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Nr. 37/1914 PAPIER-ZEITUNG 1257 Hus hundert Jahren Kultur und Kunst Die so betitelte ,.Große Ausstellung Düsseldorf 1915“, die von den hervorragendsten Namen der deutschen Großindustrie, der Kunst und Wissenschaft ins Leben gerufen und unter Mitwirkung des Deutschen Museums in München, sowie der Reichs- und Staats behörden von Deutschland und Oesterreich-Ungarn in großem Rahmen vorbereitet wird, verspricht eine der großartigsten Aus stellungen zu werden. Schon heute, ein Jahr vor Eröffnung der Ausstellung, ist in wichtigen Hauptgruppen solcher Platzmangel vorhanden, daß es der Ausstellungsleitung schwer wird, den Aus stellern auf dem Gelände von mehr als 600 000 qm den notwendigen Raum zu schaffen. Die Kunst wird 1915 durch zwei große Ver anstaltungen zu Worte kommen: Man wird eine rückschauende und eine moderne Ausstellung sehen. Die Gruppe „graphische Künste, Zeitungswesen, Zeitschriften und Papierindustrie“ unter Vorsitz des Herrn Paul Girardet in Düsseldorf wird eine Halle von mehr als 7000 qm beanspruchen. Ein Zeitungsmuseum wird reiches Material aus dem neunzehnten Jahrhundert bringen. Damit die Vervollkommnung der Maschinen und aller anderen Hilfsmittel gebührend zur Geltung komme, ist der Vorführung des Zeitungs drucks ein breiter Raum gewährt. Eine Riesenrotationsmaschine, die 96 Seiten zugleich druckt und falzt, wird die neueste Errungen schaft des Druckmaschinenbaues darstellen. Andere neue und alte, in Gang befindliche Druck- und Hilfsmaschinen jeder Art sollen den Besuchern den ehemaligen und heutigen Stand der einschlägigen Maschinentechnik vergleichsweise vergegenwärtigen. Ferner wird hier die Papiererzeugung in alter Zeit und in ihrer heutigen Aus gestaltung vorgeführt werden. Es wird das Zusammenarbeiten einer Papierfabrik mit einer Zeitungsdruckerei, • vom Holzstamm bis zur fertig bedruckten Zeitung in einem Zuge, durch Vorführung von betriebenen Maschinen den Besuchern gezeigt und das fertig werdende und zugleich bedruckte Papier als Ausstellungs- und Eiinnerungsblatt verwandt und an das Publikum verkauft werden. Die Firma J. M. Voith stellt eine Papiermaschine von etwa 5 m Arbeitsbreite auf, eine der größten, die bis jetzt gebaut worden sind. In weiteren Abteilungen werden alle Arten der Papier verarbeitung auf Maschinen von den angesehensten Firmen gezeigt. Herr Fritz Bagel, Düsseldorf, leitet die Gruppe für Buchdruck, Buchschmuck und graphische Künste. Der Deutsche Buchgewerbe- Verein in Leipzig, der in seinem Buchgewerbemuseum wohl die reichhaltigste Sammlung vorbildlicher Schriftwerke aller Zeiten, sowie der interessantesten Spezialmaschinen vereinigt, hat seine Beteiligung in weitgehendstem Maße zugesagt. So wird es möglich sein, neben der Entwicklung des Buches, seiner ästhetischen und technischen Ausgestaltung und der an seiner Herstellung und Ver breitung beteiligten Gewerbe den äußerst lehrreichen Entwieklungs- gang aller Illustrations- und Reproduktionsverfahren bis zu ihrer heutigen Vollendung zur Darstellung zu bringen. Sch. Zinsschein-Bogen mit Wasserzeichen Vom Eisenwerk X ist mir am 20. Februar ein Auftrag auf 100 000 Dividendenscheinbogen erteilt worden. Als Papier war ein Werttitelpapier ausgesucht, das mit Wasserzeichen versehen werden mußte. Jeder Talon und jeder Dividendenschein sollte