Es muss nach allseitiger Beobachtung mit Bedauern eingestanden werden, dass der Turnunterricht bei unserer Jugend nur entschiedener Abneigung begegnet, welche bezeichnender- und betrübenderweise mit dem zunehmenden Lebensalter und in den höheren Klassen wächst. “ 4. „Die neuerdings erbauten Turnhallen sind für Gemeinübungen viel zu klein, sie fassen 50—60 Schüler, gestatten also nur das gleich zeitige Turnen einer, höchstens zweier sich' nahestehender Klassen. “ 5. „Im Sommer ist der gemeinsame Turnplatz um so nachdrücklicher zur Vereinigung aller Schüler und zur Zusammenordnung älterer und jüngerer in einer Riege zu benutzen.“ 6. „Es soll nicht der grosse Wert der Sorgfalt verkannt werden, welche bei einem so gearteten Turnunterrichte dem Einzelnen zugewendet werden kann; derselbe bedarf aber dringend der Ergänzung und Be lebung durch solche Anordnungen, welche dem Triebe nach Freiheit, Gemeinschaft, geselliger Berührung und Hilfeleistung unter den Schülern Vorschub leisten. Hierzu müssen sich aber die Turn spiele gesellen, welche leider bei uns unter dem straffen Gange des Unterrichts fast ganz in Abgang gekommen und doch in ihrem sitt lichen Werte für die harmonische Ausbildung der Schüler und zu ihrer wahrhaften Erholung und Stärkung von dem höchsten Werte und durch nichts zu ersetzen sind.“ — Es sind das lange noch nicht alle neuerdings lautgewordenen Stimmen in Sachen des Schulturnwesens; doch kann man annehmen, dass die An geführten im Namen vieler Gleichgesinnten gesprochen haben. — Viele der lautgewordenen Bemängelungen und Desiderien könnten vielleicht auch berichtigt und widerlegt werden, doch dazu ist hier nicht der Ort. Wir werden der Sache einen grösseren Dienst erweisen, wenn wir die Hauptpunkte jener philologisch-pädagogischen Wünsche einer ruhigen Prüfung unterwerfen und Mittel und Wege bezeichnen, durch welche man berechtigten Forderungen betreffs einer Reform des Turnunterrichts bei den Schulen entgegenkommen könnte. Dafür springen folgende Punkte in die Augen: 1. Man behauptet, dass der heutige Turnunterricht einen bedenklichen, vorwiegend methodisch schulmässigen Charakter angenommen habe, wodurch die Förderung sittlicher Kraft, sowie das Moment der Freiheit beeinträchtigt würden; 2. Eine nicht zu unterschätzende Minderheit der Schulmänner will nichts vom sogenannten Klassenturnen wissen und dagegen dem Kür turnen, dem Vorturner- und Riegensystem, sowie den Turnspielen den Vorrang lassen;