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1216 PAPIER-ZEITUNG Nr.36/1914 entgegen, daß dieser von der Temperatur der Gase abhängt. Er bedingt, daß man dieselben warm in den Schornstein ein leite, denn warme Gase sind spezifisch leichter als die den Schornstein umgebende Luft und ihr Auftrieb ist umso größer, je heißer sie sind. Infolgedessen wird der natürliche Zug im Schornstein umso stärker, je heißer die Rauchgase in den Schorn stein eintreten, also je schlechter ihre Wärme ausgenützt wird. Wenn ich aber die Wärme der abziehenden Gase möglichst gut ausnutzen will, so muß ich eine Zugeinrichtung haben, die von der Temperatur der Gase ziemlich unabhängig ist. Das kann ich bei künstlichem Zug mit Hilfe des Ventilators ohne weiteres erreichen. Nun ist es dann nichts weiter als eine Rechen aufgabe, herauszufinden, was zweckmäßiger ist: der ziemlich teure große und hohe Schornstein, oder der billigere künstliche Saugzug, der aber einen ziemlich hohen Kraftaufwand erfordert. Ueberall dort, wo die Kraft verhältnismäßig billig ist, dürfte sich der Saugzug besser lohnen; dort aber, wo die Kraft teuer zu stehen kommt, ist der natürliche Zug vorzuziehen. Er bietet ja außerdem den Vorteil, daß er keinerlei mechanische Ein richtungen zur Voraussetzung hat und infolgedessen alle jene Betriebsstörungen ausgeschlossen sind, die bei solchen vor kommen können. Also ich wiederhole kurz: es läßt sich im allgemeinen nicht kurzweg behaupten: der Saugzug ist besser oder schlechter als der natürliche, sondern es muß jeder einzelne die besonderen Verhältnisse seines Betriebes mit in Rechnung stellen, um eine richtige Entscheidung zu treffen. Frohberg: Bei Neuanlagen wird es sich wohl immer emp fehlen, zum großen Schornstein zu greifen, weil man bei neueren Anlagen von allem Anfang an den Ekonomiserbetrieb berück sichtigt. Es würden aber dann große Schornsteinagregate un bedingt notwendig sein, teilweise über 100 m hinaus. Bei der ganzen neuen Feuerungstechnik nimmt man von Anfang an immer Rücksicht darauf, damit man große Schornsteine zur Verfügung hat, mit denen man sich nach allen Richtungen helfen kann. Der künstliche Zug wird bei neuen Anlagen be schränkt anzuwenden sein. Vorsitzender: Meine Herren! Das Wort wird nicht mehr ge wünscht und ich schließe die Debatte über die beiden Vorträge. Ich schlage Ihnen nun vor, jetzt noch den Vortrag von Herrn Professor Dr. Heuser zu hören, der uns über das Dämpfen von Holz einen Bericht versprochen hat, und dann die Mittagspause eintreten zu lassen. Nachmittags würden wir dann die letzten Vorträge auf der Tagesordnung haben. Sind Sie dämit einver standen ? (Zustimmung.) Fortsetzung folgt. Städtisches Friedrichs-Polytechnikum zu Köthen in Hnhalt Diese Lehranstalt hat ihren Lehrplan für das Sommerhalbjahr 1914 eben herausgegeben. Wie die Anstaltsleitung darin ausführt, verlangt die Industrie neben den Diplom-Ingenieuren und Doktor- Ingenieuren eine große Zahl jüngerer Kräfte, welche die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung im praktischen Leben anzuwenden verstehen. Solche Kräfte will das Friedrichs-Polytechnikum aus bilden. Die beste Vorbildung dazu bietet das Reifezeugnis einer Realschule, das schon mit 16—17 Jahren zu erreichen ist. Da der Eintritt in das Friedrichs-Polytechnikum erst nach dem zurück gelegten 18. Lebensjahre gestattet wird, kann die Zeit bis dahin durch praktische Betätigung oder durch Erfüllung der militärischen Pflichten ausgefüllt werden. Das Studium dauert sieben Halb jahre und gewährt eine abgeschlossene Ausbildung zum Ingenieur. Der Verein Deutscher Papierfabrikanten hat an der Lehr anstalt einen Fachkursus für solche Hörer eingerichtet, welche das Abgangszeugnis einer Realschule oder das Einjährigen-Zeugnis besitzen. Sie können sich nach vier Halbjahren dem Verbands examen für Papiermacher unterziehen, das unter Aufsicht des oben genannten Vereins abgehalten wird. Doch können nur solche Herren den Fachkursus von vier Halbjahren mit Erfolg besuchen, welche mindestens zwei Jahre Praxis hinter sich haben. Das Verbands examen ist der Vorprüfung der Papieringenieure gleichgestellt. Die höhere Ausbildung auf diesem Gebiete wird durch dreieinhalb jähriges Studium und durch die Ablegung des Papieringenieur examens erworben. Das Papierlaboratorium für Papierprüfung und für chemische Versuche, Material- und Betriebsprüfungen enthält 46 Arbeits plätze. Das Papierpraktikum für mechanische Prüfung der Papiere, mikroskopische Untersuchung und Papierherstellung, Papierfärberei enthält 20 Arbeitsplätze und ist ausgestattet mit 14 Mikroskopen, allen Prüfungsapparaten für Papierprüfung, wie Reißapparat, Schopperscher Falzer, Filtrierpapierprüfer, Diaphanometer usw. Neben verschiedenen Modellapparaten sind ein betriebsfähiger Holländer, ein Versuchskocher aus Phosphorbronze für