75 Kluge-Berlin bittet ums Wort zur Geschäftsordnung und betritt bereits die Rednerbühne, der Vorsitzende Dr. Lion verweigert ihm jedoch das Wort. Dorner-Berlin beantragt vom Platze aus unter vielseitiger Zustim mung namentliche Abstimmung, der Vorsitzende Dr. Lion weist den An trag indessen mit der Bemerkung zurück, namentliche Abstimmung halte zu lange auf. Infolgedessen wird die Versammlung unruhig. Aus dem Stimmgewirr wird der Ruf verständlich: „Dürfen die Damen mit- stimmen?“ Vorsitzender Dr. Lion erklärt, die an der Versammlung beteiligten Damen seien berechtigt, sich auch an den Abstimmungen zu beteiligen, denn das Amt der Turnlehrerinnen stehe in gleichem Range mit dem Amte der Turnlehrer und ausserdem hätten die Damen ihre Festkarten ebenso bezahlt wie die Herren. Diese Entscheidung steigert die Erregung der Versammlung noch mehr, es gelingt erst nach längerer Zeit, die Ruhe so weit herzustellen, dass eine nochmalige Abstimmung vorgenommen werden kann. Bei der letzteren überzeugt sich das Bureau unter Zuziehung des Antragstellers Dr. J. Hermann- Berlin, dass die unzweifelhafte Mehrheit für die Ablehnung der die Organisation betreffenden Anträge stimmt. Die Minderheit war bei dieser zweiten Abstimmung jedoch nur wenig schwächer, als die Mehrheit. — Es bleibt also bei der alten Organisation, wenn dieselbe überhaupt als eine solche bezeichnet werden kann. Der Tages-Ordnung gemäss folgt sodann: Vortrag, über das Turnen in den Schulen, in den Vereinen und beim Militär von Wilhelm Krampe, Oberturnlehrer und Direktor des städtischen Turnwesens zu Breslau. Meine Damen und werte Kollegen! Wenn ich um die Erlaubnis gebeten habe, hier einen Vortrag halten zu dürfen über das Turnen in den Schulen, in den Vereinen und beim Militär, so ist es richtig, was schon gestern von dieser Stelle hervorgehoben worden ist, dass der Ge genstand meines Vortrags in Zusammenhang steht mit demjenigen, was die Herren Dr. Angerstein und Direktor Dr. Kloss gestern in ihren Vorträgen zum Ausdruck gebracht haben. Wenn nun die genannten Herrn vor mir gleichsam die Ernte abgeschnitten haben, so bleibt mir eigentlich nur übrig, dass ich als Ährenleser hinter ihnen her über das Stoppelfeld gehe;