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1598 PAPIER-ZEITUNG Nr. 47/1914 von fast 23 x29% cm erzielt. Ich will zugeben, daß es manch einem widerstrebt, beim Schneiden von Quartblättern von 28 1 2 cm Höhe 2 cm als Abfall fortzuwerfen, aber ebenso wird man mir zugeben müssen, da man doch nicht gut mehrere Formate nebeneinander anerkennen kann, daß endlich mal eine Einigung in dieser Frage herbeigeführt werden muß und zwar im Interesse des Ansehens unseres Faches wie auch des Ordnungssinnes unserer Lehrlinge, denen es bei den jetzt herrschenden Zuständen nicht möglich ist, „Ordnung“ im „Ordner" zu halten. Merkwürdigerweise scheint sich die Briefordner-Konvention, die diese Frage doch besonders angeht, ebensowenig dafür zu interessieren, wie z. B. der Briefumschlag fabrikanten-Verein, dessen Verkaufsstelle Rechnungen ausgibt, die sogar reichlich 23x291 cm messen. Hannover, 27. Mai 1914 Ludwig Voß Drucksachen-Einkauf für Großbetriebe Im 2. Maiheft der vom Bunde der Industriellen herausgegebenen Zeitschrift „Deutsche Industrie" erscheint der Anfang eines Auf satzes über „Den Drucksacheneinkauf im Großbetriebe", dessen Verfasser Herr Christian Adt in Kupferberg bei Mainz, augen scheinlich ein Inhaber der berühmten Sektfirma, ist. Der Aufsatz enthält viel Wissenswertes für diejenigen Firmen, die großen Bedarf an Drucksachen haben. Manche der Vorschläge erscheinen recht zweckmäßig, zum Teil sind sie freilich schon bekannt, aber man darf mit Interesse auf die Fortsetzung des Auf satzes warten. Insbesondere empfiehlt der Verfasser, daß Firmen, welche größeren Bedarf an Drucksachen haben, eine eigene Drucksachen einkaufsabteilung begründen möchten. Es ist ja richtig, daß durch eine derartige Abteilung oder — bei kleinen Firmen — durch einen Drucksacheneinkäufer eine gewisse Gewähr dafür geboten wird, daß die Ausstattung der Drucksachen einheitlicher geschieht, und daß der Einkauf sich vereinfacht, oft auch verbilligt. Gerade die Verbilligung des Einkaufs pflegt aber, wie die Er fahrung gelehrt hat, das hauptsächlichste Tätigkeitsgebiet der Herren Drucksacheneinkäufer zu sein. In allzu vielen Fällen spielt die Güte und Schönheit der Drucksachen dann eine geringere Rolle, und die Herren Drucksacheneinkäufer sehen als Hauptaufgabe an, zunächst einmal ihr eigenes Gehalt und, wenn es geht, noch recht viel mehr an den Einkäufen für ihre Firma zu sparen. Die Inhaber von Anstalten des Druckgewerbes und der Papier verarbeitung können die Anstellung solcher Drucksacheneinkäufer nicht hindern, aber es scheint wichtig, auf die wesentlichsten Punkte hinzuweisen, welche berücksichtigt werden müssen, damit diese Einkäufer unserm Gewerbe nicht unnötigerweise Schaden zufügen. Dabei muß man sich fragen, wo kommen diese Herren Drucksachen einkäufer her ? Meist sind es Herren, die längere Jahre in einer Buch- oder Steindruckerei oder in einem Papierverarbeitungswerk tätig gewesen sind, denn bei solchen sind am ehesten die umfassenden Kenntnisse des ganzen Faches zu erwarten. Solange ein Drucksachen verbraucher persönlich oder durch einen älteren Angestellten seine Drucksachen einkauft, gewöhnt er sich leicht daran, mit 2 oder 3 Firmen des Druckereigewerbes in enge, oft persönliche, Beziehungen zu treten, weil er die Erfahrung macht, daß man dann am besten auf seine Wünsche und Bedürfnisse Rücksicht nimmt. Jeder große Verbraucher von Drucksachen hat ja neben bedeutenden Aufträgen fast täglich auch allerhand Kleinigkeiten im Betrage von nur wenigen Mark nötig. Durch schnelle Herstellung gerade solcher Kleinigkeiten erweist der Drucker mehr eine Gefälligkeit, als daß er ein einträg liches Geschäft macht. Die Herren Drucksacheneinkäufer vergeben aber meist alle größeren Aufträge im Unterbietungsverfahren an den billigsten und brechen alle persönlichen Beziehungen ab, wo durch auf der einen Seite die Preise der Drucker heruntergedrückt werden, auf der andern Seite der Drucksachenverbraucher aber die persönlichen Beziehungen verliert und in Fällen, wo er auf das Entgegenkommen des Druckers angewiesen ist, nicht darauf rechnen kann. Oft spielt sich die Sache so ab, daß der Einkäufer alle größeren Aufträge nach auswärts gibt und die Drucker am Platze nur noch als Notnagel benützen möchte. Wie man sich dagegen zu verhalten hat, bedarf keiner Er örterung. Aber auch etwas anderes wird von den Herren Einkäufern häufig übersehen, nämlich die Frage der Verschwiegenheit. Jeder Drucksachenverbraucher, der mit vielen Druckern arbeitet, muß damit rechnen, daß seine Reklameprojekte vorzeitig in die Oeffent- lichkeit gelangen, auch damit, daß Vordrucke, die eine wesentliche Grundlage seiner Organisation bilden, Unberufenen in die Hände fallen. Hält er aber mit einem Drucker persönliche Beziehungen aufrecht, so kann er damit rechnen, daß dieser seine