Stoff kochungen bis zu 6 Atm. Druck, ein kleiner Versuchskocher mit zulässiger Spannung bis 60 Atm. und Einrichtungen zur Her stellung von Handpapier vorhanden. Der Reißapparat und der Schoppersche Falzer, neueste Konstruktionen mit elektrischem Antrieb, wurden in einem besonderen Raume aufgestellt, in dem gleichzeitig die fernen analytischen Wagen untergebracht sind. Die Einschreibegebühr neuer Besucher beträgt 20 M., das Schulgeld für ein Halbjahr 150 M. Nicht-Reichsdeutsche zahlen 50 M. mehr. Dazu kommen 50 M. Gebühr für die Benutzung des Papier-Laboratoriums und 20 M. für das Papierpraktikum. Neue Zeitungspapierfabrik bei Paris Die Aktiengesellschaft Papeterie de la Seine in Nanterre bei Paris erbaut zurzeit eine neue Zeitungspapierfabrik, deren Anlage und Lieferung der Maschinenfabrik J. M. Voith in Heidenheim a. d. Brenz übertragen ist. Drei elektrisch angetriebene Voithsche Magazinschleifer werden den Holzschliff liefern, der von den Schleifern weg noch warm in die Holländer gepumpt wird. Es sollen täglich 45 000 kg Zeitungspapier hergestellt werden, zu deren Stoff bereitung zwei Horne-Holländer und eine konische Feinmühle nach Voithscher Bauart genügen sollen. Die Feinmühle wird un mittelbar vor die Papiermaschine gestellt, damit der Maschinen führer die Mahlarbeit nach Bedarf regeln kann. Ein einziger Voithscher Drehknotenfänger mit selbsttätiger Reinigung der Schlitze wird die Reinigung des gesamten Stoffes besorgen. Die Papier maschine wird 4 m breites Sieb haben, und ihre Geschwindigkeit wird zwischen 50 und 250 m in der Minute regelbar sein. Sie wird außer der Gautschpresse drei Naßpressen, Filzwäscher, 33 Trocken zylinder, mehrere Kühlzylinder, einen Kalander mit Luftkühlung und einen Aufroller haben. Jede dieser Gruppen wird mit hydrau lischer Friktionskupplung an ihre Antriebswelle gekuppelt. Ein Voithscher Umroller mit Längsschneider, dessen Geschwindigkeit auf 600 m in der Minute gebracht werden kann, soll feste und klang harte Rollen mit staubfreien, ebenen Stirnflächen liefern. Die Abfall streifen fallen in das Kellergeschoß, werden dort feucht zerfasert und der so gewonnene Stoff selbsttätig nach den Holländern ge fördert. Die Maschinenabwässer werden in einem Voithschen Trichter geklärt und der dabei wiedergewonnene Stoff sofort selbst tätig nutzbar gemacht. Alle Maschinen werden elektrisch getrieben. Den Strom liefert eine mit Dampfturbine gekuppelte Wechselstrom maschine von 4200 Kilowatt mit Zwischendampfentnahme für das Trocknen des Papiers. Die Dampfturbine ist bei der fran zösischen Niederlassung der AEG bestellt. Vier Babcock-Kessel von je 380 qm Heizfläche werden den Dampf liefern. Diese Kessel ebenso wie die dazu gehörigen Ekonomiser und Ueberhitzer werden von einer Pariser Fabrik geliefert, und auch der Bau ist an Pariser vergeben. (Moniteur de la Papeterie) Zahlungsziel im Papierfach. Während die Berliner Handels kammer in einem gerichtlichen Gutachten festgestellt hat, daß für ihren Bezirk ein einheitlicher Gebrauch über ein Zahlungsziel sich im Papierfach nicht gebildet habe, hat die Koblenzer Handelskammer die in einem Rechtsstreite gestellte Beweisfrage, ob es im Papierfach allgemein handelsüblich sei, daß ein Zahlungsziel von drei Monaten gewährt werde und daß bei Zahlung innerhalb dreißig Tagen zwei Prozent Skonto bewilligt würden, auf Grund des Ergebnisses ihrer Ermittelungen dahin beantwortet, daß die den Gegenstand der Beweisfrage bildende Parteibehauptung zutreffe. Papierstoffmarkt New York, 15. April 1914 Holzschliff. Das Geschäft bewegt sich in regelmäßigen Bahnen. Neues Geschäft kommt wenig zustande, und die Holzschleifer be stehen auf dem Preis von 161 Dollar die amerikanische Tonne trocken gedacht, ab Schleiferei. Gelegentliche Posten erzielen etwas bessere Preise. Gebleichter Sulfitstoff. Die Nachfrage ist ziemlich lebhaft, und der Markt hat sich ein wenig gefestigt. Vorrätige Ware erzielt 2,60 bis 2,65 Cent für das englische Pfund, während bei Abschlüssen 2,75 bis 2,80 Cent für das englische Pfund bezahlt werden. Nach auswärtigen Berichten ist der Bedarf für das europäische Festland und für britische Papierfabriken sehr lebhaft. Die einheimischen Papierfabriken suchen neue Abschlüsse zu machen. Ungebleichter Sulfitstoff. Die Abrufe erfolgen ziemlich lebhaft, jedoch wird über neue Geschäfte nichts berichtet. Die Papierfabriken nehmen ihren laufenden Bedarf ab, und ihre Geschäftslage hat sich gebessert. Die Preise sind fest, wenn auch nicht in dem Maße ge bessert wie für gebleichten Sulfitstoff. Sulfat- und Kraftstoff. Der örtliche Bedarf ist lebhaft, dabei herrscht Mangel an Kraftstoff. Die Packpapier- und Pappenfabriken sind gut beschäftigt und deshalb nimmt die Nachfrage für Kraft stoff zu. Bei Verträgen auf mehrere Jahre sind bessere Preise er zielbar als bei einjährigen Verträgen.