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Nr. 47/1914 PAPIER-ZEITUNG 1597 Die Bindemittel, die Firnisse, müssen den verschiedenen Ver- fahren angepaßt sein. Während beim Handkupferdruck nur 15 bis 20 Drucke in der Stunde hergestellt werden, liefert das Tiefdruck verfahren 14 000, der moderne Zeitungsdruck mit Rotations maschinen 45 000 Drucke in der Stunde, also müssen hier die Binde mittel verschieden sein. Auch die verschiedenen Stoffe, die als Druckform dienen und auf die die Farbe übertragen wird, erfordern Firnisse verschiedener Qualität. Den Hauptbestandteil für die Firnisse bildet gekochtes Leinöl, daneben enthalten sie manchmal Harze, Harzöle, Mineralöle und Zusätze verschiedener Art. Bei Doppeltondruck und bei den Kopierfarben müssen die Pigmente im Firnis teilweise löslich sein. Die Namengebung der Druckfarben ist leider z. T. recht wenig bezeichnend. In der Aussprache meinte Hofrat Prof. Förster aus Dresden, daß Ruß vielleicht den Nachteil hat, daß er zu fest am Papier haftet und chemisch schwerer angreifbar ist als das Papier. Da Unmengen bedruckten Papiers weggeworfen werden, und das einmal bedruckte Papier nicht wieder für Druckpapiererzeugung verwendet werden kann, bedeutet dies wirtschaftlich einen großen Verlust. Bei der stets steigenden Schwierigkeit der Beschaffung der nötigen Papier fasern und dem steten Anwachsen des Papierverbrauchs müßte die Chemie es sich angelegen sein lassen, einen Farbstoff zu finden, der leichter zerstörbar ist und es ermöglicht, das bedruckte Papier soweit vom Druck zu befreien, daß man im alten Papier eine Haupt quelle für die Herstellung des neuen Papiers hätte. Dr. Rübencamp entgegnete, daß an dieser Aufgabe schon lange gearbeitet wird, bisher aber ohne Erfolg. Redner selbst habe eine Farbe herzustellen versucht, die durch ein Bleichverfahren zerstört werden könne. Theoretisch ist die Frage gelöst, aber die zu einem derartigen Druckverfahren nötigen Farben sind viel zu teuer, um den Ruß als Druckfarbe zu ersetzen. (Schluß des Vortrages. Fortsetzung der Vortragsreihe folgt.) Bugra Eröffnung der Gruppe „Fachpresse”. Eine der bedeutendsten Gruppen der Buchgewerbeausstellung „„Die Fachpresse”, wurde am 3. Juni feierlich eröffnet. In dem großen Mittelraum des ..Tempels der Fachpresse” begrüßte der Vorsitzende des Aus schusses, Herr Wilhelm Diebener, die Erschienenen. Die Aus stellung der Fachpresse soll die Macht und Fülle der von der Fachpresse geleisteten Arbeit vor Augen führen, soll ihre Bedeutung als Kulturträgerin zeigen und dartun, daß die deutsche Fach presse mit ihren mehr als 5000 Blättern an der Spitze der Fach presse der Welt marschiert. Sie ist ein Bildner auf dem Gebiete der Wissenschaften und des Erwerbslebens geworden, der Tausende belehrt und tüchtig macht. Ein Rundgang zeigte die außerordentlich anregende und geschickte Art, wie der etwas trockene Ausstellungsstoff dem Publikum anschaulich vorgeführt wird. Es erscheinen gegenwärtig in Deutschland 5630 Fachzeitschriften, die Zahl der Fachzeitschriften deutscher Sprache, also einschließlich derjenigen Oesterreichs und der Schweiz, beträgt rund 7000. Im Tempel der Fachpresse ist ein sogenannter Entwicklungszug gegeben, eingeteilt in 11 Gruppen der Wissenschaft und des Gewerbes, und sich erstreckend auf rund 100 Jahre. Jede Zeitschrift ist durch ein Zeichen im Gründungsjahre vertreten. Dadurch ist ersichtlich gemacht, wieviel Neuerscheinungen in den einzelnen Gruppen und Jahr gängen zu verzeichnen sind. Die erste heute noch erscheinende Zeitschrift sind die im Jahre 1739 gegründeten „Göttinger Gelehrten Anzeigen”. Die Steigerung der Zahl der Fachblätter von nur 31 im Jahre 1830 zu 528 im Jahre 1870, zu über 5000 im Jahre 1914 überholt die Bevölkerungszunahme um mehr als das Zehnfache. In den 70 er Jahren sind jedes Jahr durch schnittlich 41 neue Zeitschriften gegründet worden, die Steigerung ist stetig gewesen und hat in den Jahren 1911 —1913 die Höchst zahl von durchschnittlich 232 neuen Zeitschriften im Jahr er reicht. Von den 11 Gruppen stehen Industrie und Handwerk mit 1163 Zeitschriften obenan, Handel und Verkehr besitzen 559 Zeitschriften. Im Jahre 1840 besaß die Landwirtschaft die gleiche Zahl der Fachblätter wie Industrie und Gewerbe. Im Jahre 1850 tritt die Landwirtschaft mit einer Zeitschrift mehr auf, 1860 haben Industrie und Handwerk 5 Zeitschriften mehr, und 1913 sehen wir Industrie, Handel und Gewerbe mit 1722 Zeitschriften, die Landwirtschaft mit 440 Zeitschriften, was einen Ueberschuß von 1282 Zeitschriften zugunsten von Industrie, Handel und Handwerk ergibt. Eine Tafel zeigt die örtliche Verbreitung der Fachblätter, eine zweite Tafel die be deutendsten Städte mit der Zahl ihrer