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1184 PAPIER-ZEITUNG Nr. 35/1914 bei den rotierenden Obermessern. Direkter Riemen- oder Stirn räderantrieb ist allgemein üblich, höchstens, daß durch Ein schaltung von elliptischen Zahnrädern die Drehbewegung während der Schnittzeit beschleunigt und dadurch die Durchschlags kraft des Messers erhöht wird. Fallende Obermesser finden sich höchstens noch ab und zu in Kartonschneidemaschinen, allgemein werden sie jedoch nicht mehr angewendet. Zur Betätigung der schwingenden Messer wurden früher vielfach herzförmige Exzenter verwendet, die dem Messer un gleichförmige Bewegung erteilten und durch Druck auf dasselbe wirkten. Für den Aufgang des Messers wurden meist Gegen gewichte angewendet. Bei dieser Ausführungsform wird aber der Gang der Maschine unruhig, das Messer haut. Neue Quer schneidemaschinen haben fast ausschließlich geräuschlos arbeitende Ringexzenter, die das Obermesser vollständig zwang läufig und stoßfrei bewegen und sich in der Maschinenfabrik vorteilhafter herstellen und auch leichter ersetzen lassen. Diese Bauart ermöglicht auch, dem Querschneidemesser größeren Schnittwinkel zu geben. Hierdurch wird der Schnitt der Messer sauberer und die Leistung der Maschine größer. Der größte Schnittwinkel ergibt sich bei dem sogen. Pappscherenschnitt, bei welchem das Obermesser auf einer Seite drehbar gelagert ist und durch einseitigen Exzenterantrieb großen Ausschlag bekommt. Zum Schneiden von weichen Stoffen, Wellpappen usw. bewähren sich diese Maschinen recht gut. Man versucht vielfach die Leistung noch dadurch zu erhöhen, daß die Zeit zum Aufgang des Messers für den Vorschub des zu schneidenden Stoffes benutzt wird. Dem oberen und unteren Querschneidemesser gibt man vorteilhaft gleiche Abmessungen, damit man sie gegenseitig vertauschen kann. Gewöhnlich nimmt man flache Messer, deren beide Schmalseiten sich als Schneidkanten verwenden lassen. Die ältere Ausführung mit einem Stock- und einem Flachmesser findet sich jetzt seltener. Das Ablegen der geschnittenen Bogen erfolgt bei älteren Maschinen entweder auf einen Vorführfilz oder auf einen schräg* liegenden Ablegetisch. Neuere Querschneider arbeiten meist’ mit der Abnahmezange, die verschiedene Bauart haben kann. Auch sie ist jedoch bereits wieder .durch pneumatische Ableger oder besondere Ablegemaschinen verdrängt worden. Diese neuesten Hilfsmittel erleichtern die Bedienung der Querschneider bedeutend und verringern die Ausgaben für Arbeitslohn wesent lich. Sie bieten außerdem die Möglichkeit, die Schnittzahl und dadurch die Leistung der Maschine zu erhöhen und durch teil weise Ausschaltung der Handarbeit den Ausschuß zu ver ringern. Dies wird noch begünstigt durch Verwendung besonders gebauter Wagen, auf welche die geschnittenen Bogen vom Quer schneider weg abgelegt und ohne umgeladen zu werden, nach der Packpresse oder in den Sortiersaal gefahren werden. Außer dem üblichen Stufenscheibenantrieb werden jetzt vielfach variable Elektromotoren zum Antrieb von Quer schneidern verwendet. In beiden Fällen ist darauf zu achten, daß sich die Maschine selbsttätig ausrückt, wenn der Ablege tisch den tiefsten Stand erreicht hat, damit keine Brüche von Maschinenteilen vorkommen können. Ununterbrochen arbeitende Querschneider zu bauen, die nach deutschen Ansprüchen genau gleiche Bogenlängen ergeben und Nachschneiden der geschnittenen Bogen auf der Beschneide maschine überflüssig machen, ist bisher noch nicht gelungen. In Zukunft wird aber bestimmt diese Aufgabe ebenfalls voll kommen gelöst werden. Auch ist zu erwarten, daß auf der dem nächst stattfindenden Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik vieles Neue in bezug auf Querschneider gezeigt wird. 0. Pergamentpapier-Hbfall Soviel ich mich entsinne, war man bis vor kurzem bemüht ein Mittel zu entdecken, um echtes Pergamentpapier als Halbfabrikat zu verkollern und für die Papiererzeugung wieder verwendbar zu machen. Ich betreibe ein ausgedehntes Abfallgeschäft und muß tausende Kilo Pergamentpapier, welches teilweise mit Schmutz behaftet oder zum Verkauf nicht mehr geeignet ist, verbrennen. Sind die gemachten Versuche inzwischen von Erfolg gewesen, oder besteht Hoffnung, daß später ein derartiges Verfahren erfunden wird ? H. Wir kennen kein Verfahren, welches Pergamentpapier- Abfall zu einem brauchbaren, preiswerten Rohstoff der Papier fabrikation umgestalten ließe. Der Abfall kann zu Streifen zer schnitten als Füll- und Packstoff verwendet werden, jedoch ist seine Umwandlung in Papierstoff heute nicht lohnend. 