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1528 PAPIER-ZEITUNG Nr. 45/1914 Daselbst Ausgabe der Festkarten und Festzeichen. In dem Preis der Festkarte (10 M.) ist eingeschlossen: Festessen (trockenes Gedeck), Kongreß karte für die Bugra (3 Tage gültig), Besichtigung des Völkerschlachtdenkmals. Festkarte ohne Bugrakarte (für die Leipziger) kostet 8 M. 50 Pf. Freitag, 5. Juni 1914 9 Uhr vormittags (Bugra): 38. Hauptversammlung des Vereins Deut scher Chromo- und Buntpapier-Fabrikanten in der Bugra, im Königssaal des Hauptres’aurants. 10 Uhr vormittags (Bugra): 37. Hauptversammlung, des Papier industrie-Vereins in der Bugra, im Königssaal des Haupt restaurants. 12 Uhr vormittags: Frühstück — gegeben vom Mitteldeutschen Papierindustrie-Verein — Fortsetzung der Versammlung. Während der Versammlung findet für die Damen Auto- Rundfahrt durch die Stadt mit Besichtigung der Sehens würdigkeiten (u. a. Neues Rathaus, Relief der Völkerschlacht 1813, Max Klinger’s Beethoven usw.) statt. 3 Uhr nachmittags (Bugra): Festtafel in der Bugra (Weinrestaurant). 6 Uhr nachmittags: Gemeinschaftliche Besichtigung des Völker schlachtdenkmals. 7 Uhr nachmittags (Bugra): Bowle, gestiftet vom Papierindustrie- Verein in der Bugra, Weinrestaurant (Terrasse), Abendessen nach der Karte. Sonnabend, 6. Juni 1914 Besichtigung der Ausstellung Empfehlenswerte Gasthöfe: „Sachsenhof" (Johannisplatz 1), Preis: 4 M. 25 Pf. bis 5 M. „Russischer Hof" (Peterstraße 20), Preis 4 bis 5 M. „Kaiserhof" (Schwanenteich), Preis 5 M. 50 Pf. bis 8 M. Zimmer für eine Person, einschl. Frühstück „Hauffe" (Roßplatz). „Continental" . „Stadt Rom"./ ,0,c „Parkhotel" ( (am Hauptbahnhof). „Sedan". ' Mit Rücksicht auf die vielen in Leipzig in der Pfingstwoche stattfindenden Kongresse empfiehlt es sich, Zimmer möglichst sofort zu bestellen. Der Deutsche Buchhandel auf der Bugra Von Dr. Max Heinemann Eine eigene räumlich ausgedehnte Halle vereinigt die Aus stellungen der deutschen Verleger und Antiquare. Die Fülle von Eindrücken, welche der Ueberblick über die Erzeugnisse des Bü chermarktes, dieses wichtigen Betandteiles des deutschen Geistes lebens hervorruft, ist nicht leicht zu verarbeiten. Der Raum ist ein Meisterstück der Baukunst. Trotz der Vielseitigkeit der ausgestellten Gegenstände ist ein einheitlicher Eindruck gewahrt. Die Halle ist in kleinere Zimmer für einen und größere für mehrere Aussteller geteilt. Die Aussteller sind nach Orten gruppiert. Wir beginnen unseren Rundgang mit Leipzig und betrachten nebeneinander die in ihren Richtungen verwandten Verlags häuser. ■ Zwei bedeutenden Häusern verdanken wir die Herausgabe des Konversationslexikons, dem Bibliographischen Institut und der Firma F. A. Brockhaus. Beide Verleger gewähren Einblick in ihre technischen Betriebe, Druckerei, Reproduktionsanstalt und Buchbinderei durch anschauliche Darstellung der Ent stehung eines Vierfarbendruckes, einer Lithographie und anderer Verfahren. F. A. Brockhaus verwendet mit Erfolg besonders den Dreifarbentiefdruck, den farbigen Offsetdruck und den Prägedruck. Die Ausstellungen beider Verlagsunternehmungen lassen ihre Vielseitigkeit und Entwickelungsgeschichte erkennen. Vergleicht man die ersten und letzt erschienenen Ausgaben der Konversationslexika, von Brehms Tierleben und anderen Werken der Weltliteratur, so erkennt man den bewundernswerten Fort schritt von Buchkunst und Ausstattung in den letzten 50 Jahren. Sehenswert sind auch die Verlags-Briefwechsel und die bei Brock haus erschienenen Erstausgaben von Schopenhauer und Ecker manns Gesprächen mit Goethe. Das Bibliographische Institut zeigt Proben aus seinen Klassikerausgaben, geographischen Werken, Reise- und Sprachführern. Beim Betreten des Ausstellungsraumes der alt-ehrwürdigen Buchhandlung S. Hirzel fallen uns die Bilder ihrer berühm testen Autoren, Gustav Freytag, Heinnch von Treitschke und die Plakette der Brüder Grimm in die Augen, deren in gediegenen Halbfranzbänden gebundene Werke Marksteine in unserer- Kultur bedeuten. Neuerdings hat dieser Verlag auch auf medizinischem Gebiet Wertvolles geleistet, wie das ebenfalls zu sehende weit verbreitete Lehrbuch der Physiologie von Tigerstedt beweist. Von den Ausstellungen der übrigen bedeutenden medizinischen und naturwissenschaftlichen Verlagsbuchhandlungen verdienen in erster Linie eine Besichtigung die der Firmen