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1350 PAPIER-ZEITUNG Nr. 40/1914 Einschlagen von Schreibheften Zu Nr. 20 S. 681 und Nr. 31 S. 1058 Heute verkauft man in Papier- und Schulbücherhandlungen das bekannte dünne blaue Papier, welches zur Umhüllung der Schreib hefte verwendet wird, in ganzen Bogen. Die Arbeit des ,,Einschlagens" erfordert einige Geschicklichkeit, und den Verkäufern ist sie meist nicht geläufig. Der Schreibheft-Verkauf ließe sich in der Weise ver bessern, daß man nicht das Papier in Pianobogen, sondern fertig geschnittene Um schläge 1t. Skizze A verkauft. Zur Be festigung der umge schlagenen Ränder bedient man sich kleiner gummierter Papierscheiben in gleicher Farbe wie der Umschlag. Diese Scheibchen werden in bestimmter Anzahl in Papierbeuteln ver kauft. Dieselbe Art und Weise könnte Skizze A. Die punktierten Linien deuten an, wie das Umschlagpapier eingefalzt wird. man auch bei Lehr büchern einführen, denn der Umfang der verschiedenen Bücher bleibt meist derselbe. Wenn man Wert darauf legt, daß sich auf der Innenseite nach dem Ab lösen des Umschlages keine unschönen Stellen zeigen, so läßt man die Scheibchen in der Mitte perforieren und klebt sie dann so auf, daß die eine Hälfte des Scheibchens auf dem Einschlag, die andere Hälfte auf der Innenseite des Buchdeckels haftet. Beim Ablösen des Umschlages braucht man die Scheiben nur an der Loch reihe so durchzureißen, daß die Hälfte der Scheibe auf der Innenseite des Umschlages kleben bleibt, was gewiß kein Schönheitsfehler wäre. Die Perforierarbeit der Scheiben hätte in ganzen Bogen zu geschehen, und erst dann würden die Scheiben Skizze B. Das Aufkleben der perforierten Papierscheibe ,,ausgeschlagen." Siehe Jahrg. 1908 Nr. 96, S. 3741. Das Anbringen der Schutzhülle ist durch diesen Zuschnitt des Papiers sehr vereinfacht, und fast jeder ältere Schüler kann die Arbeit selbst besorgen. Zur Herstellung solcher Schutzhüllen sind keine besonderen Schnitt- oder Stanzwerkzeuge erforderlich, sondern sie können in jeder kleinen Buchbinderwerkstatt hergestellt werden. Die geschnittenen Schutzhüllen werden einmal in der Mitte gefalzt, so daß sie handlicher beim Verkauf sind. F. K- Lohnbeutel mit Drahteinlage Wenn die Arbeiter die gefüllten Lohnbeutel erhalten, öffnen sie diese durch Aufreißen. Dabei kann in dem Beutel vorhandenes Zeigefinger der rechten Hand und so den Beutel nach e zu Papiergeld leicht durchgerissen werden. Beistehende Skizze zeigt einen von Fritz Pfeifer in Kreuzau empfohlenen Lohnbeutel, welcher aus dünnem undurch sichtigem Papier gefertigt und durch einen feinen Stahldraht unzerreißbar gemacht ist. Aus einem solchen Beutel kann kein Papiergeld verloren gehen. Die beiden Enden des in der Skizze durch Punktlinie angedeuteten Drahtes c treffen bei Ecke a auf einander, damit der Beutel dort aufgeschlitzt werden kann, indem man ihn mit der linken Hand festhält und mit Daumen und das Drähtchen am Ende a erfaßt aufschlitzt. Hus den Typographischen Gesellschaften Breslau. Typographische Gesellschaft. Die Sitzung vom 15. April wurde vom Vorsitzenden mit Bekanntgabe der Eingänge eröffnet. Dann besprach Herr Basler eine größere Anzahl Neuheiten der Schriftgießerei Genzsch & Heyse. Eine Rundsendung „Leipziger Skizzierkursus" wurde vom Vorsitzenden eingehend gewürdigt. Er zollte der Rührigkeit der Leipziger Berufsgenossen hohe An erkennung. Geschäftliche Angelegenheiten bildeten den Schluß. — Am 6. Mai waren zahlreiche Eingänge zu vermelden, unter denen be sonders eine umfangreiche Sendung der Fa. Max Krause, Berlin, zu erwähnen ist. Herr Basler besprach eine Rundsendung „Magde burger Arbeiten aus der Praxis", welche hervorragende Arbeiten umfaßte. Besonders die Weinpreisliste der Fa. Schwann und eine dazugehörige Serie Ansichtskarten waren geeignet, jedem Drucker hohes Interesse abzugewinnen. Für letzte waren auch noch die beiden Berichte über die Prinz-Heinrich-Automobilfahrten Gegenstände eifrigen Studiums. Für den Setzer boten die Berichte der Magde burger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule sehr viel Lehrreiches. Ein Vortrag des Herrn Rippel „Hilfsmittel im Akzidenz- und An zeigensatz" war für alle Teilnehmer der Sitzung sehr interessant. Redner wählte als Ausgangspunkt seiner Betrachtungen zwei Druck sachen für Buchdrucker-Festlichkeiten aus dem Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und zeigte an denselben, wieviel Zeit und welchen Materialaufwand