden, denen das Interesse des Kaisers vorzugs weise zugewendet ist, wie die Archäologie, besonders die Veröffent lichungen über Ausgrabungen in Deutschland, Nordasien und Afrika, Forschungsreisen, Architektur, namentlich Burgenausbau, Natur wissenschaft und Technik und Musik. Außerdem sind größere während der Regierung des Kaisers erschienene Publikationen ausgestellt, zumal solche, die aus Anlaß des fünfundzwanzigjährigen Regierungsjubiläums des Kaisers veröffentlicht wurden und auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung unter der Regierung des Kaisers hinweisen. Unter den Kostbarkeiten und Seltenheiten der Königlichen Hausbibliothek stehen in erster Linie einzelne Bücher aus den sechs Bibliotheken Friedrichs des Großen, geordnet in Einzelgruppen, wie z. B. „Originalausgaben der Werke des Königs“, „Im Felde benutzte Bücher“, „Aus dem Freundeskreise“-. Fast jedes dieser Bücher hat seine eigene Geschichte und besondere Beziehungen zu seinem Besitzer. Daran schließen sich einige in persönlicher Hinsicht bemerkenswerte Bücher aus dem Besitze Kaiser Wilhelms I.: wertvolle Werke aus seiner reichhaltigen Sammlung von Veröffentlichungen über Uniformkunde. Die Aus wahl dieser Werke hat kurz vor seinem Tode der beste Kenner dieses Zweiges der Militärwissenschaft, Professor Knötel, getroffen. Der Reinertrag aus dem Verkauf des sehr gediegenen und wissen schaftlich bedeutenden Kataloges, der zu jeder Abteilung und Gruppe wertvolle geschichtliche Mitteilungen gibt, ist zur Ver mehrung von Mannschaftsbüchereien des Heeres und der Marine bestimmt. Zu kaufen ist der Katalog nicht nur auf der Ausstellung selbst, sondern durch jede Buchhandlung. Graphische Ausstellung im Kunstgewerbemuseum zu Berlin. In dem kleinen Ausstellungsraum der Bibliothek des Kunstgewerbe museums sind Werke französischer Buchkunst des 18. Jahrhunderts ausgestellt. Die bestrickend anmutigen Formen jenes graziösen Zeitalters kommen auch in der Buchkunst zum beredten Ausdruck. Das figürliche Element überwiegt in der Buchdekoration, in den Kopfleisten und Schlußstücken. Doch zeigen einige Werke auch schöne Rokokoränder mit dem nie fehlenden Muschelornament, unterbrochen und belebt durch Figuren. Alle Werke sind reich mit Illustrationen versehen, die ausschließlich in Kupferstich oder Radierung hergestellt sind. Auch die Initialen sind zum größten Teil in Kupfer gedruckt. Die Schwierigkeit, die Initiale mit dem Text in eine harmonische Verbindung zu bringen, zeigt sich in den Werken Molieres. Das zur Initiale gehörende Wort wurde in Versalien gesetzt und der erste Buchstabe noch einen Grad größer genommen, um so eine allmähliche Ueberleitung zur Textschrift zu gewinnen. Doch ist auch diese Lösung nicht glücklich, da das Bild unruhig ist. Besser wirken die Seiten, in denen das erste Wort aus gleich großen Versalien gesetzt ist. Eine einheitliche Auffassung in dieser Frage hat bei den französischen Buchdruckern nicht be standen. Von besonderem Reiz ist das Werk Fete publique donnee par la ville de Paris ä l’occassion du mariage de Mr. le Dauphin (Oeffentliches Fest, gegeben durch die Stadt Paris bei Gelegenheit der Heirat des Thronfolgers), das 1747 in Paris gedruckt wurde. Das ganze Werk, das ein Groß-Folio-Formät hat, ist in Kupfer gedruckt, auch der Text, der eine schön gestochene Kursiv in un gefähr 3 Cicero Größe zeigt. Jede Seite ist mit einem breiten orna mentalen Rand geschmückt, in den sich große weibliche Figuren einfügen. Die Kursiv, die dem Leichten und Zierlichen jener Zeit besser entsprach als die starre Antiqua, ist bei Festschriften mehr fach als Textschrift angewandt, doch niemals Typensatz, sondern stets in Kupfer gestochen. Zahlreiche Kupferdrucke zieren die Wände des Ausstellungsraumes. H. R. Prüfung von Pflanzenleim und Kleister Zum Versuche in der Tüten- und Beutelfabrikation wurden von der Firma Klebstoffwerke „Collodin" nachstehende Kleb stoffe eingesandt: Collodin D W S. Derselbe eignet sich zum Kleben der ge bräuchlichen Tüten- und Beutelpapiere auf den vorhandenen Rollen- und Blattbeutelmaschinen, entfärbt jedoch die empfind lichen holzfreien Zellstoffpapiere etwas. Gleiche Verarbeitungsmöglichkeit zeigt vorteilhaft die Marke Collodin B L