Volltext Seite (XML)
Nr. 45/1914 PAPIER-ZEITUNG 1523 Standes sich schließlich umfangreiche und kostspielige Aenderungen und Reparaturen ergeben können. Das Ansteigen des Kohlen verbrauches im Kesselhause allein bietet für die Feststellung ge ringerer Erhöhung des Dampfverbrauches der Betriebsmaschine einen viel zu groben Maßstab, zumal meist die Kessel auch noch Dampf für Fabrikations- und Heizzwecke abgeben müssen und da durch die Auffindung derjenigen Stelle des Betriebes, welche die Ursache des erhöhten Kohlenverbrauches sein könnte, bedeutend erschwert wird. Die Betriebsverhältnisse bei Kolben-Dampfmaschinen, die meist mit Einspritzkondensation arbeiten, gestatten einen Nachweis des Dampfverbrauches nur durch umständliches und ungenaues Messen «des Kesselspeisewassers. Soll diese Messung automatisch durch Wassermesser erfolgen, die in die Speisedruckleitung eingebaut sind, so ist eine Trennung der Kessel in solche für die Dampf- Erzeugung der Betriebsmaschine und andere für die Fabrikation «und Heizung erforderlich. Die Arbeitsweise der Dampfturbine mit ■Oberflächen-Kondensation bietet dagegen leicht die Möglichkeit •einer dauernden und genauen Kontrolle des Verbrauches jeder einzelnen Maschine durch Messung oder Wägung des im Kondensator niedergeschlagenen Dampfes. Wohl in jedem geordneten Betriebe hat der Maschinist in kurzen Zeitabständen die Betriebsdaten der Maschine in ein Protokoll einzutragen. Wird in diesem Protokoll auch regelmäßig die Wasser menge verzeichnet, welche die Kondensatpumpe fördert, so ist jeder zeit eine für alle Betriebsverhältnisse genügend genaue Bestimmung «des Dampfverbrauches für die KW-St. gegeben; man hat die Möglich keit zu erkennen, ob sich der Dampf verbrauch der Turbine geändert 'hat oder ob vielmehr im übrigen Betriebe Unregelmäßig’ eiten vorliegen. Eine für diese Wägung des Kondensats vorzüglich geeignete, vollkommen selbsttätige Vorrichtung bestellt aus zwei Kippgefäßen «die zweckmäßig direkt über dem Speisewassertank aufgestellt werden. Die Hauptmenge des Kondensates strömt aus der Druckleitung in ein schwenkbares Verteilungsstück, das über den beiden Meß- gefäßen leicht drehbar angeordnet ist und von je einem Schwimmer in jedem Behälter gesteuert wird (Bild 1). Der übrige Teil des Bild 2 Das große Schwenkrohr ist vom Schwimmer nach dem zweiten Behälter umgesteuert;'das kleine Schwenkrohr tariert den Inhalt des gefüllten Behälters auf genaues Gewicht. Kondensates fließt in ein kleines Schwenkrohr, das die Kippgefäße •selbst bewegen. Sobald eines der nach Gewicht geeichten Meß gefäße, die auf exzentrisch angeordneten Schneiden ruhen, bis dicht an das von ihm zu messende Kondensatgewicht gefüllt ist, wird •das Verteilungsstück vom Schwimmer umgesteuert, und das Wasser füllt das zweite Gefäß. Ein genaues Tarieren des gefüllten Gefäßes geschieht nun dadurch, daß durch das kleine Schwenkrohr in dünnem Strahle die geringe noch fehlende Wassermenge nachläuft (Bild 2), bis das Meßgefäß ein festgesetztes Gewicht erreicht hat, umkippt und seinen Inhalt mittels Heberrohres in den Speisetank gießt. Gleichzeitig wird das kleine Rohr geschwenkt und läßt ebenfalls das Wasser in den zweiten Behälter fließen. Die beim Kippen und Wiederaufrichten der Gefäße auftretenden Stöße werden durch Bremszylinder aufgehoben, die mit Glycerin gefüllt sind. Ein mit dem großen Schwenkrohr direkt gekuppelter Hubzähler notiert die Anzahl der gefüllten und entleerten Gefäße. Für einen derartigen in der Kraftstation der AEG-Turbinen- fabrik dauernd in Betrieb befindlichen Kondensatmesser hat die liefernde Firma einen Genauigkeitsgrad von 1/10 v. H. gewähr leistet; die vorgenommenen Kontrollmessungen ergaben ein noch günstigeres Ergebnis, so daß die Vorrichtung, dank der fast mathe matischen Genauigkeit — natürlich bei Benutzung von Präzisions instrumenten für die elektrische Leistung — auch für Abnahme- Versuche geeignet ist. Die dauernde Kontrolle des Betriebszustandes