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1078 PAPIER-ZEITUNG Nr. 32/1914 praktische Tätigkeit zur leichteren Auffassung des Gebotenen ver hilft. Wer keinen Kaufmannsgeist in sich hat, kann freilich auch durch die Schule nicht zu einem „königlichen Kaufmann" gemacht werden. Aber zum Vorwärtskommen hilft ihm die Hochschul bildung doch. Wenn jemand von Haus aus bemittelt ist, so gibt es für ihn ja viele Mittel, bevorzugte und leitende Stellungen zu erlangen. Ein Kaufmann aber, der ohne nennenswertes Vermögen und ohne größeren Bekanntenkreis, nur gestützt auf seine Zeugnisse, eine bessere Stelle erstrebt, muß besonderes Glück haben, wenn bei der großen Anzahl von Bewerbungen, die für einen solchen Posten eingehen, die Wahl auf ihn fällt. Kann er aber guten Zeugnissen aus der Praxis ein Hochschulzeugnis beifügen, so wird allein dies die Aufmerksamkeit .des Geschäftsherrn auf ihn lenken, und wenn er sonst geeignet ist, so kann er auf Berücksichtigung rechnen. Ich besitze aus meinen früheren Stellungen die besten Zeugnisse und bekleide seit Jahren in einer mittleren Packpapierfabrik eine verantwortungsreiche Stellung. Die Verhältnisse bringen es aber mit sich, daß es nicht nötig ist, mir-Prokura zu erteilen, und da ich die Erfolge in meiner jetzigen Stellung nicht durch Empfehlungen nachweisen kann, so wird es mir außerordentlich schwer eine andere Stellung zu erhalten. Ich beziehe jetzt einen Gehalt, der es nicht zuläßt, daß ich mich um kleinere Stellen bewerbe. Reiche ich aber meine Bewerbung um die in der Papier-Zeitung und anderen Fach blättern ausgeschriebenen Stellungen für Prokuristen, Geschäfts leiter und Direktoren ein, so fehlt mir die Unterstützung von Empfehlungen. Mit einem Zeugnis von einer Hochschule hätte ich sicher schon einen mir zusagenden Platz erhalten. Kaufmann Darmhändler als' Verderber der Papierpreise Vom Rhein Es dürfte Ihnen bekannt sein, daß Händler in Metzgereibedarf auch für Metzgereien benötigte Papiersorten führen, dieses Papier als Lockspeise anbieten und dadurch dem Papierhändler das Ge schäft mit Metzgereien fast unmöglich machen. Zur Beleuchtung eines solchen Falles überreiche ich Ihnen ein Muster von sat. imit. Pergament, das der Händler mit Metzgerei bedarf zum Preise von 35 M. die 100 kg bei einem Bezüge von 25 kg verkauft hat, geschnitten in der Größe des beiliegenden Musters (20 x 23 cm). Meines Erachtens sollten die Papierfabrikanten solchen Händlern kein Papier verkaufen. Großhändler Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Zum Mitgliederverzeichnis Siehe Nr. 31 S. 1048 Als Mitglied hat sich gemeldet: Herr Paul Schulte, Düsseldorf, Haroldstr. 25. Mitgliederzahl: 481. * * * Band 5 der Schriften des Vereins: Beiträge zur Kenntnis des Zellstoff-Kochverfahrens nach System Mitscherlich von Dr.-Ing. Norbert Bernheimer. Verlag C. F. Müller’sche Hofbuchhandlung m. b. H., Karlsruhe i. B., Ladenpreis 4 M. 50 Pf.; Vorzugspreis 2 M. 50 Pf. und 20 Pf. Porto für Mitglieder obigen Vereins durch den Schriftführer S. Ferenczi, Berlin SW 11, Dessauer Str. 2. * * * Hauptversammlung am 5. und 6. Dezember 1913 im Papierhaus zu Berlin Fortsetzung zu Nr. 30 Fortschritte in der Sulfitzellstoffabrikation 1913, II. Teil Direktor Walter Sembritzki aus Voitsberg in Steiermark: Auf der Hauptversammlung unseres Vereins im Jahre 1909 habe ich über „Fortschritte in der Sulfitzellstoffabrikation" gesprochen, der heutige Vortrag bildet eine Fortsetzung meiner früheren Aus führungen. Ich bemerke, daß er unter denselben Verhältnissen geschrieben wurde und unter den gleichen Voraussetzungen von mir gehalten wird. Von theoretischen oder historischen Betrachtungen habe ich durchweg Abstand genommen, dafür will ich aber mehr für die Praxis brauchbare Neuerungen und Erfahrungen bringen, die in den letzten Jahren allerorts gemacht wurden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die rationellste und ökonomischste Herstellung der SO,, in Kiesöfen für Feinkiese mit mechanischer Fortbewegung des Röstgutes erzielt wird. Der Ver- brauch von Feinkies auf Basis von 48 — 49 v. H. Schwefel beträgt heutzutage für 100 kg Zellstoff bei guter Wiedergewinnung, normalen Betriebsverhältnissen und bei ca. 1 v. H. Schwefel im Abbrand: 19 bis 21 kg. Ob es ratsam ist, bei einer modernen Neuanlage von 100 Tonnen Tageserzeugung nur ein einziges Aggregat mit der Leistung von 8 Herreshoff-Oefen aufzustellen, bezweifle ich, da der Anfangs betrieb oft mit großen Schwierigkeiten und Ueberraschungen ver bunden ist. Es läßt sich wohl leichter, auch wirtschaftlicher ein Herres- hoff-Ofen von 2500 kg abstellen