das Wasserzeichen einmal erhalten. Ich benötigte das Papier im Format zu 8 Nutzen, so daß jeder Bogen das Wasserzeichen 88 mal erhalten mußte. An Lieferzeit verlangte ich 3 Monate, da der Egoutteur für das Wasserzeichen erst neu gefertigt werden mußte. Die Papierfabrik allein verlangte 5 Wochen Lieferzeit. Am 10. März waren alle Vorverhandlungen erledigt, so daß ich an diesem Tage den Auftrag bestätigen konnte. Ich habe bei dieser Gelegenheit den Liefertermin genannt: Lieferung sollte zum 15. Juni erfolgen. Darauf schrieb mir die Firma, die Lieferzeit sei viel 2 lang, und drohte mit Rücktritt vom Auftrag. Eine andere Druckerei hat sich erboten, den ganzen Auftrag innerhalb 5 Wochen zu erledigen. Ich wandte mich noch einmal an die Papierfabrik, um Verkürzung der Lieferfrist für das Papier zu erlangen, und erreichte auch, daß die Papierfabrik sich verpflichtete, innerhalb 22 Tagen zu liefern. Daraufhin habe ich die Frist für die Ablieferung der fertigen Ware auf den 15. Mai, also auf 9 Wochen herabsetzen müssen. Nach Anlieferung des Papiers stellte es sich heraus, daß das Wasserzeichen, welches genau in der Mitte eines jeden Scheines stehen sollte, sehr stark abwich. Sie ersehen das auch aus dem beikommenden Abzug. Der nicht gleichmäßige Stand des Wasserzeichens hat Meinungs- verschiedenheiten verursacht. Halten Sie in Anbetracht der Papier anfertigung einschließlich Egoutteur den Liefertermin für zu kurz und den reklamierten Mangel am Wasserzeichen für unvermeidbar ? Graphische Kunstanstalt Die infolge schnelleren Angebotes von Seiten der Konkurrenz fabrik herbeigeführte Verkürzung des Liefertermins auf 22 Tage trägt wohl die größte Schuld daran, daß die Wasserzeichen nicht in der Mitte eines jeden Scheines stehen. Der Fabrik wurde nicht genügend Zeit gelassen, mit der nötigen Ueberlegung bei Bestellung des Egoutteurs zu Werke zu gehen. Unsere Firma hat es sich z. B. zum Grundsätze gemacht, Aufträge auf Wert titelpapiere mit lokalisiertem Wasserzeichen einschließlich Egoutteur-Herstellung nur bei Gewährung eines Liefertermins von mindestens 8 Wochen zu übernehmen, da die Berechnung und Herstellung des Egoutteurs doch mindestens 3—4 Wochen erfordert. Derartige Papiere wie vorliegendes müssen mit ge nügend breitem Beschnitt gearbeitet werden und müssen, da mit Bogen für Bogen paßt, genadelt werden. Trotzdem sind Abweichungen in der Längs- und Quer richtung bei Langsiebmaschinenpapier nicht zu vermeiden. Zuverlässige Lage der Wasserzeichen wird am sichersten durch Büttenpapier erreicht. Deutsches Patent auf Liniaturen? Infolge Ihrer Notiz betr. DRP Nr. 268471 (Kl. 54) auf S. 1071 der Papier-Zeitung Nr. 31 vom 16. 4. 14 wurde ich heute in dieser Angelegenheit schriftlich beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin vorstellig. Eine Kopie des Schriftstückes empfangen Sie anbei. Es läge im allgemeinen Interesse der Geschäftsbücherfabrikation, wenn Sie im Sinne meiner Zuschrift nochmals auf diese Angelegenheit in Ihrer Zeitung zurückkämen. Uebrigens habe ich auch einige andere Geschäftsbücherfabriken ersucht, in gleicher Weise wie ich gegen dieses Patent anzugehen. R. B. Die Eingabe an das Patentamt lautet: Zu meinem lebhaften Befremden fand ich auf Seite 1071 der Papier-Zeitung Nr. 31 vom 16. 4. 