lehrer erst dann von Erfolg- sein, wenn sie damit nicht allein dastehen, sondern von den Direktoren und den übrigen Lehrern der betreffenden Schulen nicht blos theoretisch, sondern auch werkthätig unterstützt werden. Die Thesen, welche sich aus unseren Betrachtungen ergeben und der 9. Versammlung deutscher Turnlehrer zur Diskussion und Beschlussfassung anheim zu stellen wären, würden sich etwa also fassen lassen: 1. Für den Turnunterricht der Schulen ist unter Zugrundelegung der Spiessschen Turnunterrichtsweise das Klassenturnen unter unmittel barer Leitung des Turnlehrers in erste Linie zu stellen. 2. Erst nach Erreichung der bestimmten Klassenziele für eine gleich mässige turnerische Durchbildung der einzelnen erhalten namentlich für obere Klassen der Schulen das Riegen- und Vorturner System und das freiere Kürturnen ihre Berechtigung. 3. Turnspiele und Turnfahrten bilden eine notwendige Ergänzung der deutschen Turnschule. 4. Für diese gedeihliche Erweiterung des Turnunterrichtes ist die dem Turnen gegenwärtig bei den Schulen eingeräumte Zeit zu knapp und unzulänglich, und sind deshalb Schritte bei den Schulverwaltungen einzuleiten, um die Turnzeiten zu vermehren.“ — — — Beide Vorträge von Dr. Ed. Angerstein und Direktor Dr. M. Kloss werden hiernach gemeinschaftlich zur Diskussion gestellt. Prof. Dr. F. Voigt-Berlin: Die beiden Vorträge machen auf mich den Eindruck, als ob sie einander widersprächen und zum teil ganz ent gegengesetzte Gedanken enthielten. Der erste Redner nämlich hat an gedeutet, dass wir auf einem falschen Wege seien uud dass vieles ganz anders werden müsse, der andere aber hat davon gesprochen, dass wir uns auf dem richtigen Wege befänden, wenngleich manches verbessert werden könne und nicht alles in Ordnung sei. Ich muss nun zunächst sagen, dass Dr. E. Angerstein vieles vorgebracht hat, was mir mit dem nicht übereinzustimmen scheint, wie die Sache in Wirklichkeit liegt. Wenn diese Klagen vor 15 Jahren laut geworden wären, dann würde ich sie allerdings unterschrieben haben, denn dazumal hat sich in der That eine Richtung breit gemacht, die das Turnen in der Art betreiben wollte, dass es zum reinen Schulunterricht wurde und eine irgendwie bedeutende Stellung gar nicht mehr einnehmen konnte. Heut aber steht das anders und darum muss ich Dr. Angerstein widersprechen. Ich bin gewiss ein genommen für die grosse Bedeutung des Turnens, bin nicht nur wissen schaftlicher Lehrer, sondern habe auch einen grossen Teil meiner Zeit und Kraft dem Turnen an der Schule, wie in den Vereinen gewidmet.