und wieder in Betrieb setzen als ein großer Wedge-Ofen von 20 Tonnen Kies-Beschickung. Bei Erweiterungen bestehender Großbetriebe wird er jedenfalls ganz angebracht sein und vermöge seiner großen Leistungsfähigkeit die kleineren Ofentypen nach und nach verdrängen. Die be kanntesten , gangbarsten und ausgiebigsten Feinkiessorten sind unter anderen Kassandra- und Bossmo-Kiese; erstere von gröberem Korn, kupferfrei, griechischer Herkunft mit 23 g Selen auf die Tonne, letztere von wesentlich feinerer Körnung, etwas kupfer haltig, norwegischer Abkunft mit 29 g Selen auf die Tonne. Dem gegenüber haben Rio-Tinto- Kiese 50 g Selen auf die Tonne. Der Kassandra-Kies stammt von der Halbinsel Chalkidike in dem von Griechenland neu erworbenen mazedonischen Gebiet, und zwar von der Ostküste dieser Halbinsel, teils aus der Bucht von Hierissos, teils vom Golf von Rendina und am Fuße des Berges Athos. Wenn wir mit einem Preise von 23 M. per Tonne Kies franko Fabrik rechnen, und den daraus gewonnenen Abbrand mit 675 kg in Rechnung stellen, wofür 6 M. zurückvergütet werden, so kosten die 100 kg Kies 1 M. 70 Pf., das sind auf 100 kg Zellstoff bei einem Verbrauch von 20 kg Kies 34 Pfennige. — Gegenüber dem rationellsten Schwefelverbrauch von 9 kg zu 9 Pf. = 81 Pf. beträgt der Unter schied auf 100 kg Zellstoff = 47 Pf. Bei einer Erzeugung von 100 Tonnen im Tag ergibt das eine Ersparnis gegenüber einer mit Schwefel arbeitenden Fabrik von 470 M. pro Tag, und aufs Jahr zu 360 Arbeitstagen gerechnet 170 000 M. Ein wesentlicher Fortschritt liegt in der Einführung, ausge- mauerter Holztürme. Da bei diesen Türmen durch Einwerfen und Rutschen von Kalksteinen keine Holzfasern mehr von den Dauben abgerissen werden können, so entstehen auch keine besonderen Verstopfungen auf dem Rost. Die säurefeste Ausmauerung erfolgt in Radialsteinen mit Nut und Feder und hat sich nach meinen Er fahrungen bestens bewährt. Sicher ist, daß die Lebensdauer solcher Türme wesentlich verlängert wird. Die Kosten eines Holzturmes dieser Art samt Anstrich und fertiger Aufstellung bei z. B. 40 m Höhe und 2 m Durchmesser betragen rund 9000 M. An Stelle der die Türme umgebenden Holzgerüste wurden in neuerer Zeit, besonders in Schweden, aus leichten Profileisen ausge führte, sehr stabüeGerüstkonstruktionen angewendet. Bevorzugt werden solche Eisengerüste von Zellstoffabriken, die an der See liegen, weil sie den dort herrschenden heftigen Stürmen geringere Angriffsflächen darbieten und auch ohne seitliche Verankerungen sicherer stehen als Holzgerüste. Ein gut deckender Anstrich ist für die Konser vierung des Eisens selbstverständlich erforderlich. Neuerdings wurden zur Ausscheidung von Kalk und Unrein heiten aus der Turmlauge auf dem Wege zu den Vorratsbehältern Schwemmrinnen angewendet, die durch Umstellen schnelles Reinigen gestatten und daher zur Entlastung der Laugenreservoire beitragen. An Stelle der üblichen Kolbenpumpen zur Förderung von Turmwasser für die Herstellung der SO, verwendet man elektrisch angetriebene Zentrifugalpumpen. Sie arbeiten auch bei 50 m Förder höhe zuverlässig und geben bei entsprechender Wartung kaum Anlaß zu Störungen. Die Verwendung von überhitztem Dampf für die direkte Kocherei hat den Vorteil, daß man dort eben trockenen Dampf empfängt, und in der Folge dessen die Säure nicht verdünnt, und in weiterer Folge nicht zu oft überzutreiben nötig hat. Andere Vorteile von den Eigenschaften des überhitzten Dampfes zu erwarten, halte ich für ausgeschlossen. Liegt das Kesselhaus vom Kochereigebäude z. B. 130 m entfernt und stellt man die Temperatur dieses Dampfes durch eingebaute Heißdampfregler auf 200 ° ein, so langt der Dampf entsprechend dem Temperaturabfall von %° pro laufenden Meter bei guter Isolation der Leitung mit 135° an der Verwendungsstelle an. Höhere Temperatur des trockenen Dampfes als 135° C an der Verwendungsstelle hat keine nennenswerten Vorteile ergeben. Bei direkter Kochung wird ja auch höher überhitzt eintretender Dampf sofort kondensiert, und bei der indirekten Heizung dürfte er als schlechter Wärmeleiter den Kochprozeß eher aufhalten als fördern. Selbstverständlich kommen für solche Leitungen nur nahtlose Mannesmann-Stahlrohre mit aufgewalzten schmiedeeisernen Bunden in Verwendung. Dampf mit 200 ° Ueberhitzung bringt unter Umständen die hart aufgelöteten Bordscheiben von Kupfer leitungen, wie diese auch selbst, zum Schmelzen — also Vorsicht! Die Entnahme des Kochdampfes aus separaten Großwasser raum-Kesseln für niedere Spannung ist zweckentsprechender als den 15—18 atmosphärigen Betriebsdampf der jetzt üblichen Wasser-