Volltext Seite (XML)
1080 PAPIER-ZEITUNG Nr. 32/1914 zur Aufnahme des entleerten Kocherstoffes. An Stelle des teuren, sauberen Plattenbelages wird auch die Herstellung der Wände in wasserdichtem, blau gebügeltem Zement-Verputz benutzt. Die Hauptsache für die Haltbarkeit der Bassins und der Glätte ihrer Wände bleibt aber nach wie vor die gut auswaschene kalte Kocher stoffleerung. In der Holzputzerei haben sich bei der Beförderung des Holzes zu den Silos an Stelle der Elevatoren die Blechrohrleitungen mit elektrisch angetriebenen Exhaustoren eingebürgert; der einfache Gurttransport ist aber der billigste geblieben: Der Betrieb der Exhaustoren ist wegen ihres großen Kraftverbrauches viel zu teuer. In Schweden und Norwegen hat sich das Putzen des Holzes durch Sandgebläse weiter eingeführt. Bei den letzten Konzessionserteilungen für große Zellstoff fabriken, die an Flüssen mit mehr als 500 Kubikmeter sekundlicher Wasserführung liegen, wurde neuerdings gefordert, daß die Ablaugen neutralisiert, in großen Behältern abgekühlt und vollständig von Fasern befreit werden müssen, bevor sie diesen Strömen zugeführt werden dürfen. In den fortgesetzten, auf die industrielle Verwertung der Sulfit ablaugen gerichteten Bemühungen sind beachtenswerte Fortschritte nicht gemacht worden. 100 kg trocknes Holz ergeben rund 50 kg Zellulose; die andere Hälfte des Holzes, also gegen 50 kg, gehen als organische Substanzen in den Ablaugen fort. Daraus resultiert, daß die Gesamterzeugung an trockener Zellulose ziemlich gleich der Gewichtsmenge an organischen Stoffen ist, die beim Koch betriebe gelöst, verloren geht. Bezüglich Unschädlichmachung der Ablaugen möchte ich bemerken, daß die bei Konsenserteilungen oft geforderte Verdünnung der Ablaugen im Verhältnis 1: 3000 oder 1 : 2000 mit die Folge gewesen ist, daß neue Fabriken an die großen Ströme verlegt wurden, weil bei diesen eine größere Gewähr für die Einhaltung der geforderten Verdünnung gegeben war. Das ist ganz natürlich, aber alle Fabriken können deshalb nicht an großen Flüssen liegen, und es müssen auch noch andere Gesichts punkte in Betracht gezogen werden. Ich möchte bei einem Ver gleich der Wirksamkeit von großen und kleinen Flüssen doch auch zugunsten der letzteren hervorheben, daß die Geschwindigkeit kleiner Wassermengen wesentlich erfolgreicher auf die Ablaugen ein wirkt als die großen Wassermengen, die. oft ihres trägen Laufes wegen die Ablauge an den Einlaufstellen stagnieren und gären lassen, bevor sie fortgespült werden. Der lebhafte Lauf kleiner Gebirgsflüsse bewirkt vermöge höheren Sauerstoffgehaltes schnellere Oxydierung der Ablaugen als bei großen Flüssen. Auch t'rägt der im allgemeinen größere Kalkgehalt dieser kleinen Flüsse zur Ab sättigung der freien Säure viel bei. Dieser Punkt sollte bei Konsens- Erteilungen für kleine und mittlere Fabriken gebührend berück sichtigt werden. Bei Gründungen von Zellstoffabriken ist der wichtigste Punkt die Beschaffung des Holzes. Ein Bestand gleich dem Jahres verbrauch ist die mindeste Anforderung, wenn man darauf halten will, gleichmäßige Ware herzustellen, aber zugleich ein Gebot der Notwendigkeit für den Fall, wenn durch irgend welche Ereignisse der Weg aus den Holz ausführenden Ländern verlegt wird. Die Frage der Holzbeschaffung erfordert zu ihrer Lösung nicht nur gute und dauernde Personalverbindungen im Auslande neben gründlichen Kenntnissen der Gebräuche, Sitten und Sprache des betreffenden Landes, sondern auch große Geschicklichkeit im Handeln, Mut und Entschlossenheit im Kauf, da nur zu rechter Zeit, am richtigen Ort und mit großen Kapitalien nutzbringende, die Zukunft des Unternehmens sicherstellende Abschlüsse und Ankäufe gemacht werden können. Hand in Hand mit der Beschaffung großer Holzmengen geht natürlich auch der Erwerb entsprechend großer Fabrik-Holzplätze. Das in Rußland oder Finnland gekaufte Holz konsolidiert unsere Fabriken nur zum Teil; die Hauptsache bleibt aber doch, daß genug Holz auf dem Platze steht, wenn man irgend welchen, zeitlich ein tretenden Holzbezugs-Schwierigkeiten verlustlos aus dem Wege gehen will. Noch ein Wort mit Bezug auf den Bau von Zellstoffabriken. In erster Linie ist es erforderlich, zu wissen, wie die Grund- und Bodenverhältnisse der ins Auge gefaßten Baustelle beschaffen sind. Umfangreiche Fundierungen bei schlecht tragendem Grund ver schlingen viel unproduktives Geld, führen zu Ueberschreitungen des Kostenanschlages und sind die stete Quelle des Unbehagens. Wer Zellstoffabriken baut, muß sich vorher darüber klar sein, ob sein Fabrikat gewöhnliche Handelsware oder Spezial-Qualitäten darstellen soll. Auf der einen Seite erwachsen aus mangelhafter Prüfung dieser Fragen später große Enttäuschungen, auf der anderen