der Kraftzentrale durch Feststellung ihres Dampfverbrauches ermöglicht dem Be triebsleiter leicht ein Urteil über ein etwa eingetretenes Anwachsen des Kohlenverbrauches; die Beobachtung einer einzigen im Betriebs protokoll enthaltenen Zahl weist ihn auf ein etwaiges fehlerhaftes Arbeiten der Anlage hin, dessen Ursachen meist in einer Ver schmutzung des Kondensators, dem Nachlassen des Wirkungs grades der Kesselanlage oder in Unregelmäßigkeiten in der Dampf versorgung des übrigen Betriebes und der Heizung zu suchen sind.. Wärmeschutz-ümhüllung für Lumpenkocher Siehe Nr. 41 S. 1382 Da namentlich bei kugelförmigen Kochern eine haltbare Um- nüllung sich weniger gut anbringen läßt, und ein Schutzmantel aus passendem Isolierstoff auch nur einige Jahre dem Einflüsse der Wärme und der nie ganz fernzuhaltenden Kochlauge standhält und dann schadhaft wird, so werden heute die modernen Kugelkocher gleich von Hause aus gegen Wärmeausstrahlung in wirksamster Weise geschützt durch Anbringung eines hermetisch geschlossenen Schutzmantels aus Eisenblech von etwa 2 bis 3 mm Dicke, welcher so angeordnet ist, daß zwischen Kocherwand und Schutzmantel sich ein etwa 10 cm, weiter Luftraum bildet. Diese Umhüllung zeich net sich durch hohe Isolierwirkung aus, — bis zu 20 bis 25 v. H. Dampfersparnis wurden durch Proben festgestellt — und ist besonders für Feinpapier zu empfehlen, wo es sich um hohe Reinheit des Fa brikats handelt, da hier keinerlei Verunreinigungen des Stoffes durch verbrannte oder herabfallende Teile der Isolierschicht vorkommen können. S. Streichpapier Wir haben von einer Fabrik Streichstoff-Rohpapier bezogen. Für unsere Bestellung sollte beiliegendes, mit Nr. 1 bezeichnetes Muster in allen Teilen maßgebend sein. Das zu liefernde Papier sollte danach gut geschlossen, rein und vor allen Dingen grundweiß sein und war für ein 80 g schweres, hochweißes Kunstdruckpapier bestimmt. Der gelieferte Rohstoff (Muster 2) wurde mit einer beider seitig gleichmäßig je 14 g, zusammen also 28 g schweren Schicht Strichmasse gestrichen. Da aber die vielfach angestellten Versuche (s. die anliegenden Muster 3) nicht das gewünschte Ergebnis zeitigen wollten und anstelle des gewünschten hochweißen Kunstdruckpapiers ein trübes, ins Graue gehendes Papier ergaben, versuchten wir es mit einem stärkeren Strichauftrag, so daß wir schließlich auf ein Papier von 90 g Schwere kamen und damit bei der bei 52 grammigem Roh stoff strichtechnisch möglichen Höchstgrenze angelangt waren. Dennoch war es nicht zu erreichen, den trüben, schmutziggrau durch schimmernden Rohstoff auch mit dem stärkeren Strichauftrag zu. decken. Nachdem so alle unsere Versuche, hochweißes Kunstdruck papier zu erhalten, infolge des geringwertigen Charakters des ge lieferten Rohstoffs fehlgeschlagen waren, stellten wir dem Liefe ranten das Papier zur Verfügung mit dem Ersuchen um Ersatz lieferung. Diese lehnte der Lieferant ab, mit der Begründung, daß unsere Rüge nicht berechtigt sei, und droht uns mit Kage. Liegt Ihres Erachtens die Abweichung des gelieferten Papiers von dem bemustert bestellten im Rahmen der billigerweise zulässigen Grenzen ? Die liefernde Fabrik unterhält selbst Streicherei-Betrieb und ist daher mit allen Erfordernissen, die an Rohstoff für hochweißes Kunst- druckpapier zu stellen sind, genauest vertraut. K unstdruckpapier-Fabrik Das gelieferte Streichpapier ist zwar etwas grauer als die Vorlage, der Farbunterschied ist jedoch nicht groß genug zur Ablehnung des Papiers. Dagegen hat das gelieferte Papier trübe, wolkige Durchsicht und ist lappiger als die Vorlage. Diese beiden Unterschiede sind für Streichpapier recht wichtig, da sie das Aussehen des mit Streichmasse versehenen Papiers be einflussen. Prüfung beider Papiere mit Phloroglucinlösung ergibt ferner, daß das gelieferte Papier ziemlich erheblich höheren Holzschliffgehalt besitzt als die Vorlage. Aus diesen Gründen erscheint die Beanstandung des Papiers nicht unberechtigt.