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Papier-Prüfungen Ist die Tinte alt oder die Feder verbraucht, wen glaubt man dafür verantwortlich machen zu müssen ? Das Papier. Und mehr als der Schreiber schilt häufig noch der Drucker auf das Papier; zunächst auf Papier im allgemeinen, dann aber besonders auf dasjenige, womit er Arbeit hat. Viele Schwierig keiten und Unannehmlichkeiten ließen sich vermeiden, wenn man das Papier vorher genau prüfen würde. Aber prüfen und prüfen ist ein Unterschied. Beginnen wir unsere Betrachtungen mit dem Kunden des Ladengeschäfts. Jemand hat zu seinem Geburtstage von seinem Freunde, den er um seinen Geschmack beneidet, einen sehr schön geschriebenen Glückwunsch bekommen; Form und Art des Papiers und die schöne Handschrift gefallen ihm daran besonders. In der Hoffnung, mit gleich gutem Papier ein ebenso schönes Schreiben zuwege zu bringen, schneidet er sich ein Stück von jenem Briefe ab und geht zum nächsten Papiergeschäft, sich dasselbe Papier zu beschaffen. Der Ver käufer sieht auf den ersten Blick, daß er mit der gleichen Ware nicht dienen kann, und legt ihm andere Sorten vor, die er unter Aufbietung aller Ueberredungskunst als besser und zeitgemäßer anpreist. Der Käufer wird durch die vielen Proben verwirrt, und nachdem er mit der behandschuhten Rechten einen Bogen befühlt hat, nimmt er etwas ganz anderes als er ursprünglich gewollt hatte. Zu spät sieht er ein, daß er nicht das Richtige bekommen hat, ärgert sich bei jedem Schreiben über das Papier und grollt auch dem Papierhändler, bis er dann bei nächster Gelegenheit wieder hineinfällt. Für den Papierhändler ist dieser Fall schnell erledigt und selbst, wenn er einen Kunden einbüßt, der Ausfall meist nur gering. Weit vorsichtiger prüfen muß er selbst bei seinen Ein käufen von der Papiergroßhandlung, obgleich er sich meist auf das Nachzählen der gelieferten Mengen, Nachsehen der richtigen Nummer, Prüfen auf unbeschädigte Pakete und einzelne Lagen beschränkt. Die Papiere auf Schreibfähigkeit oder Leimung oder nach sonst einer Richtung hin zu untersuchen, liegt für ihn meist kein Anlaß vor; für ihn sind alle Papiere gut, die gangbar sind und von seinen Kunden verlangt werden. In schwieriger Lage befindet sich die Papiergroßhandlung, denn ihr Kundenkreis erstreckt sich meist über große Gebiete, und ihr kann jeder Fehler, jede Falschlieferung viel Geld kosten, ganz abgesehen von Fracht-, Lager- und andern Kosten. Darum sollte es keine Papiergroßhandlung, aber auch keine ' Papier warenfabrik oder Großbuchbinderei versäumen, nach Fertig stellung des Papiers in der Fabrik und vor dessen Ablieferung Ausfallmuster einzufordern und erst nach deren genauer Prüfung die Versand-Vorschrift geben. Nicht jede Anfertigung kann gleichmäßig und genau mustergetreu ausfallen, besonders wenn sie nach fremder Vorlage vorgenommen wurde. Ein Nörgler findet an jedem Papier etwas auszusetzen, aber auch der ge wissenhafte Kaufmann, der sich vor Schaden schützen und Be anstandungen seiner Kunden vermeiden will, muß genau prüfen und jeden Mangel rügen. Eine große Rolle spielen dabei die Ansprüche der Kundschaft. Für eine Papierwarenfabrik bei spielsweise wird es nicht viel ausmachen, wenn eine Neuanfertigung von grau Schrenz für Einpfund-Beutel etwas dunkler ausfällt als sonst, oder das braune Tauenpapier für Zehnpfund-Beutel eine von früheren Lieferungen abweichende Färbung aufweist. Ihre Kunden sind hauptsächlich die Kolonialwaren-Geschäfte, deren Abnehmern es gleichgültig ist, welche Farbe die Mehl- und Zuckertüten haben. Buchbindereien und Liniier-Anstalten prüfen besonders auf Leimfestigkeit, Radierfestigkeit und Ma schinenrichtung hin; namentlich die letztere ist für sie wesent lich, denn nach ungeschriebenem Gesetz müssen alle Bücher papiere in breiten Bahnen gearbeitet werden, weil das geheftete Papier zwischen den Heftungen nicht wellig werden darf. Eine Sonderstellung hinsichtlich der Papierprüfungen nehmen dagegen die Ausfuhr-Abteilungen mancher Papiergroßhandlungen ein. Mit Rücksicht auf die oft sehr anspruchsvollen Wünsche und Vorschriften ihrer Uebersee-Kundschaft prüfen sie genau und leisten dabei an Vorsicht und Gewissenhaftigkeit das Menschenmöglichste. Da werden die Papiere zunächst gemessen und gewogen, ob das bestellte Format und Gewicht stimmt, dann werden sie geprüft auf Färbung, Leimung und Maschinen richtung (Laufrichtung), denn diese letztere ist, namentlich bei Druckpapieren, wohl stets vorgeschrieben. Weiter wird