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Nr. 48/1914 PAPIER-ZEITUNG 1623 375 Jahre Papierfabrik In Nr. 44 brachten wir auf Seite 1486 die „Geschichte der 375 Jahre alten Papierfabrik Lachendorf bei Celle in Hannover”. Am 30. und 31. Mai und 1. Juni wurden das 375 jährige Bestehen der Lachendorfer Fabrik und ihre 200 jährige Gehe igkeit zur Familie Drewsen gefeiert. Friedrich Christian 1751- 1831 Gabriel Christof Georg 1722—1794 1796—1839 Ein aus nahezu 400 Personen bestehender Fackelzug wurde der Familie Drewsen zu Ehren am Abend des 30. Mai von der Lachen dorfer Gemeinde gestellt. Die Vertreter der Gemeinde überreichten Carl. 1831—1900 im Anschluß hieran eine Adresse, hierauf der Einladung des Herrn sammensein im Röberschen Saale. Die Gemeindevertreter folgten Majors Drewsen zu einem Zu- 1900 1910 Friedrich, Walther seit 1910 Horst-Winfried Sohn und Walther Drewsen Am 31. Mai 7 Uhr morgens erfreute der Männergesangverein Lachendorf die Familie Drewsen durch ein Ständchen. Um 123 Uhr fand die Ueberreichung der Auszeichnungen durch den Regierungs präsidenten aus Lüneburg und den Landrat statt. Es wurden ver liehen: den Meistern Buchholz und Franke das Allgemeine Ehren zeichen in Silber, den Arbeitern Heidenreich, Graue und Bergmann das Allgemeine Ehrenzeichen in Bronze. Dem Werkmeister Thils das Kreuz zum Allgemeinen Ehrenzeichen, dem Arbeiter Kracke das Allgemeine Ehrenzeichen in Silber, den Arbeitern Niemann und Martens dasselbe in Bronze. Der Firmeninhaber Herr Walther Drewsen überreichte den Ausgezeichneten goldene Uhren und Geld geschenke. Die Ausgezeichneten stehen, seit 35—43 Jahren im Dienste der Firma. Bei der darauf folgenden Familientafel über brachte der Regierungspräsident die Glückwünsche der Staats regierung. Um 7 Uhr fand im Röberschen Saale die Aufführung des für die Jubelfeier von Frau Paula Drewsen geb. von Elpons gedichteten Festspieles statt. Die Darsteller waren sämtlich An- gehörige der Familie Drewsen, lebende Bilder von der Zeit Herzog Ernst des Bekenners bis zur Jetztzeit wurden mit begleitenden Versen dargestellt. Dichtung und Darstellung fanden großen Beifall. Am 1. Juni 112 Uhr wurde im Park zu Lachendorf ein Fest gottesdienst abgehalten. Um 4 Uhr trafen mit dem Zuge die Be amten und Arbeiter der Celler Fabrik ein und marschierten mit Musik vor dem Herrschaftshause vorbei zum Festzelt. Dort war Kaffee-Konzert für alle Beteiligten. Um 7 Uhr abends begann die gemeinsame Tafel für etwa 500 Personen im Festsaal und Festzelt. Herr Walther Drewsen brachte das Kaiserhoch aus. Prokurist Schulz brachte die Glückwünsche der Beamten und Arbeiter der Lachendorfer Fabrik dar. Herr Walther Drewsen hieß die Er schienenen willkommen und sprach über die Bedeutung des Tages. Er dankte seinen Angestellten und Arbeitern für die treue Pflicht erfüllung und forderte zu weiterer getreuer Zusammenarbeit auf. Er gedachte sodann der Ausgezeichneten und ließ sein Hoch ausklingen auf die Beamten und Arbeiter. Herr Bollmann überbrachte die Glückwünsche und Grüße der Celler Fabrik. Herr Bergmann gab namens der Ausgezeichneten seiner Freude Ausdruck. Herr Gärtner brachte den Dank der Arbeiterschaft dar. Unter den Angestellten der Firma befinden sich 21, die das Allgemeine Ehrenzeichen oder das Kreuz besitzen. Unter den