derartige Arbeiten erforderten, und welche geringe Wirkung sie gegenüber den modernen Druck sachen machen, welche in einheitlicher Schriftausstattung in erheb lich weniger Zeit ausgeführt werden. In kleineren Betrieben, wo nicht immer das neueste Material zur Verfügung steht, kann man oft mit sehr einfachen Mitteln eigenartige Drucksachen schaffen. Redner ging davon aus, daß die Kundschaft gewöhnt ist, vor Er ledigung des Auftrages möglichst farbige Skizzen zu erhalten und wies darauf hin, daß die Mäserplatte hierbei gute Dienste, nament lich zur Anfertigung des Probedruckes leisten könne, weil sie schnell bearbeitet werden kann. Dasselbe ist mit dem Linoleum der Fall, wobei ganz gewöhnliches Fußboden-Linoleum verwendet werden kann, welches durch Reiben mit Bimsstein geglättet wird. Prä pariert man es alsdann mit einer Schellacklösung, so hält es hohe Auflagen aus. Redner zeigte verschiedene Arbeiten aus seiner Praxis, die mit solchen Hilfsmitteln hergestellt worden sind. Er erwähnte, daß man Entwürfe, wo es nicht so genau darauf ankäme, nicht in Tuschfarben, sondern mittels Farbstifte kolorieren solle. Zum An zeigensatz bemerkte Redner, daß die Rückseite der Bensch-Matrize sehr gute Dienste leisten könne. Man könne mit einem Zimmer manns-Bleistift große Zeilen in diese eindrucken. Die geriefte Rück seite gäbe dann einen sehr schönen Untergrund. Auch lasse sich jeder Karton, der eine irgendwie gerauhte Struktur besitze, in dieser Weise verwenden, desgleichen die Hämerling-Platte. Redner schloß seine Ausführungen mit dem Wunsch, daß namentlich die jüngeren Gehilfen stets bestrebt sein mögen, ihr Wissen mit allen Mitteln zu vertiefen. Lebhafter Beifall, dem der Vorsitzende Worte lieh, dankte dem Redner. Der Vorsitzende wies noch auf die am selben Tage stattgefundene Eröffnung der „Bugra" hin und ersuchte alle Kol legen, die es irgendwie ermöglichen können, die .Ausstellung zu be suchen. Er verteilte im Anschluß hieran Plakate sowie Reklame marken, Führer und Postkarten der Bugra und teilte noch mit, daß zum Geschäftsdrucksachen-Wettbewerb der Gesellschaft für Briefbogen und Kuvert 29 und für die Postkarte 12 Entwürfe ein gegangen sind. G—e Mainz. Typographische Vereinigung. Am 9. Mai berichtete Herr Hübner über die am 3. Mai abgehaltene Vorständekonferenz des Kreises Frankfurt a. M. Unter anderem wurde dort über Mittel und Wege beraten, um die angehenden Gehilfen für die technische Weiterbildung zu interessieren. Es wurde angeregt, in ähnlicher Weise wie bei den Meisterprüfungen, für die vor der Gehilfenprüfung Stehenden Vorbereitungskurse zu veranstalten, um dadurch den beruflichen Nachwuchs an die technischen Vereinigungen zu fesseln. Um den Mitgliedern einen Einblick in die Papierfabrikation zu ver schaffen, hatte sich der Vorstand mit verschiedenen Papierfabriken in Verbindung gesetzt. Sämtliche Fabriken lehnten jedoch einen Besuch ab, was mit einigem Befremden zur Kenntnis genommen wurde. Zum Schluß wurde auf das Preisausschreiben für eine Mitgliedskarte der Vereinigung hingewiesen. Die Entwürfe sind bis zum 1. Juni an Herrn Otto Hübner, Nackstraße 16 III, einzu senden. Eine Auswahl von Kartonen steht den Mitgliedern kostenlos zur Verfügung. München. Typographische Gesellschaft. In der Monats-Ver sammlung vom 7. Mai sprach Herr Alois Torpier über „Die Reklame des Geschäftsmannes“ mit Ausstellung von Drucksachen aus der Praxis. Redner schilderte die Entstehung einer guten Geschäfts drucksache von der Skizze angefangen bis zum Zeitpunkte, an welchem sie an das Publikum hinausgeht. Besonderes Augenmerk sei den Künstlern zugewendet, a sie sich jetzt mehr und mehr den Reklamearbeiten widmen und hier manchmal Erzeugnisse liefern, welche ein tüchtiger Buchdrucker mit seinem Material und der Tonplatte weitaus besser herzustellen vermag. Das. Zeichnen solle geübt werden, um guten Geschmack zu bilden. Gute Papier wahl gilt als Voraussetzung zur Herstellung einer guten Druck sache. Die eigenen Drucksachen des Buchdruckers bedürfen wohl einer besonderen Sorgfalt; selbst die Postkarte sei in dieser Hin sicht nicht als geringfügig anzusehen. Nachdem Vortragender noch verschiedene Mißstände zwischen Publikum und Drucker und die Anzeigenannahme erörtert hatte, schloß er seine um fassenden Ausführungen. Hierauf folgte eine lebhafte Aussprache, welche sich besonders mit der Tonplatte beschäftigte. Die aus gestellten Arbeiten, größtenteils aus eigener Praxis, fanden all-