oft die Reißlänge und Dehnung und auch der Widerstand gegen Zerknittern geprüft; mit Hilfe guter Apparate läßt sich dies alles einwandfrei feststellen. Auf den ersten Blick mag eine so genaue Prüfung umständlich erscheinen, aber im Ausfuhr Geschäft wird solche Arbeit durch Verhütung von Bean standungen und größeren Schäden reichlich belohnt. So wurde bei einer Lieferung besseren Bücherpapiers die reinweiße Färbung und zu klare Durchsicht des Ausfalls beanstandet. Die Groß handlung einigte sich jedoch mit der Fabrik, nahm das Papier ab und ließ es hinausgehen. Ihr Vorbehalt erwies sich später aber nur zu sehr berechtigt, denn der Uebersee-Kunde rügte gleichfalls diese Mängel, die wohl jeder andere nicht als Fehler, sondern als Vorzüge angesehen hätte. Ein anderes Mal erwiesen sich bei Reißproben mit der Hand einige Formate einer 10 000-kg- Ladung holzfrei Schreib etwas weniger fest als die übrigen; Ver suche mit dem Prüfungsapparat bestätigten diese Vermutung und gaben die Unterlage für eine Nachlaßforderung. Dieser Nachlaß wurde dem Kunden weitergegeben und damit allen weiteren Beanstandungen des Kunden die Spitze abgebrochen. Viele Scherereien könnten vermieden werden, wenn alle so vor sichtig verführen. Die meisten Papiergroßhandlungen lassen auch für die Ausfuhr die allgemein üblichen Bedingungen gelten, wonach Beanstandungen sofort nach Erhalt der Ware oder der Aus fallmuster zu machen sind. Sonst ist es nämlich im Ausfuhr handel Brauch und Bedingung, daß als Ablieferungsort im Sinne des Gesetzes der überseeische Bestimmungsort gilt, die Be mängelungen also auch dann noch Berechtigung haben. Des halb ist es für den ausgesprochenen Ausfuhrhändler, der sich mit dem Verkauf von tausenden von Waren befaßt, nicht nötig, daß er die Ausfallmuster so vorsichtig prüft wie oben geschildert. Nachmessen und Nachwiegen der Muster gibt es für ihn nicht und ganz und gar nicht ein Prüfen nach anderer Richtung hin; dazu fehlen ihm meistens die Fachkenntnisse. Gestützt auf die Bedingungen in seinem Auftrag überläßt er alles der liefernden Fabrik; sie bleibt ihm für richtige Lieferung verantwortlich. Stellen sich drüben Abweichungen und Fehler heraus, werden ihm etwa als Schadenersatz Abzüge gemacht, dann hält er sich an den Lieferer. Als Mann des raschen Handelns läßt er sich nicht auf langwierige Schreibereien ein, sondern kürzt den ihm gemachten Abzug an den nächsten Bezahlungen. Denn ehe er Beläge und Beweismaterial dafür von seinem Kunden be kommt, vergehen Wochen und Monate, und bis dahin wäre der Fall für ihn vergessen. Darum zieht er seinen Schaden so fort ab und vertröstet die Fabrik damit, daß er die erforderlichen Unterlagen noch beschaffen würde. J. R....e Papierstoffmarkt - Göteborg, 16. April 1914 Die Osterwoche verlief für den Holzschliff- wie für den Zellstoff markt sehr still und leblos. Die Preise sind unverändert. Jetzt wird allmählich an der Bottnischen Bucht ein Hafen nach dem andern für die Schiffahrt geöffnet, und man hofft darum, daß die Papierhersteller größere Kauflust zeigen werden, zumal die Lager in den Papierfabriken, übereinstimmenden Angaben zufolge, un gewöhnlich klein sind. bg. („Affärsvärlden") Kartoffelstärke und Kartoffelmehl Marktbericht von A. Siewerts, Berlin SW 19 20. April 1914 Nachdem mit Ablauf des März die Verbraucher und die zweite Hand notgedrungen abgenommen haben, was möglich war, ruht das Geschäft jetzt vollständig, und auch die Abrufe sind ungewöhn lich gering. Die verbrauchende Industrie ist schlecht beschäftigt und hat am Anfang der Kampagne in Ueberschätzung ihres Be darfes bei den im Vergleich mit den beiden letzten Jahren sehr niedrigen Preisen erheblich mehr gekauft, als sie benötigt, so daß sie jetzt vielfach Ware abgibt. Vielfach läßt man auch die Ware für späteren Bedarf liegen, und viele Fabriken, die noch reichliche Bestände hinter sich haben, wollen bei den jetzigen verlustbringen den Preisen nicht verkaufen und spekulieren auf eine ungünstigere neue Ernte. Die Entwicklung der Pflanzen läßt jedoch bis jetzt nichts zu wünschen übrig. Berliner Preise zur Lieferung im Mai: Kartoffelstärke und Kartoffelmehl, trockene Superior 19,00—19,50 M. „ „ Prima 18,50—19,00 „ ,, ,, abfallend Prima . . . 17,50—18,00 „ Kapillarsirup, prima weiß 44° 23,50—24,00 „ Stärkesirup, prima halbweiß 21,50—22,00 „ Kapillarzucker, prima weiß 22,50—23,00 „ Dextrin, prima gelb und weiß 25,25—25,75 „ Die Preise gelten für die ,100 kg bei ersten Kosten in Posten von mindestens 10 000 kg.