Fest teilnehmern waren 5 Arbeiter 83 bis 86 Jahre alt. Außer zahlreichen Blumenspenden waren über 200 Glückwunsch-Telegramme ein- gegangen, darunter solche vom Kaiser, vom Herzogspaar von Cumber land und vom Verein Deutscher Papierfabrikanten. An das Fest mahl schloß sich ein Festball, der die letzten Teilnehmer bis 7 Uhr früh zusammenhielt. Die Beamten und Arbeiter der Celler Fabrik fuhren in den Morgenstunden mit Sonderzug nach Celle zurück. Papier und Papierwaren usw. in Trapezunt Unter den im Jahre 1913 nach Trapezunt eingeführten Papier waren nahm das Zi^arettenpapier in Büchern wieder den ersten Platz ein. Der Absatz hielt sich mit 400 000 Frank auf der Höhe des Vorjahrs. Die gesamte Ware entstammte österreichisch ungarischen Fabriken, wobei für 250 000 Frank unmittelbar vom Herstellungslande, der Rest von Konstantinopel bezogen wurde, und dort aus österreichisch-ungarischem Papier in Bogen herge stellt worden war. Dagegen zeigte sich für Zigarettenpapier in Bogen, von dem im Jahre 1912 für 20 000 Frank in Trapezunt untergebracht werden konnte, keine Nachfrage mehr, weil der geringe Preis des Papiers in Büchern ihre Herstellung hier nicht mehr lohnend er scheinen läßt. Die Verkäufe von Schreibpapier stiegen von 30 000 Frank auf 100 000 Frank, wobei Deutschland für 18 000 Frank (gegen 15 000 Frank im Vorjahr), Oesterreich-Ungarn für 60 000 Frank (6000 Frank), Italien für 11 000 Frank (9000 Frank) und Großbritannien für 11 000 Frank (0 Frank) lieferten. Das bisher über Konstantinopel bezogene Fabrikat gelangte diesmal teilweise unmittelbar zum Versand. Der Absatz von Zeitungspapier sank von 100 000 Frank im Jahre 1912 auf 45 000 Frank im Jahre 1913. Das gesamte Papier wurde wieder aus Konstantinopel bezogen. Während indessen früher nur belgische Ware zur Einfuhr gelangte, hat sich Belgien 1913 mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn in die Verkäufe teilen müssen. Eine direkte Geschäftsanknüpfung mit Trapezunt dürfte für den Vertrieb von Zeitungspapier Erfolg versprechen. An Spielkarten sandte Deutschland für 2000 Frank, Belgien für 14 000 Frank und Frankreich geringe Mengen. Bei dem roten Packpapier, dem sogenannten Manganpapier, konnte Oesterreich-Ungarn seine Monopolstellung behaupten. In dessen ging die Einfuhr von 50 000 Frank auf 45 000 Frank zurück. Der Absatz von grauem Packpapier hielt sich mit 25 000 Frank auf der Höhe des Vorjahres; Deutschland, das im Jahr 1912 den gesamten Bedarf gedeckt hatte, mußte sich mit einem Anteil von 6000 Frank begnügen, während Oesterreich-Ungarn für 9000 Frank und Holland für 10 000 Frank unterbringen konnten. An Geschäfts- und Kopierbüchern wurden für etwa 25 000 Frank aus Konstantinopel bezogen, wobei die Geschäftsbücher anscheinend deutschen, die Kopierbücher österreichisch-ungarischen Fabriken entstammten. Die Nachfrage nach sonstigen Papierwaren ist nach wie vor gering. Es wurden geliefert für 2000 Frank Briefpapier und für 2500 Frank Pappen durch Großbritannien; Italien sandte für 2560 Frank Pappen und Konstantinopel lieferte für 8000 Frank Brief papier, für 5000 Frank Schulhefte, für 2500 Frank Pappen, für 2500 Frank Kartone für Visitenkarten, für 12 000 Frank Bleistifte und für 8500 Frank sonstiges Schreibmaterial. (Bericht des Kaiserl. Konsulats in Trapezunt)