Interessen so wahrt, als wenn es seine eigenen wären. Einer der bedeutendsten Reklamechefs sagte mir vor Jahren: „Ich will Ihnen gern bei gleichen Preisen, wenn es irgend geht, den Vorzug geben, aber ich muß mich darauf verlassen können, daß nie vorzeitig unsere Reklameprojekte bekannt werden, denn dann schädigen Sie mich um viele Tausende." Wenn die Fachgenossen in geeigneten Fällen die Geschäfts inhaber auf diese Gefahren aufmerksam machen, die sich mit der Anstellung eines Drucksacheneinkäufers vergrößern, so werden sie zum mindesten erreichen, daß dem Einkäufer von seiner Geschäftsleitung bedeutet wird, nicht durchweg dem Billigen die Aufträge zu geben, sondern vor allem sich einige Firmen zu sichern, auf deren Entgegen kommen in geeigneten Fällen und auf deren beständige Ver schwiegenheit er rechnen kann. Mit den beliebten Lieferungsbe dingungen, die aus unendlichen Paragraphen bestehen, ist so etwas nicht zu erreichen. Häufig stellt ein großer Drucksachenverbraucher einen An gestellten seines hauptsächlichsten Druckers an und macht ihn zu seinem Drucksacheneinkäufer. Viele Besitzer von Buch- oder Stein druckereien gehen mit ihren Angestellten ein Wettbewerbs-Verbot ein, berücksichtigen aber nicht den Fall, daß der Angestellte als Einkäufer zu einem ihrer größten Kunden übertreten könnte. Es wird sich empfehlen, auch einen solchen Uebertritt in das Verbot aufzunehmen. Dies hindert das Fortkommen des Angestellten nicht in ungebührlicher Weise und sichert den Druckereibesitzer davor, einen größeren Kunden plötzlich zu verlieren. Und selbst wenn der Uebertritt nicht den Verlust des Kunden mit sich bringt, so hat er doch meist Preisdrückerei zur Folge, die ebenso schlimm wie der Verlust des Kunden ist, weil der übergetretene Angestellte die Preisberechnung seines früheren Arbeitgebers gegen diesen ver wertet. Abgesehen von dem Einkäufer wird in dem Aufsatz auch empfohlen, sich von den maßgebenden Papierfabriken, Umschlag fabrikanten (gemeint sind anscheinend Briefumschlagfabrikanten) und Schriftgießereien Muster von deren Erzeugnissen zu erbitten. Zum Nutzen und Frommen des Drucksachengeschäfts kann es aber nicht beitragen, wenn die Fabrikanten den Verbrauchern Muster liefern, denn wenn die Verbraucher erst wissen, woher die Ware kommt, so wird es nicht lange dauern, daß sie die Preise der Roh stoffe ermitteln, womit abermals das ganze Gewerbe geschädigt wird. Naturgemäß werden in dem mehrfach erwähnten Aufsatz in erster Linie die Interessen der Verbraucher vertreten, aber dem gegenüber müssen die Hersteller von Drucksachen auf ihrer Hut sein. B. Deutscher Faktorenbund (E. V.). Nach dem Geschäftsbericht hat sich der Bund auch im letzten Geschäftsjahre weiter entwickelt. In Ausführung eines Beschlusses der letzten Generalversammlung haben die Ortsvereine einheitliche Schritte unternommen, um eine Aufbesserung der Gehälter der Mitglieder zu erreichen, wie dies der Deutsche Buchdrucker-Verein auf seiner Generalversammlung in Metz bereits empfohlen hatte. In der Frage der Zugehörigkeit der Mitglieder des Faktorenbundes zum Verbände der Deutschen Buch drucker, die einen lebhaften Meinungsaustausch hervorgerufen hat, sieht man den Vorschlägen der Prinzipale entgegen. Auf der inter nationalen buchgewerblichen Ausstellung in Leipzig wird der Fak torenbund durch eine von dem Maler R. Muth ausgeführte plastische Darstellung seiner Leistungen vertreten sein. Am 1. und 2. August findet dort ein internationaler Faktorentag statt. Ueber die Stellen vermittelung wird berichtet, daß im abgelaufenen Jahre sich 205 Mit glieder stellungslos meldeten, von denen 20 durch den Nachweis, 98 ohne dessen Vermittelung Stellung fanden, 7 machten sich selb ständig, 17 verblieben in ihrer Stellung, 1 Mitglied starb, 2 traten aus, 2 wurden invalide und 81 wurden in das neue Jahr übernommen. Die Einnahmen betrugen 135 232 M. 39 Pf., die Ausgaben bezifferten sich nach Abzug einer Kapitalanlage von 38 159 M. 95 Pf. auf 134 919 M. 56 Pf. An Invalidenunterstützung wurden gezahlt 21 480 M., Witwenunterstützungen 19 992 M. 50 Pf., Umzugs unterstützung an 64 Mitglieder 2995M., Notlageunterstützung 1315M., Stellenlosenunterstützung 6779 M., Sterbegeld 2700 M., Weih nachtsunterstützung 410 M., für Rechtsschutz 808 M. 70 Pf. Die Generalversammlung verursachte einen Kostenaufwand von 6089 M. 50 Pf. Es erhielten 138 Witwen dauernde Unterstützung, 79 In validen erhielten Invalidengeld. Der Vermögenszuwachs betrug im letzten Jahre 26 359 M. 68 Pf., das Gesamtvermögen des Bundes 426 290 M. 81 Pf. In den Ausgaben ist ein Betrag von rund 5000 M. enthalten, der durch die Neueinrichtung des Bureaus Teltower Straße 30 und die Uebernahme der „Graphischen Welt" in das Eigentum des Bundes verursacht wurde. Die Zahl der Mitglieder betrug am Schlüsse des Geschäftsjahres 2229.