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1214 PAPIER Der Verein britischer Papierfabrikanten hielt seine Hauptversammlung in London am 16. April ab. Der Geschäftsführer verlas den Jahresbericht, wonach der Verein, der 126 Mitglieder zählt, die in London von dem City and Guilds-Institut gehaltenen Ausbildungskurse für Papiermacher unterstützt, in dem er für gute Schüler das Schulgeld bezahlt und Preise und Zeugnisse ausstellt; 190 Hörer besuchten die Kurse gegen 147 im vorigen Jahr, und von 46 Prüflingen bestanden 27 die Prüfung. Der Wort laut des Vordruckes für Papierstoffkäufe bildet immer noch den Gegenstand von Verhandlungen mit den Vereinen skandinavischer Papierstoffliersteller, und augenblicklich ist ein Stillstand ein getreten, weil die Skandinavier Aufhebung des Vertrages beim Auf treten höherer Gewalt fordern, während die britischen Papier fabrikanten in solchen Fällen nur Hinausschiebung der Lieferfrist wünschen. Die Erhöhung der Frachtsätze um 4 v. H. seitens der vereinigten Eisenbahngesellschaften bildete einen Gegenstand der Verhandlungen mit diesen Gesellschaften. Ferner befaßte sich der Verein mit der Entschädigung der Arbeiter für Unfälle. Der Bericht wurde genehmigt, Herr Lewis Evans als Vorsitzender des Vereins wiedergewählt, ebenso wurden die anderen Vorstands mitglieder einstimmig wiedergewählt. Hierauf hielt Herr F. Impey aus Birmingham einen Vortrag, betitelt „Unsere vernachlässigten Wasserwege“, in welchem er die Unterstützung der Papierfabrikanten zum Bau von weiteren Schiffahrtskanälen erbat. Dieser Vortrag hatte längere Aussprache zur Folge. Herr Smith hielt einen Vortrag über Eisenbahnfrachtsätze. Ein Festmahl, an welchem auch Ver treter des Papiergroßhandels und der Papierverarbeitung teilnahmen, beschloß die Versammlung, und es wurden eine Anzahl Trinksprüche gehalten. Papiermarkt in Sydney Australien führt viel Papier aus Europa und den Vereinigten Staaten ein, und der Wettbewerb hatte die Preise ziemlich tief heruntergebracht. Trotzdem hatten in Sydney die Papiergroß händler längere Zeit hindurch eine Art Monopol, denn vor einiger Zeit gab es dort nur zwei Papiergroßhandlungen. Jedoch sind in den letzten 15 Jahren drei oder vier neue Häuser dazugekommen. Alle diese Häuser schlossen mit der Zeit eine Vereinbarung, um Preise und Verkaufsbedingungen zu regeln, und die dortigen Buchdrucker sowie das andere Publikum mußten fortan erhöhte Preise bezahlen. Dies änderte sich, als sich eine neue Papiergroßhandlung niederließ, die billiger verkaufte. Obwohl sie im Anfang nur wenig Geschäfte machte, erhöhte sich ihr Umsatz bald sprungweise, und der Nutzen der anderen Großhändler wurde geschmälert. Da sie fanden, daß das neue Haus seinen Umsatz ständig vergrößerte, beschlossen sie, die Preise herabzusetzen, um den neuen Ankömmling aus dem Geschäft zu treiben. Nach 12 monatigem Kampfe war jedoch das neue Haus immer noch auf dem Plan. Dann wurde beschlossen, es aufzukaufen, was zu Beginn des Jahres 1914 geschah. Die Buch drucker waren sehr verblüfft, als es darauf hieß, die Preise seien um 20, 30, 40, ja um 50 v. H. erhöht worden, und man ihnen sagte, daß sie gezwungen seien, von den verbündeten Großhändlern zu kaufen. Die