49 wollte nämlich das Turnen von der weit entfernten Hasenhaide fort in mehrere näher gelegene Plätze verlegen und dasselbe zu den Schulen und ihren Leitern in unmittelbare Beziehung bringen: ein Standpunkt, den ja auch wir einnehmen und verteidigen, Jahn sollte nun seine An kündigung in den Zeitungen zurücknehmen, das wollte Jahn nicht und machte gegen die von der Kgl. Regierung beabsichtigte Turnsperre „dringende Vorstellung“. Später wurde am 2. Januar 1820 durch Ministerial- Verfügung allerdings das Turnen vorläufig aufgehoben oder gesperrt, aber doch nur in Preussen und auch hier im Grunde nur der Name „Turnen“ verboten; denn der Betrieb der Leibesübungen wurde nach wenigen Jahren wieder Eiselen gestattet und 1826 für die Seminare sogar wieder empfohlen. So hat also die Turnsperre in dem Sinne, in welchem sie gewöhnlich ver standen wird: gänzliches Aufhören der Leibes- oder Turnübungen bis 1849 in Wahrheit nicht bestanden. Ich muss noch auf eine zweite Bemerkung von Dr. Angerstein zurückkommen. Er meint, dass man durch Wande rungen den Sonntag nicht entheilige. In den Jahren 1816, 1817, 1818 machte Jahn fast regelmässig im Sommer Sonnabends mit seinen Schülern Nachtmärsche, trieb nächtliche Spiele, Sonntags Morgens aber wurde un wandelbar dem Gottesdienst und der Predigt, besonders von Schleiermacher beigewohnt*). Von Direktor Dr. Kloss ist sodann meines wegen mangelnder Zeit nicht zu Ende geführten Vortrages auf der Philologen-Versammlung zu Stettin im September 1880 gedacht worden. Es kamen nur drei Thesen zur Besprechung: 1. Der Turnunterricht an höheren Schulen erstreckt sich für alle turn fähigen Schüler gleichmässig auf den Winter und den Sommer. 2. Es ist dahin zu streben, dass jede höhere Anstalt, besonders jede stark besuchte höhere Anstalt ihre eigenen Turneinrichtungen (Turn halle und Turnplatz) besitze. 3. Der Turnunterricht, besonders in den untern und mittleren Klassen, ist ein Klassenunterricht mit festen Klassenzielen und wird vom Turnlehrer selbst erteilt. Dagegen ist es zulässig, zumal bei ge ringerer Schülerzahl die oberen Klassen zu kombinieren und beim *) Vergl. Friedrich Ludwig Jahn. Sein Leben und Wirken von Dr. Carl Euler u. s. w. S. 574; und 515 über die Turnsperre. Vergl. auch Geschichte des Turnunterrichts von Prof. Dr. C. Euler in Kehrs Geschichte der Methodik des deutschen Volksschulunterrichtes III. S. 293. 4