Seite belasten Nachschaffungen feiner Holz- und Stoff-Sortierungen etc. in. nicht geringer Weise das Anlagekapitalkonto. ' Die moderne Bauart schreibt Eisenbeton vor. Nicht mit Un recht genießen solche Fabriken aus Stein und Eisen ganz erhebliche Prämiennachlässe bei ihren Feuerversicherungsgesellschaften. Armierter Beton hat sich auch bei Innenbauten für die Herstellung von Sandfängen, Bütten, Wannen, Podesten, Trögen etc. vorzüglich bewährt; geringe Außenmaße dieser Ausführungen brachten günstige Raumausnützung. Holzsilos über den Kochern mit 10 m Durch messer, 200 Raummeter Holz fassend, sind nichts Ungewöhnliches mehr. Die Ausfachung in Kalksandsteinen gibt den Bauten ein vor nehmes solides Aussehen. Die Zeiten sind vorüber, Zellstoffabriken in Fachwerk auszu führen und ihnen in der Angliederung an bestehende Papierfabriken einen mehr als bescheidenen Platz für ihr Dasein zuzuweisen. Moderne Zellstoffabriken kosten viel Geld, verlangen solide Aus führungen, Ellenbogenfreiheit nach allen Richtungen, möglichsten Ausschluß jeder Fabrikationsstörung durch Uebertragung eines Brandes, Hochwassei, Verkehrshindernisse usw. Aber auch die Rücksichtnahme auf die hohe Zahl der beschäftigten Personen, in Sonderheit der mit großen Mühen und Kosten herangezogenen geübten Arbeitskräfte zwingt zu dieser Sicherstellung des Betriebes. Musterhaft organisierte Feuerwehren, schmucke Wohnhäuser und Wohlfahrtseinrichtungen aller Art fehlen heutzutage in keiner modernen großen Anlage. So marschieren die Zellstoffabriken mit an der Spitze der gewerblichen Unternehmungen und werden diesen Ehrenplatz zweifellos auch weiter behaupten. * * * Druckfehler-Berichtigung. Im Vortrag „Fortschritte in der Sulfitzellstoffabrikation 1909" im Bericht der Hauptversammlung 1909 auf Seite 106, Absatz 2 soll es heißen .... „Die im Turm nicht absorbierten Frischgase gehen durch die Abzugsleitung nach dem Schornstein“. . . . nicht „Die im Freien nicht absorbierten Frischgase gehen durch die Abzugsleitung nach dem Schornstein“. Fortsetzung des Hauptversammlungsberichts folgt. Papierstoffmarkt Göteborg, 8. April 1914 Holzschliff Der Markt ist, was Schweden betrifft, in der ver gangenen Woche vollständig leblos und, soweit uns bekannt, ohne jeden Umsatz gewesen. Infolge der kritischen Lage, in der sich die Papiermacherei befindet, dürfte unter den Papierhersteilem für die nächste Zeit kaum große Kauflust zu erwarten sein. Zellstoff In Sulfitstoff sind mehrere Verkäufe für sofortige Lieferung zu unveränderten Preisen abgeschlossen worden, d. i. zu 8. 7. 6 bis 8. 12. 6 Lstr. fob Ausfuhrhafen für leichtbleichenden und zu 7. 10. 0 bis 7. 15. 0 Lstr. fob für starkfaserigen Sulfitstoff einschließlich des gewöhnlichen Skontos und der Vertreterprovision. Infolge der vielen Neuanlagen für Sulfatstoff hat wesentliche Preisermäßigung für Sulfatstoff stattgefunden, die recht bedeutende Verkäufe für künftige Lieferung mit sich gebracht hat. Die Preise hierfür waren, wie wir erfahren, für Lieferung 1915 und folgende Jahre etwa 6. 15. 0 bis 7. —. — Lstr. fob Ausfuhrhafen für leicht bleichenden und 6. 10. 0 bis 6. 15. 0 Lstr. für starkfaserigen Sulfat stoff einschl. Skontos und Vertreterprovision, bg. („,Affärsvärlden") New York, 1. April 1914 Holzschliff. Der Markt' ist ohne besonderes Leben. Einige Holzschleifer haben Vorratsware zu Preisen verkauft, die etwas unter den Marktpreisen liegen, um das Schleifen fortsetzen zu können, ohne die Vorräte zu vergrößern. Die Posten hatten sich angehäuft, weil kleinere Verbraucher gebeten hatten, weitere Versendungen erst nach dem 1. April vorzunehmen. Neue Abschlüsse werden nicht unter 16% Dollar die amerikanische Tonne, trocken gedacht, ab Schleiferei getätigt. Gebleichter Sulfitstoff. Der Markt ist sehr ruhig. Die Papier fabriken nehmen Stoff in üblichen Mengen ab. Die Nachfragen für neue Abschlüsse haben bis jetzt zu keinem Geschäft geführt. Die Preise behaupten sich. Ungebleichter Sulfitstoff. Obwohl Preiserhöhung von Groß britannien her gemeldet wird, ist hier keine Veränderung einge treten. Ware wird nur auf Abschlüsse bezogen. Der Verbrauch hat sich etwas gehoben, trotzdem laufen nur wenige Anfragen für neue Abschlüsse ein. Die Papierfabrikanten meinen, daß der Preis für Sulfitstoff fallen wird. Sulfat- und Kraftstoff. Für vorrätige Posten ist die Nachfrage lebhaft, aber es werden wenig Verkäufe abgeschlossen, da es an Ware fehlt. Die Versendungen nach den Papierfabriken haben den üblichen Umfang. Anfragen für neue Abschlüsse mehren sich. Einige Lieferungsverträge wurden zu Marktpreisen abgeschlossen. Der Preis für vorrätige Posten wird etwas höher gehalten als der Abschlußpreis. Einige Einfuhrhäuser fordern 1,87% bis 2,05 Cent für das englische Pfund.