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die Schönheit der Natur geniesst und mit frohem Gesänge rüstig wan dernd unedleren und schädlichen Erholungen sich entzieht? Schliesslich frage ich also: Wohin sind wir mit dem frischen freien, fröhlichen Turnen gekommen? Und es muss geantwortet werden: Unsere armen Jungen sehen beim Turnen keinen grünen Baum mehr, ihnen lacht kein heller Himmel, keine frische Lebensluft weitet ihre Lungen, kein fröhliches Tummeln und Jauchzen auf weitem Plan im lebhaften Fang- oder Kampfspiel (Jagd, Barlauf, Ritter und Bürger) ist mehr möglich. Sie kennen kein rüstiges Wandern mit hell schallendem Gesänge. Wir führen sie in enge, staubige Säle, wohl auch Kellergewölbe, und der Turnunterricht in wöchentlich 2 Stunden, oder hie und da gar nur einer, gegen durchschnittlich 30 Sitzstunden in der Klasse, ist nur noch eine Schule, in welcher Bewegungsformen gelehrt werden, vielfach künstlich zusammengesetzte, durch abstraktes Denken gefundene, wenig anregende, weil die einfachen, anregenden Lebensformen durch die Enge des Raumes beeinträchtigt werden. Das Spiel, wo es noch vorkommt, ist ein zahmes Spiel im engen Kreise, (Katze nnd Maus, Komm’ mit, den Dritten abschlagen) geworden. Diese Spiele erreichen lange nicht die kräftige Anregung und leibliche Wirkung eines Kampfspiels in Feld und Wald. Ist dieses Turnen nun geeignet, „die verloren gegangene Gleichmässig keit der menschlichen Bildung wiederherzustellen, der Überverfeinerung in der wiedergewonnenen Männlichkeit das notwendige Gegengewicht zu geben und im jugendlichen Zusammenleben den ganzen Menschen zu um fassen und zu ergreifen?“ Nein, Nein! Ich habe gar nichts dagegen, dass die Schule das Turnen unter ihre Obhut nimmt; daun soll sie dasselbe aber auch nach den jetzigen Lebens verhältnissen gedeihlich gestalten und soll sich die Unbequemlichkeiten gefallen lassen, die für ihre sonstigen Verhältnisse daraus hervorgehen. In ähnlichem Sinne haben sich schon manche Stimmen ausgesprochen, nnd Manches ist auch bereits in meinem Sinne geschehen, wie ich nun weiter ausführen will. Rothstein kämpft gegen die Vielheit der Form, aber seine Einfach heit wird freilich zur Dürftigkeit, und ei’ wird in seiner Dürftigkeit lang weilig.' Er wählt mit Ling (von der Theorie ausgehend) die dürrsten abstrakten Elementarformen. Das ist keine richtige Lösung der Aufgabe. Auch Jäger geht von richtigen Grundgedanken aus, indem er das Gehen, Laufen, Springen, Werfen und Ringen als Hauptübungen empfiehlt 3*