14.eine Notiz, aus der hervorgeht, daß Albert Osterwald in Leipzig DRP Nr. 268471 (Kl. 54) auf eine Liniaturart erteilt wurde, die ich nachweisbar schon seit vielen Jahren anwendete und die höchst wahrscheinlich auch von vielen anderen deutschen Geschäftsbücher fabriken schon angewendet wurde. Ich wunderte mich sehr über diese Patenterteilung, denn meines Erachtens wäre durch weniges Herumfragen bei Geschäftsbücherfabriken die Genehmigung ver hindert worden. Unberechtigte Schutzansprüche, die Tabellaturen und ähnliche Sachen betreffen, nehmen in neuester Zeit in krassester Form über hand und tragen zur Beunruhigung der Geschäftswelt bei. In Ge schäftsbücherfabriken bestand überhaupt die Anschauung, daß Liniaturen in keiner Weise schützbar sind und diese Ansicht wurde auch von der Papier-Zeitung fortwährend vertreten. Werden Schutz rechte auf Tabellen und ähnliche Sachen leicht erreicht, so können sich in absehbarer Zeit ängstliche Personen kaum mehr mit Her stellung solcher Artikel umfassend befassen. Ich überreiche anbei einen Bogen von den schon jahrelang her gestellten Büchern, der verschiedenfarbige Zifferlinien für „Soll"- und ,,Haben"-Rubriken aufweist und der den Gedanken schon ver tritt, welchen sich der fragliche Albert Osterwald in Leipzig laut obiger Schilderung patentieren ließ. Ich beantrage hiermit Löschung des Patentes und ersuche er- gebenst, mir baldmöglichst Bescheid zukommen zu lassen. Gegebenen falls müßte ich mich mit anderen deutschen Geschäftsbücherfabriken in Verbindung setzen, um zu verhindern, daß dieses Gewerbe von Persönlichkeiten, die geneigt sind, für irgendwelche beliebige leichte Neuerungen Schutzrechte zu verlangen, nach und nach eingeschnürt und tributpflichtig gemacht wird. R. B. Wie uns eine andere Geschäftsbücherfabrik mitteilt, hat die Firma Albert Osterwald das beanstandete Patent verfallen lassen. Geräusche der Druckerei Ich habe einen Prozeß für einen Buchdruckereibesitzer zu führen, der von dem Eigentümer eines der Druckerei benachbarten kleinen Wohnhauses im Innern der Stadt B. beim Landgericht in B. ver klagt ist mit der Behauptung, daß er durch das Geräusch der in der Druckerei arbeitenden Maschinen über das zulässige Maß hinaus belästigt werde. Der von mir vertretene Buchdruckereibesitzer steht auf dem Standpunkt, daß seine Maschinen keinesfalls mehr Geräusch verursachten, als unbedingt erforderlich wäre, und daß bei ihm nicht andere Verhältnisse in Frage kämen, als bei allen an deren Druckereien. Von mehreren Druckereibesitzern in B., an die ich mich um Rat und Auskunft gewandt habe, soweit sie mir solche erteilen könnten, bin ich an Ihre Adresse verwiesen. Ich bitte Sie deshalb, mir sachdienliche Mitteilungen zu übermitteln, insbesondere mir auch Entscheidungen zu übersenden oder mich auf solche auf merksam zu machen. Rechtsanwalt Gerichtsurteile über einen Fall von störenden Geräuschen in einer Druckerei können nicht ohne weiteres auf einen andern Fall angewandt werden, da es für die Richter in jedem Falle entscheidend ist, daß Sachverständige an Ort und Stelle be urteilen, ob das Geräusch, welches nach dem Nachbargrund stück hinüber hörbar ist, über das Maß dessen hinaus geht, was als zulässig erachtet werden kann. Immerhin führen wir nachstehend diejenigen Nummern und Seiten unseres Blattes auf, in welchen ähnliche Fälle zuletzt erörtert wurden: Nr. 40 von 1913 S. 1512 und Nr. 14 von 1912 S. 524.