Fachblätter: danach erscheinen in Berlin 1602 Fachzeitschriften, in Leipzig 607, in München 266, in Stuttgart 206 usw. Eine besonders eindrucks- voll dargestellte Tafel der Fachpresse enthält zugleich einen Friedhof mit Denkmal und Inschrift: Hier ruhen nach langem oder kurzem, mehr oder weniger qualvollem Leiden die Toten der Fachpresse! Es ist ein Massengrab des hinter uns liegenden Jahrhunderts. Schätzungsweise wird die Zahl der eingegangenen Blätter auf etwa 15 000 angenommen. In den Vitrinen des Tempels sind die Marksteine der Zeitschriften-Literatur aufgelegt, alte Jahrgänge, soweit sie zu erlangen waren, die ein interessantes Bild ihrer Zeit ergeben, besonders im Vergleich zum heutigen Stand unserer Presse. Die Ausstellung der Fachpresse enthält neben der gemeinsamen Vorführung Ausstellungen von Einzel verlegern und ein Redaktionszimmer, ausgestattet mit den neuesten Einrichtungen einer Redaktion, mit Bildern bekannter Zeitungsverleger. — Die neuesten Nummern der Papier-Zeitung liegen in der Ausstellung der Fachpresse aus. Wie groß ist ein Geschäftsbriefbogen? Es gibt — höchstens die allerjüngsten Lehrlinge ausgenommen ■— wohl kaum einen Angehörigen des Papierfaches, der auf die Frage nach der Größe von Behörden-Papier die Antwort „21x33 cm” schuldig bliebe. Aber man versuche mal, wieviel richtige Ant worten man auf die Frage, nach der Größe der noch viel häufiger vorkommenden Geschäftsbriefbogen erhält. Und dürfen wir unsere Lehrlinge und Gehilfen schelten, wenn sie uns hierauf die Antwort schuldig bleiben ? So sonderbar es erscheinen mag, so ist es dennoch Tatsache, daß nur wenige Kaufleute sich klar sind über eine einheit liche Größe dieser von uns allen täglich benutzten Briefbogen. Muß man sich aber schon bei jedem Kaufmann darüber wundern, daß ihm sein hauptsächlichstes Handwerkzeug so gleichgültig ist, um wieviel mehr ist den Angehörigen unseres Faches, die wir nicht nur täglich selbst solche Briefbogen beschreiben, sondern die ganze Welt damit versorgen, ein Vorwurf aus einer Unklarheit in diesem Punkte zu machen! Wer es bezweifelt, daß hier ein Mißstand vor liegt, der lasse sich mal von seinem die Briefe ablegenden Lehrling einen Stapel eingegangener Briefe, besonders aber Rechnungen, bringen, stoße sie sorgfältig auf und fange an zu messen. Man wird sich nicht genug wundern können über die Mannigfaltigkeit, ja man wird kaum zwei gleichgroße Briefe finden und es ist garnicht so selten, Abweichungen von — sage und schreibe — 20 mm in der Breite wie in der Höhe festzustellen. Alle diese Briefe stammen aber nicht etwa von Firmen des Eisen-, Textil- oder eines anderen Faches, sondern ausgerechnet aus der Papierindustrie, die doch hier vor bildlich sein sollte. Und dabei haben uns unsere Behörden schon seit langen Jahren ein solch gutes Beispiel gegeben mit ihrem Ein heitsformat, das namentlich uns Papiermenschen täglich und stünd lich durch die Hand geht und vor Augen liegt. Welches ist denn nun aber die richtige Größe ? Bei der Häufig keit der Abweichungen muß man doch wohl Absicht annehmen, denn Gedankenlosigkeit bei einer solch wichtigen Frage anzunehmen, wäre beschämend. Gerade dann ist es aber doch wohl die höchste Zeit, daß die Meinungsverschiedenheit durch eine Aussprache in unserer Fachpresse geklärt wird, und ich würde mich freuen, hierzu Veranlassung gegeben zu haben. Daß die Frage meines Wissens bis jetzt noch niemals aufgeworfen wurde, ist eigentlich unbe greiflich. Gein will ich gleich bemerken, daß nach meiner unmaßgeb lichen Meinung als Einheitsformat nur die Größe 22 % X 28 % cm in Betracht kommen kann. Diese Größe ergibt sich aus dem in Deutschland ganz allgemein anerkannten ,,Post“-Format 46x59 cm Um aus diesem Format den Geschäftsbriefbogen zu schneiden, muß man das Papier zunächst halbieren, so daß man zu der Größe 23x29% cm für flachliegendes Briefpapier kommt, welches der Größe von 34 x 43 cm für flachliegendes Schreibpapier entspricht. Falzen wir dieses flachliegende Papier, so ergibt sich als unbe schnittene Größe eines gefalzten Bogens 23x29% cm, entsprechend dem gefalzten Schreibpapier von 21%x34 cm. Beim Beschneiden fällt an 3 Seiten ein Streifen von 5 mm ab, also in der Höhe 10 mm und in der Breite 5 mm. Es entspricht also dem Reichsformat 21x33 cm ein Geschäftsformat 22%x28% cm. Beim Prüfen der einzelnen Briefe werden wir aber nun finden, daß die meisten Ge schäftsbriefe mindestens % cm größer sind. Es wird wahrscheinlich viele Verfechter eines Formates von mindestens 22%x29 cm geben. Dies werden namentlich die Buchdrucker sein, die in der Regel einen „Piano-Bogen" in 4 Teile teilen und’dann dies V iertel knapp beschneiden lassen. Es werden auf diese Weise sogar Blattgrößen