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Nr. 38/1914 PAPIER-ZEITUNG 1281 Furfurolmengen waren so beträchtlich, daß man sie durch Kon densation mit Phloroglucin bestimmen konnte. Es scheint nun be sonders beachtenswert, daß sich während der Einwirkung von bloßem Wasserdampf Furfural aus Holz bildet. Denn wie bisher bekannt, entsteht dieser Körper erst, wenn man Pentosen mit starker Säure, .Mineralsäure, destilliert. Da man nicht annehmen kann, daß sich Furfural als solches im Holz findet, so muß es während des Dämpfens offenbar nur durch Einwirkung von Wasserdampf entstanden sein. Andererseits könnten auch die bei der Dämpfung entstehenden organischen Säuren die Rolle der Mineralsäure übernommen haben. Eine Entscheidung dieser Frage konnte noch nicht getroffen werden. Das- Furfural tritt in der Lauge erst später auf als alle übrigen Stoffe. Daraus kann man schließen, daß es sich erst bildet, wenn Zucker in beträchtlicher Menge in der Lauge auftritt. Auf diesen wirken dann Wasserdampf und organische Säuren ein. Zur Wieder gewinnung ist die Produktion an Furfural jedoch zu klein. Auch für die Furfurolbildung finden sich Höchstwerte dort, wo der Dampf auch im Verhalten zu den übrigen Stoffen seine größte Wirksamkeit entfaltete. Dies ist im allgemeinen nach etwa 5 — 6 Stunden des Dämpfens der Fall, für einige Stoffe außerdem schon nach 2 — 4 Stunden. Nach der 5 —6 stündigen Einwirkung des Dampfes sind die Holzzellen offenbar soweit erweicht worden, daß ein Teil der Stoffe, welche die Zellulose im Holz begleiten, leicht herausgelöst werden kann. Was die Reihenfolge anbelangt, so gehen Säuren, Harz und Asche ziemlich zu gleicher Zeit in die Lauge über; dann folgen Lignin, redu zierende Substanzen und Furfural. Von diesen sind Harz, Lignin und reduzierende Stoffe, vielleicht auch Asche als verkittende Stoffe anzusehen. Diese müssen also bis zu einem gewissen Grade dem Holz entzogen werden, damit es die besonderen Eigenschaften des Braunholzes erhält. ' So dürfte man vielleicht schließen, daß es von Vorteil wäre, das Dämpfen nicht viel länger als 5 — 6 Stunden auszudehnen. Man würde damit auch einer zu starken Verfärbung des Holzes begegnen; denn diese nimmt im Verlaufe des Dämpfens zu. Man hat sie schon früher als eine Verkohlung angesehen, und nach einer Untersuchung, die ich an einem kohligen Produkt aus dem Holzdämpfer vornahm, wird diese Anschauung offenbar be stätigt 1 ) . Der Bodenbelag, der sich hier während einer Zeit von etwa 7 Jahren gebildet hatte, zeigte Eigenschaften und Zusammensetzung einer Braunkohle. Diese künstliche Kohle hatte z. T. noch Faser struktur; man darf also schließen, daß Holzstücke, die hin und wieder zu Boden gefallen waren, durch Einwirkung von Wasserdampf unter Drück verkohlt worden waren. Die Lauge wurde aus diesem Dämpfer fortlaufend und gründlich abgelassen. So darf man es wohl als bewiesen betrachten, daß die Braunfärbung des gedämpften Holzes als eine beginnende Verkohlung anzusehen ist. Vorsitzender: Ich eröffne die Debatte über das sehr inter- essante Referat und möchte daran erinnern, daß die Herren Holzstoffabrikanten bei den Beratungen über die Preisarbeit die Meinung ausgesprochen haben, es sei bei der ersten Arbeit nicht genügendes praktisches Material herausgekommen. Die Mit teilungen, welche uns heute Herr Professor Heuser gemacht hat, geben dem Praktiker aber manchen wertvollen Fingerzeig! Es läßt sich nicht verhehlen, daß der im wirtschaftlichen Kampf stehende Fabrikant oft nicht die Geduld hat, der langsam fortschreitenden chemischen Erforschung zuzusehen. Er braucht häufig schnelle Hilfe. Ich habe verschiedentlich Gelegenheit ge habt, in dieser Beziehung Vorschläge machen zu können, welche auf wesentliche Kraftersparnis beim Braunholzschleifen hinaus gingen. Durch Anwendung alkalischer Dämpfung kann man das Holz weitgehend erweichen und bedeutend an Kraft sparen. Man gab ja schon von jeher Kalk in den Dämpfer, aber dies geschah, um die beim Dämpfen entstehenden sauren Kondens- wässer zu neutralisieren. Kaustische Alkalien wirken aber gleich zeitig aufschließend auf die Holzrollen ein, und der einzige Uebel stand, welcher in der Schaumbildung bei der späteren Verarbei tung der gedämpften Hölzer besteht, läßt sich natürlich leicht durch Neutralisation mit verdünnter Schwefelsäure vermeiden. Diese Neutralisation ist aber schon deshalb notwendig, weil die Abwässer neutral sein müssen, da diese ihrer äußerst geringen Konzentration wegen fortlaufen müssen. Die weitere Forscherarbeit wird sich, trotz der uns heute mit geteilten bisherigen negativen praktischen Resultate, darauf richten müssen, die Dämpfer-Abwässer schließlich doch wirt schaftlich auszunutzen. Die von