300 kg-Hnfertigung Wir haben bei einer ausländischen Papierfabrik durch deren Vertreter in Deutschland ca. 300 kg ,.möglichst nicht mehr“, eines Rollenpapieres in Auftrag gegeben. Die Firma bestätigt uns den Auf trag auf eine Anfertigung von ca. 300 Kilo und schreibt am Schlüsse ihres Briefes „Wir werden unsere Fabrik ersuchen, daß sie möglichst nicht mehr als 300 Kilo anfertigt und daß das Quantum so rasch als möglich in der kürzesten Frist auf den Weg gebracht wird.“ Jetzt liefert uns die Firma endlich, nachdem sie den Liefertermin von zwei bis drei Wochen, den sie selbst stellte, um 19 Tage überschritten hat, 432 kg anstatt etwa 300. Sind wir verpflichtet, von dem Papier, dessen Kilo über 2 M. kostet und bei dem uns außerdem die Kistenver packung zu 6 M. die 100 kg brutto berechnet wird, die überschießenden 120 bis 130 kg abzunehmen ? Nach den Verkaufsbedingungen des Vereins deutscher Papier fabrikanten ist es ja allerdings üblich, daß der Besteller bei Auf trägen unter 1000 kg bis zu 30 v. H. mehr oder weniger annehmen muß. Da es sich hier jedoch um eine ausländische Firma handelt, wird diese uns gegenüber, wenn auch die Verhandlungen durch ihr deutsches Haus gegangen sind, an diese Bestimmungen kaum gebunden sein. Verlagsanstalt Für die heutigen Einrichtungen der Papierfabriken ist die Anfertigung von 300 kg so gering, daß sie nicht lohnt und des halb von den meisten Papierfabriken zurückgewiesen wird. Wenn eine Papierfabrik trotzdem eine solche Anfertigung über nimmt, so muß der Besteller den damit verknüpften unver meidlichen Mehr- oder Minderausfall in den Kauf nehmen. Die im vorliegenden Fall mehr gelieferten 132 kg erscheinen unter den beschriebenen Umständen nicht übermäßig viel und sollten deshalb übernommen werden, auch wenn eine ausländische Papierfabrik, die sich nicht nach den Verkaufsbedingungen des Vereins Deutscher Papierfabrikanten richten muß, die An fertigung übernommen hat. Papierstoffmarkt Göteborg, 22. April 1914 Holzschlijj. Einige Verkäufe von trockenem weißem Fichtenstoff sind zu Preisen abgeschlossen worden, die etwas steigende Richtung zeigen, nämlich zu 75 bis 77 Kr. netto fob Westküste und 70 bis 72 Kr. netto fob Hafen der Bottnischen Bucht einschl. Vertreter- Provision. Der Markt bleibt indes sehr still, und die Papierhersteller decken nur ihren Bedarf für die allernächste Zeit. Zellstofj. Der Sulfit st «//markt ist immer noch wenig lebhaft, und die Verkäufe beschränken sich auf kleine Posten für sofortige Lieferung. Die Preislage ist unverändert. Der Sulfitstoffmarkt für Schweden, jetzt sicher der empfindlichste Punkt im ganzen Ge schäftsleben des Landes, kommt jetzt täglich einem kritischen Punkte näher, und die Unruhe unter den Verkäufern wird sichtlich größer. In Sulfatstoff dagegen wurden wieder eine Anzahl Abschlüsse für Lieferung 1915 und folgende Jahre gemacht, doch sind die Preise sehr niedrig, nämlich etwa 7 Lstr. für leichtbleichenden und 6 Lstr. 15 sh für starkfaserigen Sulfatstoff fob Ostseehafen einschl. Ver treterprovision und Skonto, da die unter Anlage befindlichen neuen Fabriken sich nun den nötigen Kundenkreis zu verschaffen suchen. bg. („Affärsvärlden") Kristiania, 25. April 1914 Sowohl norwegische wie schwedische Holzschleifereien scheinen von sofort lieferbarer Ware vollkommen geräumt zu sein und da Nachfragen für das Festland vorliegen, sollte es möglich sein, etwas bessere Preise zu erlangen, aber unter den schlechten Verhältnissen, welche im Papiergeschäft immer noch herrschen, versuchen die Papierfabrikanfen, ihren Hauptrohstoff, Holzschliff und Zellstoff, so billig wie möglich einukaufen und deshalb kommen Geschäfte schwer zustande. Der Zellstoffmarkt ist leblos. London, 24. April 1914 Holzzellstoff. Das Geschäft ist nicht sehr lebhaft; es liegen Anfragen für zukünftige Abschlüsse vor, und einige wenige Ver käufe haben stattgefunden. Holzschliff. Der Markt ist immer noch flau. Die Preise sind für die Käufer vorteilhaft. Esparto. Der Markt ist etwas ruhig, die Nachfrage ist gering, und es besteht auch kein Verkaufsanirang. Die Preise sind un verändert. Glyzerin Marktbericht von Fauth & Co. Mannheim, 21. April 1914 Seit dem letzten Glyzerinbericht in Nr. 12 hat sich die Marktlage nur insofern verändert, als die Börse für Rohglyzerin die Preise abermals um 2Fr. 50 centimes in die Höhe gesetzt hat. Jedoch ist selbst zu diesen erhöhten Preisen keine Ware zu beschaffen und Käufer sind gezwungen, um mehrere Frank höhere Preise zu bezahlen, als man amtlich angibt. Die Erzeugung von Rohglyzerin ist eben wesentlich zurückgegangen, und aus diesem Grunde werden wir die früheren billigen Preise wohl nicht mehr shen.