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Anbetracht aller äusseren Verhältnisse — zweckmässig ist. So viel ist sicher (und das müssen auch die Gegner der Einfügung zugeben), dass durch dieselbe das Turnen eine Sicherheit und äusserliche Berechtigung erlangt hat, die ohnedies nicht eingetreten wären. Aber auch das ist sicher und müssen auch die Verteidiger der Einfügung zugeben, dass durch dieselbe der Turnbetrieb in mancher Be ziehung ungünstig verändert ist. Der Schulorganisation nämlich war die formell unterrichtliche Seite des Turnens mit ihrer straffen Disciplin der bequemste Teil des ganzen Turnens. Dieser schadete der Schule nicht, wenn sie ihn übernahm, unterstützte sie sogar. So wünschte die Schule, indem sie das Turnen aufnahm, dasselbe zu einem (blossen) formellen Unterrichtsgegenstand zu machen. Das ist aber viel zu wenig. Das Turnen soll ein Erziehungs mittel, leiblich und geistig wirkend sein, nur anknüpfend und ausgehend von leiblichen Thätigkeiten. — Für den formellen Turnunterricht aber brauchte die Schule nahe gelegene Räume. Die alten Waldturnplätze gingen somit mehr und mehr ein und an ihre Stelle traten enge Höfe und hauptsächlich Turnsäle und zwar meist kleine Säle. Der Turnsaal ist freilich für den geregelten Betrieb unentbehrlich, aber er allein ge nügt nicht. Wo nur oder hauptsächlich im Turnsaal geturnt wird, müssen die anregendsten einfachen Übungen, wie Laufen, Ringen, Stabspringen, Werfen fortfallen oder sehr eingeschränkt werden. Das ist sehr zu be dauern. Ausserdem ist ein Turnsaal immer staubig, und die in demselben enthaltene Luft der Gesundheit weniger zuträglich als die Luft im Freien. Dagegen waren die so schönen, Leib und Seele erfrischenden Wande rungen mit Gesang, die Spielfahrten in den Wald, die Schwimmfahrten und das Eisläufen der Schule unbequem, weil sie schwerer zu leiten und über haupt nicht ohne aktive Teilnahme der Lehrer — welche vielen Lehrern beschwerlich fiel — zu ermöglichen sind. Deshalb verhält sich die Schule kühl oder ablehnend dagegen. Die Turn- und Wanderfahrten aber müssen, wenn sie nützlich wirken sollen, oft (alle 14 Tage mindestens) vorge nommen werden, in der Art, wie sie unter der Leitung Bachs, Fleisch manns und einiger Gymnasiallehrer noch häufig mit Berliner Schülern ge macht werden. Nicht nur e i n e Turnfahrt während des ganzen Sommers ist zu machen, wie das hie und da geschieht; das ist ein Spott, den man mit der Sache treibt. Das macht den Schüler einmal müde und zieht ihm wohl gar eine Krankheit zu. Man müsste womöglich jeden Sonntag oder doch einen um den andern mit den Turnern ins Freie ziehen. Und wenn man meint, wie es auch stellenweise geschehen ist, dass dadurch der Sonntag entheiligt werde, so frage ich: Ist das Entheiligung, wenn man in reinster Freude