mir erwähnte weitergehende 1) Vergl. Zeitschr. f. angewandte Chemie 1913, S. 393, Heuser: Künstliche Kohle aus dem Holzdämpfer. Aufschließung des Rollholzes mit geeigneten Chemikalien und geeigneten technischen Arbeitsmethoden könnte vielleicht das Bindegleid bilden, um hierin weiter voran zu kommen. Unsere Preisarbeit bleibt ja weiter in Kraft und wir wollen hoffen, daß Weiterarbeit zu praktischen Resultaten führen wird. Professor Kirchner: Bezüglich der Karbonisierung, um mich kurz auszudrücken, möchte ich nur mitteilen, daß mir in meiner früheren Praxis ein Fall vorgekommen ist, der damals vielleicht nicht zu den Seltenheiten gehörte. Wir hatten einen Natron kocher, Lee’schen Systems, bei diesem passierte das Unglück, daß ein Arbeiter, der ungewandt war und sich nicht zu helfen wußte, einen Hahn, der zum Ablassen des Dampfes bestimmt war, mit dem Hammer bearbeitete und derart auf den Schlüssel schlug, daß der Hahnreiber abbrach. Wir hatten dadurch keine Möglichkeit, den Dampf aus dem Kocher abzulassen und es dauerte etwa 6 Stunden, bis wir in den Kern des Hahns ein Loch gebohrt hatten und dieses durch vorsichtige Schläge in einen Vierkant umgewandelt hatten. Endlich konnten wir einen Stahl vierkant hineinstecken und den Hahn öffnen. Das Resulatt der Kochung war, daß nur etwa ein Drittel von dem gewohnten Stoff in den Käfigen sich vorfand, so daß es sich noch kaum verlohnte, den Stoff weiter zu verarbeiten, und zwar auch deshalb, weil sich aus den feuchten Holzstückchen, die mehr Zusammenhang hatten, Kohlen gebildet hatten, direkt schwarze Kohlen! Ich hatte mir damals Muster aufgehoben, ich konnte sie aber leider, als ich hier herreiste, nicht gleich finden. Also die Karbonisierung geht nicht nur bis zum Bräunen des Holzes, sondern es entsteht tatsächlich schwarze Holzkohle und zwar bei Temperaturen, die 180—190 ° C nicht weit überstiegen haben konnten. Eine ganz merkwürdige Erscheinung, auf die ich doch aufmerksam machen wollte. Wislicenus: Die Mitteilungen des Herrn Professor Heuser haben mich außerordentlich interessiert. Ich möchte nur noch darauf hin weisen, daß wir vor’einiger Zeit auch Versuche über die Verkohlung des Holzes mit überhitztem Dampf gemacht haben, und es hat sich dabei herausgestellt, daß man, ohne Ueber- druck das Holz auch unter diesen Umständen etwa zum Zustand der Braunkohle bringen kann, und daß bei diesem Verfahren die größere Essigsäure-Bildung ein wesentliches Moment ist. Man vermeidet auf diese Weise eine sekundäre Zersetzung, die zur Teerbildung führt, und bekommt eine ziemlich hohe Ausbeute von Essigsäure und unter gewissen Umständen sehr viel ziemlich reines Wasserstoffgas. Vorsitzender: Meine Herren! Es haben sich keine weiteren Redner hierzu zum Wort gemeldet, und wir können jetzt eine einstündige Mittagspause eintreten lassen. (Folgt gemeinsames Mittagessen im Dessauer Garten.) Fortsetzung des Hauptversammlungs-Berichts folgt. Strohpappe Ich habe in einer Fabrik eine Wagenladung Strohpappe im For- mat 66x81 cm genau in Qualität und Stärke wie das Muster A, die mir die Fabrik im Juli vorigen Jahres geliefert hat, bestellt und wie immer bemerkt, daß der Deckel gleichmäßig stark gearbeitet, stets flach aufliegen und sich nicht werfen darf, weil daraus Muster geschlagen werden. Die Pappenfabrik hat mir vor etwa 8 Tagen diese Deckel ge liefert, die ausgefallen sind wie die drei Muster B, welche nun mein Kunde, eine Jacquard-Weberei, beanstandet und zur Verfügung stellt, weil sie angeblich aus ganz anderem Stoff gearbeitet, also weniger wert sind als die im vorigen Jahre gelieferten, was man gleich beim ersten Anblick sehen muß, daß er ungleich gearbeitet ist, daß er sich gar nicht flach auflegt, und sich noch ungelocht nach allen Richtungen hin verzieht und deshalb für Musterkarten unverwendbar ist. Ich bitte um Ihr Gutachten. Papierhandlung Muster A ist dicker, aber brüchiger als Muster B. Der Stoff von A ist kürzer gemahlen als B, wodurch A besseres Aussehen hat. Der Stoff ist bei B nicht schlechter als bei A. Verwerfen der Pappe B ließ sich nicht feststellen. Pappen B sind nicht weniger wert als Pappen A, denn sie sind nicht brüchig, worauf bei Strohpappen in erster Linie Wert gelegt wird. Woher der Dicken-Unterschied von fast 25 v. H. stammt, läßt sich, ohne die Bestellung zu kennen, nicht beurteilen. Man müßte wissen, ob die Pappen wie üblich im Format mit der gewünschten Bogen zahl auf den Pack oder in Dicke nach Millimetern bestellt wurden. Der Unterschied ist aber so groß (Muster A hat eine Dicke von 0,83, B 0,62 mm), daß er über den Rahmen des Ueblichen geht, selbst wenn man berücksichtigt, daß sich die Strohladungen je nach Alter und Herkunft verschieden verarbeiten. K.