Drucker fühlten das Mißliche dieser Lage und gründeten eine Papiereinkaufs-Genossenschaft zum Zwecke der Papiereinfuhr und der Abgabe dieses Papiers an die Druckereien. Hierdurch gerieten die verbündeten Papiergroßhändler in eine Zwangslage. Die Szene änderte sich aber bald, als ein bedeutendes Mitglied des Papiergroßhändlerverbandes aus diesem Verband trat und die Preise wesentlich herabsetzte. Dies hatte das Auseinanderfallen des Verbandes zur Folge, und heute besteht in Sydney ein lebhafter Preiskampf, da die Großhandlungen sozusagen zu jedem Preise liefern. (Paper Trade Review) Das waldreichste Land der Erde (Zu Nr. 34 S. 1146) „Der Holzmarkt“ gibt an, daß die Ausdehnung der kanadischen Wälder auf rund 450 000 Hektar geschätzt wird. Bei dieser Angabe ist jedenfalls ein Fehler unterlaufen, wahrscheinlich sind drei Nullen fortgeblieben, denn das Gesamtgebiet von Britisch-Nordamerika beträgt 8 482 347 Quadratkilometer, und der im Verhältnis zur Größe des Landes und der Forsten doch wesentlich geringere Wald bestand von Preußen umfaßt nach den statistischen Angaben von Ende des vorigen Jahrhunderts 8 153 946 Hektar, der von ganz Deutschland 13 908 398 Hektar. Geh. Rat Professor Dr. Adolf Frank Sibirische Wälder Herr Jonas Lied hielt kürzlich vor der Londoner Handels kammer einen Vortrag, wonach der Bezirk Jenissei, Sibirien, sehr wertvolle Forsten besitze, die hauptsächlich aus sogenannter sibirischer Zeder bestehen, jedoch auch Kiefer und Lärche ent halten. Das Flußgebiet des Jenissei sei fünfmal so groß wie Deutschland Sehr große Flächen seien dort mit wertvollen For sten bedeckt, aus denen noch nie bemerkenswerte Mengen Holz ausgeführt wurden. Jedes Jahr brennen jedoch große Strecken Waldes ab. Das beste Holz werde nördlich der Eisenbahn ge funden, und deshalb müßte das Holz, wenn keine anderen Fracht ZEITUNG Nr. 36/1914 wege geschaffen werden, auf dem Fluß bergwärts verfrachtet werden, was sehr kostspielig sei, bevor es zur Eisenbahn gelange. Dann käme erst die teure Bahnfracht nach Europa oder nach dem stillen Ozean hinzu. Balsamkiefer als Rohstoff für Papier Nach einem Bericht des Landwirtschafts-Ministeriums zu Washington ist jetzt Balsamkiefer in gesteigerter Nachfrage, hauptsächlich für die Papierstoffherstellung als Ersatz des sehr teuer gewordenen F'ichten-(spruce)-Holzes.. Auch beginnt Bal sam-Föhre für roh gehauenes Bauholz, Latten u. dergl. das Fichten holz zu ersetzen. Die Haupteinwendung gegen den Verbrauch großer Mengen von Balsam-Föhre zum Holzschleifen war, daß das Holz Pech enthalte, welches die Filze und Siebe, mit denen der Stoff in Berührung kommt, verklebe. Indessen ist Balsam- Föhre kein harzreiches Holz, und daß der Stoff die Siebe usw. verschmiert, kommt wahrscheinlich daher, daß Balsam-Föhre unter Bedingungen geschliffen wird, die sich für Fichtenholz eignen. Indessen können 10 bis 25 v. H. Balsam-Holzschliff dem Fichtenholzschliff zugemischt werden, ohne das daraus her gestellte Papier zu verschlechtern. Auch verschwindet der er wähnte Nachteil des Balsam-Holzes, wenn man es während eines Winters in Wasser liegen läßt. Balsam-Zellstoff kann in jeder Menge zu Papier benutzt werden, wenn es auch nach An gaben einzelner