S, bei welcher die Entfärbung des Papiers nur selten auftritt. Collodin B L A ist ein vollständig neutraler Klebstoff, welcher bei guter Klebkraft auch die empfindlichsten Sulfit- Zellstoffpapiere in keiner Weise entfärbt. Fettdicht Pergamyn-, dünne echte Pergamentpapiere und Pergament-Ersatz sowie Tauenpapiere werden gut mit B L A geklebt. Diese drei Klebstoffe sind auch zum Kaschieren in Hand- und Maschinenarbeit verwendbar, sowie in Handklebung der Tütenfabrikation. Collodin R S ist ein knotenfreier dicker Kleber, welcher auf allen Rollenbeutelmaschinen sich als Bodenkleber gut be währt. Er verarbeitet sich auf diesen schnellaufenden Maschinen ohne umherzuschleudern und besitzt gute Bindekraft für alle Tütenpapiere. Die selbstbereiteten Mehl- und Stärkekleister werden durch denselben bestens ersetzt. Auch für die Hand klebung und in verdünntem Zustande für die Schlauchklebung verwendungsfähig. Die vorstehenden Versuche wurden sowohl von Hand wie auf den Maschinen ausgeführt. H. Th. sen. Buchdruckerei-Plakat. W. F. Burau in Danzig hat von Pro fessor Fritz A. Pfuhle ein Plakat entwerfen lassen, das dann in zweifarbigem Buchdruck ausgeführt wurde. Die Geschlossenheit der Komposition, die Kraft der Zeichnung und die glückliche Behandlung der beiden Farben Schwarz und Rot machen das 85x63 cm große Blatt zu einem der besten typographischen Plakate. Beihilfe zum Besuch der Bugra. Den Gehilfen der Frankfurter Societäts-Druckerei in Frankfurt a. M. („Frankfurter Zeitung“ und „Kleine Presse“) wurden als Beihilfe zum Besuche der Leipziger Ausstellung 1000 M. überwiesen, und zwar 500 M. vom Verlag und 500 M. aus der Vermögensverwaltung des vor einigen Jahren ver storbenen Gründers der „Frankfurter Zeitung“, Leopold Sonnemann. Fünfzig Gehilfen werden an der Fahrt nach Leipzig teilnehmen. CI. Verband der Deutschen Buchdrucker(-Gehilfen). Der Verband trat in das letzte Geschäftsjahr mit einem Vermögen von 9 768 791 M. 48 Pf., die Einnahmen des letzten Jahres betrugen 4 293 047 M. 72 Pf., die Ausgaben 3 403 727 M. 45 Pf. Es wurden gezahlt an Reiseunterstützung 257 831 M. 10 Pf., Arbeitslosenunterstützung 1 255 996 M. 50 Pf., anderweite Unterstützungen 6775 M. 25 Pf., Umzugskosten 45 346 M„ Krankenunterstützung 960 425 M. 99 Pf., Invalidengeld 381 886 M. 50 Pf., Begräbniskosten 88 745 M. 20 Pf., für Rechtsschutz 407 M. 80 Pf., an sonstigen Ausgaben 145 058 M. 40 Pf. Die Verwaltungskosten betrugen 261 254 M. 71 Pf. Die Mitgliederzahl betrug am Anfang des Jahres 67 276, am Jahres schluß 68 915, vermehrte sich demnach um 1639. In Berlin und dessen Vororten zählte der Verband 12 299 Mitglieder. Die Heraus gabe des Organs der Verbandes, des „Korrespondent für Deutsch lands Buchdrucker usw.“ erforderte bei einer Gesamtaufwendung von 149 137 M. 53 Pf. einen Zuschuß von 41 912 M. 6 Pf. Von den 1094 Invaliden, die im Laufe des Jahres Unterstützung erhielten, standen 135 im Alter von 60—65 Jahren, 144 von 65—70Jahren, 157 von 70—80 Jahren und 20 im Alter von über 80 Jahren. Von den Invaliden starben im Laufe des Jahres 94. — Ueber die all gemeinen Verhältnisse im Gewerbe äußert sich der Bericht wie folgt: „Werfen wir zum Schluß noch einen Blick auf die Gesamtsituation im Gewerbe, so ist eine gewisse Zuspitzung des Verhältnisses zur Prinzipalität festzustellen. Der Verbandsvorstand hat in wieder holten Aussprachen mit der Vertretung des Deutschen Buchdrucker vereins, wie auch in der letzten Tarifausschußsitzung auf die nicht durch unsere Organisation hervorgerufene Spannung hingewiesen. Es wurden stets befriedigende Erklärungen abgegeben; abzuwarten bleibt jedoch, ob die gegneiischen Strömungen in der Prinzipals organisation nicht dennoch die Oberhand gewinnen. Die Gehilfen schaft wird bei dieser Sachlage ihre Aufgabe erfassen: Durch korrekte Pflichterfüllung im Arbeitsverhältnis wird sie das Unzutreffende der Angriffe des Prinzipalorgans gegen die Gesamtheit der Gehilfen schaft dartun, in ihrer Organisation durch Einigkeit, Geschlossenheit und, wenn erforderlich, Opferwilligkeit eine feste Schutzmauer gegen die Feinde gewerblicher Ordnung bilden und für Aufrecht erhaltung der bewährten Gewerbepolitik mit der ebenfalls dazu be reiten Prinzipalität eintreten.