C. F. W. Vogel, welche unter anderm Bände der deutschen Zeitschrift für Nerven heilkunde und des Archives der Klinischen Medizin aufgestellt hat und Georg Thieme, der an den Wänden seines Raumes eine Sammlung humoristischer Bilder zur Geschichte der Medizin aufhängte. An dem vollständigen Exemplar der bei Thieme erscheinenden deutschen Medizinischen Wochenschrift, einer der gelesensten vom Geheimen Sanitätsrat Prof. Dr. Schwalbe herausgegebenen medizinischen Zeitschriften, kann man das schnelle Wachstum des Umfanges der Bände verfolgen. Von der Medizin wenden wir uns zur Gottesgelahrtheit, die hauptsächlich durch zwei Verleger vertreten ist, die J. G. Hin richs’sehe und Deichert’sehe Verlagsbuchhandlung. Ihr Ausstellungs raum weist eine Anzahl biblischer Wandbilder für den Unter richt auf und als wertvollstes Stück das Handexemplar des Königs von Bayern von der prächtig ausgestatteten Festschrift, welche die Universität Erlangen seinem Vater zum 80. Geburtstag über reichte. Hinrichs zeigt neben den rein theologischen Werken auch Orientalia und gibt sehenswerte typographische Proben aus Keilschrifttexten und Papyri. In Hinrichs Verlag erscheint auch das gewaltige Katalogunternehmen: Die Biblio graphie des Deutschen Börsenblattes. Die Verlagsrichtung „Werke des Orients” pflegen auch die Buchhandlungen Otto Harassowitz und Karl W. Hiersemann, die neben ihrem Verlag das wissenschaft liche Antiquariat betreiben. In beiden Ausstellungen sind wert volle alte Bücher und Drucke und zahlreiche Inkunabeln (Wiegen drucke) zu sehen. Besonders Hiersemann hat die Perlen seiner orientalischen Abteilung ausgestellt, so ein armenisches Evan geliar und ein arabisches Gebetbuch. Größten Seltenheitswert hat eine indische Original-Malerei auf Marienglas. Zahlreiche alte Kupfer- und Holzschnitte gewähren glänzenden Ueberblick über die Geschichte der Buchkunst. Zu den großen Verlagsbuch handlungen, die sich nicht auf ein bestimmtes Gebiet des Wissens beschränken, gehören Johann Ambrosius Barth und Veit & Co. Angenehme Abwechslung beitet die geschmackvolle Stube des Erstgenannten, in der die Verlagswerke in alten echten Kirsch baummöbeln ausgestellt sind. Ein vollständiges Exemplar der Annalen der Physik von 1799—1914 und ein handkolorierter Prachtband der Minnesänger von Friedrich Heinrich von der Hagen auf Pergament bilden Zierden dieser Ausstellung. Veit &Co. pflegen neben Naturwissenschaft und Medizin die Jura, welche durch das Monumentalwerk der Reichsgerichtsentscheidungen würdig vertreten sind. Neuerdings hat der berühmte Verlag eine „Geisteswissenschaft” betitelte Zeitschrift begründet, über deren Vielseitigkeit sie anschaulich Aufklärungen gibt. Wir betreten dann das Zimmer des Verlages Alfred Kröner, dessen Wirkungs kreis eine gewaltige von Max Klinger gemeißelte Nietzsche-Büste kennzeichnet. Die Werke von Wundt, Nietzsche, Hartmann, zeigen uns, was der Verlag auf dem Gebiete der Philosophie bedeutet. Daß er bestrebt ist, Werke der größten Philosophen auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen, sieht man an zwei wohlfeilen Sammlungen, deren geschmackvoll ausgestatteteBände nur 1 M. 20 Pf. das Stück kosten und unter dem Namen „Kröners Volks-Taschenausgaben”' bekannt sind. Unter diesen befinden sich auch Häckel’s Welträtsel. In dem Ausstellungsraum der Firma B. G. Teubner glaubt man in einem Bibliotheksraum zu weilen. In Regalen befinden sich die wertvollsten Werke nach Wissenschaften geordnet, Standardwerke aus der Mathematik. Naturwissenschaft, Technik, Altertumskunde, Geschichte. Mit besonderer Liebe widmet sich Teubner der Jugendpflege und Erziehungslehre, wie zahlreiche Zeitschriften beweisen. Die Wände des Zimmers sind geschmückt mit farbenprächtigen Künstlersteinzeichnungen, die für Schule und Haus als würdiger Wandschmuck dienen können. In vieler Beziehung ähnliche Richtungen wie Teubner verfolgt R. Voigtländers Verlag, dessen Steinzeichnungen in hohem Maße befriedigen. Besonders die „Aus deutschen Landen” benannte Blattfolge gibt die Stimmung der einzelnen Landschaften aufs glücklichste wieder. Das neueste Unternehmen, die Künstlerspiele, sollen den ästhetischen Sinn des Kindes bilden. Der Buchverlag ist durch die bekannten Reise-Werke von Schillings und durch die kulturhistorisch wert volle Sammlung der Quellenbücher vertreten. (Fortsetzung folgt.)