Beobachter etwas schwaches und lappiges Papier ergibt. Zurzeit bildet Balsam-Kiefer ungefähr 7 v. H. des gesam ten zu Papier verarbeiteten Holzes in den Vereinigten Staaten. Es macht ungefähr 20 v. H. der Nadelholz-Wälder im nördlichen New York und im Staate Maine aus und findet sich reichlich in anderen waldreichen Ost- und Mittelstaaten Amerikas. Es wächst im Walde rasch nach und erreicht den für die Papierstoffher stellung notwendigen Umfang in kurzer Zeit. Mit Hnnaline beschwertes Schreibpapier Wir liefern an eine größere Papierfabrik unsern Annaline, und die letzten Waggons sollen mehr Alkali enthalten haben als sonst, wodurch die zum Bläuen verwendete Ultramarinfarbe absorbiert und das Papier grauer geworden sei. Dieses grauere Papier, laut einliegender Probe 2, soll unverkäuflich sein, weil die bläulichere Farbe laut Anlage 1 verlangt würde. Wird bei solchem billigen Schreibpapier ausschlaggebender Wert auf kleine Abweichungen in der Farbe gelegt ? In der Papierprobe 2 sind eine Menge kleine braune Pünktchen. Wenn die kleine Abweichung in der Farbe das Papier unverkäuflich machen soll, so will uns nicht recht einleuchten, daß diese Pünktchen keinen Einfluß habe sollen. Was ist Ihre An sicht hierüber? Stammen diese Pünktchen daher, daß andere Roh stoffe als zur Papierprobe 1 zur Verwendung kamen, und kann wohl die Verwendung anderer Rohstoffe oder eines billigeren Ultramarins die Abweichung in der Farbe verschuldet haben? Gipswerk Wir wissen nicht, ob Alkaligehalt des als Füllstoff dienenden Gipses die Färbekraft des zum Tönen des Stoffes benutzten Ultramarins beeinträchtigt. Nach unserer Kenntnis ist Ultra marin hauptsächlich gegen Säuren empfindlich, und etwaiger Alkaligehalt des Gipses (Annaline) verdünnt sich im Holländer so, daß nennenswerte Wirkung auf Ultramarin nicht zu erwarten steht. Muster 2 ist etwas dunkler als Muster 1, aber nicht um soviel, daß Papier wie Muster 2 deshalb erheblich weniger wert oder gar unverkäuflich wäre. Kleine Unreinheiten, wie sie in Mustern 1 und 2 vorkommen, rühren von den zur Fabrikation verwendeten Rohstoffen und vom Fabrikationswasser her. Weltformate In Nummer 71 der Papier-Zeitung von 19'3 schreiben Sie über ein sogenanntes Weltformat. Wird dieses Welt-Format schon geführt, oder ist es bei den angestellten Erwägungen geblieben ? Hat dieses Weltformat Aussicht auf ein Durchkommen ? Einer unserer Geschäfts freunde behauptet, daß dieses Format schon gang und gäbe sei; uns ist dieses unbekannt. Papiergroßhandlung Die in Nr. 71 von 1913 aufgeführten Weltformate haben sich für die kleineren Blattgrößen, wie solche für Reklame- marken, Besuchs- und Geschäftskarten verwendet werden können, gut eingeführt. Auch gibt es schon eine Anzahl Papier-Aus stattungsfabriken, welche Briefpapiere und Umschläge in Schachteln in Weltformat herausgebracht haben. Es ist auch nicht unmöglich, daß bei Bestellung künftig aufzustellender Papiermaschinen die Weltformate berücksichtigt werden. Für die größeren Formate für Bücher und Zeitungen sowie für Kanzlei- und Packpapiere hat sich unseres Wissens das Welt format noch nicht größere Bedeutung verschafft, es ist aber nicht ausgeschlossen, daß dies in Zukunft geschehen wird.